Baubericht: Wüste

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Serroth
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#1 Baubericht: Wüste

Beitrag von Serroth » 22. November 2008, 02:31

¡Hola Hobbymyrmekologen und Bastelfans!

Nachdem wir beim Usertreffen in Kölle nahezu ununterbrochen von Ameisen erzählten – wer hätte das gedacht – bemerkte ich in den darauf folgenden Tagen einen immer stärker werdenden Drang nach...ja, wonach?
Schnitzen, Kleben, Schneiden, Sägen, Biegen, Bohren, Fügen, Flexschreddern usw.
BASTELN eben!
Natürlich sollte es etwas für die Ameisen sein. Da sich meine Schützlinge derzeit in Winterruhe befinden, waren mir deren Arenen schutzlos ausgeliefert.
Ums kurz zu machen: ALLES flog raus.

Hier stehen sie nun. Drei nackte Formicarien und ein bastelwütiger Ameisenfan.
Jede Arena soll anders gestaltet werden und folgende Motive halten dafür her:
Wüste, Waldboden und Tropen
Begonnen wird mit einem alten Aquarium (80x40x40) und wird – so der Plan - einmal das Ödland beherbergen. Es ist zugleich das größte der drei Becken.

Okay, auf geht’s! Aber wie? Mit Block und Bleistift bewaffnet skizzierte ich erste Ideen.
Hier der Grundgedanke:
Bild
Roter Sand, beige Gesteinsrückwand mit Relief und Steinsäule, evtl. noch ein bisschen Gestrüpp, mehr nicht. Heißt ja nicht umsonst „Ödland“.

Wie man die Einrichtung im Terrarium selber baut, kann man sich im Internet auf viele Wege und mit noch mehr Ergebnissen beantworten. Meine Wahl fiel auf die Styropor+Fliesenkleber Methode. Darin hatte ich mich noch nie versucht, aber der relativ geringe Aufwand und akzeptable Kosten haben mich überzeugt. Folgendes habe ich mir zum Arbeiten zurechtgelegt:
Bild
In Worten:
2m² Styropor (10mm) 1,31€
Messer 2,00€
Zahnstocher 1,00€
750g Holzleim 6,99€
2Kg Fliesenkleber 10,20€
Bekommt man alles im Baumarkt. Gut, Zahnstocher vielleicht nicht. Alternativ funktionieren auch Nägel.
(Beim Werkeln Schneidunterlage nicht vergessen!)


Und nun ran an die Arbeit:
Styropor ist ein angenehmes Material. Geringes Gewicht, bequem zu bearbeiten, reparabel. Mit einem scharfen Messer und sägender Bewegung lässt es sich ohne Schwierigkeiten zerteilen und in Form bringen. Einzig die Angewohnheit sich statisch aufzuladen und einfach überall anzuhaften treib den Bastler bei dem Versuch es loszuwerden hin und wieder in Rage. In diesem Fall MICH! Meine Lösung: Der gute alte Staubsauger.

Die Styroporplatten habe ich in Einzelteile geschnitten, die aufeinander geschichtet meine gewünschten Steinformationen bilden. Zum Fixieren der einzelnen Schichten dienen die Zahnstocher. Einfach hin und wieder ein paar davon ins Styropor stechen, ggf. die Länge anpassen. Aufpassen, dass sie nicht irgendwo an anderer Stelle wieder austreten. Wenn euch ein Styroporteil abbrechen sollte, lässt sich dies reparieren, indem man die Zahnstocher etwas kürzt , als Dübel verwendet und die Hälften zusammensteckt.
Nach und Nach, Schicht um Schicht entsteht die Rohform eurer Idee. Habt ihr alle Lagen zusammengefügt, können Kanten mit dem Messer abgerundet, Details eingearbeitet werden.

Zwei Quadratmeter Styropor und rund 50 Zahnstocher später sahen meine Rohlinge so aus:
Bild
Bild
Bild


Seid ihr mit den Formen zufrieden, folgt nun das verputzen.
Mit Hilfe eines größeren Borstenpinsels wird nun der Fliesenkleber aufgetragen. Bitte darauf achten, flexiblen Fliesenkleber zu verwenden. Ansonsten ziehen sich leicht Risse durch den Kleber oder er bröckelt ab.
Ungewollte Spalten lassen sich einfach auffüllen, Details sollten nur ganz dünn beschichtet werden, damit sie nicht verloren gehen. Tragt mehr Fliesenkleber auf, wenn ihr etwas überdecken, auffüllen oder ausrunden wollt; weniger, wenn ihr Details oder Struktur erhalten wollt. Außerdem trocknet das Verbundmittel so etwas schneller.
Je nach dem, wie ihr das Objekt am Ende färben wollt, empfiehlt es sich, den Fliesenkleber schon mit Abtönfarbe zu vermengen. Wenn dann später einmal etwas abbröckeln sollte, kommen nicht gleich andersfarbige Stellen zum Vorschein.

Hier meine Steinsäule nach der ersten Schicht:
Bild

Glück gehabt: Zufälligerweise hat mein Fliesenkleber ziemlich genau die Farbe, die auch am fertigen Objekt zu sehen sein soll. Ich werde noch mindestens eine weitere Lage auftragen, doch mein erster Versuch trocknet momentan.


So, das war es für den Anfang!
(Der Bericht wird bei Zeiten fortgeführt. Fragen, Anregungen, Kritik können gerne hier oder per PN abgegeben werden)



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Serroth
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#2 Weiter geht’s

Beitrag von Serroth » 22. November 2008, 21:27

Heute bin ich durch die umliegenden Zoohandlungen getourt, um Sand, Erde und Tillandsien für die Formicarien zu holen. Dabei lohnt sich immer ein zweiter Blick. Nicht alles liegt in Reihe. So habe ich Terrarienerde zwei Regale weiter zwar von anderer Marke, aber für den halben Preis entdeckt.

Die Zoohandlungen hatten auch sonst noch eine Menge zu Bieten. Vor allem für die Augen. Gottesanbeterinnen, Spinnen, Skolopender, Tausendfüßer, Echsen diverser Größe, Kaimane, Schlangen, Gürteltiere, Papageien, Frettchen, Chamäleons, Muränen, Ziesel, ein Faultier und alles andre was man auch im normalen Zoohandel finden könnte.

Stunden später war ich mit dem gucken fertig und setzte mich wieder an meine Bastelaufgabe.
Als erstes nahm ich mir die kleine Hügelformation vor. Um die relativ glatte Oberfläche des Styropors etwas natürlicher zu gestalten, schnappte ich mir einen Heißluftfön. Unter der Hitze formt sich die angestrahlte Fläche zu einer Art rauen Kruste. Nicht zu lange in die heiße Luft halten, sonst entstehen unangenehme Dämpfe und euer Werk verschrumpelt ggf. zu einem stinkenden Klops grauen Plastiks.
Des weiteren sollte die Lage Fliesenkleber tupfend aufgetragen werden. Dadurch wird die raue Oberflächenstruktur nicht wieder glattgestrichen, sondern zusätzlich strukturiert.
Hier sieht ihr ein halbfertiges Ergebnis. Eine Seite beföhnt, die andre schon betupft.
Bild

Zum Schluss widmete ich mich der Steinsäule. Diese erhielt so lange neue Schichten Fliesenkleber, bis kein Styropor mehr durchschimmerte und ungewollte Spalten aufgefüllt waren. Nach dem Trocknen zog ich die Übergänge zwischen den einzelnen Styroporplatten mit einem braunen Stift nach, um etwas mehr Tiefe zu erzeugen. Außerdem wirkt das Werkstück dann auch weniger steril.
Bild
Obwohl auf dem Bild schlechter erkennbar, erzielte der Buntstift einen recht guten Effekt. Mit einem feinen Haarpinsel und Acrylfarbe sieht das Ergebnis evtl. noch besser aus.


Was ich vielleicht noch erwähnen sollte:
Seid ihr mit dem Auftragen des Fliesenklebers fertig, sollte es eure nächste Aufgabe sein, den Pinsel mit heißem Wasser auszuwaschen. Denn Kleber festigt sich mit der Zeit. Klingt komisch, ist aber so. ;) Und dann habt ihr den Schlamassel. Entweder benötigt die Reinigung viel Zeit oder der Pinsel findet nur noch als Hammer Verwendung.
[font="]Deshalb sollte auch der Fliesenkleber zeitig nach der Arbeit wieder luftdicht verschlossen werden.


- to be continued
[/font]



ameisenfresser
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#3 AW: Baubericht: Wüste

Beitrag von ameisenfresser » 23. November 2008, 11:55

Hi, sieht etwas unecht aus.

Würde das nächste mal diese Platten am Rande anfassen, etwa 5 bis 10mm unregelässig. Nur ein Tipp^^



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Serroth
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#4 AW: Baubericht: Wüste

Beitrag von Serroth » 23. November 2008, 12:05

Hallo ameisenfresser,
ja, du hast recht, ich dachte, dass die Übergänge weicher ausfallen, wenn ich den Fliesenkleber auftrage. Leider falsch gedacht. Der lässt sich nämlich sehr dünn auftragen. Die ersten Werkstücke sind auch nur Versuche, um die Materie besser kennenzulernen. An das Verspachteln der großen Rückwand wage ich mich noch nicht.
Jedenfalls danke für den Kommentar!



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#5 AW: Baubericht: Wüste

Beitrag von ameisenfresser » 23. November 2008, 12:50

Hi,

Hab selbst schon 3 grosse Rückwände für Schlangenterris gemacht mit Fliesenkleber.. Nimmst du weniger Wasser, dann kannst du dicker auftragen, dann siehts auch schon viel besser aus.

MfG



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#6 AW: Baubericht: Wüste

Beitrag von Serroth » 23. November 2008, 16:07

Leider war mein Fliesenkleber schon ab Kauf fertig angerührt, sodass man ihn höchstens weiter verflüssigen könnte. Darum ist es mir nicht möglich, Ameisenfressers zweiten Vorschlag in die Tat umsetzen.Wie sich herausstellte war es auch gar nicht nötig, denn das bereits ausgehärtete Werkstück lässt sich wunderbar mit einer groben Feile bearbeiten.
Sämtliche rechten Winkel wurden rund geschliffen, Kanten abgeflacht und gefast. Allerdings nur so weit, dass die Ãœbergänge der einzelnen „Stein“-Lagen erhalten bleiben, da ich eine gewisse Schichtenoptik beibehalten möchte.

Hier die Steinsäule nach dem Einsatz der Feile:
Bild

Das sollte aber nicht die endgültige Form sein. Mir gefiel es noch nicht. Also stellte ich die Säule auf den Kopf, schichtete zwei weitere Lagen Styropor auf und zog die Vertiefungen mit dem Buntstift wieder nach. Nun gefällt’s mir.
Bild

Tipp: Je tiefer der Übergang zweier Schichten und je größer die Kante zum nächsten Felsvorsprung, desto breiter und dunkler können die Akzente ausfallen. Als Belohnung gibt es noch mehr Tiefe und das Objekt wirkt weniger einfarbig.


Die abgeflachten Kanten erzielen eine natürlichere Optik (hier noch mal ein danke an Ameisenfresser). Am Kleinen Gelerntes setze ich am Großen um. Will heißen, dass die Steinwand erneut unters Messer kam. Auch hier gilt: Je größer die Freiflächen der einzelnen Lagen, desto weitläufiger sollten auch die Abrundungen ausfallen.
[font="]Bild

- bald geht es weiter
[/font]



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#7 AW: Baubericht: Wüste

Beitrag von Serroth » 25. November 2008, 00:02

The Wall

Mein Ziel heute hieß: Rückwand fertig stellen.
Im Grunde genommen sind es die gleichen Arbeitsschritte wie bei der Säule gewesen, außer, dass ich die Kanten vorab bereits rundgefeilt hatte. Die erste Lage Fliesenkleber dauerte am längsten, da viele Spalten unberührt blieben und mit einem kleineren Pinsel nachgebessert werden mussten. Ich versuchte darauf zu achten, dass die Pinselstriche immer parallel zur Plattenanordnung verliefen, um die Schichtenoptik nicht zu verwischen. Dies erleichtert später auch die Akzentuierung. Nach dem Trocknen zog ich, wie beim Werkstück zuvor, sämtliche Fugen mit dem braunen Buntstift nach und rieb eine dickere, ebenfalls braune, Bleistiftmine mit sanftem Druck über die Oberfläche, um sie natürlicher aussehen zu lassen.

Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden. Hier könnt ihr euch einen Eindruck verschaffen:



BildBildBildBildBild




Für Fragen, Kritik und Anregungen habe ich weiterhin ein offenes Ohr!

Als nächstes bestelle ich mir wohl einen Glasbohrer bei Ebay, denn es sollen mehrere Löcher gebohrt werden und ich möchte die Scheiben nicht zum Glaser bringen müssen.

[font="]Bis die Tage![/font]



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#8 AW: Baubericht: Wüste

Beitrag von Fabienne » 26. November 2008, 20:02

Hallo,

klasse wie Du das gefertigt hast. Ich arbeite momentan auch sehr viel mit Styropor und benutze diese Zusammenklebtechnik von einzelnen dünnen Flächen ebenfalls. Die Idee so ein Dreieck anzufertigen finde ich einfach nur stark. auch diese Säule hat was. Ich freue mich Dein fertiges Becken bewundern zu dürfen. Ich hoffe es ist Okay, wenn ich auch so eine Säule anfertige, da die gerade perfekt noch in mein Becken passen könnte.

Ich werde allerdings nur eine Schicht Fließenkleber verwenden, die nur dafür sorgt, dass der eingefärbte Zementputz besser hält.


Signatur geändert weil die davor von mancher Person nicht als Spass angesehen wurde
Falls ich wen damit angegriffen habe ich meine nie etwas böse!

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