Dr. Bernhard Seifert steht Ameisenhandel kritisch gegenüber

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#1 Dr. Bernhard Seifert steht Ameisenhandel kritisch gegenüber

Beitrag von Gast » 11. April 2016, 20:53

In einem Interview vom 10.04.2016 äußerte sich Herr Dr. Bernhard Seifert kritisch gegenüber dem Ameisenhandel:

Ameisenpapst Seifert steht Ameisengeschäften kritisch gegenüber. Polygyne, winterharte Ameisen, deren Begattung im Nest erfolgt, sind ausgesprochene Risikokandidaten. Verdammen will er den Handel aber auch nicht vollständig. "Ich hatte gehofft, dass darüber seriöser wissenschaftlicher Nachwuchs gewonnen werden kann – das ist aber bislang nicht passiert."


Ich frage mich allerdings, wie viele, im Handel angebotene, nicht einheimische Arten die Eigenschaften:

  • winterhart
  • polygyn
  • Begattung erfolgt im Nest

erfüllen.

Aber ich gebe ihm Recht, dass man den Handel mit solchen Arten auch kritisch sehen sollte und die Händler am besten solche Arten nicht anbieten sollten.



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Maddio

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#2 Re: Dr. Bernhard Seifert steht Ameisenhandel kritisch gegenü

Beitrag von Maddio » 11. April 2016, 23:03

Vielen Dank für den Link zum interessanten Interview.

Sehr gut fand ich wie heraus gearbeitet wurde, welchen Einfluss politische Systeme und Weltbilder auf die Ameisenforschung haben. Es wurden also Forschungsergebnisse im Sinne des Wertekanons der jeweilligen Zeit interpretiert, gewissermaßen durch eine zeitgeschichtliche Brille betrachtet.

Mal war der Superoganismus ein Beispiel dem es nachzueifern galt, mal die egoistische Selbstverwirklichung. Alles lässt sich in Ameisen wiederfinden. Interessante Betrachtungsweise!!
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#3 Re: Dr. Bernhard Seifert steht Ameisenhandel kritisch gegenü

Beitrag von Safiriel » 11. April 2016, 23:10

Diesen mal politischen mal pseudopolitischen Richtungen ist die Wissenschaft immer unterzogen gewesen und wird es immer sein. Wir sollten uns dessen immer bewusst sein. Jede Untersuchung fängt auch immer den jeweiligen Zeitgeist mit ein. Dennoch gelingt es der Wissenschaft so Wissen zu schaffen.
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#4 Re: Dr. Bernhard Seifert steht Ameisenhandel kritisch gegenü

Beitrag von Diffeomorphismus » 12. April 2016, 12:08

Herr Seifert scheint wohl eine Vorliebe für die "Springer-Presse" zu haben. Vor einiger Zeit gab es schon das Interview in (einer Lokalausgabe) der "Bild" und nun die "Welt am Sonntag". Jeder hat eben andere Vorstellungen von Niveau. ;)

Und damit die "Besorgten Bürger Myrmekologen" sich mal wieder empören können: EXOTIC ANTS WELCOME - BRING YOUR COLONIES :D

Ernsthaft: Das Thema ist mittlerweile dermaßen ausgelutscht, dass jedwede Wiederholung reinste Verschwendung aller nur denkbarer Ressourcen ist. Aufgrund des mit der Globalisierung einhergehenden weltweiten Warenaustausches und des Klimawandels wird sich die Flora und Fauna in Deutschland (und natürlich auch anderswo) grundlegend verändern - und das vollkommen unabhängig davon, ob Ameisenhandel stattfindet oder nicht. Und ja, wir Menschen sind teilweise mitverantwortlich für diese Veränderungen oder beschleunigen solche natürlichen Vorgänge zumindest. Da wir aber Teil der "Natur" sind, ist auch dies ein vollkommen natürlicher Prozess. Wer glaubt, dass die Menschheit existieren könnte ohne ihre Umwelt zu verändern, der lebt in einer Utopie und sollte aufwachen.

Begriffe wie Natur- und Umweltschutz sind nichts weiter als placeboähnliche Phrasen um unser Gewissen zu beruhigen. Wer verstehen möchte, dass es sich hierbei um reine Heuchelei handelt, muss nur einmal sein persönliches Konsumverhalten genauer betrachten. Aber eine SMS mit dem Stichwort "Tiger" und die damit verbundene 5-Euro-Spende lässt das schlechte Gewissen schon wieder verschwinden. Dass allerdings indigene Völker durch die Errichtung von Tiger-Schutzgebieten vertrieben werden, möchte natürlich auch niemand wissen...

Aber wie gesagt: Das Thema ist ausgelutscht. Auch leben viele bestimmt sehr gut in ihrer utopischen Blase. Daher möchte ich sie keinesfalls zum Platzen bringen. Einen schönen Tag noch...
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#5 Re: Dr. Bernhard Seifert steht Ameisenhandel kritisch gegenü

Beitrag von Gast » 12. April 2016, 15:44

Nehmen wir mal als Beispiel Lasius neglectus. Seit etwa 2008 wird von dieser hoch invasiven Art berichtet, die sich immer weiter in Deutschland ausbreiten soll.

Was mich nur etwas wundert ist, dass es bis jetzt keine Haltungsberichte über die Art gab (Es hätte doch mal einer die Art finden müssen, wenn sie sich so stark ausbreitet?)

Gab es bis jetzt überhaupt mal Fälle, wo jemand eine Gyne dieser Art gesammelt hat und diese als solche identifiziert wurde? Ich frage mich halt, warum man nichts in den Ameisenforum darüber liest, obwohl sie ja angeblich solch ein enormes invasives Potential hat und sich seit 2008 unaufhaltsam ausbreitet. Genauso soll es ja angeblich in D die Argentinische Ameise geben und Pheidole pallidula soll es auch schon im Freiland geben. Auf Rückfragen, wo sich diese Vorkommen befinden, sagt man entweder, dass man nicht will, dass sie dort gesammelt und verkauft werden, oder man ignoriert die Fragen einfach.

Aber natürlich soll man jetzt vermehrt Forschungsgelder bereitstellen, damit man diese höchst gefährliche Situation genauer beobachten kann. Evtl. dient ja diese Panikmache auch rein diesem Zweck.

Und natürlich sind sicher auch schon sehr viele nicht einheimische Arten hier freigekommen. Aber da sich bis jetzt noch keine Art hier halten konnte, zeigt ja nur, dass die Gefahr völlig übertrieben dargestellt wird. Aber evtl. müssen ja erst noch mal 14 Jahre vergehen, dann kann man evtl. nach 30 Jahren Handel endlich lächelnd auf das ganze zurückblicken und sieht, dass die Gefahr wohl doch maßlos übertrieben wurde.



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Kalinova

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#6 Re: Dr. Bernhard Seifert steht Ameisenhandel kritisch gegenü

Beitrag von Kalinova » 12. April 2016, 17:41

Ich beschäftige mich zwar noch nicht lange mit dem Thema Ameisen, aber ich denke ein viel größeres Problem stellt hier (und nicht nur bezüglich Ameisen, sondern auch anderer Tier und Pflanzenarten) wie im Text erwähnt, der Globale Handel dar.
Tierhalter informieren sich schon automatisch durch das Interesse an den Tieren und wissen um die Gefahren... schwarze Schafe gibt es aber überall.

Pflanzen (auch Getreide und Früchte) werden um die halbe Welt transportiert, gelagert und verarbeitet.
Was da alles mitreist will ich gar nicht wissen... das macht nur Kopfweh :andiewand: .
In unseren Breiten haben wir den Vorteil - Winter -. Doch der kann auch keine Wunder wirken.
Schon häufig habe ich gelesen das Blumenhandel/Gewächshäuser oft ein erster Landepunkt für fremde Arten sind.
Drinnen angenehme 20°C auch im Winter (schätz ich mal) 2m weiter -10°C.
Alle Lebewesen auf unserem Planeten haben eine gewisse Anpassungsfähigkeit, ohne diese wäre das Leben nie soweit gekommen. Bleibt abzuwarten was da noch so kommen mag.
Gibt es eigentlich noch unsere schönen einheimischen Marienkäfer? Die hab ich ewig nicht gesehen, nur noch die neuen. :mad:

Was uns als Tierhaltern da bleibt, ist uns nach bestem Wissen und Gewissen zu verhalten - und dabei auch nicht nur an die Ameisen sondern auch gekaufte Futtertiere zu berücksichtigen.

Nur mal so zum drüber nachdenken.
Ist kein Thema mit dem ich mich ausgiebig Beschäftigt habe, möglicherweise ist auch alles Unsinn was ich geschrieben habe, eben weil ich nicht ausreichend Informiert bin. Glaub ich aber nich ;)
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