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Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
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Rambaldi
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#1 2 Fragen

Beitrag von Rambaldi » 16. September 2010, 04:26

Hallo!

Da mich sogenannte staatenbildende Insekten enorm faszinieren, hab ich mich mal hier angemeldet. Ich hätte da auch gleich mal einige Fragen, die ich gern einfach mal in den Raum werfen möchte:

- wenn ein Ameisenstaat in einen Krieg gegen einen anderen Staat verwickelt wird, werden dann automatisch mehr Soldaten produziert, bzw. sterben entsprechen überschüssige Soldaten nach einem solchen Krieg wieder?

- Was würde passieren, wenn man eine große Metallplatte entsprechend tief mitten in einen Ameisenhaufen schieben würde, so dass die Ameisen voneinander getrennt wären? Würden sich dadurch zwei Staaten bilden? Bzw. lässt sich ein Staat überhaupt irgendwie in zwei unabhängige teilen?

Hoffe die Fragen sind nicht zu naiv. :)

Gruß
Rambaldi



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KayRay
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#2 AW: 2 Fragen

Beitrag von KayRay » 16. September 2010, 07:37

Hallo,

Zur ersten Frage muss gesagt werden, dass die Soldaten eigentlich nur sekundär als Kampfeinheiten dienen. Primär sind sie zur Nahrungsbeschaffung einsetzbar. Oft flüchten sie bei Gefahr sogar als erste. Sie zerteilen bspw. große Beutetiere.
Pauschal kann man aber keine Aussage treffen, da es auch je nach Gattung, Familie ect. variert.
Da die Entwicklungszeit von Soldaten meist wesentlich länger ist (bis zu ein paar Monaten) als die der anderen Arbeiter lohnt es nicht sie bei einem "Krieg" zu produzieren. Sie entstehen permanent unter entsprechenden Bedingungen und werden dann gegebenenfalls bei Raubzügen gegen andere Nester mit eingesetzt.

Zur zweiten Frage lässt sich wieder keine pauschale Antwort geben. Das hängt nämlich A davon ab ob die Art polygyn ist, also mehrere Königinnen hat, und von der Art. Bei monogynen Völkern stirbt der Teil ohne Gyne irgendwann aus, da kein Nachwuchs mehr produziert werden kann. Haben jedoch beide Teile eine oder mehr Gynen können sie unabhängig von einander weiter leben. Handelt es sich um eine Art mit der Möglichkeit zur intranidalen Begattung könnten auch aus der Restbrut des Teils ohne Gyne neue Geschlechttiere hervorgehen welche sich in/am Nest paaren und wieder ins Nest zurückkehren.

Ich hoffe ich konnte etwas Klarheit verschaffen. Bei Unklarheiten oder begrifflichem Unverständniss kann man auch in den Wissensteil oder im Ameisenwiki reinschaun.

Lg Kayray



Krabbeltierfan
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#3 AW: 2 Fragen

Beitrag von Krabbeltierfan » 16. September 2010, 07:39

Willkommen im Forum.

Deine Fragen sind doch eher untypisch, werde mal sehen ob ich sie beantworten kann.

Zu der Soldatenproduktion:
Es haben bei weitem nicht alle, bzw. die meisten Arten sogar keine, Soldaten. Als "Soldat" wird üblicherweise eine Ameise bezeichnet, welche sich deutlich von ihren Schwestern unterscheidet und dies ohne Übergangsform. So gibt es bei einigen Arten sog. Minor- bis Majorarbeiterinnen. (Von klein bis groß ist alles vorhanden). Nur laut Definition halt keine "Soldaten".

"Soldat" ist sowieso etwas irreführend. Die meisten Ameisenstaaten haben größere Arbeiterinnen, auch wenn sie der Definition von "Soldat" entsprechen, nicht zum kämpfen. Sie zerlegen Körner oder bearbeiten erlegte Beutetiere. Zudem sind sie oft eher im Nest anzutreffen und sind nicht die großen Krieger.

Krieg zwischen Ameisenstaaten ist auf folgendes zu begrenzen: Es kann zu territorialen Streitigkeiten kommen, z.B. dringt der eine Staat durch Wachstum in den Wirkungsbereich eines anderen ein. Dann kann es, falls die richtigen Arten auf einander treffen, ärger geben. Allerdings: Oftmals sitzen in der Natur viele Ameisenstaaten direkt nebeneinander, zu einer Keilerei besteht aber kein Grund. Lediglich bei Arten mit Raubzügen (z.B. Formica sanguinea) kommt es öfters, durch ihre Lebensweise, zu Konflikten.

Was ich sagen will: Kein Ameisenstaat legt es "einfach so" drauf an. Menschen sind da kriegerischer.

Zum Ameisenhaufen: Die Metallplatte würde nichts bringen, oftmals haben Waldameisen viele solche Nester, die zu einem Staat gehören. Dann laufen sie eben drumherum. Solange keine Königin in einem Zweignest ist, ist dieses allein, zumindest bei Waldameisen, nicht lange lebensfähig.

MfG

Edit: KayRay war schneller :P



Sahal
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#4 AW: 2 Fragen

Beitrag von Sahal » 16. September 2010, 08:29

Hola,

die Definition der Unterkaste "Soldat" ist schwammig und unterliegt keinen Regeln.
Ein Vorschlag ist es, die Soldaten wie oben definiert abzugrenzen, wenn auch wohl der sinnvollste. Andere Autoren sprechen bereits von Soldaten, wenn sie einfach die größte Unterkaste wie zB Majors von Camponotus ligniperdus meinen, sie werden allerdings bei bimorphen Arten wie zB in Oecophylla ins Schleudern kommen.
Alles in allem ist der Begriff "Soldat" sehr unglücklich gewählt und nur bei wenigen Arten tatsächlich zutreffend!
Zur obigen Definition des Soldaten gehört neben fehlenden Übergangsformen vor allem ein stark "gepanzerter" (sklerotisierter) Kopf und aufgabenorientierte Mandibeln/Köpfe. Die oft riesigen Köpfe haben ihren Ursprung in der extrem kräftigen Mandibel-Muskulatur und deren inneren Haltestrukturen, die sich von Mandibelansatz bis oben in die Kopfkapsel ziehen. Je größer die Köpfe, desto kräftiger die Muskulatur.


Das Verhältnis von Minor- Media, Major und Soldaten wird in einem Volk zumindest längerfristig wieder hergestellt. Das Volk scheint zu riechen, welche Kaste gerade herbe Verluste erlitten hat oder besser: welche Kaste gerade mies vertreten ist.
(Exkurs: vor allem bei Termiten wurde beobachtet, das gefallene Soldaten / ausgedünnte Unterkasten umgehend ersetzt werden.)

Bei zB Pheidole ist bekannt, dass Soldaten (neben anderen Faktoren) je nach Bedarf produziert werden. Ist zB ein anderes Pheidole-Volk in der Nähe und somit ein Kampf zu erwarten, wird die Produktion von Soldaten messbar gesteigert!

"Soldaten" nach einem Krieg sterben zu lassen wäre ökologisch Unklug, da die Produktion von Soldaten ziemlich teuer ist. Sie können zumeist anders eingesetzt werden und sterben einfach wieder auf die richtige Menge bzw werden nicht ersetzt.


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

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Boro
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#5 AW: 2 Fragen

Beitrag von Boro » 16. September 2010, 11:41

Etwa bei den "Soldaten" von Pheidole pallidula kann man noch hinzufügen, dass sie neben den Aufgaben bei der Verteidigung des Nestes od. bei einem Angriff gegen Feinde eine weitere wichtige Funktion haben: Wenn es größere Beute gibt, rücken sie im Rahmen der Rekrutierung immer aus, um diese zu zerlegen od. die Beute überhaupt erst zu töten. Die Arbeiterinnen haben keinen Stachel mehr und können einen Feind(eine noch lebende Beute) nur festhalten, fixieren.
Mit anderen Worten: "Soldaten" übernehmen in vielen Fällen nicht nur "militärische" Aufgaben.
L.G.Boro



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