Lasius niger: Totlaufen und seltsamer Faden oder Pilzbefall auf toten Ameisen

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mox
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#1 Lasius niger: Totlaufen und seltsamer Faden oder Pilzbefall auf toten Ameisen

Beitrag von mox » 21. November 2013, 22:54

Hallo,

zum ersten mal seit Gründung meiner Lasius niger Kolonie vor 2,5 Jahren finde ich in der Arena immer wieder tote Arbeiterinnen. Die Tiere laufen meist schon stark geschwächt und torkelnd am Rand der Arena herum, bevor sie nach etwa einem Tag verenden. Jeden Tag finde ich zwischen null und fünf tote Arbeiterinnen, im Schnitt täglich ungefähr ein bis zwei.

Da mir das plötzliche gehäufte Auftreten der Todesfälle doch etwas zu denken gibt, habe ich mal ein paar Bilder von zwei Toten gemacht. Eine der Beiden hat sich dann bei näherer Betrachtung als noch lebendig, allerdings schon sehr geschwächt herausgestellt (Bilder sind auch unter http://imgur.com/a/4DssZ zu sehen, falls das Forum Probleme macht).

Was bei beiden auffällt, ist dass sie zum einen gerade im Mundbereich einen seltsamen weißen Belag haben, zum anderen sich ein seltsamer weißer Faden um ihre Beine gelegt hat. Kennt jemand von euch so etwas? Ich hätte jetzt erstmal panisch auf einen seltsamen Pilz-Befall getippt oder auf einen Parasiten, würde mich aber natürlich freuen, wenn es eine harmlosere Ursache wäre.

Ich bin ziemlich ratlos, was ich weiter tun soll, da die Todesraten nicht ganz ohne sind (ich schätze die Kolonie auf etwa 500 Arbeiterinnen, kann da aber auch daneben liegen, bis jetzt sind geschätzt 30 auf die besagte Weise gestorben). Ich bin auf jeden Fall für jeden Tipp dankbar.

Noch kurz zur Kolonie, falls es relevant ist:
Sie ist wie gesagt etwa 2,5 Jahre alt und nach anfänglichen Rückschlägen (Farm wurde bei einem Umzug in der Sonne stehen gelassen, etwa 80%-90% Todesrate, aber die Königin hat überlebt) ist sie inzwischen auf geschätzt 500 Individuen angewachsen. Angefangen hat die Kolonie in einer Sand-Lehm Farm, vor einigen Monaten habe ich aber noch eine Ytong-Farm angeboten, die allerdings nur zögernd angenommen wird. Bilder von beiden Farmen und der Arena sind ebenfalls angehängt.

Viele Grüße und schon mal vielen Dank, falls jemand helfen kann,
Stephan

P.S: Falls das Theme eher in das "Anfängerfragen" Forum sollte, kann ich es auch gerne verschieben.
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Reber
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#2 AW: Lasius niger: Totlaufen und seltsamer Faden oder Pilzbefall auf toten Ameisen

Beitrag von Reber » 21. November 2013, 23:34

Schaut nicht gut aus! Ich kann dir leider nicht weiterhelfen, da mein Wissen über Ameisenkrankheiten und Parasiten bei weitem nicht ausreicht.

Frage mich aber gerade wie es bei den lebenden Tieren ausschaut: Sind die auch von dem weissen Zeugs befallen? Oder sieht man den Ameisen sonst was ungewöhnliches an (dickere Gaster oder so)?



DermitderMeise
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#3 AW: Lasius niger: Totlaufen und seltsamer Faden oder Pilzbefall auf toten Ameisen

Beitrag von DermitderMeise » 22. November 2013, 00:25

Hallo Stephan,
da ist anscheinend noch ein Willkommen fällig, auch wenn du schon länger dabei und hier im Forum bist! :)

Insgesamt muss ich sagen dass die Bilder mich nicht sonderlich alarmieren; der Faden ist meines Erachtens genau das - ein Faden (irgendwo in der Nähe ein blaues/grünes Möbelstück?) - und was die Sandtrümmer auf den Ameisen angeht könnte man sich auch im Kaffeesatzlesen versuchen. Nur wenn du lebende Arbeiterinnen mit Fäden entdeckst bin ich bereit spontan zu konvertieren. ;) Ein paar Beispiele sind hier versammelt.

Was mir noch fehlt: Ein Satz zum Totlaufen; es steht zwar in der Überschrift, wird aber im Text nicht erwähnt? Oder ist damit das eingangs erwähnte "stark geschwächte und torkelnde Laufen" am Rand der Arena gemeint?



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Diffeomorphismus
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#4 AW: Lasius niger: Totlaufen und seltsamer Faden oder Pilzbefall auf toten Ameisen

Beitrag von Diffeomorphismus » 22. November 2013, 07:05

Hallo Stephan!

zum ersten mal seit Gründung meiner Lasius niger Kolonie vor 2,5 Jahren finde ich in der Arena immer wieder tote Arbeiterinnen.


Kurze Verständnisfrage: Bedeutet das, dass du bisher keine toten Arbeiterinnen gefunden hast? Nach 2.5 Jahren wäre es dann ja nur normal, dass die ersten älteren Arbeiterinnen sterben; wobei ich das genaue Durchschnittsalter einer Lasius niger-Arbeiterin habe jetzt nicht im Kopf habe. Vor allem, da die Pygmäen sehr wahrscheinlich bei dem von dir beschriebenen Rückschlag zu Beginn der Haltung umgekommen sein dürften. Allerdings sollte die Todesrate natürlich nicht zu hoch sein/werden. Weiterhin ist es übrigens natürlich, dass Ameisen das Nest zum sterben verlassen; daher vielleicht deine Beobachtung der augenscheinlich schwachen und torkelnden Tiere.

vor einigen Monaten habe ich aber noch eine Ytong-Farm angeboten, die allerdings nur zögernd angenommen wird.


Leben schon Ameisen in der Farm? Begann das Sterben, nachdem eben diese regelmäßig besucht wurde; bzw. wie groß ist ungefähr der zeitliche Abstand zwischen Anschließen des Ytong und Beginn des Sterbens? Vielleicht könnte ja auch hier ein Zusammenhang bestehen.

Grüße

Diffeomorphismus

Edit: Laut dem Ameisenwiki können Arbeiterinnen von L. niger bis zu 7 Jahre alt werden; allerdings habe ich dort nichts zum Durchschnittsalter gefunden.


„Die Heuchelei ist die materia prima des Teufels, von der aller Lug und Trug, alle Schwachheit und Abscheulichkeit herrührt, von der nichts Wahres kommen kann. Denn die Heuchelei ist selbst eigentlich eine doppelt destillierte Lüge, eine Lüge in der zweiten Potenz.“ (Thomas Carlyle)

mox
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#5 AW: Lasius niger: Totlaufen und seltsamer Faden oder Pilzbefall auf toten Ameisen

Beitrag von mox » 23. November 2013, 18:45

DermitderMeise hat geschrieben:Hallo Stephan,
da ist anscheinend noch ein Willkommen fällig, auch wenn du schon länger dabei und hier im Forum bist! :)


Vielen Dank. Ich war bis im Forum nur lesend/passiv unterwegs. Vielen Dank für das Willkommen und auch für die vielen schnellen Antworten :)

Zu den einzelnen Punkten:

Diffeomorphismus hat geschrieben:Kurze Verständnisfrage: Bedeutet das, dass du bisher keine toten Arbeiterinnen gefunden hast?


Ich habe bisher nie tote Arbeiterinnen in der Arena gefunden. Ich vermute, dass das in der Tat damit zu tun hatte, dass beim "Abkochen" damals die Pygmäen großteils leider gestorben sind und eher die kräftigeren und größeren Individuen überlebt haben. Als die ersten gestorben sind, habe ich mir noch nicht so viel dabei gedacht, aber da es vorher nie vorgekommen ist und nun sehr regelmäßig (seit meinem letzten Post ca. 5 Arbeiterinnen), glaube ich dass sich schon etwas verändert hat.

Dass die sterbenden Tiere in der Arena herumlaufen bevor sie verenden ist vermutlich wirklich normal (und auch gut für den Rest des Staates).


Diffeomorphismus hat geschrieben:Leben schon Ameisen in der Farm? Begann das Sterben, nachdem eben diese regelmäßig besucht wurde(...)


Zwischen dem ersten Bezug der Ytong-Farm und dem Beginn der Sterbewelle lagen etwa 6 Wochen. Zeitlich ist also auf jeden Fall eine Korrelation da. Allerdings sieht mir der Ytong sehr viel hygienischer als die Lehm-Sand-farm aus :) [1].

DermitderMeise hat geschrieben:der Faden ist meines Erachtens genau das ein Faden


Die weißen Flecken auf der Ameise könnten in der Tat auch gut Sand sein. Insbesondere da die Ameisen ja stundenlang sehr unbeholfen durch die besandete Arena torkeln bevor sie verenden haben sie genug Möglichkeit, sich einzusanden.

Da der Faden allerdings relativ identisch an zwei Toten Individuen vorhanden war (ich werde in den nächsten Tagen mal ein paar weitere untersuchen) und auch das Torkeln/Stolpern das ich bei allen Sterbenden Arbeiterinnen beobachte gut erklärt, scheint er mir zumindest mit dem Tod in engem Zusammenhang zu stehen. Ein wirklich "Fussel-speiendes" Möbelstück habe ich mir in letzter Zeit eigentlich auch nicht angeschafft, es würde also zumindest nicht erklären, warum die Todesfälle sich jetzt erst häufen.

Ich hatte ja zuerst so etwas wie Beauveria bassiana oder so in Verdacht (im Keller des Hauses hier habe ich viele Spinnen gesehen, die in ihrem Netz sitzend sich in eine dicke Kugel Schimmel verwandelt hatten), aber vermutlich sollte ich erstmal abwarten und schauen wie sich die Lage weiter entwickelt.

Ich werde mal eine Tote Arbeiterin in eine Plastikdose packen und schauen, was sich nach dem Tod noch tut. Falls es Parasiten oder Pilzbefall ist, sollte dann ja vielleicht ein Pilz-Fruchtkörper oder eine andere Veränderung sichtbar werden.

So wie ich es sehe, kann ich momentan sowieso nicht wirklich aktiv eingreifen bzw muss die Kleinen nach meinem Umzug nächste Woche dann auch endlich mal in die Winterruhe schicken.

Viele Grüße,
Stephan

[1] Ich hatte mir am Anfang Sorgen gemacht, weil der Ytong nach dem Bewässern des öfteren an vielen Stellen einen "weißen Pelz" bekommt und ich mir nicht sicher war, was das ist. Es scheint aber relativ normal zu sein, dass Kalk und Minerale ausgeschwemmt werden und an der Oberfläche Kristallisieren.



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NIPIAN
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#6 AW: Lasius niger: Totlaufen und seltsamer Faden oder Pilzbefall auf toten Ameisen

Beitrag von NIPIAN » 24. November 2013, 06:00

Hoi,


die Brücken, die auf Bild 3 in die Arena führen, sind die mittels Watte/-ähnlicher Substanz grifffähiger für die Ameisen gemacht worden? Wenn ja, dann ist das Ding auf Bild 1 und 2 jeweils eine Wattefaser.

In habe ich die einzigen Fälle des "Totlaufens" beschrieben, die ich über einen längeren Zeitraum habe verfolgen können. Dabei handelt es sich um Camponotus ligniperdus / herculeanus. Es kam während der Stunden nicht zu einem Putzverhalten. Wenn sich deine Ameisen während der Laufprozedur nicht putzen, dann verbleiben feine Sandkörner am Körper, unter anderem sehr gerne an Stellen, die etwas Feuchtigkeit bieten. Das halte ich vor der Fruchtkörperhypothese zunächst einmal für wahrscheinlicher. Insbesondere, da die Ergate noch etwas Leben gezeigt hat.



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