Fragen zur Ãœberwinterungstemperatur bei Myrmica rubra

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#1 Fragen zur Ãœberwinterungstemperatur bei Myrmica rubra

Beitrag von Holy-Ant » 3. Oktober 2010, 11:52

Hallo Ameisenfreunde, seit 2 Wochen plage ich mich mit den Gedanken an der Winterruhe rum. Habe im Seifert (Ameisen Mittel- und Nordeuropas) versucht etwas darüber zu finden, dort steht aber nicht mehr wie im Wissenslexikon. Jetzt zu meinem eigentlichen Anliegen: Myrmica rubra lebt ja nicht gerade in tiefen Erdnestern siehe Zitat aus Wissenslexikon:
Nestbau: Schattig, meist Erdnester unter Steinen, manchmal auch in morschem Totholz, Sperrgut-Haufen und Pflanzenpolstern, auf hohen Wiesen auch rel. hohe Hügel, Königinnen und Brut leben oft in den oberen Schichten des Nestes. Dichte bis 105Nester/100qm, >20.000 Arbeiterinnen bei 600 Königinnen. (laut Seifert)
Das hat mich dazu bewegt, zu überlegen ob man Myrmica rubra nicht wesentlich kälter halten sollte wie z.B. Lasius niger? Also in der Winterruhe? Bis jetzt habe ich immer nur gelesen "im Kühlschrank", dort ist ja aber selten kälter wie 7°C! Was sagt Ihr dazu? Momentan stehen sie in der Kammer, laut Thermometer im Becken, sind es tagsüber 11°C und Nachts ca.2-3° kälter. Trotzdem kann ich noch eine erhöhte Aktivität feststellen! Ich wollte, sobald es Nachts unter 0°C ist, das Nest in eine Styroporbox verfrachten. Ist es dann aber nicht in der Box zu warm? Das ist ein extrem wichtiges Thema für mich, da ich meine Myrmica rubra´s so natürlich und gut über den Winter bringen möchte, wie es möglich ist! Würde mich über sehr viele konstruktive Antworten freuen!

Gruß Holy


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#2 AW: Fragen zur Ãœberwinterungstemperatur bei Myrmica rubra

Beitrag von Imago » 3. Oktober 2010, 13:00

Hallo Holy-Ant!

Also Myrmica rubra zeigt auch in der Winterruhe Aktivität im Sinne von kleinen Ausflügen außerhalb des Nestes, wenn z.B. Lasius niger noch eine schöne Traube bilden. Myrmica rubra ist nach meinen Erfahrungen, bei winterlichen jedoch wärmeren Temperaturen schnell mal wieder kurzzeitig vereinzelt aktiv. Andere Arten lassen sich wohl nicht so schnell aus der Ruhe bringen.

Ich würde sie an Deiner Stelle ganz simple überwintern lassen, halt zwischen 0 und 10°C.

In der Natur gibt es im Winter z.T. starke Temperaturschwankungen. Es kann aber auch lange Zeit konstant sein.

Winter können überdurchschnittlich warm, sowie überdurchschnitlich kalt ausfallen, wie es uns die Natur in den letzten fünf Jahre gezeigt hat.

Also was heißt dann letztendlich: "So natürlich wie möglich"?

Ich bin ebenfalls ein verfechter naturnaher Haltung. Ich verbinde aber zugleich auch noch den Aspakt eine natürliche Haltung zu gewährleisten, mit Auschluss natürlicher Verluste, aufgrund natürlicher Extremsituationen.

Die Winterruhe ist gewiss eine Extremsituationen für die Tiere, denn viele Völker haben nach der Winterruhe in den ersten Wochen der Saison, meist einige Opfer zu beklagen. Die schwächeren oder älteren Tiere versterben natürlich auch schon mal gerne in der Winterruhe. Pygmäen z.B. glauben meist als erstes dran.

Also ich würde mich für eine "nicht extreme Winterruhe" entscheiden. Also halt wie man es kennt und predigt, zwischen 0 und 10°C.

Ich habe zwei Myrmica ruginodis Völker, beide zeigen schon verstärkt verminderte Außenaktivität. Kaum noch wachsende Brut, Puppen gibts schon länger keine mehr. Obwohl ich sie nach wie vor bei Zimmertemperatur halte.

Hätte ich nicht etwas anderes vor, würde ich sie ebenafalls jetzt langsam runterkühlen und und die Winterruhe einleiten,
bis Du bei besagten Temperaturen angekommen bist. Und wie geschrieben, bei Myrmica rubra ist auch in der Winterruhe bei verhältnismäßig warmen Tagen Außenaktivität zu verzeichnen, das ist nichts ungewöhnliches.

Also viel Erfolg!

LG Imago



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#3 AW: Fragen zur Ãœberwinterungstemperatur bei Myrmica rubra

Beitrag von Holy-Ant » 4. Oktober 2010, 10:08

Hallo Imago,

erstmal vielen Dank für deine Antwort!

Imago hat geschrieben:Also was heißt dann letztendlich: "So natürlich wie möglich"?


Du hattest es Dir schon selber beantwortet:

Imago hat geschrieben:In der Natur gibt es im Winter z.T. starke Temperaturschwankungen. Es kann aber auch lange Zeit konstant sein.

Winter können überdurchschnittlich warm, sowie überdurchschnitlich kalt ausfallen, wie es uns die Natur in den letzten fünf Jahre gezeigt hat.


Das meinte ich damit^^

Imago hat geschrieben:Die Winterruhe ist gewiss eine Extremsituationen für die Tiere, denn viele Völker haben nach der Winterruhe in den ersten Wochen der Saison, meist einige Opfer zu beklagen. Die schwächeren oder älteren Tiere versterben natürlich auch schon mal gerne in der Winterruhe. Pygmäen z.B. glauben meist als erstes dran.


Ja wer will das schon riskieren:( aber eine natürliche Reduzierung muss ja auch einen Sinn ergeben?

Imago hat geschrieben:Also ich würde mich für eine "nicht extreme Winterruhe" entscheiden. Also halt wie man es kennt und predigt, zwischen 0 und 10°C.


Na sicherlich ist man damit auf der sicheren Seite, aber mich würde es schon interessieren, ob es nicht Myrmica rubra Halter gibt, die Ihre Kolonie einer solchen extremen Überwinterung ausgesetzt haben?

Also mit deiner Aussage, würde ich mich dazu entscheiden, das Nest bei Temperaturen unter 0°C, in eine Styroporbox zu verfrachten. Allerdings könnte ich ja das Becken angeschlossen lassen, da ich meine Kolonie in der Kammer stehen habe, und dort stört mich das Becken ja nicht. Für die Kammer hatte ich mich entschieden, weil ich dort der Kolonie die benötigte Ruhe geben kann, ohne das sie Erschütterungen ausgesetzt wären (was ja beim Kühlschrank durchaus öfter vorkommen kann, da ich ja nicht alleine den Kühlschrank benutze).

Allerdings würde ich auch gerne noch weitere Meinungen von Myrmica rubra Haltern hören!

Und dann ist da noch die Frage wegen der Styroporbox, die Wände sind 3cm dick, wenn ich jetzt das Nest in die Box verfrachte, und den Deckel schließe, wie warm/kalt bleibt es dann in der Box? hat da jemand Erfahrung? Also Temperaturen von -15°C und kälter würde ich natürlich nicht zulassen, da würde ich das Fenster schließen. Aber ich denke bis zu -10°C sollte für die Kolonie in der Box nicht schadhaft sein, oder?

Gruß und Dank, Holy


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#4 AW: Fragen zur Ãœberwinterungstemperatur bei Myrmica rubra

Beitrag von Imago » 4. Oktober 2010, 10:30

Hi!

Also was heißt dann letztendlich: "So natürlich wie möglich"?
Es handelt sich hierbei um eine rethorische Frage, darum kamen die Antworten auch vor der Fragestellung.

Allerdings würde ich auch gerne noch weitere Meinungen von Myrmica rubra Haltern hören!
Du musst bedenken das Du hier z.T. Fragen stellst, die schwer zu beantworten sind, also mehr oder weniger in den eigenen Experimentierbereich fallen. Die Innentemperaturen Deiner Box, bei entsprechenden Außentemperaturen musst Du einfach ermitteln, darum sollte man ja auch in gewissen Abständen die Kolonie kontrollieren, neben dem leichten befeuchten des Nestes.

Ich habe schon mehrere heimische Arten bei Minusgraden überwintern lassen. Das ging immer gut. Es sollte halt einfach kein Dauerzustand von minus 20°C. sein.

Minusgrade sind kein Problem, sie dürfen halt nur nicht zu extrem sein und Extreme Temperaturen sollten auch kein Dauerzustand sein. Meinen Kolonien haben Minusgrade nie geschadet, also merklich geschadet. Minus 10°C über einige Tage, waren kein Problem.

Du musst da in der Winterruhe ja keine genauen Gradzahlen treffen und bei 12° plus nicht verrückt werden und Dir Gedanken machen, wie Du die Kolonie am besten zwei Grad runterkühlst.

Es handelt sich hier einfach nur um Richtwerte, Stichpunkt "natürlich"!

Also mit deiner Aussage, würde ich mich dazu entscheiden, das Nest bei Temperaturen unter 0°C, in eine Styroporbox zu verfrachten.
Jepp, so einfach gestaltet sich die Winterruhe dieser Tiere. Nur noch ab und zu das Nest befeuchten, fertig!

LG Imago



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#5 AW: Fragen zur Ãœberwinterungstemperatur bei Myrmica rubra

Beitrag von Holy-Ant » 4. Oktober 2010, 11:11

Imago hat geschrieben:
Ich habe schon mehrere heimische Arten bei Minusgraden überwintern lassen. Das ging immer gut. Es sollte halt einfach kein Dauerzustand von minus 20°C. sein.

Minusgrade sind kein Problem, sie dürfen halt nur nicht zu extrem sein und Extreme Temperaturen sollten auch kein Dauerzustand sein. Meinen Kolonien haben Minusgrade nie geschadet, also merklich geschadet. Minus 10°C über einige Tage, waren kein Problem.


Genau das wollte ich Wissen^^ Es schadet ihnen also nichts, wenn sie ab und an diese Temperaturen haben. Ich kann es ja auch noch soweit steuern, das ich einfach das Fenster über Nacht schließe.

Imago hat geschrieben:Du musst da in der Winterruhe ja keine genauen Gradzahlen treffen und bei 12° plus nicht verrückt werden und Dir Gedanken machen, wie Du die Kolonie am besten zwei Grad runterkühlst.


Ja ich habe mir auch schon was ausgemalt von 15°C Maximaltemperatur die für die Winterruhe noch ausreichen. Ich wollte halt nur wissen, wie es bei den Minusgraden so ist. Wenn Du schon mehrere Arten bei Minusgraden erfolgreich Überwintert hast, sollte es also nicht kritisch sein. Hab vielen Dank, Du hast mir eine Sorge genommen^^

Ja und das Bewässer, werde ich akribisch einhalten. Je nach Bedarf 2-3 mal die Woche, bei Minusgraden dann eher weniger. Den Fehler mache ich kein 2. mal! der Ärger über den Verlust, spüre ich heute noch^^ Hatte meine erste Kolonie im letzten Winter gar nicht gewässert:(

Gruß und Dank, Holy


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#6 AW: Fragen zur Ãœberwinterungstemperatur bei Myrmica rubra

Beitrag von Imago » 4. Oktober 2010, 11:27

Gern geschehen!

Die Winterruhe dieser Tiere ist kein großes Geheimnis und bedarf nur wenig Wissen und Grundvorraussetzungen. Bei vielen Arten ist ja bis heute umstritten (nicht bewiesen) inwiefern überhaupt abgesenkte Temperaturen wichtig für den erfolgreichen Verlauf einer Kolonie sind, was die abgesenkten Temperaturen bei heimischen Arten auswirken und wie ihr Körper darauf reagiert. Oder warum nur Larven (außer bei der Gattung Formica, die überwintern gänzlich ohne Brut) mit überwintern und keine Eier oder Puppen, ist auch noch mal ein interessantes Thema, was für uns halter das Verständnis der Winterruhe erleutert. Wenn Du dies noch nicht getan hast, würde ich mich an Deiner Stelle darüber informieren aber das ist ein anderes/ eigenes Thema.

Bei Infos einfach Frage stellen!

Möchte nicht einfach Dein Thread drehen.

Dennoch als Richtlinien sollte man die Nestfeuchtigkeit sowie die Temperaturen in einem überschaulichen Rhythmus kontrollieren, dann sollte nichts schiefgehen.

LG Imago



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