Saisonstart 2017 (März+April)
So langsam geht es von der Vergangenheit in die Gegenwart. Immerhin sind wir nun schon im aktuellen Jahr (2017), aber noch nicht im aktuellen Monat. Es ist ähnlich wie bei einer Filmvorführung, bei der manche schon wissen was kommt. Ich kann euch als jemand der den Film schon gesehen hat versichern, es wird spannend. Und es gibt Gerüchte, dass weitere Fortsetzungen bereits in Produktion sind, die selbst ich noch nicht zu Gesicht bekommen habe
.
Bereits Anfang März habe ich die Kolonie
Camponotus vagus ausgewintert, als erste meiner Kolonien. Wieder habe ich sie im Keller bei moderaten Temperaturen überwintert und sie haben sich selbst über eine Wassertränke mit Flüssigkeit versorgt. Es gab tatsächlich nur eine Wintertote zu vermelden.
Wie im letzten Update angesprochen, meinte ich zu spüren, dass die Kolonie nun an einer Schwelle sei, an der sie einen großen Entwicklungssprung nach vorne machen kann. Diesen in die Wege zu leiten war mein Antrieb. Ich hatte bereits lange überlegt wie ich ich die Kolonie unterbringen will wenn sie größer wird, und ich habe mich für eine Ameisenfarm mit Korkeinsatz entschieden. Schließlich treten
Camponotus vagus in Südfrankreich mitunter als Kork-Schädlinge zutage. Für mich Beweis genug, dass sie Kork sehr mögen.
Die zweite große Neuerung war eine Heizmatte. Diese ist an der Ameisenfarm angebracht. Ursprünglich wollte ich sie mit einer Zeitschaltuhr betreiben, aber bisher betreibe ich sie je nach Lust und Laune bis zu mehreren Stunden am Tag, oder auch schon mal gar nicht.
Der Umzug hat nach wenigen Tagen stattgefunden, die Heizmatte hat diesen Prozess mit Sicherheit sehr beschleunigt, denn sie hingen sehr am alten Nest, und haben es noch bis in den Mai hinein als Stützpunkt in der Arena genutzt.
So sah es Ende März aus:
Ein Teil der Ameisen verweilte stur im alten Holznest:
Der finale Umzug lief geordnet und zügig ab:
Ein typisches Verhalten bei Umzügen ist das Transportieren von Nestgenossen, welche den Weg zum neuen Nest noch nicht kennen - sie rollen sich zusammen und lassen sich bereitwillig transportieren. Gemütlicher geht es nicht
(unten links im Bild):
Bei so einem Umzug bekommt man auch mal Arbeiterinnen zu Gesicht, die sich sonst eher als Repleten im Nestinneren aufhalten:
Zwischenzeitlich herrschte reger Verkehr:
An dieser Stelle soll nicht unerwähnt bleiben, dass die
Königin sich noch ein paar weitere Tage Zeit gelassen hat. Hier heißt es Ruhe bewahren und die Heizmatte für sich sprechen lassen. Irgendwann hat sich auch ihre Majestät auf den Weg gemacht (habe leider kein Foto davon).
Im folgenden zwei Fotos von der Ameisenfarm (bei eingeschalteter Heizmatte ist von den Ameisen nicht viel zu sehen):
Die rote Folie ist nur angelegt, und lässt sich leicht abnehmen. Zwischen Heizmatte und roter Folie ist auch etwas Raum, so dass die warme Luft abziehen kann. Generell reagieren sie nicht heftig auf Lichteinfall, es ist eher ein genervt sein als eine panische Flucht.
Die Kolonie hat von Anfang an einen gesunden Appetit entwickelt, hier gibt es eine große Wanderheuschrecke als Futter:
Stets gerne genommen wurden auch Heimchen. Hier sieht man die Reste davon in der Brutkammer, zusammen mit vielen
Larven:
Es hat nicht lange gedauert und die ersten
Larven waren bereit sich zu verpuppen:
Etwa zwei Wochen später sah es dann schon so aus (wem die folgenden Bilder bekannt vorkommen, ich hatte sie seinerzeit bereits in Fotos und Videos des Tages veröffentlicht):
Wie man sehen kann war ordentlich Nachwuchs in den Startlöchern. Ein Anblick der auf eine fantastische Saison hoffen lässt.
Ein großer Anreiz für die Haltung von
Camponotus-Arten sind die majestätischen Majorarbeiterinnen. Bereits letzte Saison sind einige dieser wundervollen Geschöpfe meiner Kolonie beigetreten. Sie waren allerdings höchst selten außerhalb des Nests zu sehen, vermutlich sind sie in ihrer geringen Anzahl bei einer kleinen Kolonie einfach noch zu kostbar um sich außerhalb des Nests in Gefahr zu begeben. Stattdessen verbleiben sie als Repleten und Wächter im Nest. Dies soll sich hoffentlich mit wachsender Koloniegröße und dabei größerem Anteil von Majorarbeiterinnen noch ändern.
Jedenfalls ging ich eines Morgens am Formikarium vorbei, und ich konnte eine
Majorarbeiterin erblicken, die sich in einer der Nestkammern perfekt für einen Fototermin präsentiert hat. Ich hatte es eilig, da ich zur Arbeit musste, aber das konnte ich mir dann doch nicht entgehen lassen, und belastete mein Gleitzeitkonto für diese tollen Aufnahmen:
Auf dem zweiten Bild kann man besonders toll erkennen, warum (u. a.) bei
Camponotus vagus der Begriff
Polymorphismus verwendet wird. Die beiden Arbeiterinnen unterscheiden sich nämlich nicht nur in der Körpergröße, sondern auch in den Proportionen. Besonders deutlich wird es an dem vergleichsweise riesigen Kopf der
Majorarbeiterin. Im Falle einer Auseinandersetzung mit feindlichen Ameisen werden die Antennen nach oben und hinten zurückgezogen. Ein Widersacher sieht sich dann nur noch dem massiven und gut gepanzertem Kopfschild gegenüber, der nahezu unüberwindbar ist im Kampf 1vs1. Auch gut zu sehen sind die großen
Mandibeln, die zum Zerstückeln von Feinden perfekt geeignet sind, oder aber um die Schale gepanzerter Beutetiere zu knacken. Ich gehe davon aus, dass es auch die Majorarbeiterinnen sind, die Gänge in die härteren Holzsorten beißen, der Kork ist allerdings so weich, dass auch die kleineren Arbeiterinnen ihn gut bearbeiten können.
Ich hoffe euch gefällt mein Bericht und die Fotos, gerne könnt Ihr mir im Diskussionsthread Eure Gedanken mitteilen:
DiskussionsthreadLG Maddio