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Camponotus ligniperda - Haltungserfahrungen

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Dulgosch
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#1 Camponotus ligniperda - Haltungserfahrungen

Beitrag von Dulgosch » 7. September 2005, 15:55

Diesen Versuch habe ich vor einiger Zeit gemacht und wollte ihn schon früher ins Forum stellen, dann war es aber geschlossen. Also stelle ich es jetzt mal ein. Das alles war mehr eine Spielerei als ein ernster Versuch.



Ich habe des Öfteren den Anschein, als ob es leichter wäre, ausgehungerte Ameisen in eine andere (artgleiche) Kolonie zu integrieren, als wenn man es mit gut ernährten Ameisen versucht. Außerdem hatte ich auch das Gefühl, dass es leichter ist, wenn man Ameisen integriert, die schon längere Zeit getrennt leben (also vielleicht in einer Gruppe von 20 Arbeitern isoliert von Brut, anderen Arbeitern und der Königin)

Das will ich im Laufe der Zeit mit einer simplen Methode überprüfen.
Als erstes will ich testen, ob der ernährungstechnische Zustand der Ameisen etwas mit dem Adoptionsverhalten zusammenhängt.

Dazu habe ich vor etwa 4 Wochen aus einer Ameisenkolonie im Freiland ungefähr 100 Arbeiter entnommen, mit denen ich zur Zeit einige (friedliche) Versuche durchführe.
Aus dieser Arbeiteransammlung habe ich vor etwa 1 Woche 16 Arbeiter wieder entnommen und zu je 8 Arbeiter in zwei Gefäßen aufbewahrt.
Die eine Gruppe(Nr1) habe ich nicht gefüttert, die andere(Nr2) schon (also Zuckerwasser aber auch mit Insekten).

Nun habe ich seit einiger Zeit eine größere Camponotus ligniperda Kolonie mit etwa 150-200 Arbeitern, welche ich in Südtirol ausgegraben habe welche ich in ein zugegeben sehr kleines Behältnis(15 auf 10cm mit 15cm Höhe gegeben habe).

Mit dieser Kolonie will ich die Versuche durchführen, da dann dass Risiko nicht so groß ist, dass „meuternde“ Hinzukömmlimge die Königinn töten könnten.

Ich habe also heute, den 31.05.05 der Kolonie die Nr8 gegeben welche Arbeiter in unterschiedlichster Größe beinhaltet. Dass ich die Arbeiter von den Kolonieangehörigen unterscheiden könnte, habe ich sie mit einer weißen Farbe am Mesosoma markiert.
Da das Becken so klein ist, wurden sie sofort entdeckt. Nach ersten harmlosen Bissattacken warfen sich einige Neuankömmlinge unterwürfig auf den Boden, und betrillerten die Kolonieangehörigen.
Andere wiederum fingen an richtig zu kämpfen. Diese wurden auch bald von allen Seiten angegriffen.

Nach einer Stunde warf ich wieder ein Blick in das Becken.
3 der 8 waren entweder tot, oder aber schwer verletzt und immer noch in Kämpfe verwickelt(Ihnen fehlte meistens ein oder zwei Fühler und ein paar Beine)
2 der 8 waren voll integriert, soweit ich dass von außen beurteilen kann. Sie wurden gefüttert und hatte einen genauso prallen Gaster, wie die der Kolonie. Auch halfen sie beim Nestbau, bzw. beim Verbauen des Reagenzglases.

1 Tag nach der Überführung:
Vier Ameisen hatten überlebt. Zwei waren draußen unterwegs, zwei waren im Nest. Sie haben alle pralle Gaster, werden also gefüttert. Um sicher zu gehen, dass sich die Neuankömmlinge gefüttert werden und sich nicht selber was zu fressen nehmen, habe ich vor der Überführung, Zuckerwasser und sonstige Nahrung entfernt.
Ich denke, dass mein Versuch geklappt hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass noch eine der vier überlebenden (ein Major, zwei mittlere und ein kleinerer Arbeiter) getötet werden
.
Ich werde aber trotzdem die Markierungen auf den Gastern erneuern, um sicher zustellen, dass ich die Versuchsopfer auch noch in ein paar Tagen erkennen kann, um eventuelle Veränderungen zu dokumentieren.

Ich denke, dass ich heute (1.06.05) die vollgefressen Arbeiter der Nr2 ins Nest geben kann. Diese 8 Arbeiter haben die gleiche Anzahl an Majoren, Medias und Minors, wie die Nr2. Warum ist denke ich klar. Es wird oft behauptet, dass man Majoren schwerer integrieren kann als Minors. Und dass dann nicht die Nr1/Nr2 mehrere Majoren hat als die Nr2/Nr1 (was, wenn sie sich nicht integriern würden, den sicheren Tod der Majoren bedeuten würde, wodurch das Ergebnis verfälscht wird)


Nach 10 Minuten waren 2 Medias ihrer Hinterteiler beraubt worden. Also waren nur noch 6 übrig. Zwei waren noch in heftige Kämpfe verstrickt, die anderen 4 waren recht friedlich, wurden auch nicht mehr sehr bedrängt. Allerdings denke ich nicht, dass das schon das Endgültige Ergebnis sein wird.


Ãœbrigens beteiligten sich auch Arbeiter von Nr1 bei den Angriffen. Sie waren jedoch sehr zaghaft, bissen nie richtig zu.

Nach einem Tag waren nur noch 3 Ameisen von Nr2 übrig. Diese waren ebenso integriert, wie die aus der NR1. Alle waren sie draussen unterwegs, hatten volle Gaster. Teilweise sind die Markierungen fast weggewesen, was auf ein häufiges Putzen hinweist. Da sich Ameisen, wenn sie sich putzen, sehr nah sind, denke ich, dass aller alter Kolonieduft weg ist, und der neue Kolonieduft übertragen wurde.

Ich muss die Ameisen fast jeden Tag neu markieren. Ich führe den Versuch noch ein paar Tage fort. Bisher hat sich ja nur ergeben, dass von Nr1 4 und von Nr2 3 Ameisen übernommen wurden. allerdings ist das nicht unbedingt wissenschaftlich. Zu viel kann durch Zufall passiert sein.



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Frank Mattheis
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#2

Beitrag von Frank Mattheis » 7. September 2005, 18:46

Das ist ein interessanter Versuch. Einen ähnlichen Versuch hatte ich vor Jahren mit Camponotus fallax gemacht, ich hatte zwei Kolonien, eine davon ohne Königin zusammengebracht. Um die Duldung durch die stärkere Kolonie zu erreichen, besprühte ich alle Tiere mit einen stark duftenden Gemisch aus Tee und Honig. Dies genügte, die Tiere für einige Zeit zum Waffenstillstand zu bewegen, der Duft überlagerte die unterschiedlichen Koloniedüfte zumindest für so lange Zeit, bis die Angehörigen der zwei Kolonien ihre Koloniedüfte einander durch gegenseitiges Putzen und Nahrungsaustausch überlagert und verschmolzen hatten. Es gab keine Auseinandersetzungen. Nun ist fallax sicher eine friedfertige Art :rolleyes:, fremde Artangehörige werden aber angegriffen und vertrieben X(. In diesem Fall gelang es, die Tiere zu dauerhaften Zusammenleben in einer Kolonie zu bewegen.
Grüsse, Frank.



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