Puppen entwickeln sich nicht weiter..?

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
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Jonaschka
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#1 Puppen entwickeln sich nicht weiter..?

Beitrag von Jonaschka » 15. Juli 2024, 22:05

Hallo Leute,
ich habe Probleme mit meinen Camponotus cruentatus. Und zwar habe ich die Königin plus vier Arbeiterinnen bekommen. Eine ist dann nach ein paar Wochen verstorben, und das Problem, das ich jetzt habe, ist, dass die Puppen sich einfach nicht weiterentwickeln, sondern irgendwie in sich zusammenfallen. Ich habe jetzt wieder einmal nach einer Zeit ins Reagenzglas geschaut und da sind einfach Nacktpuppen. Anfangs habe ich sie bei Zimmertemperatur gehalten, aber seit längerem jetzt bei ca. 28 Grad. Honigwasser und Protein-Futter bekommen sie auch. Woran liegt das? 😟
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#2 Puppen entwickeln sich nicht weiter..?

Beitrag von Lifestyler94 » 15. Juli 2024, 22:23

Guten Abend lieber Jonaschka,

Danke für deine Rückmeldung über deine Erfahrung mit Camponotus cruentatus.

Halte die Ameisen bitte temperiert in einem Reagenzglas bis zu einer Koloniegröße von 9-12 Arbeiterinnen.
Die Fütterung erfolgt im vorderen Drittel des Reagenzglases.

Die Haltungsumstände werde zu trocken sein.
Zwecks Haltungsverbesserung muss die Arena regelmäßig geringfügig bewässert werden.
Dies sollte auch eine spürbar höhere Aktivität generieren.

Nacktpuppen sind -teilweise- ein Zeichen, dass ein Engpass in der Versorgung stattgefunden hat.
Hier muss nachjustiert werden im Bereich
-Wasser
-Zuckerwasser
- ggf Protein

Tipp: zu Zuckerwasser,
bei u15 Arbeiterinnen möglichst vor die direkte Haustür stellen.
Je größer die Kolonie, desto weiter kann man sich aus dem Fenster lehnen -> Die Wege / generell die Strecke durch eine "staubtrockene Wüste" erhöhen.



Tipp: zu Protein,
abgekochte Futterinsekten anbieten, die zuvor halbiert / bzw. zerkleinert werden.


Alternativ kannst Du die o.g. Tipps annehmen + die Arena bewässern,
die Futterwege verkürzen.

Beide Alternativen führen in 2-3 Wochen zu einem Unterschied in der Beobachtung.

Sollte zwischenzeitlich noch etwas passieren, gerne einfach kurz eine Rückmeldung geben.


Gruß
Lifestyler
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#3 Puppen entwickeln sich nicht weiter..?

Beitrag von Jonaschka » 15. Juli 2024, 22:28

Wow, vielen Dank für die ausführliche Antwort. Dann werde ich mal ein paar Sachen ändern und schauen, wie es sich entwickelt😁
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Serafine

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#4 Puppen entwickeln sich nicht weiter..?

Beitrag von Serafine » 16. Juli 2024, 02:48

Füge hier mal beide Beiträge zusammen, plus noch zusätzliche Informationen, dann muss der arme Erne nicht alles hin- und herschieben.



Ist außer den Puppen sonst noch Brut im Reagenzglas?
Wenn nicht, dann ist definitiv ein Problem vorhanden (am wahrscheinlichsten Temperatur oder Futter, wenn beides ausgeschlossen werden kann, dann kann man weiterschauen).




Wo/wie misst du denn die Temperatur? Ein beheiztes Reagenzglas kann durch Stauhitze schnell DEUTLICH wärmer werden als die umgebende Lufttemperatur vermuten lässt, besonders wenn man von unten beheizt.

Würde eher eine Wärmelampe empfehlen (Rotlicht, wenn du sie auch mal nach Dämmerung beobachten möchtest - meine ist 35 Watt, ich denke aber dass für dein Becken etwas weniger auch gut reichen sollte).
Beheizung von unten ist riskant, da der Boden dabei VIEL wärmer werden kann als die Luft darüber. So hat man seine Ameisen schnell aus versehen gekocht.
Alternativ geht auch Beheizung mit der Matte von der Seite, möglichst oberhalb der Substratgrenze.
Bei einem größeren Nest kann man später einfach einen Teil des Nests beheizen (und durch Beobachtung herausfinden ob die Ameisen es wärmer oder kälter mögen), mit einem kleinen Reagenzglas geht das leider nicht.




Was fütterst du denn genau? "Proteinfutter" kann ja alles mögliche sein.
Die Proteinpulver, die man von diversen Shops mitbekommt sind keine adäquate Nahrung für Ameisen, das ist unter Ameisenhaltern allgemein bekannt und durch zahlreiche Fallbeispiele etabliert.
Dasselbe gilt für die Jellies (die taugen höchstens ab und an mal zur Abwechslung). Diese Jellies sind in der Regel für Reptilien oder Käfer gemacht, nicht für Ameisen. Auch legen Studien nahe, dass eine Zucker-Protein-Mischung, wie man sie in Jellies findet, auf Dauer nicht das beste für die Ameisen ist.
Zudem besteht die Möglichkeit, dass die Ameisen das Jelly in Form kleiner Brösel im ganzen Becken verteilen (da sind meine Camponotus barbaricus ganz toll drin, war ein super Spaß das wieder sauber zu machen) oder es im Substrat vergraben und es anfängt zu schimmeln (das haben meine Solenopsis fugax super hinbekommen).
Auch Schinken, Hackfleisch, Katzenfutter, usw. sind eher als Abwechslung gut, nicht als Grundnahrung.

Was gut funktioniert sind diverse Futterinsekten aus dem Zoohandel oder unbehandelte Tiefkühlschrimps aus dem Supermarkt (die nur mit Wasserschutzhülle, ohne Zitronensäure o.ä.).
Bei der aktuellen Koloniegröße reicht auch eine erschlagene dicke Fliege oder Spinne alle paar Tage. Auch Fruchtfliegen werden von den meisten Kolonien gerne genommen.
Eine elektrische Fliegenklatsche ist eine super Investition, aber bitte nicht rausgehen und alles erschlagen, was dir vor die Klatsche kommt. Ein bis zwei Stubenfliegen oder Goldfliegen, die sich in die Wohnung verirrt haben, reichen bei der aktuellen Koloniegröße vollkommen.

Bitte keine Schwebfliegen erschlagen (die sind zwar nicht geschützt, aber die Hälfte der Spezies ist akut bedroht) und schon garkeine Wespen/Bienen/Hornissen (die sind geschützt), ebenso wenig wie Käfer (einige Arten sind geschützt, viele verfügen über chemische Verteidigung und generell haben die meisten Ameisen ernsthafte Probleme durch das harte Außenskelett zu kommen).
Einfach alles außer Fliegen vermeiden.




Die Arena zu bewässern halte ich in der aktuellen Situation für keine gute Idee. Dadurch entsteht das Risiko, dass sich die Ameisen in den Boden eingraben, wodurch du komplett die Sicht auf sie verlierst - keine Möglichkeit mehr zu sagen, wie es den Ameisen dann geht, ob sich die Situation verbessert, usw. - plus das Risiko einstürzender Kammern, wenn das Sand-Lehm-Mischverhältnis des Bodengrunds nicht ideal ist (v.a. zu hoher Sand-Anteil führt schnell zu Einstürzen).
Ist aus der Entfernung immer schwer zu beurteilen, aber das Bodensubstrat sieht mir auf dem Foto eher bröselig und sandig aus, sehe da definitiv Einsturzgefahr.

Ich halte Camponotus barbaricus, die kommen aus demselben Gebiet und ich hab die Arena noch kein einziges Mal bewässert.
Auch nicht bei meinen Lasius niger. Oder meinen Myrmica. Oder meinen Solenopsis fugax.
Zusätzlich hat man in einer feuchten Arena die Gefahr der Schimmelbildung.
Solange das Nest feucht ist, reicht das vollkommen (wir reden hier ja nicht von Regenwaldameisen). Selbst meine angeblich so feuchtigkeitsliebenden Myrmica hatten überhaupt keine Probleme mit einem staubtrockenden Sand-Lehm-Becken.

Ebenfalls problematisch wäre in dem Zusammenhang, dass du die Arena ja beheizen möchtest. Feuchte Arena plus Beheizung führt sehr schnell zu Kondensation, wenn sich der warme aus dem Boden verdunstende Wasserdampf an den kühleren Wänden (oder dem Deckel) des Beckens in Form von Wassertropfen absetzt. Das fördert nicht nur Schimmelbildung, es macht auch den Ausbruchschutz schnell komplett wirkungslos. Mit einer Wärmelampe wäre das etwas weniger stark ausgeprägt, weil die ja die Wände mit aufheizt, bei Wärme von unten kann man da schnell die komplette Scheibe voll mit Kondenswasser haben.




Das Zuckerwasser direkt vor die Tür stellen kann man machen, ist aber nicht zwingend notwendig - hilft möglicherweise den Ameisen es schnell zu entdecken, aber in der Natur haben die ihre Zuckerquelle ja auch nicht immer direkt vor dem Nesteingang.
Meine Camponotus barbaricus mit vier Arbeiterinnen (und damals einer Einzigen die sämtliche Außenarbeiten übernommen hat), haben einen Tropfen Honig, der aus versehen von innen an das Glas getropft ist - in 15cm Höhe, gut 20cm entfernt vom Eingang - innerhalb einer Nacht gefunden und die Schüssel mit Honig direkt vor der Haustüre komplett ignoriert. Solange sich das Zuckerwasser irgendwo im Becken befindet werden sie es finden.
Gerade Camponotus haben auch so große Gaster, dass sie einmal vollgesaugt wahrscheinlich erstmal ne Woche im RG sitzen und nicht mehr rauskommen werden.

Viele Camponotusarten sind in der Frühphase (Kleinkolonie) auch überwiegend bis ausschließlich nachtaktiv (oft auch die bei denen tagaktiv/daueraktiv drauf steht), dass man die am Tag selten draußen sieht ist normal.
Wenn sie gut gefüttert sind, kann es durchaus auch passieren, dass sie mehrere Wochen lang nicht rauskommen oder das Reagenzglas sogar komplett verschließen (in der Natur tun sie das um sich vor Entdeckung durch Fressfeinde und andere Ameisen zu schützen, sie wissen ja nicht, dass ihnen in der Haltung keine Gefahr droht).




Würde auch empfehlen (sofern die Ameisen das RG noch nicht selbst zugebaut haben) das Vorderende mit einem Wattestopfen zu verschließen und ein dickes Plastikröhrchen als Eingang einzufügen. Das sorgt nicht nur dafür, dass es im RG etwas feuchter ist, der Wassertank hält so auch viiiiiiiiel länger - was gerade bei sich langsam entwickelnden Camponotus wirklich hilfreich ist (meine Wasser-RGs halten damit in etwa 8-12 Monate).

Hier ein Beispiel:
a1.jpg
Funktioniert mit Ameisen (fast) aller Größen (das hier sind Solenopsis fugax, die sind etwa so groß wie der Kopf der Ameisen im oberen Bild):
a2.jpg



Was die Nacktpuppen angeht - haben deine Ameisen Substrat in das Reagenzlas eingetragen?
Wenn nicht, dann kann es auch einfach daran liegen, dass die Larven auf dem glatten Glas keinen Ansatzpunkt gefunden haben, als sie versuchten ihre Kokons zu spinnen.
Das kommt besonders bei Erstbrut oder Kleinkolonien hin und wieder vor - der komplette erste Wurf meiner Lasius niger waren Nacktpuppen.
Solange es feucht genug ist und die restlichen Bedingungen stimmen, macht das aber meist nichts (in seltenen Fällen werden Nacktpuppen gefressen).

Später sollten die Arbeiterinnen dann eigentlich Substrat bringen, um den Larven zu helfen. Hier sieht man das sehr schön, meine Lasius niger hatten diesen Frühling eine richtige Verpuppungsstation eingerichtet.
Die Larven wurden aus dem Nest (rechts) geschleppt, bei den Substratklumpen abgelegt, und wenn sie fertig waren auf den Kokonhaufen (links) getragen.
a3.JPG
Passiert das nicht, dann erhöht sich die Wahrscheinlichkeit von Nacktpuppen. Das ist aber wie gesagt normalerweise nicht schlimm.
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#5 Puppen entwickeln sich nicht weiter..?

Beitrag von Erne » 16. Juli 2024, 12:44

Manchmal gehen die Wogen hoch mit resultierenden Diskussionsbedarf.
Das dabei ein Thema aus dem Focus gerät, Jonaschka trage den Foren Usern das nicht nach.

Weitere Beiträge die nicht der Thematik „Puppen entwickeln sich nicht weiter..?“ betreffen, werden hier im Thread kommentarlos entfernt.

Die hier jetzt fehlenden Beiträge wurden verschoben.

MfG Erne



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#6 Puppen entwickeln sich nicht weiter..?

Beitrag von Serafine » 16. Juli 2024, 14:30

@Erne: Habe beide Beiträge zusammengefügt, neutraler gefasst und mit zusätzlichen Informationen versehen.
Hoffe das spart dir ein wenig Arbeit. =)*202



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Jonaschka
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#7 Puppen entwickeln sich nicht weiter..?

Beitrag von Jonaschka » 16. Juli 2024, 21:15

Ja, Brut ist vorhanden, mehrere Larven, aber weiter ging es nie.

Ich beheize von unten, stelle aber auf 26 Grad ein, weil ich mir das schon gedacht habe. Bei meinen Messor barbarus mache ich das genauso, und das funktioniert sehr gut.

Am Anfang habe ich ihnen abgebrühte Heimchen gegeben, aber die haben sie nicht einmal angefasst. Jetzt gebe ich ihnen halbe Fliegen und alles, was ich so im Haus finde. Diese tragen sie auch direkt ins Reagenzglas. Solches Jelly-Zeug und Ähnliches benutze ich gar nicht. Ich habe einmal versucht, getrocknete Mehlwürmer zu geben, aber das wollen meine beiden Völker nicht.

Ich habe auch argentinische Waldschaben über das Internet bestellt, was keine so gute Idee war, da ich nicht wusste, wie riesig die Dinger sind 😂😂😂

Das Reagenzglas haben sie sofort zugebaut, als ich sie in die Arena gesetzt habe. Inaktiv sind sie eigentlich auch nicht, eine Arbeiterin läuft ständig draußen herum.

Ich befeuchte überhaupt nicht und meine Arena ist auch oben offen.

Also irgendwie ist das schon komisch, weil sie sich normal verhalten.

Meine Königin wurde mit einem Bein zu wenig geliefert, vielleicht ist das etwas Schlechtes?



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#8 Puppen entwickeln sich nicht weiter..?

Beitrag von Jonaschka » 16. Juli 2024, 21:34

IMG_1552.jpeg
IMG_1551.jpeg
Links seht ihr die Überreste einer Schmeißfliege und rechts
die Nackpuppen.

Wenn ich mal ins Nest gucke, stört sie das auch irgendwie gar nicht.

Ach so, und ein Substrat sehe ich überhaupt nicht. Wahrscheinlich ist die Kolonie noch zu klein?

Vielen Dank für eure Hilfe und Zeit.



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