Camponotus barbaricus
Camponotus barbaricus ist eine große Ameisenart aus der westlichen Mittelmeerregion. Trotz ihrer beeindruckenden Größe sind sie größtenteils scheue ruhige Riesen, die einfach zu halten sind, wenn man mit ihrem größteils nachtaktiven Lebensstil zurechtkommt. Verglichen mit nördlicheren Arten wie Camponotus herculeanus vermehren sie sich erstauntlich schnell und können - gute Bedingungen vorausgesetzt - innerhalb von anderthalb Jahren bereits auf ungefähr Tausend Arbeiterinnen anwachsen.
Aussehen/Färbung
Arbeiterinnen: 5-18 mm*, schwarzer Kopf (evtl. Rotanteil am Hinterkopf) und
Männchen: 16-18mm, schwarz, sehr schlank, lange Beine, kleiner Kopf
*es scheint die wirklich großen Arbeiterinnen werden erst nach mehrere Jahren produziert, wenn die Kolonie deutlich über 10.000 Arbeiterinnen besitzt (bei meiner Kolonie tauchten sie in Jahr 3 auf)
Verhalten
Ganz offensichtlich handelt es sich hier um nachtaktive Ameisen. Solange die Kolonie noch klein ist (weniger als 1000 Arbeiterinnen) sieht man sie tagsüber nur sehr selten draußen, wenn man ihre Arena nicht gerade mit einem Tuch abdeckt - kommt man damit nicht zurecht, sollte man sich lieber eine andere Ameisenart aussuchen.
Sie sind sheu und vorsichtig - im Gegensatz zu anderen Ameisen, wie z.B. Lasius niger, werden neue Areale nicht sofort erkundet und in Besitz genommen. Selbst wenn man ein neues Nest direkt an das vorhandene anschließt dauert es Stunden bis das neue Gebiet erkundet und Tage bis es in Besitz genommen wird. Die Arbeiterinnen nehmen gerne jeden Hohlraum in der Anlage ein, aber graben nicht großartig, solange der Nestraum ausreicht.
Bei größeren Kolonien kann man dutzende bis hunderte Arbeiterinnen beobachten, die in kleineren und größeren Gruppen im offenen sitzen - das macht es sehr einfach schöne Bilder aufzunehmen. Die großen Majore kommen tendenziell nur nachts aus ihren Verstecken, erst bei sehr großen Kolonien sieht man sie auch tagsüber. Generell ist nachts deutlich mehr los als tagsüber.
Obwohl die Ameisen wunderbar von toten und frisch getöteten Futtertieren leben können, sind die Arbeiterinnen durchaus in der Lage aggressing Fliegen und verletzte Arthropoden zu jagen und zu erlegen. Vorsicht ist angebracht mit größeren gut gepanzerten Tiere wie Heuschrecken und Heimchen (Acheta
Wenn es zu einem Ausbrucht kommt - keine Panik. Normalweise werden die Arbeiterinnen langsam und vorsichtig die Umgebung um die Ausbruchsstelle erkunden und solange man sie nicht in Panik versetzt (in dem Fall wird man sofort merken, dass sie erstaunlich schnell rennen können) ist es ziemlich einfach sie vorsichtig in eine Richtung zu schieben, auf ein Stück Pappe laufen zu lassen oder ein kleines Gläschen über sie zu stülpen (häufig laufen die Ameisen dann an der Glaswand hoch und man kann sie zurück in ihr Becken setzen). Tatsächlich sind Camponotus barbaricus in der Regel so ruhig, dass man sie ohne Probleme auf einen Finger/die Hand nehmen kann. Mit aufgeregten Arbeiterinnen sollte man das allerdings tun, v.a. nicht mit den großen
Camponotus barbaricus haben eine Art "Stufensystem" in Bezug ihres Verhaltens relativ zur Koloniegröße. Das Verhalten kann sich wenn die Kolonie wächst sehr deutlich und dauerhaft verändern, von einer Nacht auf die andere - plötzlich sind deutlich mehr Arbeiteinnen draußen als zuvor, bestimmte Futtertiere werden auf einmal aggressiv angegriffen, es werden Außenposten in Wasser-RGs etabliert, aus Außenposten werden Satellitennester, Ameisen sitzen nachts in größerer Zahl vor dem Nesteingang, später auch tagsüber, etc.
Ernährung
Kohlehydrate/Zucker
Camponotus barbaricus lieben dünnflüssige Zuckerlösungen , alles was zu zäh ist wird nur widerwillig oder überhaupt nicht angenommen. Die Arbeiterinnen trinken bereitwillig Hühnersuppe, aber verschmähen puren Honig/Ahronsirup, solange etwas flüssigeres irgendwo in der Anlage zur Verfügung steht. Zuckerwasse (4:1) und verdünnter Ahronsirup (4ml Ahronsirup + 10ml Wasser oder 2ml Ahronsirup + 2ml Glucosepulver + 10ml Wasser) werden sehr gut angenommen.
Protein
Wie beim Zucker mögen die AMeisen ihr Futter flüssig. Frische Insekten (Heuschrecken, Grillen, Fliegen, Schaben, Mehlwürmer, Wachsmottenlarven) sind im Prinzip breiige Flüssigkeit unter ihrer harten Schale und ideal, gefrorenen Insekten werden ebenfalls angenommen, aber nicht immer mit derselben Begeisterung.
Nassfutter for Katzen wird gerne angenommen (hängt allerdings von der Sorte ab, alles mit Thunfisch und Schrimps scheint am beliebtesten zu sein), allerdings verwerten die Arbeiterinnen nur die Soße (bzw. das Jelly), die Fleischborken werden abgeleckt bis sie komplett trocken zurückbleiben oder auf dem Müllhaufen landen. Es gibt auch Flüssigfutter für zahnlose/kranke Katzen mit wenig festen Bestandteilen, das wird von den Ameisen sehr zügig aufgeleckt.
Superwürmer und abgekochte Insekten scheinen nicht sehr beliebt zu sein, hin und wieder essen sie gerne Schrimps und Fruchtfliegen.
Manchmal essen sie auch Jelly, aber nicht mit demselben Elan wie anderes Futter. Generell sind Jellies sehr glücksabhängig, manche Sorten werden verwertet, andere komplett ignoriert.
Kleine Kolonien können sehr pingelig mit dem Futter sein und bevorzugen weichhäutige Insekten, da die schmalköpfigen Pygmäen und Minore mit sehr schwachen Kiefern ausgestattet sind. Wenn eine Jungkolonie nur Fruchtfliegen und kleine Spinnen annimmt muss man sich keine Sorgen machen, sobald die ersten größeren Arbeiteinnen auftauchen sollte sich das ändern.
Entwicklungsdauer
Bei 25°C
Arbeiterinnen: 2-3 Monate/8-12 Wochen
Ei -
Bei 28-30°C
Arbeiterinnen: 1-1,5 Monate/4-6 Wochen
Ei -
Anmerkung: Sehr kleine Kolonien ziehen oft nur einen Teil der Eier gleichzeitig auf, der Rest bleibt in einer Art Ruhezustand und schlüpft erst wenn der erste Schwung
Informationen zur Haltung
Eignung für Anfänger: Ja, aber man braucht viel Geduld, da die Kolonie am Anfang nur ziemlich langsam wächst. Man sollte aber auch bedenken, dass die Kolonie nach einigen Jahren sehr groß wird. Vorausplanung ist wichtig.
Temperatur: Arena: 18 - 30°C (Zimmertemrperatur reicht aus), Nest: 25 - 30°C* (außerhalb des Sommers wird ein Heizkabel benötigt)
Feuchtigkeit: Arena: 30 - 50% (Raumfeuchtigkeit reicht aus), Nest: 40 - 60% (Raumfeuchtigkeit reicht aus wenn man ein Wasser-RG an das Nest montiert, sonst vorsichtig bewässern da die Art es eher trocken mag)
Geeignete Nesttypen: Sandlehm-Farm, Ytong, 3D-geruckte Nester (vorzugsweise mit einer Bodenschicht Sandlehm oder Mörtel in den Kammern). Die Art ist ziemlich trockenresistent, aber das Nest sollte dennoch über eine Wasserquelle verfügen, z.B. ein angeschlossenes Reagenzglas.
Formikariengröße: mindestens 30x20cm-Arena für Jungkolonien im Reagenzglas, später mehrere 60x30cm-Becken und viel Schlauch. Die aktuelle Größe der Anlage sollte sich an der Koloniegröße orientieren auf Dauer kann das ziemlich groß werden.
Formikarienequipment: Wärmequelle (Heizmatte, Heizkabel oder Wärmelampe).
Oberflächen: Camponotus barbaricus Arbeiterinnen können auf den meisten üblicherweise verwendeten Materialien problemlos laufen - Glass, Vinylschläuche, Sandlehmböden und Mörtel machen ihnen keine Probleme. Die Majore rutschen allerdings auf feinen Sandböden und generell sollten zu extreme Steigungen (über 30°) bei den Vinlyschläuchen vermieden werden, diese bereiten vor allem den älteren Arbeiterinnen Schwierigkeiten.
* Einige Ameisenshops geben 21-24°C, das ist definitiv zu kalt. Unter 25°C ist die Brutentwicklung stark verlangsamt. Anthouse ein spanischer Ameisenshop (die Art kommt aus Spanien) empfiehlt 30°C als ideale Nesttemperatur.
Meiner Erfahrung nach funktioniert ein Temperaturgradient von warm nach kalt am besten (einfach nur eine Seite des Nests beheizen), da die
Zusätzliche Haltungsinformationen
Die Art kann bei Raumtemperatur gehalten werden, profitiert aber enorm von einer Wärmequelle. Unter 24°C wird man kaum vernünftige Brutentwicklung sehen.
Kleine Kolonien sind nahezu ausschließlich nachtaktiv. Selbst mittelgroße Kolonien zeigen tagsüber nur geringe Aktivität.
Von Fütterung im Reagenzglas ist generell abzuraten - einige der Arbeiterinnen können extrem aggressiv werden und versehentlich aus dem Reagenzglas rennen und verlorengehen. Sobald erste Arbeiterinnen vorhanden sind sollte das Regenzglas in ein Becken gelegt und das Futter dort angeboten werden.
Die Ameisen sind relativ empfindlich für Vibrationen aber breuhigen sich auch schnell wieder. Sie können sich an bestimmte Vibrationen gewöhnen (z.B. Schritte oder Öffnen des Beckendeckels).
Kamera-Blitzlicht stört sie nicht, aber sie reagieren sehr stark auf andere Lichtquellen (Taschenlampe, Tageslicht). Rote Folie wirkt NICHT, wenn die Lichtquelle stark ist.
Bei schwachem roten Licht bleiben sie ruhig, solange sie Lichtquelle schwach ist, nicht schnell bewegt wird und nicht direkt auf das Nest scheint.
Die Kolonie kann in einem trockenen Nest gehalten werden, wenn man eine Wasserquelle direkt ans Nest anschließt (Wasser-RG oder integrierter Befeuchtungsturm).
Größere Kolonien lagern
Die Ameisen sollten NICHT zu einem Umzu gezwungen werden. Die Arbeiterinnen haben ein sehr gutes Verständnis der Koloniegröße, sowie ihrer aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse. Sie werden von selbst umziehen, wenn die Kolonie zu groß für das aktuelle Nest wird oder die Bedingungen zu schlecht sind, um
Reagenzgläser von 30x200mm Größe eignen sich hervorragend als Erstnest. Diese RGs sind groß genug, um einen sehr ausdauernden Wassertank bereitzustellen (ausreichend für 6-10 Monate), was den Vorteil hat, dass die Kolonie nicht umziehen muss bevor sie ein paar Dutzend Arbeiterinnen besitzt.
Das Vorderende sollte man mit Watte verschließen und einen großen Stohhalm als Eingang zwischen Watte und Glasrand schieben. Die Ameisen fühlen sich mit einem kleineren Durchgang nicht nur sicher, die Konstruktion verringert auch die Verdunstung und sorgt so dafür, dass der Wassertank deutlich länger hält.
Speziesinformation
Verbreitungsgebiet: Südeuropa (Spanien, Portugal, Sizilien, Malta and andere mediterrrane Inseln) und Nordafrika (Marokko, Tunesien, Algerien, Lybien)
Habitat: Bevorzugt offene Landschaften, aber meidet Wüstengebiete
Kolonieform:
Koloniegröße: mehrere 10.000 Arbeiterinnen
Koloniealter:
Gründung: claustral
Arbeiterinnenkasten: extrem polymorph mit
Nistplätze: unter Steinen und Totholz, selten reine Erdnester
Ernährung: Trophobiose, Zoophagie (Zuckerlösungen und Artropoden)
unter bestimmten Umständen kann die Ruhepause auch ausfallen (im Prinzip kann man sagen "wenn die Ameisen Lust haben").
Camponotus barbaricus hält keine echte
Schwarmflug: An warmen Sommertagen (Juni).
Taxonomie
-Familie: Formicidae/Ameisen (Latreille, 1809)
--Unterfamilie: Formicinae/Schuppenameisen (Lepeletier, 1836)
---Stamm: Camponotini (Forel, 1878)
----
-----Untergattung: Tanaemyrmex/schlanke Camponotus (Ashmead, 1905)
------Spezies: Camponotus barbaricus (Emery, 1905)
-------Bekannte Unterspezies: Camponotus barbaricus xanthomelas (Emery, 1905), Camponotus barbaricus eubarbaricus (Cagniant, 1970)
Ernährung
Eine Liste aller Nahrung die die Kolonie in der ersten zwei Jahren erhalten hat und wie sie darauf reagiert hat.
Größere Kolonien sind wesentlich weniger pingelig in ihrer Nahrungswahl, daher macht eine Auflistung für einen späteren Zeitraum nicht mehr viel Sinn.
Alle verfütterten Insekten waren gefroren (werden aber meist vor dem Verfüttern ein paar Minuten in warmes Wasser gelegt).
Nahrung wurde akzeptiert
Reaktion ist unterschiedlich
Abgelehnt (ignoriert oder entsorgt)
Nahrung wurde noch nicht gefunden (oder noch nicht angeboten)
Honig (pur)
Honigwasser (1:1)
Zuckerwasser (1:1)
Braunes Zuckerwasser (3:1/4:1)
Ahornsirup (pur)
Gefrorene Himbeerstückchen
Sunburst Ameisennektar
Kokosblütensirup
Zuckermelasse (verdünnt)
Agavendicksaft
Drosophila melanogaster ("Wildkolonie" aus der Küche) – in letzter Zeit scheinen sie andere Insekten zu bevorzugen und die Fruchtfleigen bleiben meist unberührt
Kleine Grillen (Box aus dem Tierladen)
Kleine Grassshüpfer in Scheiben (Box aus dem Tierladen)
Abgekochte Superworms (Box aus dem Tierladen)
Wilde Spinnen aus dem Garten/Wald (extrem beliebt)
Fleischfliegenpuppen (Box aus dem Tierladen)
Rote Mückenlarven (Fischfutter aus dem Tierladen) – werden manchmal angenommen, manchmal nit
Drosophila hydei (Box aus dem Tierladen)
Kolonieentwicklung
16. November '16
8. Januar '17
23. Januar '17
5. April '17
9. Juli '17
29. Juli '17
7. August '17
9. August '17
10. August '17 15
5. September '17
15. Oktober '17
27. November '17
28. Dezember '17
28. Januar '18