Ameisenkarriere, automatisch verfolgt (Camponotus fellah)

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Cato
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#1 Ameisenkarriere, automatisch verfolgt (Camponotus fellah)

Beitrag von Cato » 19. April 2013, 17:24

Heute auf Spiegel Online:

Camponotus fellah machen mit zunehmendem Alter Karriere und wechseln Betätigungsfeld:

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/organisation-von-ameisen-kolonien-junge-pfleger-alte-sammler-a-895173.html

Dort gibt es auch einen Link zum Originalartikel im Science-Magazin, manche Unis haben dafür ja Accounts :)

Hat jemand von euch Zugriff auf den verlinkten Science-Artikel? Wenn ja, gibt's da mehr Informationen? Mich interessiert weniger das methodische Vorgehen, das ist bei Science ja immer ziemlich ausführlich beschrieben, sondern mehr die konkreten Ergebnisse.



DermitderMeise
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#2 AW: Ameisenkarriere, automatisch verfolgt

Beitrag von DermitderMeise » 20. April 2013, 20:38

Hallo Cato,
habe deine Nachfrage für bessere Sichtbarkeit aus dem Medien-Thema ausgelagert (und wollte gerade auf die Neuigkeit hinweisen, das bleibt mir ja nun erspart ;)).

Toll & neu an diesem Artikel ist entgegen der Spiegel-Darstellung nicht die Erkenntnis, dass Ameisen mit dem Altern verschiedene Aufgaben wahrnehmen (Brutpflege -> erweiterter Innendienst, z. B. Bautrupp -> Furagieren), sondern die Art der Datenerfassung und -Auswertung; mehr bei Alex Wild:
http://myrmecos.net/2013/04/18/ant-science-goes-orwellian/
(mit Video!)

Auf deine konkrete Frage kann ich aktuell nicht antworten, weil ich den Artikel (noch) nicht gelesen habe, evtl. machen das in der Zwischenzeit andere...?

Insgesamt erscheint mir das jedenfalls ein wenig so wie das Experiment, das Mobilfunkanbieter mit ihren Kunden machen, nur in viel kleinerem Maßstab. :)

Original-Artikel:
Danielle P. Mersch, Alessandro Crespi, Laurent Keller: Tracking Individuals Shows Spatial Fidelity Is a Key Regulator of Ant Social Organization; Science Online April 18 2013; DOI: [url=dx.doi.org/10.1126/science.1234316]10.1126/science.1234316[/url]



Gast
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#3 AW: Ameisenkarriere, automatisch verfolgt

Beitrag von Gast » 20. April 2013, 21:07

[font=Times New Roman]Die Darstellung von DmdM kann ich nur bestätigen![/font]

[font=Times New Roman]Die Technik ist neuartig, war früher auch nicht verfügbar. Ein Problem ist die Fülle der erfassten Daten (das wird in dem Blog von Alex Wild angesprochen), die sich nur mit viel Rechenleistung auswerten lässt.[/font]

[font=Times New Roman]Die Tatsache des altersabhängigen Aufgabenwechsels bei Hymenopteren-Arbeiterinnen ist lange bekannt, am längsten wohl für die Honigbiene.[/font]

[font=Times New Roman]Für Ameisen ist im Hölldobler & Wilson 1990: „The Ants“ einiges nachzulesen, unter „temporal polyethism“ und „age polyethism“. Nimmt man z. B. die Außendiensttiere einer Kolonie weg, rücken jüngere Innendiensttiere nach. Gibt man sie zurück, kehren die jüngeren zur Brutbetreuung ins Innere zurück, usw.[/font]

[font=Times New Roman]Interessant wird die Sache, wenn man die inneren Organe der Arbeiterinnen mit in Betracht zieht: So hat Hohorst (1972) bereits festgestellt, dass bei Formica (Serviformica) rufibarbis-Arbeiterinnen sich die Ovarien in der Jugend recht gut entwickeln (z. T. gibt es dann Ablage trophischer Eier); später werden die Ovarien reduziert, degenerieren, und die Tiere gehen zum Außendienst über.[/font]

[font=Times New Roman]Ed Wilson hat das auch bereits 1971 in seinem Buch „The Insect Societies“ referiert, p. 163: "Age polyethism". Und er zitiert Forel (1874) und Lubbock (1894) dafür, dass junge Arbeiterinnen als Ammen (Brutpflegerinnen) im Nest bleiben, während ältere den Außendienst (Furagieren, Verteidigung) übernehmen.[/font]
[font=Times New Roman]Ich schreibe dies weitgehend aus der Erinnerung, aber im Prinzip stimmt es so![/font]

[font=Times New Roman]MfG,[/font]
[font=Times New Roman]Merkur[/font]



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Streaker87
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#4 AW: Ameisenkarriere, automatisch verfolgt (Camponotus fellah)

Beitrag von Streaker87 » 20. April 2013, 23:27

Die Arbeit von Danielle Mersch hatte ich bereits Januar 2012 vorgestellt.

Deswegen hier noch mal der Link: Social and temporal organization in an ant colony [Dissertation]

Ihre Doktorarbeit war ebenfalls einige Zeit einsehbar.




Cato
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#5 AW: Ameisenkarriere, automatisch verfolgt (Camponotus fellah)

Beitrag von Cato » 21. April 2013, 11:04

Hey, danke für's Verschieben. Da bin ich wohl dem Spiegel-Autor auf den Leim gegangen, aber der Inhalt, dass Ameisen Karriere machen, lässt sich wohl leichter vermitteln und in eine Schlagzeile packen als "wow, seht mal her, die haben allen Ameisen einen QR-Code auf den Rücken geklebt!!!". Hatte dank eines netten Forenmitglieds mittlerweile Gelegenheit, den Originalartikel zu lesen. An sich ist nichts gewaltig Spektakuläres dabei. Eines der Hauptergebnisse war:
Similar heatmaps for the location of social interactions within and between each of the three groups revealed that most of the within-group interactions occurred in the spatial area most used by individuals of a given group while between-group interactions preferentially occurred at the intersection of the spatial distribution of the pairs of groups considered

Naja, an sich nicht besonders überraschend, dass Sammlerinnen vor allem außerhalb des Nests viel miteinander zu tun haben und im Nest mit den anderen in Kontakt treten.
Weniger vorhersehbar ist die Beobachtung, dass die Putzkolonne am wenigsten Interaktion in ihrer Gruppe aufweist, begründet wird das damit, dass sie keinen bestimmten Raum habe, der ihre Tätigkeit zugewiesen ist:
The strong link between spatial and social structure further predicts that groups with a more diffuse spatial structure should also have a weaker social group structure. This is exactly what was observed for the cleaners, which have both a more diffuse spatial structure than the two other groups and a lower within-group interaction rate.

Ich wäre jetzt davon ausgegangen, dass fouragierende Ameisen ein in weit höherem Maße "diffuse spatial structure" haben, seltsam.
Zur Forschungsmethode: alle Kolonien wurden mit einzelnen Gynen begründet, die Beobachtung wurde 4 Jahre nach Gründung gestartet. Versorgung mit Nahrung und Feuchtigkeit erfolge computergesteuert, die Ameisen hatten eine dunkle Nestkammer und eine Arena mit Tag-Nacht-Lichtzyklus. Das Ganze wurde von Kameras mit zwei Bildern/Sekunde verfolgt, wodurch 2,433,250,580 Ameisenpositionen und 9,363,100 soziale Interaktionen aufgezeichnet wurden.



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