Lasius niger?

Bestimmungsanfragen - bitte auf genaue Angaben achten.
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chemol
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#1 Lasius niger?

Beitrag von chemol » 19. Juli 2013, 04:55

Hallo.

Vorgestern am späten Nachmittag war große Schwärmzeit in Berlin: Tausende Jungköniginnen krabbelten über die Straßen und Gehsteige. Die, die ich mir näher angeschaut habe, konnte ich mit ziemlicher Sicherheit als Lasius niger einordnen.

Nachdem meine beiden Lasius niger - Kolonien im letzten Winter leider eingegangen sind, möchte ich diesen Sommer einen neuen Versuch starten und diesmal alles richtig machen.

Eine der Königinnen hat sich in mein Zimmer verirrt und wurde daher flugs adoptiert. Mir ist zwar aufgefallen dass sie in bisschen von der Norm abweicht, aber darüber hab ich mir keine Gedanken gemacht. und bin einfach davon ausgegangen dass es eine Lasius niger ist.

Erst heute ist mir aufgefallen wie schwer Lasius flavus und Lasius platythorax von Lasius niger zu unterscheiden sind.

Was mich stutzig macht ist die lange Gaster, im ersten Bild einigermaßen zu erkennen. Von Lasius niger kenne ich eigentlich eher eine rundliche Gaster. Die lange Gaster macht sie etwa 10mm groß.
Außerdem ist die Färbung etwas ungewöhnlich: Der Thorax ist rötlich, während der [Post]Petiolus gelblich ist. Die restliche Gaster ist schwarz, bzw silbrig, wg. der Häärchen. Meine Kamera gibt die Farben leider etwas falsch wieder.

Davon abgesehen hat sie aber alle typischen Lasius niger - Merkmale: typische Kopf-, Augen- und Fühlerform, typisch ausgeprägter Thorax - also sicher kein bruneus. Kopf und Beine sind schwarzbraun.

Die Umgebung ist wie gesagt Berlin, also Großstadt in Flachland mit recht sandigem Boden.

Kennt jemand verlässliche Unterscheidungsmöglichkeiten zwischen L. niger -, L. platythorax- und L. flavus-Gynen? Ohne auf die Brut warten zu müssen? Oder kann sie gar bestimmen?
Das wäre toll.

Bild

Weitere Bilder findet ihr hier:
http://krabbelblog.tumblr.com/post/55817808453/darf-ich-vorstellen-nemesis-nemesis-ist-neben

Schöne Güße,
chemol.



Gast3
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#2 AW: Lasius niger?

Beitrag von Gast3 » 19. Juli 2013, 10:40

Hallo,

Lasius flavus lässt sich recht gut identifizieren, die Gynen zeigen eine gelbliche Färbung und die Unterseite des Hinterleibes ist ziemlich hell.

Im SEIFERT steht, dass Lasius platythorax nur in Ausnahmefällen in urbanen Zonen vorkommt.

Könnte es sich eventuell um Lasius emarginatus handeln?



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Boro
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#3 AW: Lasius niger?

Beitrag von Boro » 19. Juli 2013, 14:28

Hallo chemol!
Da zeigt sich wieder einmal, wie schwierig es sein kann, eine Gyne nach Fotos zu erkennen. Deinen Ausführungen entnehme ich, dass du die Gyne im Zimmer gefunden und nicht von der Straße mitgenommen hast. Das Tier fürfte leicht physogastrisch sein, daher die große Gaster.
Deinen Beschreibungen nach könnte man - wie Roter Baron - Lasius emarginatus vermuten. Die verlinkten Bilder lassen für mich Zweifel aufkommen, das sieht fast wie Formica fusca aus. Ein paar gute Fotos am besten bei Tageslicht würden zur Klärung beitragen. Ich schick dir einmal ein Bild v. L. emarginatus, damit zu selbst vergleichen kannst: http://picmirror.de/index.php/view/40911_lasiusem3.jpg
Auf der Gaster befindet sich ein wenig Sand, ich hab das Tier damals in einem Blumentopf gefunden.
L.G.Boro



chemol
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#4 AW: Lasius niger?

Beitrag von chemol » 19. Juli 2013, 16:18

Hi.

Danke für die Antworten.

An Formica fusca hatte ich gar nicht gedacht, aber die sieht den genannten Lasius - Gynen ja auch überraschend ähnlich. Allerdings ist sie für Formica fusca etwas zu gelblich/rötlich. Oben meinte ich übrigens tatsächlich den Postpetiolus, also die erste Sektion der Gaster.
Ich habe jetzt ein paar Bilder mit Sonnenlich geschossen und darauf sind die Farben deutlich besser zu erkennen.

Bild
Bild

Zur Lasius flavus - These: Wie gesagt der Postpetiolus ist gelblich, allerdings ist der Rest der Gaster recht dunkel und auch die Unterseite würde ich nicht unbedingt als "ziemlich hell" beschreiben.

Das Bild von der Lasius emarginatus - Gyne von Boro dagegen kommt ihr sehr nahe. Die Farben sind nicht ganz so extrem, aber sonst passt es perfekt.

Naja, auf jeden Fall kann ich wohl Lasius niger ausschließen. Das hätte mir aber auch echt früher auffallen können.

Wie eignet sich denn Lasius emarginatus für Anfänger? Im Wiki gibts nicht viele Infos, außer dass sie Schädlinge sind, was mich jetzt aber nicht unbedingt stört - wenn die Gyne ausbüchst hab ich eh iwas grundsätzlich falsch gemacht ;)
Laut Wiki sind Lasius emerginatus ja wärme- und trockenheitsliebend. Bei meinen Lasius niger war ich immer sehr unsicher was die Bewässerung angeht.

Auf jeden Fall hab ich mir jetzt endlich den Seifert bestellt. Habe ihn schon ein paarmal gesucht und jetzt endlich auch günstig gefunden.

Danke und schöne Grüße,
chemol.



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#5 AW: Lasius niger?

Beitrag von Gast » 19. Juli 2013, 17:28

Hallo chemol,

Um Keimung und Wachstum einer neuen Fehlinterpretation möglichst gleich zu abzuwürgen:
"Petiolus" ist der Fachausdruck für "Stiel" oder "Stielchen", also ein besonders dünnes/schmales/kleines Segment zwischen dem dicken Thorax (inkl. Propodeum als 1. Abdominalsegment) und dem massigen Rest des Hinterleibes, der Gaster.
Gerade das erste Gaster-Segment hinter dem Petiolus bzw. dem Postpetiolus (bei Myrmicinen mit den 2 Stielchengliedern Petiolus und Postpetiolus) ist ganz besonders dick und voluminös, hat also am wenigsten Ähnlichkeit mit einem dünnen Stielchen.
Also: Bitte im Gedächtnis gleich als Fehler rot anstreichen! ;)

MfG,
Merkur

PS: Zu Lasius emarginatus steht etwas im Ameisenwiki (weiß nicht, ob Du das mit "Wiki" meinst): http://ameisenwiki.de/index.php/Lasius_emarginatus .
Ameisen und andere Tiere, die freiwillig in unseren Häusern leben, eignen sich ganz besonders zur Haltung durch Anfänger: Mäuse, Ratten, Taufliegen, Heimchen, Schaben, und halt auch die "Hausameisen". Man muss für sie gar keine besonderen Bedingungen schaffen; sie kommen zu uns ja, weil sie hier die passenden Bedingungen vorfinden. ;-)



chemol
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#6 AW: Lasius niger?

Beitrag von chemol » 19. Juli 2013, 17:54

Danke für die Info.

Ich hab mich an der Abbildung auf Wikipedia orientiert:
http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Scheme_ant_worker_anatomy-de.svg
Da wird der Postpetiolus als Teil der Gaster dargestellt und ähnelt auch nicht unbedingt einem Stiel. Aber das ist offenbar irreführend.



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#7 AW: Lasius niger?

Beitrag von Gast » 19. Juli 2013, 18:30

@ chemol: Danke für den "Herkunftsnachweis"! - Wikipedia ist in vielen Punkten, was Ameisen anbelangt, deutlich suboptimal!
Das Schema zeigt eine Ponerine. Bei diesen ist, wie es in den Bestimmungsbüchern (z. B. Seifert 2007, Schlüssel für die Unterfamilien) formuliert wird: "1. Gastersegment durch eine Einschnürung vom 2. Gastersegment abgesetzt".
Die Bezeichnung dieses Segments als "Postpetiolus" in der Abbildung ist schlicht und ergreifend falsch.:mad: Das gilt auch für den (manchmal abweichenden) Sprachgebrauch in der engl. und amerikanischen Literatur.

MfG,
Merkur



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