Die meisten von euch halten Ameisen, beobachten sie und pflegen sie in Gefangenschaft. Die interessanten Tiere und ihre hochentwickelte soziale Organisation beeindruckten schon immer die Menschen. Gerade in den Ameisen mit ihrer bodenbewohnenden Lebensweise, ihren sprichwörtlichen Fleiss, ihrer Vorratswirtschaft, ihren Kriegen und ihrer aufopferungsvollen Pflege der Jungen sahen die Menschen schon in noch nicht so aufgeklärten Zeiten viele Parallelen zu ihrem eigenen, erdenschweren und mühsamen Dasein.
Heute wissen wir natürlich sehr viel mehr über die Ameisen. Ihr Altruismus, ihre Selbstaufgabe für den Fortbestand der Kolonie wurde relativiert durch viele neue Erkenntnisse. Wir wissen, wie trickreich die
Wir wissen aber längt nicht alles, vieles ist noch völlig unklar.
Gerade das Leben im Sozialverband lässt sich besonders gut an Kolonien untersuchen, die über einen längeren Zeitraum in Gefangenschaft gehalten werden. So kann man die Kommunikation auch im Nest beobachten, die Aufzucht der Jungtiere, Lebensläufe einzelner Tiere, Konkurrenzverhalten in der Arbeiterkaste u.v.m..
Seit einiger Zeit werden Ameisen von verschiedenen Anbietern zum Kauf angeboten. Dabei handelt es sich um einheimische wie auch exotische Arten. Ich finde das nicht verwerflich, solange den Ameisen nicht das gleiche Schicksal droht wie vielen anderen Exoten und sie nicht ähnlich verbraucht und konsumiert werden wie Neonsamler oder Hamster. Für mich ist es völlig in Ordnung, wenn ein Interessierter sich für eine Ameisenart interessiert, sich Kenntnisse aneignet, sich über Probleme und Fragestellungen klar wird und sich dann, um diese zu beleuchten, sich die entsprechenden Ameisen anschafft, um sie möglichst optimal zu halten. Im günstigsten Fall werden ihm Beobachtungen gelingen, über die er dann hier oder in anderen Foren berichten kann. Gerade zur Lebensweise vieler Ameisenarten ist noch nicht allzu viel bekannt, hier kann ein genau Beobachtender noch einiges zum Kenntnisstand beisteuern.
Leider berichten nicht alle, die sich Ameisen auf die eine oder andere Art anschaffen, über ihre Tiere. Das finde ich eigentlich schade. Manchmal drängt sich auch der Eindruck auf, dass es bei manchen mehr auf möglichst viele und möglichst extravagante Exoten ankommt. Über den Buschfunk kriegt man dann mit, der oder der hat sich diese oder jene Art beschafft. Weiteres hört man dann nicht mehr von den Tieren.
Eine solche Entwicklung erinnert an die Fehlentwicklungen, unter denen andere Exoten zu leiden haben.
Nun gibt es natürlich einige, die viele Ameisenarten halten und pflegen, dies auch erfolgreich. Ihnen will ich nicht unterstellen, dass sie sich nur aus einen atavistischen Jagd- und Sammeltrieb heraus eine Art nach der anderen zulegen. Ich weiss aus eigener Erfahrung ja selbst, wie schnell Begehrlichkeiten geweckt sind und wie schnell man auch viel Geld auszugeben bereit ist.
Ich weiss aber auch, dass die Tiere dann oft zu kurz kommen, wenn man sich verzettelt. Vieleicht kommen sie dann auch noch nicht einmal in der Pflege zu kurz, auf jeden Fall aber in der Beobachtung.
Warum eigentlich muten wir diesen Tieren die Gefangenschaft eigentlich zu und womit ist unser Handeln zu rechtfertigen?
Ich glaube, die einzige befriedigende Antwort kann nur sein, dass wir eben versuchen, Wissen zu mehren und vorhandenes Wissen durch Beobachtungen zu bestätigen. Dies setzt dann sicher eine gute Pflege und eine gute Entwicklung der Tiere voraus, worauf wir dann ja auch stolz sein dürfen. Und natürlich besonders bei exotischen Arten, über deren Lebensweise meist nur Allgemeines bekannt ist. Wenn wir also dann solche Tiere richtig pflegen, haben wir wohl einiges richtig gemacht und können stolz darauf sein. Neue Erkenntnisse und Beobachtungen ergeben sich dann von selbst, sozusagen gratis und wir können davon berichten.
Manchmal machen wir leider auch etwas falsch und wertvolle, seltene Tiere gehen verloren (wenn ich von wertvollen Tieren spreche, meine ich nicht den materiellen Gegenwert, den ein Händler seinen Käufer abverlangt hat, sondern die Tiere an sich). Aber auch darüber sollte doch berichtet werden, schon um zukünftigen Haltern solcher Arten und vor allem deren Tieren dieses Leid zu ersparen. Auch der Verlust dieser Tiere ist also einen Bericht wert und bedeutet nicht unbedingt, dass der Pfleger alles verkehrt gemacht hat und etwas verschweigen muss.
Oft erinnere ich mich an die Zeiten vor dem Internet. Ist ja nicht so lange her, speziell für mich. Damals war ich mit meinem Faible für die kleinen Racker ein Aussenseiter, es wurde höflich zur Kenntnis genommen und etwas belächelt. In der Ferne gab es einige Wissenschaftler, aber an einen Gedankenaustausch war damals kaum zu denken.
Heute führt das Internet Menschen zusammen, gibt ihnen Möglichkeiten des Austauschs und der Verständigung. Für uns Ameisenfreunde kann das bedeuten, dass wir unsere Erkenntnisse, Beobachtungen und Erfahrungen austauschen, aneinanderreihen und ordnen. Dies setzt aber voraus, dass all die, die sich mit diesen faszinierenden Insekten befassen, sich auch die Zeit nehmen, diese eingehend zu beobachten und über ihre Tiere zu berichten.
In diesem Sinne, Frank.