Kolonie unglaublich träge

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chemol
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#1 Kolonie unglaublich träge

Beitrag von chemol » 4. Juli 2012, 15:28

Hallo.

Seit einigen Wochen mache ich mir Sorgen um meine Lasius niger - Kolonie.
Die Kolonie zählt etwa 10 Arbeiterinnen + Gyne und hat gerade erst - nach 2 Monaten Reagenzglas-Aufenthalt den Umzug in die Nestwand hinter sich gebracht.
Seitdem habe ich keinen Einblick in die Brutkammer mehr, kann also nur noch die Arbeiterinnen beobachten die sich in die Arena trauen.
Und seit dem Umzug verhalten die sich sehr merkwürdig.

Waren früher noch durchschnittlich 3-4 Arbeiterinnen am herumwuseln, Futter sammeln und Erdkörner transportieren, wagt sich nun nur noch selten eine einzelne Arbeiterin an die Oberfläche. Und wenn dann furagieren sie nicht, sondern irren ziellos umher, gehen weder an die Proteine noch an den Honig. Was mir aber wirklich Sorgen macht ist, wie träge und lagsam sie dabei sind: Pro Sekunde legen die Arbeiterinnen noch ca. 1cm Weg hinter sich - früher sind sie in der Zeit durch die halbe Arena geflitzt.
Selbst wenn ich sie reize legen sie kaum an Tempo zu.

Woran kann das liegen? Sind die Arbeiterinnen vorsichtiger weil sie mit dem Umzug quasi "neues Territorium" beschritten haben oder liegt es an der Hitze? Ist vielleicht die Gyne verletzt oder gestorben, die recht ruppig von den Arbeiterinnen in das neue Nest gezerrt wurde? Sind sie krank? Ich habe in einer Ecke der Arena schimmlige Futter-Reste gefunden (und schnell entsorgt). Kann es an falscher Bewässerung liegen? Oder sind die einfach wie verrückt mit Buddeln beschäftigt?

Ich schlag ja eigentlich nicht bei den ersten kleinen Verhaltensänderungen Alarm und bin auch geduldig, aber das ist schon eine etwas krassere Veränderung und hält schon wochenlang an :(

Wenn es ihnen wirklich schlecht in ihrem neuen Nest gehen sollte, dann könnten sie immer noch in das Reagenzglas zurückgehen, das habe ich extra liegen gelassen.

ich bin für jede Hilfe dankbar,
chemol.

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#2 AW: Kolonie unglaublich träge

Beitrag von Mr.Ameise » 4. Juli 2012, 16:00

Bei einer solch kleinen Kolonie ist es normal, dass es nicht soviel Außenaktivität gibt. Und wenn kein Bedarf besteht, dann fressen sie nichts, und tragen nichts ein.



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Boro
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#3 AW: Kolonie unglaublich träge

Beitrag von Boro » 4. Juli 2012, 16:15

Da gibt es einen Unterschied zw. geringer Außenaktivität der Arbeiterinnen bei einem so kleinen Volk u. den arttypischen Verhaltensweisen, sprich der Furagiertätigkeit, der Beweglichkeit etc.
Wenn die Beweglichkeit, die Schnelligkeit u. die "Neugierde" einer so aktiven Art stark nachlässt - wie ich es aus dem obigen Statement zu erkennen glaube - dann ist Alarmstufe 1 angesagt!
L.G.Boro



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#4 AW: Kolonie unglaublich träge

Beitrag von Mr.Ameise » 4. Juli 2012, 16:21

Und was heißt "Alarmstufe 1" ?? Muss man dann nach der Ursache suchen oder was? :)



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Boro
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#5 AW: Kolonie unglaublich träge

Beitrag von Boro » 4. Juli 2012, 16:54

Das heißt, dass dieser Zustand keineswegs "normal" ist und man der Sache auf den Grund gehen muss: Nachschauen, Nest vorsichtig öffnen usw. Wenn es so ist, wie ich die Eingangsmeldung empfunden habe, kann man auch bereits einen Schaden vermuten....
L.G.Boro



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#6 AW: Kolonie unglaublich träge

Beitrag von chemol » 4. Juli 2012, 17:46

Danke für die Antwort.

Ich gebe der Kolonie mal noch ein paar Tage und beobachte sie etwas intensiver und wenn sich der Zustand nicht bessert lege ich mal die Brutkammer frei.

lg,
chemol.



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#7 AW: Kolonie unglaublich träge

Beitrag von chemol » 13. Juli 2012, 03:08

Ein kleines Update, vielleicht interessiert es auch andere die ähnliche Probleme haben.

Einen Tag nach meinem Hilferuf hier habe ich eine tote Arbeiterin im Parafinöl an der Scheibe gefunden. Eigentlich ein Alarmsignal, würde die Kolonie nicht ansonsten wieder ein fideleres Bild vermitteln.

Die Arbeiterinnen sind seitdem wieder flott bei der Sache, krabbeln zügig herum und reagieren auf Bedrohung mit hektischem herumlaufen und zügigem Verstecken.
Ich vermute es war diese eine kranke oder alte Arbeiterin die sich so auffällig träge verhalten hat, während es dem Rest der Arbeiterinnen gut geht.

Leider hat sich das Sammel- und Aktivitätsverhalten der Kolonie bis heute nur wenig gebessert. Gelegentlich gehen sie an das Zuckerwasser (den Honig meiden sie neuerdings), fast nie an Proteine.

Ich habe die Theorie, dass die Gyne nach dem Umzugsstress und in der neuen unbekannten Brutkammer für mindestens 2 Wochen die Eiablage eingestellt hat und daher bis jetzt keine Larven zu füttern sind, was den Bedarf an Proteinen drastisch senkt.
Ist das plausibel? Und wie lange kann so eine Pause sein?

So langsam stellt sich bei mir wieder Unruhe ein und ich überlege doch noch die Brutkammer zu öffnen - will aber die Gyne nicht noch zusätzlich stressen. Sehr verquickt :(



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#8 AW: Kolonie unglaublich träge

Beitrag von DermitderMeise » 13. Juli 2012, 08:34

Hallo chemol,
chemol hat geschrieben:Ich habe die Theorie, dass die Gyne nach dem Umzugsstress und in der neuen unbekannten Brutkammer für mindestens 2 Wochen die Eiablage eingestellt hat und daher bis jetzt keine Larven zu füttern sind, was den Bedarf an Proteinen drastisch senkt.
Ist das plausibel? Und wie lange kann so eine Pause sein?
m. E. bleibt es dabei: Du brauchst nur etwas mehr Geduld. :)
Bei so kleinen Kolonien legt die Königin nur wenige Male im Jahr Eier - bei einer gleich großen Kolonie von mir ist gerade die zweite Brut-Auslieferung in Arbeit (jetzt mittlere Larven). Trotz der ~ 20 Larven ist meist keine einzige der 10 Arbeiterinnen in der Arena unterwegs, und wenn, dann nur eine.
Ich erwarte diese Saison noch eine dritte Ladung Eier, die dann als Larven überwintern. Wie lange die Pausen zwischen der Eiablage sind kann man so etwa erahnen: April - Juni - August (ändert sich natürlich je nach Temperatur). Ergänzen sollte ich evtl. noch, dass die Kolonie seit Juni leicht beheizt wird und ich es auch für möglich halte dass es nur zwei Gelege pro Jahr gibt wenn die Temperaturen nicht so passend sind.



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