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von Boro » 3. September 2011, 11:36
Hallo Imago!
Ich müsste jetzt nachschauen, aber so weit ich mich erinnere, habe ich bei GÖSSWALD gelesen, dass bei Formica spp. (zuerst einmal nur die Waldameisen) Nester mit durchschnittlich größeren und kleineren Individuen vorhanden sind; also abgesehen von den nestinternen Unterschieden, die es innerhalb der Arbeiterinnenkaste fast immer gibt [mein letzter Fund v. Coptoformica cf. exsecta zeigte dagegen eine ziemlich einheitliche Größer d. Arbeiterinnen: [url]http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/44160-coptoformica-gesucht-und-gefunden.html][/url]
Durchschnittlich große Arbeiterinnen wurden monogynen und durchschnittlich kleinere Arbeiterinnen poygynen Nestern zugeordnet. Überprüfen kann man das heute gar nicht, da müsste man alle Nester gründlich durchwühlen u. zerstören.
Jedem Freilandbeobachter ist nun sicher aufgefallen, dass solche prinzipiellen Größenunterschiede auch auf Serviformica spp. zutreffen: Auch hier gibt es immer nestinterne Größenunterschiede bei Arbeiterinnen und auch hier sind die Kleinen bei den "bunten" Serviformica-Arten immer dunkler gefärbt.
Aber man findet eben auch Nester mit durchwegs ungewöhnlich großen Arbeiterinnen, ich habe im Steingarten ein fusca-Nest mit großen, rabiaten Tieren, alle über 7mm groß. Ebenso tauchen cunicularia-Nester mit großen, in diesem Falle fast ausschließlich grau gefärbten Tieren auf (hier fehlen interessanterweise die rötlichen Pigmentanteile auf Pronotum/Mesonotum, siehe SEIFERT S. 182, 21b) oder rufibarbis-Völker mit fast ausschließlich sehr großen Tieren zw. 7mm und 8mm, die alle ein vollkommen rot-oranges Mesosoma besitzen. Wenn man an F. clara denkt - bisher Fehlanzeige, es sind F. rufibarbis! [[url]http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/41062-farbvarianten-orange-ameisen-fotobericht.html][/url]
L.G.Boro
Jetzt stellt man sich die Frage, was ist die Ursache für derartige durchschnittliche Größenunterschiede: Ist es die Nahrungsbasis? Ist es das Fehlen v. Konkurrenz? Ist es das Habitat, die Besonnung od. die Höhenlage?
Nein, in unzähligen Fällen konnte ich feststellen, dass so unterschiedliche Nestpopulationen 10m auseinander liegen! Also, liegt der Analogieschluss nahe, dass wir ähnliche Voraussetzungen wie bei den sehr nahe verwandten Waldameisen annehmen dürfen. Natürlich müsste die Annahme erst überprüft werden, aber in der Realität lässt sich das schwer durchführen.
Nebenbei konnte ich bisher feststellen, dass die Polygynie (ohne Sicherheit, dass alle anwesenden Gynen reproduktiv sind!) bei F. fusca sehr häufig ist, auch bei F. cinerea u. F. fuscocinerea kann man oft mehrere Königinnen etwa unter Steinen sehen. Bei F. cunicularia fällt der Nachweis deutlich schwerer, weil die Art oft Erd/Hügelnester in Wiesen baut, bei F. rufibarbis ist mir - soweit ich mich erinnern kann - erst einmal eine zweite Königin untergekommen.
In der Haltung könnte man das jetzt nachprüfen: Ein fusca-Nest mit 4 Gynen und eines mit einer Königin. Nur, ich bin sehr skeptisch, was die Ergebnisse betrifft, in der Haltung wird man die Aufzucht solcher Völker nicht den Gegebenheiten in freier Wildbahn entsprechend abwickeln können.
L.G.Boro