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Messor orientalis Kinderstube

Eure Ameisenhaltungsberichte & Ameisenbeobachtungen - Meinungen & Fragen [einheimische und exotische Ameisen]
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Mamameise
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#1 Messor orientalis Kinderstube

Beitrag von Mamameise » 16. April 2025, 23:50

Hallo zusammen!

Ich wage mich hier an einen kleinen Haltungsbericht über unsere Messor orientalis, obwohl ich mir sehr unsicher bin ob die Welt wirklich noch einen weiteren Haltungsbericht eines blutigen Anfängers braucht... Ist auch mehr ein Fehlerbericht hier.
Naja, aber da ich immer wieder große Fragezeichen im Kopf habe probiere ich es jetzt doch mal, in der Hoffnung dass die weisen erfahrenen Halter bisschen mitlesen...
Kommentare und Antworten also bitte sehr gerne posten, meine Fragen sind eigentlich nie rethorisch gemeint. :-)

Unsere Ameisen sind Familienhaustiere. Ich werde mich bemühen immer mal drauf eingehen, wie gut oder eben nicht das so klappt: Ameisen für und mit Kindern. Wird hier ja nicht unbedingt nur positiv gesehen und ich versteh schon wieso. Trotzdem fand ich es schade dass man so wenig dazu liest.
Familie heißt hier: Ich bin 39 Jahre alte Mama von zwei Töchtern: die Große ist 8 Jahre alt, die Kleine ist 6 Jahre alt und Ideensgeberin des Projekts, im Hintergrund gibt’s noch Papameise, dessen Beitrag in erster Linie darin besteht, gelegentliche Aufregung (oder Panik....) meinerseits abzufangen und auch mal vorsichtig zu bremsen wenn ich schon wieder noch!mehr!Ausrüstung! anschaffen will.

Unser Anfangs-Setup:
keine Sorge, in Wirklichkeit steht das nicht vor dem Fenster und es sind auch Tränken, ein Rahmen mit Ausbruchschutz und Futterschälchen drin... das Foto ist noch aus der Bastelphase.
IMG_0020.JPG
IMG_0002.JPG
Die Arena hat 20x20x40cm, darin eine 2. Ebene die nochmal ca 20x30 cm extra Lauffläche bringt.

Wir haben ein Internes Nest mit 20x20cm aus Gips vom Antstore am „Kopfende“ angebracht, es ist nicht abgedeckt, steht aber so dass es quasi gegen eine Wand schaut, sodass die Änderungen im Licht nicht allzu stark auf das Nest fallen und es dort etwas dunkler ist als in der Arena.
Ich hab nur einen einzigen Eingang gebort, an der Oberseite ist ein zweiter. Ob das reicht? Antstore hatte ja noch einen dritten Eingang vorgesehen?

Geheizt wird mit Infrarot-Matte. Temperatur/Feuchtigkeitskontrolle läuft über ein „Shelly blu H&T“ direkt im Nest. Das sendet live die Temperatur und Feuchtigkei auf mein Handy, und es gibt einen Alarm wenn die Temperatur aus dem vorgegebenen Rahmen fällt.
Der Check mit einer ausgeliehenen Wärmebildkamera ist gut ausgefallen, jedenfalls waren sich beide Geräte einig über die Temperatur beim Shelly, aber innerhalb des Nests gibt es 5 Grad Temperaturgefälle je nach Nähe zur Heizmatte.

Als Deko haben wir bisher nur einen Haufen bunter Steinchen... die Messor leben ja sonst auch in kargern Gegenden die sollten das ok finden, oder? Die Steine sind explizit kein Fluorit, da der mit Ameisensäure reagieren und Giftgase bilden könnte... Ja ich weiß Messor haben keine Säure... aber es hat sich schon so vieles als nur halbwahr rausgestellt dass ich doch lieber vorsichtig war...

Das ganze steht bei uns im Wohnzimmer auf einer Kommode, die Ameisen sind also immer live dabei... ob das eine gute Idee war, dazu später mehr.

Zur Messor orientalis an sich werde ich hier jetzt keine langen Worte verlieren. Sie sind Körnerfresser und eher einfach zu halten, heißt es.
Und die Königin heißt Jasmin.
(Weil sie eine orientalische Schönheit ist, wie bei Aladin und der Wunderlampe, logisch.)


Fragen, Kommentare, Verbesserungsvorschläge, Warnungen wie gesagt gerne, ansonsten gehts morgen oder so weiter mit dem eigentlichen Bericht.
Spoiler: Ein Paar Wochen haben Yasmin und ihre Crew jetzt immerhin schon überlebt. Naja, zum Großteil wenigstens.
Schönen Abend!
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#2 Messor orientalis Kinderstube

Beitrag von Veiget » 17. April 2025, 06:23

Moin :mrgreen:

Ich persönlich würde sehr gerne (d)einen Bericht über die Messor O. lesen, da ich sie selber halte und ich es interessant finde, wie es andere Halter machen oder wie andere Kolonien sich verhalten.

Zu deinem Familienstand ... finde ich es gar nicht so schlimm, bzw. ich habe es bis jetzt gar nicht so wahr genommen, das die Ameisenhaltung in Familien nicht gerne gesehen ist. Auch bei mir stehen Frau und Tochter (5) hinter mir und gucken mit staunenden Augen in die Formicarien. Der kleine Zwerg (9 Monate) interessiert das (noch) nicht. Der ist eher von der Beleuchtung fasziniert... wie eine Mücke.

Meine Messoren sind aktuell erst im 2. Jahr und es ist leider meine 2. Messor O. Kolonie. Die erste ist leider nicht alt geworden und es war recht merkwürdig rund um diese Kolonie ...

Anfangs hatte ich den selben Ansatz wie bei dir. Meine jetzige habe ich 1 Jahr lang im Reagenzglas gehalten und nun ein externes Nest angeschlossen, wo sie bereits drin sind. Meine Kolonie hat z.b. von Nov. - März eine Diapause eingelegt, was ich einerseits interessant aber auch merkwürdig fand.

Zu deinem Standort kann ich nur sagen, guck wie sie reagieren. Bei mir stehen sie im Büro und jedes Räuspern oder Freudensprung der Tochter, lässt sie panisch umherlaufen. (Hobby wird in naher Zukunft in andere Räumlichkeiten verlegt). Meine Messoren sind auch die einzigen die Panisch reagieren. Den anderen Kolonien interessiert das absolut nicht.

Langer Text, tut mir leid.

Ich würde mich sehr freuen, etwas über eure Messor O. zu lesen und wünsche euch weiterhin viel Erfolg.

Lg Patrick
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#3 Messor orientalis Kinderstube

Beitrag von Mamameise » 18. April 2025, 00:06

Hallo! Vielen Dank für den Zuspruch, da fühlt man sich doch gleich wohler ins Unbekannte reinzutexten. :-)
Das mit der doch eher langen Diapause bei euch, Patrick, finde ich spannend. Wir haben unsere Messor ja erst Anfang März kennen gelernt, mal sehen was der nächste Herbst so bringt.
Mein "Erlebnisbericht" ist aktuell eher Retrospektive, also schon vor paar Wochen aufgeschrieben, weil ich lang nicht sicher war ob ich überhaupt was posten soll.
Ich hoffe mit der Zeit holt der Bericht mich im hier und jetzt wieder ein. Manche Fragen hat die Zeit gelöst, aber manche halt auch nicht....

Also, Tag 1:
Es sind Faschingsferien in Bayern, das Wetter ist toll, das Formicarium ist bezugsfertig und wir fahren nach Weiden, um unsere erste Ameisenkolonie persönlich abzuholen und standesgemäß nach Hause zu kutschieren.
Bei Weiden kann man schön wandern übrigens, da haben sich Fahrt und Automiete direkt doppelt gelohnt.
Im Shop war man sehr nett zu uns, die Mädels haben mit großen Augen die verschiedenen Becken mit Ameisen angeschaut und einiges erklärt bekommen, sie erzählen jetzt noch begeistert jedem von der RIESIGEN Blattschneiderameisenkönigin die der Betreiber extra für sie aus dem hinteren Bereich herbeigeschafft hat. Wir durften unsere Kolonie dann aus mehreren Reagenzgläsern auswählen. Ich muss sagen ich war erstmal so geplättet von all den Eindrücken, ich habs einfach die Kids entscheiden lassen.
Ich hab auch meine klugen Fragen leider größtenteils vergessen, zB wo die genau herkommen und wie alt die Kolonie eigentlich ist...
Mir ist klar, dass hier im Forum möglicherweise die ein oder andere Augenbraue zuckt, wenn ich sage dass die Abholung beim Shop in Weiden echt ein schöner Ausflug war. Wir haben uns das schlicht nach Wohnort ausgesucht. Ich mach hier für nix Werbung außer vielleicht dafür dass es (gerade mit Kindern) durchaus lohnend is die Ameisen direkt abzuholen, egal von welchem Anbieter. :-)

Zu Hause haben wir dann alles brav nach Anleitung gemacht. Reagenzglas reingelegt und nach einer Weile dann geöffnet. Abgedeckt haben wir es nicht, weil sie uns im Shop erklärt haben, sie seien eh schon an Helligkeit gewöhnt. Tatsächlich wirkten Jasmin und ihre Crew (ich kam auf ca 40 Tiere) nicht gestresst...? Im Reagenzglas waren sie ruhig, aber ca die Hälfte der Kolonie war recht bald ständig am fouragieren. Und dann natürlich erstmal alles Gewöll rausgeräumt und überall in der Arena verteilt. Dann umverteilt. Dann Müllecke im hintersten Winkel der Arena eingerichtet. Eine Tote gabs leider auch auszuräumen, mit der wussten sie lang nicht so recht, wohin. Ich hab sie dann irgendwann entnommen. Erstaunlicherweise hatten sie keinerlei Motivation, den Eingang zum Reagenzglas irgendwie zu verschließen. Das bereit gestellte Minor-Körnerfutter haben sie komplett eingetragen in der ersten Nacht.
Brut hab ich keine gesehen, darauf hatte ich beim Aussuchen auch garnicht geachtet. Aber is alles weiß auf weiß, und ich ohne Erfahrung...
Am ersten Abend waren die Große und die Kleine natürlich kaum von der Glasscheibe weg zu bekommen. Ein Gejohle bei jeder neuen Aktivität. Die Königin hat sich bewegt!! Da, die Arbeiterin geht schon zum Nest!! und Oooh die dort klettert die Scheibe hoch!!!
Im Shop hatte es geheißen, die können eigentlich keine Glaswände hochklettern. Naja! Also unsere können das ziemlich gut. Der Rahmen mit dem Lack hält auf der Unterseite hält sie aber gut drinnen, da wollen sie wirklich nicht drüber laufen. Glatte Steinchen und über Kopf auf Gips laufen, alles auch kein Problem für die Kleinen. Meine schicke Gips-Wendeltreppe hätte ich mir sparen können, aber schön is die ja trotzdem.
Im Shop hatte es außerdem geheißen: Das Nest schön anfeuchten, dann mögen die das.
Naja, ich habs damit wohl bisschen zu gut gemeint...
Aber das erzähl ich morgen, ist ja schon wieder genug Text. In Zukunft wirds bisschen mehr Haltungsbericht als Erlebnisbericht hoff ich...
Nur noch schnell zwei Bilder von Königin und Co, kurz nach der Ankunft, und dann mal gute Nacht!

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IMG_0182.JPG
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IMG_0158.JPG

Nur noch ein Fun Fact am Schluss: Mein Handy hat anhand dieser Bilder oben die Ameisen korrekt als Messor identifizieren können. Krass oder? Aber vielleicht hat die KI auch nur die Körner daneben erkannt und eins zu eins zusammengezählt...? :-)
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#4 Messor orientalis Kinderstube

Beitrag von Veiget » 18. April 2025, 08:15

Moin, danke das du den Bericht anfängst. Ich werde auf jeden Fall gespannt mitlesen. Solltest du Fragen haben, stelle sie. Das Forum wird sicherlich drauf antworten.

Zu eurem Setup: der Gipseinsatz den ihr habt, wird schätze ich 1-2 Jahre vom Platz ausreichen, je nachdem wie die Kolonie sich entwickelt. Wenn eure keine Diapause einlegen, dann geht es vielleicht noch schneller.

Ich habe leider keine gute Erfahrung mit einem Gipsnest gemacht. Das wurde meiner 1. Kolonie zum Verhängnis.

Wie befeuchtet ihr das Nest?

Sie sammeln Körner und die müssen trocken bleiben, d.h. am besten nur ein Teil des Nestes befeuchten.

Ich habe meine 2. Kolonie ein Jahr lang im Reagenzglas (abgedunkelt) gehalten. Sie haben dann angefangen den Bodengrund umzugraben und das war für mich das Zeichen, dass der Platz rar wird. Ein Nest angeschlossen und innerhalb von 2 Abenden umgezogen. Eure sind sicherlich auch noch im Reagenzglas und lasst sie ruhig so lange es geht da drin. Die Ameisen entscheiden selber, wann und wohin sie lieber wollen. Aus Erfahrung ... einfach ein anderes Nest attraktiver machen. Feuchtigkeit oder Temperatur.

Zur Fütterung: Messoren können sich ausschließlich von Körnern ernähren ... eine Zugabe von Protein steigert aber die Brutentwicklung.
Im laufe der Eintragung der Körner wurden Proteine (Futterinsekte) komplett ignoriert. Jetzt nach der Diapause hat sich die gesamte Kolonie auf die angebotene Schokoschabe (tiefgefroren) gestürzt. Ich habe 3 weitere reingelegt und die wurden auch schnell verzehrt.

Für eine junge Kolonie sind Minor-Körner perfekt. Da ich schon einige große Majore in der Kolonie habe, habe ich bereits größere Körner nebenbei angeboten. (Die habe ich aus dem Drogeriemarkt gekauft)

Zuckerwasser, Honig etc. Haben meine verweigert.

Ganz Wichtig: Wasser! ruhig 2 Tränken.

Je nachdem was ihr für eine habt, mit Watte sichern. Messoren sind bekannt dafür sich ins Wasser zu stürzen und zu ertrinken.

Zum Ausbruchsschutz: Ja, ein Rahmen mit Öl, Lack oder Talkum (vielleicht auch nur der Rahmen) wird locker reichen. Meine laufen maximal 5cm die Scheibe hoch und fallen dann runter.

Bei Fragen oder ein merkwürdiges Verhalten der Kolonie, einfach schreiben.

Weiterhin viel Spaß und viel Erfolg.

Lg Patrick
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#5 Messor orientalis Kinderstube

Beitrag von Tara » 18. April 2025, 10:04

Ich habe zwar Messor barbarus, nicht orientalis, aber was die Körner betrifft gebe ich auch größere, aber die mörsere ich vorher kurz und dann schaffen das auch die Minore. Frische Hanfsamen nehmen meine Messoren so zum Beispiel sehr gerne
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#6 Messor orientalis Kinderstube

Beitrag von Mamameise » 18. April 2025, 12:04

Da sagst du viel Wahres, Patrick! Das feuchte Gipsnest könnte mir tatsächlich auch zum Verhängnis werden... Ich befeuchte es von oben mit einer Pipette, aber auch das kann man halt übetreiben wenn man nicht weiß was man tut... so wie ich. Was hat dich deine ersten Messor o. gekostet? Tatsächlich der Schimmel dann?
Meine Messor krabbeln übrigens problemlos die kompletten 20 cm von der Scheibe hoch. Sie nutzen das als Weg in die obere Ebene.
Danke auch für die EInschätzung, wie lange das Gipsnest so aureicht... das hab ich mich auch schon gefragt... aber jetzt muss es erstmal Schimmelfrei bleiben...
Ich hab tatsächlich erstmal nur gemörserte Keime gegeben (ich les deinen Bericht auch, Tara, danke dir!!), aber die mit denen sie gekommen sind waren noch ganz. Und bei der ersten Fütterung hab ich auch nicht dran gedacht. Hätte ich ihnen vielleicht weg nehmen sollen...? Ging alles leider viel schneller als gedacht.


Also so ging das jedenfalls weiter:
Erkenntnis an Tag 2: Das Nest ist zu feucht. Die Scheibe ist nass. Shelly spricht von 101 Prozen Luftfeuchtigkeit...
Bestimmt dauert es eh noch ewig bis die ins Nest umziehen, dachte ich mir.

Erkenntnis an Tag 3:Die Sand-Lehm Wände, die ich innerhalb des Nests gezogen hatte um das Nest erstmal "kleiner" zu machen (nach Anleitung...) haben die Ameisen schon bei ihren Entdeckungstouren sofort einfach abgeräumt. Effekt ist aktuell ausschließlich, dass jetzt überall nasser Sand an der Scheibe klebt und mir später vermutlich die Sicht erschwert.

Erkenntnis an Tag 4: Manche mögens feucht. Die Kolonie ist über Nacht ins komplett nasse Nest umgezogen. Und zwar in die kälteste, feuchteste Kammer rechts unten. Da sitzt sie nun, die Jasmin, und dreht uns ihren Hintern zu. Man sieht natürlich kaum was, weil die Scheibe so beschlagen ist.
Ihre Nahrungsvorräte haben sie auch ins Nest eingetragen und an mehreren Stellen verteilt. Super Bedingungen für kleine Pflänzchen... Mist.
Ich heize dann tagsüber manchmal die Scheibe zusätzlich per Mini-Strahler (betrieben von 1 Teelicht). Tatsächlich klärt das die Scheibe immer etwas, aber nicht nachhaltig. Ich lasse den Deckel aktuell weg, damit die Feuchtigkeit leichter rausgeht. Der Versuch mit einem Teebeutel voller Silicagelkügelchen (zum Feuchtigkeit aufsaugen) auf dem Nest oben drauf bringt keinen Effekt, außer dass die lieben Tierchen überall Gipsstückchen sammeln und den um den Teebeutel herum häufeln. Ziemlich aufwändig muss das gewesen sein. Sie kucken auch ganz doof als ich ihnen den Teebeutel dann wieder weg nehme.

Erkenntnis an Tage 5-9: Ja, die Pflanzen keimen. Von wegen die Ameisen verhindern das. Von wegen die tragen keimende Samen alle raus. Also wir haben jetzt eine schöne Gemüsezucht da drin im Nest.
Ein paar Ameisen denken da so wie ich, die räumen keimende Samen raus und zerren nach Kräften an den teils recht langen Grashalmen. Gemeinsame Aktionen: Fehlanzeige. Im Gegenteil, immer wenn ein gekeimter Kern draußen lang genug liegt, läuft eine Ameise dran vorbei und denkt sich: Juhu! Meine Lieblingssorte! Und schleppt das Ding wieder rein. Zum Haareraufen. Teilweise überkreuzen sich am Eingang die Arbeiterinnen, die die Keimlinge rausschaffen mit denen, die das selbe Zeug wieder reintragen. Einmal hat eine ganz brave Media so einen richtig riesigen Stengel rausgeschaftt, bestimmt eine Viertelstunde Schwerstarbeit. Kaum liegt das Ding endlich draußen, kommt eine Minor daher und schleppt es wieder richtung Nest. Da konnte ich dann nicht anders, ich hab ihr das vermaledeite Ding mit der Pinzette sanft aus dem Mandibeln gezogen und entfernt. Sie hat kurz dumm geschaut und ist dann gleich ins Nest gerannt um mich zu verpetzen. Hat aber keinen interessiert.

Hier ein Bild des ameisischen Gemüsegartens, Königin grad kurz mal auf abwegen.

IMG_0277(1).JPG

Jasmin hockt sonst weiterhin in ihrer Ecke und schaut weg. Nur wenn die Kinder mal zu heftig übers Parkett springen, oder sich beim Anschauen auf die Kommode lehnen... dann läuft sie kurz mal panisch zwei cm vor und zurück. Wenns ganz schlimm ist läuft sie bis in die Nachbarkammer. Um sie herum dann immer panisches Gewusel... Ich gräme mich, dauernd muss ich brüllen: Nicht rennen! Die Ameisen kriegen doch Angst!
Seit sie im Nest sind, ist draußen kaum noch Aktivität. Auch die gemörserten Keime die ich nachfülle bleiben einfach liegen. Dafür wird innerhalb des Nestes fleißig andauernd umgeräumt. Was machen eigentlich Ameisen, die keine Körner bunkern, den ganzen Tag?? :-)
Proteinfutter kriegen sie auch, in Form von Cricket Jam, das finden sie offenbar auch ganz gut. Allerdings landet vieles davon auch vertrocknet aufm Müllhaufen.
A propos: Wir sind ganz begeistert wie reinlich die angblichen Messy-Messors so sind. Sie gehn auch brav zum kacken auf den Müllhaufen. Also so interpretiere ich jedenfalls die Schlieren, die sie oberhalb des Mülls an der Glaswand ziehen. Oder? Weiß da jemand was genaueres?
Und eine Frage die meine Kinder wurmt: Wie kackt die Königin?? Die verlässt ja nie ihre Kammer, aber dort bleibts trotzdem sauber. :-)



Veiget
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#7 Messor orientalis Kinderstube

Beitrag von Veiget » 18. April 2025, 14:02

Ich würde das Befeuchten jetzt erstmal lassen, damit das Nest etwas trocknen kann. Habt ihr vielleicht eine zb. 5 Watt Heizmatte? Die würde ich an der langen Seite befestigen, sodass sie etwas das Nest wärmt.
Ich denke das der Teebeutel mit den Perlen auch nichts bringen wird ... außer Beschäftigungstherapie für gelangweilte Messoren.

Meine haben das Cricked Jam verweigert. So verschieden sind die Geschmäcker der Ameisen.

Messoren sind auch später "stark" genug sich durch Gips und Ytong zu beißen. Habe auch schon gelesen/ gesehen das ein Nest aus Kork funktioniert. Andere Möglichkeiten wie Sand/Lehm oder Digfix vom Antstore gehen auch. Gibt viele Möglichkeiten. Im Nachhinein habe ich meine Entscheidung mit Gips bereut.

Aktuell habe ich eine Ameisenfarm von MyAnts, die H2. Schon vorbereitet, das ich bei Bedarf das zweite anschließen kann. Ob das die optimale Lösung ist, werde ich jetzt auch erst sehen. Es gibt dort ein kleinen Bereich mit Gaze, wo die feuchte Watte hinter ist. Dort befindet sich die Kolonie zur Zeit.

Wenn die Kolonie wächst, werden sie noch in andere Ecken ... sich entleeren.

Eure Messoren scheinen wahre Kletterkünstler zu sein. Meine sind scheinbar zu doof dazu. :mrgreen:

Da du gefragt hast, was mit meiner ersten Kolonie passiert ist ...

Die erste Kolonie kam schon sehr feucht bei mir an. Es schwamm fast schon da drin. Scheinbar war die Watte nicht ganz dicht. Habe das RG mit rote Folie abgedunkelt und erstmal eine Stunde geschlossen im Formicarium gelassen. Damit Ruhe einkehrt und sich die Temperatur anpasst. Nach dem Öffnen stürmte die gesamte Kolonie wie ein SEK-Kommando raus. Panisch durch das ganze Formicarium und versammelten sich dann unter einer größeren Rinde, die ich als Deko platziert hatte. Zu dem Zeitpunkt war ein separates kleines Gipsnest mit kurzem Schlauch angeschlossen. Was die Tage folgte, waren regelmäßige normadische Umzüge der gesamten Kolonie. Zum Schluss waren sie im Gipsnest. Ich denke im Nachhinein war es eine Verkettung von vielen Problemen und Fehlern. Angefangen vom zu feuchten RG, bis hin zu Stress und zu langen Laufweg? Ich habe nach dem Sterben der Königin den Händler kontaktiert, die Situation erklärt, Bilder von dem feuchten RG gezeigt aber naja.

Ich habe dann erstmal alles "aufgeräumt" und fertig gemacht für ein Neustart. Vorher alles überdacht und noch mehr gelesen und anschließend alles weitere geplant.

Letzt endlich sammelt man dadurch Erfahrung.
Grundsätzlich halte ich jede neue Kolonie so lange es geht im RG und gebe dann den Ameisen die Möglichkeit in ein Nest umzusiedeln, wenn die Kolonie stabil genug ist.

Lg Patrick
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#8 Messor orientalis Kinderstube

Beitrag von Mamameise » 23. April 2025, 10:41

Frohe Ostern noch allerseits!
Und danke für die Antworten, Patrick! Schade um deine erste Kolonie...
ich hatte aus den naheliegenden Gründen wenig Zeit was zu schreiben über die Feiertage, und das nächste Kapitel versprüht auch erstmal wenig Osterfreude.
Wir hatten nämlich an Tag 10
eine erste echte Tote in unserer Obhut! Und es sollte nicht bei einer bleiben... :-(
Also ich nach Feierabend nach ihnen geschaut hab war da plötzlich diese eine verzweifelte Ameise, die ihre tote Schwester kreuz und quer auf der oberen Ebene herumgetragen hat. Sie hat sie so nach vorne über sich gehalten, So als wollte sie mir das zeigen: Schau was du angerichtet hast!!
IMG_0245.JPG
Das ging stundenlang so, immer wieder hat sie die Leiche auch über den Rand der zweiten Ebene baumeln lassen, und dann doch wieder zurückgezogen... Seltsames Verhalten... irgendwann wurde die Leiche dann über dem Müll abgeworfen, ob das Absicht war, weiß ich nicht.
Und dann, im Laufe des Tages: zwei weitere Tote! Plus eine Arbeiterin, die komplett durchgedreht ist und vor dem Nest wie von der Tarantel gestochen herumgesaust is, viel schneller als die das sonst machen. Meine Messor bewegen sich generell deutlich gemächlicher als andere Ameisen auf die man so trifft. Hatte die Schmerzen oder sonst eine Vergiftung?
Und was soll dieses Herumgetrage?
Meine aktuelle Theorie: Sie haben einen Platz für einen Friedhof gesucht, möglichst weit weg vom Nest, und unser Becken ist dafür eigentlich nicht groß genug? Also ich wär sehr interesseirt wenn jemand da eine fundierte Erklärung hat.
Selbstverständlich erstmal große Panik meinerseits.
Was war los? Doch zu kalt und zu nass? Zuviel Stress wegen der Virbationen über den Boden?? Kann man davon sterben?? Irgendwann hatte ich dann eine noch düstere Idee.. Das Cricketjam... ich hatte das nie gekühlt weil nix drauf stand... das roch langsam nichtmehr so toll.... und kurze Internetrecherche ergibt dann auch: 4 Tage im Kühlschrank, sonst einfrieren. Tja. Wie blöd kann man sein? Ich hab natürlich schon die ganze Kolonie dahinsiechen sehen, dahingemetzelt von meiner Unfähigkeit mich an Nahrungsmittelhygiene zu halten. Hab ihnen dann ein paar Chiasamen reingelegt, um sie von möglichen Cricket-Jam-Resten abzulenken, purer Aktionismus, und dann sehr schlecht geschlafen.
Am nächsten Tag gabs noch eine weitere Tote, sonst wars ruhig.
Die Chiasamen fanden sie toll. Obwohl ich es nicht geschafft hab die klein zu mörsern. Sie finden aber auch alles was neu ist immer toll. Immerhin haben sie jetzt endlich alle Samen an ein trockenes Plätzchen über der Heizmatte geräumt.
Ich sage mir ganz fest, dass die ja Aasfresser sind und eigentlich kapieren sollten wenn was verdorben ist. Oder?
Interessant auch, dass die vertrockneten Jam-Reste in letzter Zeit auf einen Extra-Müll-Platz getragen wurden, diametral entgegengesetzte Ecke der Arena zum Nesteingang. Genau wie zwei der Leichen. Giftmüll?

Befeuchtet habe ich übrigens erstmal tatsächlich nichtmehr, nachdem die Scheiben ja noch quatschnass waren. Mangels zweiter Heitzmatte hab ich dann nur mit dem "Teelicht-Strahler" bisschen zusätzlich gewärmt, aber selbst das bald gelassen. Die Feuchtigkeit hat trotzdem langsam aber stetig abgenommen, also die Tropfen an der Scheibe wurden immer kleiner und weniger.

Die menschlichen Mädels haben die ameisischen Todesfälle relativ gut weggesteckt. Irgendwie haben sie schon verinnerlicht: Solange Jasmin lebt ist alles gut bzw reparierbar. (Und dass die evtl auch verdorbenes Jam gegessen hat... das hab ich mal nicht laut gesagt....)

Und kleiner Spoiler: Wir hatten wieder mehr Glück als Verstand, das große Massensterben kam dann in den nächsten Tagen nicht.
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