Unsterbliche Kolonien bei polygynen Arten??

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
Neues Thema Antworten
Benutzeravatar
chris1994
Halter
Offline
Beiträge: 1097
Registriert: 5. Januar 2010, 21:26
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 2 Mal

#1 Unsterbliche Kolonien bei polygynen Arten??

Beitrag von chris1994 » 26. Mai 2010, 21:11

Hallo Zusammen

Ich bin heute auf eine interessante Idee gekommen.

Da polygyne Arten beim Schwarmflug immer wieder neue Jungköniginnen adoptieren, wäre es da möglich, dass sie das bis in alle Ewigkeit so fortsetzt und auch wenn mal die erste Gyne stirbt noch weiter welche da sind? Mal abgesehen von Feinden, Naturkatastrophen und so??

LG Christian


Bei mir in Haltung: Lasius niger(> 1000 A.), Formica fusca (400-500 A.), Formica sanguinea (300-350 A.) Camponotus ligniperdus(35 A.), Temnothorax unifasciatus (1 A)

Gilthanaz
Halter
Offline
Beiträge: 1546
Registriert: 3. März 2010, 10:59
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 2 Mal

#2 AW: Unterbliche Kolonien bei poligynen Arten??

Beitrag von Gilthanaz » 26. Mai 2010, 21:16

Eine Myrmica rubra Kolonie könnte bzw. hat sicher schon länger gelebt, als ein Mensch im Schnitt lebt :) Die sorgen ja auch für junge Gynen direkt im Nest (Inzucht).

Unsterblich ist wohl nichts. Auch solche Großkolonien können allen möglichen Dingen zum Opfer fallen - spontan würde mir mal der "Mensch" einfallen, im eigenen Habitat das gefährlichste aller Raubtiere.

Google mal "Mega colony myrmica rubra" - da hatte ich mal gelesen, das solche Monsternester durch die große Entfernung, früher oder später verschiedene Koloniedüfte entwickeln, und sich gegenseitig umbringen - kann das jemand mit mehr Erfahrung bestätigen?

lg,
- G



Sahal
Halter
Offline
Beiträge: 1729
Registriert: 16. Februar 2006, 18:18
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#3 AW: Unterbliche Kolonien bei polygynen Arten??

Beitrag von Sahal » 27. Mai 2010, 02:52

Hola,

ich erinnere mich dunkel, dass auch polygyne Völker nicht unendlich lange leben, sondern nach ~70-90Jahren die inneren Verwandschaftsverhältnisse und genetischen Strukturen soweit entfremdet sind, dass die Völker zerfallen und/oder sich "Clans" gegenseitig dezimieren.
Ausnahmen sollten hier unikoloniale Arten bilden.

Wie gesagt, nur eine dunkle Erinnerung...


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

Benutzeravatar
Raimund
Halter
Offline
Beiträge: 950
Registriert: 19. Juni 2007, 21:35
Hat sich bedankt: 4 Mal
Danksagung erhalten: 6 Mal

#4 AW: Unsterbliche Kolonien bei polygynen Arten??

Beitrag von Raimund » 27. Mai 2010, 11:37

Hi,

echt lustig, ich bin vor ein paar Tagen auf eine ähnliche Idee gekommen. Und zwar bei den Arten, welche sich durch Parthenogenese bzw. nur durch Inzest fortpflanzen.
Wäre auch interessant zu wissen, ab der wievielten Generation Inzest für Ameisen schadhaft ist, zumindest für die Arten, welche sich nur darauf beschränken.

MfG Raimund



Sahal
Halter
Offline
Beiträge: 1729
Registriert: 16. Februar 2006, 18:18
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#5 AW: Unsterbliche Kolonien bei polygynen Arten??

Beitrag von Sahal » 27. Mai 2010, 11:43

Wieder aus der Erinnerung:
- bereits ab der ersten Generation kann es bei Inzucht zu diploiden, unfruchtbaren Männchen kommen bis hin zu missgebildeten, triploiden Männchen.
Trotzdem gibt es bisher keine bekannten Fälle, in denen Ameisen aktiv Inzucht vermeiden würden.

- Arten, die sich regulär durch "Inzest", besser Inzucht, vermehren, haben hier wohl besondere Mechanismen entwickelt,
die den Inzuchtschäden vorbeugen... hier ist zB eine "besondere Variation des Erbgutes" während der Befruchtung denkbar.
Aber die genauen Mechanismen sind wohl noch nicht bekannt...


[EDIT]Danke für den Link, hätte ich auch selbst drauf kommen können... :D


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

Gast
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 0

#6 AW: Unsterbliche Kolonien bei polygynen Arten??

Beitrag von Gast » 27. Mai 2010, 11:54

http://www.ameisenwiki.de/index.php/Vermehrung
Warum nicht mal hier kräftig draufklicken und dann lesen?

Untersuchungen zur Lebensdauer von polygynen Kolonien leiden daran, dass diese die Untersucher in aller Regel überleben :)

Bei polygynen Kolonien mit Nestkopula gibt es weniger "Inzucht" als man denkt, da ja mehrere bis viele nicht-verwandte Königinnen den dann ebenfalls weniger verwandten Nachwuchs erzeugen. Je nach Art können Jungköniginnen aus anderen Nestern aufgenommen werden, oder Jungköniginnen paaren sich auf dem Nest/ in Nestnähe mit zugeflogenen fremden Männchen.

Trotz unserer Bedenken klappt es also in der Natur, und das sogar recht gut!

mfG,
Merkur



Gilthanaz
Halter
Offline
Beiträge: 1546
Registriert: 3. März 2010, 10:59
Hat sich bedankt: 0
Danksagung erhalten: 2 Mal

#7 AW: Unsterbliche Kolonien bei polygynen Arten??

Beitrag von Gilthanaz » 27. Mai 2010, 12:03

@Sahal:

Einige Arten sind anscheinend genetisch so stabil wie mein Stahlbetonkeller: Myrmoxenus, zum Beispiel, betreibt Inzucht und trotzdem werden keine missgebildeten, unfruchtbaren resp. diploiden Männchen hervorgebracht (Außer die Tiere schämen sich dafür und begehen noch in der Puppe Selbstmord). Warum genau einige Arten sich sehr erfolgreich inzestiös vermehren können? Keine Ahnung, eventuell sollte mal jemand seinen Splicer auspacken und die Tiere in ihre Einzelgene zerhackstückeln.

DNA-Polymerase ist ja fähig, beim kopieren eines DNA Strangs schadhafte Stellen mittels einer biologischen Art von Prüfsumme zu identifizieren. Diese Fehler werden dann auch korrigiert, sofern die Polymerase selbst 'gesund' ist. Ist diese defekt, steigt die Mutationsrate in den Fahrstuhl, und fährt aufs Dach, um eine zu rauchen.

Also wäre die Frage, sind bei den Tieren, die sich ausschließlich durch Inzest vermehren, die Basenpaare so stabil, das sie auch glatt geklont sein könnten? Ist der Basencode so stark mit Prüfsummen versehen, das beinahe jeder Fehler durch Polymerasen erkannt und ausgebessert wird? Oder weicht der genetische Code durch etliche kleine Mutationen so sehr von den x/Achtel/Viertel/Halb/Geschwistern ab, das es so funktioniert, als würden sich eigentlich unverwandte Tiere verpaaren? Immerhin passiert es ja, das ein Männchen nicht seine Schwester, sondern Urstrumpgroßtantenonkelstochter begattet, somit die direkte Verwandschaft.. gar nicht so direkt ist.

HABEN Ameisen Polymerasen? Oder pokert in denen Genen ein ganz anderes Enzym/Protein/blablubb.

lg,
- G



Neues Thema Antworten

Zurück zu „Einsteigerfragen“