Europäische Arten in subtropischen Gebieten?

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Boro
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#9 AW: Europäische Arten in subtropischen Gebieten?

Beitrag von Boro » 21. November 2009, 15:12

Hallo riverjack!
Präglaziale Reliktvorkommen? Sicher, im Oberrheingraben und ganz Mitteldeutschland gab es nie eine Eisbedeckung, aber es herrschte doch ein Klima vor, das wir heute etwa im nördlichen Finnland vorfinden. Gerade Messor sp. ist keineswegs so kälteresistent und benötigt vor allem eine reichliche Bodenflora mit entsprechender Samenproduktion. Ein Überdauern von immerhin 4 Glazialzeiten (wenn man die viel ältere "Donau-Eiszeit" nicht mitrechnet), halte ich bei solchen Species für sehr unwahrscheinlich, was nicht bedeutet, dass solche Tiere in einem Interglacial nicht nach Mitteleuropa vorgedrungen sein könnten, da herrschten ähnliche Bedingungen wie heute. Aber dann kam die nächste Glacialzeit und da wurden sicher viele Organismen wieder ausgelöscht.
L.G. Boro



Gast
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#10

Beitrag von Gast » 21. November 2009, 15:45

Boro hat völlig Recht. Für die sog. „Reliktvorkommen“ Wärme liebender Organismen werden oft die Klimaschwankungen in der Nacheiszeit verantwortlich gemacht:
http://de.wikipedia.org/wiki/Postglazial
So gab es eine Erwärmung im 8. und 9. Jahrhundert, die als Mittelalterliches Klimaoptimum bezeichnet wird. In dieser Zeit könnten sich z.B. Messor structor und die Äskulapnatter oder die Gottesanbeterin nach Süddeutschland ausgebreitet haben.
Zwischen 1550 und 1850 hat die „Kleine Eiszeit“ einen Temperaturrückgang bewirkt, der die mediterranen Formen wohl auf die heutigen kleinen Vorkommen zurück gedrängt hat, die ja durchwegs „Wärmeinseln“ sind.
Andere Hypothesen machen die Römer z.B. für die Einschleppung von Äskulapnatter und Ernteameisen in die Gegend um Mainz und den Taunus verantwortlich, das wäre dann noch einige Jahrhunderte vor dem Mittelalterlichen Klimaoptimum geschehen.

MfG,
Merkur



riverjack
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#11 AW: Europäische Arten in subtropischen Gebieten?

Beitrag von riverjack » 21. November 2009, 16:49

Hallo Boro und Merkur,
ihr habt mich ĂĽberzeugt.

Meine Aussage mit präglazial muss ich wohl zurücknehmen.

Es ist wohl definitiv unwahrscheinlich, dass bevorzugt mediterrane Arten oder Gattungen mehrere Glazialzeiten ĂĽberstehen wĂĽrden.
Wobei jedoch auch mehrere Wiedereinwanderungen und
Wiederzurückdrängungen in dieser Zeit denkbar wären, da sich Insekten bekanntlicherweise recht schnell ausbreiten können (ist nur eine Hypothese, da Nachweise hierfür mangels Fossilien kaum zu finden sein werden).
Man bedenke auch die Kälteresistenz der Ootheken der Gottesanbeterin (übrigens auch Hitzeresistenz, welche auch ´Steppenbrände´ überstehen können).

Aber primär muß ich Euch natürlich rechtgeben.

LG, Heiko



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