Exoten für Anfänger: Why not?

[Erne]

Zum Preis so mancher Exotenkolonie bekommt man schon einen sehr geräumigen Kühlschrank

Zustimmung mit "?"
Pheidole pallidula, verschiedenste Camponotus, auch Acromyrmex gibt es fast schon für "Lau".

Grüße

[Timjey]

Aber wenn ich mal das so alles grob zusammenfasse, ist der Vorteil der exotischen Arten doch nur, dass einige Arten keinen Winterschlaf benötigen oder dass sie einfach exotisch sind.

Eine coole Farbe, Kastenbildung, "interessante" Ameisen kriegt man doch auch ohne Exoten.

Nur ist gerade bei Anfängern das Wissen um verschiedene Ameisenarten extrem gering...
Lasius niger, klar, klein und schwarz, aber dazu noch ein oder zwei Arten und es hört auf...
Ich glaube, wenn man mehr auf einheimische, im Bezug auf die oben genannten Kriterien passende Arten, zeigt und diese Anfängern erklärt, dann lassen viel mehr die Exotenhaltung sein. Und mal ehrlich, Winterruhe gehört einfach dazu.
Man müsste also nur diese einheimischen, besonderen Arten hervorheben.

[Raimund]

Aber wenn ich mal das so alles grob zusammenfasse, ist der Vorteil der exotischen Arten doch nur, dass einige Arten keinen Winterschlaf benötigen oder dass sie einfach exotisch sind.

Bären halten Winterschlaf, Ameisen Winterruhe oder Diapause.

Übrigens ist "exotisch" sein kein Vorteil. Einheimische Arten kann man, wenn sie aus der Umgebung sind, auch einfach mal draußen aussetzen, wenn sie einem Über den Kopf wachsen oder man keine Möglichtkeit zum Überwintern findet. Bei exotischen Arten fällt somit zwar das Temperaturproblem (wenn es das denn ist) weg, jedoch muss man zum Loswerden auch erst mal einen geegneten Abnehmer finden, welcher überhaupt bereit ist, die gewünschte Summe zu zahlen...

Nacht
Raimund

[Timjey]

Unten habe ich Winterruhe geschrieben, war wohl schin etwas müde und dachte ans Schlafen.
Exotisch sein meine ich in dem Sinne als Vorteil, da man mit denen ja sagen kann: "eyh, hier, ich hab Ameisen aus Brasilien, toll, oder?"
Das angesprochene Problem der Entsorgung von exotischen Tieren ist mir bewusst, aber vielen anderen Anfängern wohl nicht. Deshalb weise ich ja drauf hin, dass es oft auch einheimische Alternativen gibt.

[jkiefer]

Hallo,

nur ein wenig Hintergrundwissen und ein paar kleine Fragen...

In der EU sind es 9-12 Mrd. € (ausgeschrieben 9.000.000.000,00 - 12.000.000.000,00€) Kosten und Schäden, die allein im Jahr 2008 mindestens (Schätzungen gehen von weit weit mehr aus) durch invasive Arten verursacht wurden!
In den USA sind es bereits geschätzt 80 Mrd. € (ausgeschrieben 80.000.000.000,00€), die für die Bekämpfung von invasiven Arten Jahr für Jahr ausgegeben werden.
Und die Schäden, die durch eine einzige Ameisenart, Solenopsis invicta, in den USA verursacht werden, werden immerhin noch auf 5 Mrd. $ (ausgeschrieben 5.000.000.000,00$) jährlich geschätzt.
(Ist es wenn man diese Zahlen sieht eigentlich wirklich verwunderlich, dass die USA den Import und Handel von Ameisenköniginnen und -kolonien verboten hat?)

Und das sind nur die volkswirtschaftlichen Schäden, die ökologischen Schäden liegen mit Sicherheit noch sehr sehr viel höher!
Und gerade Ameisen sind bei diesen ökologischen Schäden ganz ganz vorne mit dabei! (Übrigens in der Liste der 100 schlimmsten invasiven Arten sind 5 Ameisenarten mit dabei, weit mehr als in jeder anderen Tier- oder Pflanzenfamilie)
Und nein, wir wissen vorher nie ob eine Art invasiv werden könnte und welche Schäden und Kosten sie verursachen könnte, das weiß man erst wenns bereits zu spät ist! Bei jeder einzelnen Art, die absichtlich oder unabsichtlich eingeführt wird und dann absichtlich oder unabsichtlich freikommt, muss grundsätzlich mit dem schlimmsten möglichen Fall gerechnet werden!
Und das sag nicht ich, das sagen Wissenschaftler die sich damit auskennen! Und dass das stimmt, da wird dir auch jeder Experte ein ganz klares JA geben!

Bei all diesen Kosten und Schäden, die nicht die Verursacher zu zahlen haben, sondern wir, die Steuerzahler, seit ihr euch da wirklich noch sicher, dass noch mehr Arten und diese auch noch möglichst billig auf den Markt geworfen werden sollten, rein wegen dem zweifelhaften Spaß der Haltung? Ameisenarten, die häufig vollkommen Unbestimmt sind, deren Ökologie noch vollkommen unzureichend untersucht ist, wo häufig nicht einmal sicher ist das diese nicht bereits irgendwo auf der Welt als invasiv auftritt? Verkauft an jeden der das nötige Kleingeld besitzt, ungeachtet seiner Eignung, seines Wissens, seines Verantwortungsbewusstsein?
Sollten wir als logisch denkende und vorrausschauende Art nicht viel eher auf diesen, alles andere als lebenswichtigen, kleinen Luxus verzichten und uns an die mindestens ebenso interessante heimische Ameisen-Fauna halten?

Wie gesagt, nur ein wenig Hintergrundwissen und ein paar kleine Fragen...

Lg

[Raimund]

Guten Morgen jkiefer,

dass sind ein paar sehr bemerkenswerte Zahlen, die ich noch nie gelesen habe. Kannst du noch die Quellenangaben ergänzen?

Sollten wir als logisch denkende und vorrausschauende Art nicht viel eher auf diesen, alles andere als lebenswichtigen, kleinen Luxus verzichten und uns an die mindestens ebenso interessante heimische Ameisen-Fauna halten?

Kam diese Einsicht bei dir erst im Nachhinein, oder weshalb hast du Pachycondyla cf. astuta und wenn ich mich recht erinnere auch Otontoponera transversa gehalten?

Das ist jetzt nicht als Angriff gemeint, jedoch bist du diese Frage ja wohl den Usern schuldig, denen du obige Empfehlung ausprichst.

Grüße
Raimund

[Gast]

Hallo Raimund,

ich will jetzt nicht die Antwort von jkiefer vorweg nehmen, aber gemeinhin gilt Homo sapiens als besonders erfolgreich aufgrund seiner Lernfähigkeit!

Die ist leider nicht so weit verbreitet, wie das wünschenswert wäre. Mancher lernt nur aus eigener, schlechter oder guter Erfahrung, andere lernen auch aus den Erfahrungen und Berichten Dritter, bei wieder anderen ist die Lernfähigkeit verkümmert oder verschüttet oder wird mit Blick auf bestimmte Interessen als störend unterdrückt.
Freuen wir uns doch, wenn jemand lernfähig und lernbereit ist!

Änderung von Meinungen und Handlungen aufgrund von Lernfähigkeit ist uralt und hat zum Erfolg der Menschheitsentwicklung sicher wesentlich beigetragen. Als jüngeres Beispiel vgl. die Wandlung von Saulus zu Paulus!

MfG,
Merkur

[eastgate]

Und das sind nur die volkswirtschaftlichen Schäden, die ökologischen Schäden liegen mit Sicherheit noch sehr sehr viel höher!
Und gerade Ameisen sind bei diesen ökologischen Schäden ganz ganz vorne mit dabei! (Übrigens in der Liste der 100 schlimmsten invasiven Arten sind 5 Ameisenarten mit dabei, weit mehr als in jeder anderen Tier- oder Pflanzenfamilie)
Und nein, wir wissen vorher nie ob eine Art invasiv werden könnte und welche Schäden und Kosten sie verursachen könnte, das weiß man erst wenns bereits zu spät ist! Bei jeder einzelnen Art, die absichtlich oder unabsichtlich eingeführt wird und dann absichtlich oder unabsichtlich freikommt, muss grundsätzlich mit dem schlimmsten möglichen Fall gerechnet werden!
Und das sag nicht ich, das sagen Wissenschaftler die sich damit auskennen! Und dass das stimmt, da wird dir auch jeder Experte ein ganz klares JA geben!

Bei all diesen Kosten und Schäden, die nicht die Verursacher zu zahlen haben, sondern wir, die Steuerzahler, seit ihr euch da wirklich noch sicher, dass noch mehr Arten und diese auch noch möglichst billig auf den Markt geworfen werden sollten, rein wegen dem zweifelhaften Spaß der Haltung? Ameisenarten, die häufig vollkommen Unbestimmt sind, deren Ökologie noch vollkommen unzureichend untersucht ist, wo häufig nicht einmal sicher ist das diese nicht bereits irgendwo auf der Welt als invasiv auftritt? Verkauft an jeden der das nötige Kleingeld besitzt, ungeachtet seiner Eignung, seines Wissens, seines Verantwortungsbewusstsein?
Sollten wir als logisch denkende und vorrausschauende Art nicht viel eher auf diesen, alles andere als lebenswichtigen, kleinen Luxus verzichten und uns an die mindestens ebenso interessante heimische Ameisen-Fauna halten?

Ich sehe an dieser Stelle ehrlich gesagt kaum einen Zusammenhang zwischen invasiven Arten und der Ameisenhaltung. Dieses Argument wurde von uns bösen Exotenhaltern schon oft gebracht und wird auch immer wieder kommen: Keine der nachweißlich eingeführten und invasiven Arten wurde durch die Ameisenhaltung etabliert. Soviel ich weiß kann man alle Verschleppungen auf den internationalen Güter- und Personenreiseverkehr zurückführen. Ich bin selbst in der Logistikbranche tätig und ihr könnt euch nicht vorstellen was ich in den Frachtbereichen internationaler Flüghäfen so alles gesehen haben: Lustige Spinnen, bunte Käfer, Ameisen, Mücken und Fliegen... war alles dabei.
Natürlich möchte ich das Thema nicht relativieren in dem ich sage: "Werden doch sowieso jeden Tag Ameisen verschleppt, da macht die eine Kolonie vom Halter nichts mehr aus." Aber eine wirkliche Gefahr sehe ich in dieser Hinsicht nicht. Wenn es eine gibt wäre diese vernachlässigbar und es gäbe wichtigere Ansatzpunkte.
Das wichtige ist, dass die Ameisen in Verantwortungsbewusste Hände kommen. Es gibt Menschen, die sind verantwortungsbewusst, es gibt Menschen, die müssen das erst noch trainieren. Vielleicht sollten die letzteren lieber mit einer einheimischen Art anfangen.

Soviel dazu, will garnicht groß aufs Thema weiter eingehen.

Gruß

eastgate