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Verschimmelte Blattschneider

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Glandarius
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#1 Verschimmelte Blattschneider

Beitrag von Glandarius » 15. Januar 2012, 11:13

Guten morgen Forum!

Ich wurde angesprochen, ob denn im Leipziger Zoo (Gondwanaland) Blattschneiderameisen gehalten werden.

Dort gab es diese Plexiglasröhren und ich habe die Ameisen auch gesehen, allerdings keine lebenden!
Überall in der Röhre lagen Blattschneiderleichen, hingerafft durch einen Pilz.
Die gelben Fruchtkörperchen guckten als gelbe Stacheln aus dem Körper raus.

Habt ihr eine Idee, was das für ein Pilz sein könnte und ob der auf Blattschneider spezialisiert ist?

Liebe Grüße,
Jonathan

PS: Das Foto ist nicht so toll, entschuldigung!
Dateianhänge
VerschimmelteAmneisen.jpg



Gast
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#2 AW: Verschimmelte Blattschneider

Beitrag von Gast » 15. Januar 2012, 11:34

http://de.wikipedia.org/wiki/Aspergillus

http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Aspergillus_sp._4.5X_(3).JPG&filetimestamp=20090725063614

Bei dem Pilz dürfte es sich um einen "Gießkannenschimmel" handeln, evtl Aspergillus flavus (= gelb), siehe Link.
Das ist ein unspezialiserter Schimmelpilz, der auf Brot und anderen Lebensmitteln wachsen kann. Auf seit längerer Zeit toten Ameisen habe ich ihn schon oft gesehen. Er ist allerdings nicht die Ursache für den Tod der Ameisen, sondern befällt die Leichen erst hinterher. In den Röhren dürfte es feucht sein.

MfG,
Merkur



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moglie
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#3 AW: Verschimmelte Blattschneider

Beitrag von moglie » 15. Januar 2012, 13:47

Hallo,

seh das ein bisschen anders, habe den Pilz auch schon öfter gesehen (wenn man das den so sagen kann, bei den unendlich vielen Pilzarten die es gibt). Der Pilz tritt oft bei geschwächten Tieren auf, die durch unsachgemäße Haltung hervorgerufen wird, sprich zu kalt, zu feucht, zu stickig usw.
Auf lebenden Tieren tritt de Pilz zwar nicht auf, aber unmittelbar nachdem die Tiere tot sind sieht man den Pilz auf den Tieren wuchen, was für mich heißt, dass er schon auf/in den Tieren gewesen muss.
Auch wenn man die Parameter wieder in einem grünen Bereich hat sterben für eine gewisse Zeit noch Tiere, die direkt nach dem ableben von dem Pilz befallen wird. Wenn nach ein paar Monate (bei optimalen Bedingungen) wieder ein Tier stirbt tritt der Pilz nicht mehr auf.
Als Beispiel: habe/hatte das zur Zeit, so wie letztes Jahr bei einer Ectatomma, diese halte ich seid 3 Jahren in der gleichen Wanne, auf dem gleichen Substrat bei Zimmertemperatur. Durch einen Umzug vor 2 Jahren fällt die Zimmertemperatur im Winter unter eine gewisse Temperatur und die Tiere verenden an dem Pilz durch erhöhen der Temperatur lässt das Sterben nach und hört schließlich auf.

MfG



fehlfarbe
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#4 AW: Verschimmelte Blattschneider

Beitrag von fehlfarbe » 15. Januar 2012, 17:33

Diesen oder einen ähnlich aussehenden Pilz konnte ich auch schon bei meiner Camponotus ligniperdus Kolonie beobachten. Die Ameisen haben ihren Müll (Fliegenreste usw.) in einer Nestkammer gelagert. Obwohl ich das Nest nur sehr selten befeuchtet habe, kamen hier auch irgendwann diese gelben Fruchtkörper aus den Müllresten. Irgendwann sind sie aber - wohl aufgrund der Trockenheit - wieder zurückgegangen.



Alpha Chuby
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#5 AW: Verschimmelte Blattschneider

Beitrag von Alpha Chuby » 15. Januar 2012, 20:49

Hallo,

da sind wir wohl nicht die einzigen, mir wurde auch von anderen Haltern schon von einem gelben Aspergillus erzählt, s. auch hier. Beim Auftreten diese pilzes sterben meist einige Ameisen.

Bei mir verlief das Ganze so:

1. Es handelt sich um einen (zu) feuchten Behälter, bepflanzt oder nicht, mit wenig Springschwänzen, der schlecht belüftet ist.

2. Die meist tropische Art (vor allem Ectatomma, Harpegnathos, P. apicalis -Ponerinen) verwertet das angebotene Futter nicht vollständig, trägt zuviel ein und wirft alles was zuviel ist wieder aus dem Nest heraus.

3. Besonders in den Übergangsjahreszeiten, bzw bei feuchtem kalten Wetter kann es dann passieren, dass diese Futterteile den gelben Pilz ausbilden. Im besten Fall sieht man sie herumliegen und entsorgt sie sofort. Im schlechteren Fall sind diese Teile versteckt, z.B. in Erdspalten, sodass man den "Schimmelherd" nicht gleich erkennt und den im nächsten Punkt genannten Effekt erleben muss.

4. Eine Arbeiterin torkelt umher, versucht zu rennen und stolpert. Man kann beobachten, dass Fühler manchmal eingerollt sind und Beine nicht mehr voll beweglich. Das betroffene Tier ist dem Untergang geweiht. Die Quelle des Übels muss gefunden und entfernt werden, zusätzlich sollte man (auch bei feuchtigkeitsliebenden Arten) für eine viel stärkere Belüftung sorgen um die Konzentration der in der Luft befindlichen Sporen herunterzufahren.

5. Man merkt zunächst nichts von der beschriebenen Situation, eine (oder mehrere) Arbeiterinnen sterben, bleiben in der in Punkt 1 beschriebenen Umgebung liegen und es kann innerhalb von (wahrscheinlich) 20 Stunden der Pilz auf den toten Arbeiterinnen entdeckt werden.
In dieser Situation ist die Aubreitung des Pilzes auf andere Becken und sonstige offene Behälter sehr wahrscheinlich.

Ganze Kolonieen sind mir im Zusammenhang mit diesem gelben Pilz noch nie verstorben, dies liegt jedoch wahrscheinlich daran, dass ich beinahe täglich nachsehe ob alles stimmt. Die heimische Camponotus herculeanus macht den Eindruch als sei sie wenig empfindlich für den vermeindlichen Pilz obgeich verstorbene, von anderen Pilzen befallene, gründende Königinnen in der freien Natur gefunden wurden.

Einzelbeobachtungen:
Die Königin der erwähnten Arten scheint weitaus resistenter zu sein: Eine P. apicalis, die sich in der Aufzucht befand zeigte die erwähnten Symptome bei Arbeiterinnen wohingegen sich die Königin ständig (alle 2-3 Schritte!) die Fühler reinigte.
Eine Gigantiops destructor hatte die Wahl zwischen zwei frisch hergerichteten Zuckerwassertränken und wählte immer nur die eine. Näherte sich eine Ameise der zweiten Tränke zögerte sie kurz und kehrte dann um: Bei genauerem hinsehen konnte eine beige schimmelnde Fliege neben der Tränke entdeckt werden. Es scheint also mehrere unterschiedliche "ungesunde" Schimmelpilze zu geben, die von den Ameisen als schädlich erkannt werden.

Therapie nach dem Befall:

Lüften (!), und zwar das ganze Zimmer sowie die Behälter. Es muss genau nach weiterem Schimmel gesucht werden. Eine Fütterung sollte zunächst unterbleiben, bei Wiederaufnahme der Fütterung wird logischerweise etwas weniger angeboten, sodass alles von der Kolonie verwertet wird.

Vorbeugung:

Gut belüftete Becken sind die Basis für eine Schimmelfrei Ameisenhaltung. Der Antstore Glasdeckel hat eine mit Drahtgaze verschlossene Öffnung die ohne zusätzlichen Ventilator (mit Transformator, Stromverbrauch und Surren) nicht zur Vermeidung von (diversen) Schimelpilzen geeignet ist!

Extrem hilfreich sind tropische Springschwänze, die sich, wenigstens bei mir, noch nie an der Brut der Ameisen vergriffen haben, dafür aber übrig gebliebene Chitinteile vom Futter ausnagen und so Schimmelbildung vermeiden.

Eine auf die Koloniegröße, bzw die Larvenmenge und herschende Temperatur abgestimmte Futtermeng ist auch von Vorteil: Wenn alles gefressen wurde kann auch nichts mehr Schimmeln.

Mit den genannten drei Punkten läuft die Haltung bei mir weitgehend schimmelfrei, selten kommt ein gelbes Futerteil zum Vorschein und wird sofort entfernt.

Deutungsansätze:


  • Der Pilz ist giftig.
  • Die Sporen sind giftig.
  • Die Sporen geraten in die Tracheenöffnungen, verstopfen diese und verursachen Sauerstoffmangel.
  • Die Sporen geraten ins Tracheensystem und bilden dort Mycel und Hyphen, die es verstopfen und so für Sauerstoffmangel sorgen.


Soweit meinerseits zum unangenehmen gelben Aspergillus.


Grüße und eine pilzfreie Ameisenhaltung!



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