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Automontage - Fotostacking usw.

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Necturus
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#1 Automontage - Fotostacking usw.

Beitrag von Necturus » 30. Dezember 2009, 14:18

Hallo ihr,

für die Meisten ist "Automontage" wohl ein Begriff: Dabei legt man mehrere Bilder bspw. eines Makros übereinander, um die Tiefenschärfe künstlich zu erhöhen - aus jedem Bild wird der "scharfe" Ausschnitt übernommen und mit den Ausschnitten der anderen Bilder kombiniert.

Inzwischen gibt es leicht bedienbare Programme, die einem die Arbeit, die früher oft manuell gemacht wurde, abnehmen. Ein Beispiel ist CombineZP. Ich habe mal flott verschiedene Nahaufnamen eines fossilen Ammoniten aus Frankreich gemacht, um das Ganze auszuprobieren:

Bild 1: Fokus auf dem nahen Teil:

Bild

Bild 2: Fokus in der Mitte des Ammoniten:
Bild

Bild 3: Hinterer Bereich des Fossils scharf
Bild

In CombineZP habe ich dann per "Align and Balance Used Frames" erst die Bilder übereinandergelegt und angepasst, und dann per "Do Stack" verrechnen lassen. Die Prozedur ist also nach 2 Mausklicks und einer Minute Wartezeit erledigt. Folgendes Ergebnis spuckt das Programm danach aus:

Bild 4:Ergebnis
Bild

Mit einem etwas anderem Bildausschnitt und etwas aufgehellt:
Bild

Für die Bilder habe ich einen Blendenwert von 13 bei einer ISO von 100 verwendet. Belichtungszeit lag bei einer drittel Sekunde.

Sicher ist das für höhere Vergrößerungsstufen noch besser einsetzbar. Habe die Technik auch mal an einem Mikroskop bzw. Binokular verwendet gesehen, statt 3 Einzelbilder wie in diesem Fall werden da bis zu 110 verwendet: klick und klick [Ernst Haeckel hätte seine wahre Freude gehabt ;)]

Die Technik ist was für jeden, der ein Stativ oder ähnlich unverwackelbares hat, und wird bei mir sicher demnächst auch mal mit in ameisigerem Kontext eingesetzt. Wenn ihr Spaß an sowas habt, probierts aus und teilt eure Ergebnisse mit :)


Weitere Bilder von einem Pheidologeton diversus Major gibts hier!


Gruß,
Necturus



Ratinger
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#2

Beitrag von Ratinger » 30. Dezember 2009, 16:48

Sehr cooler Beitrag,
danke dafür ich werds bei Zeiten mal Ausprobieren



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jkiefer
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#3

Beitrag von jkiefer » 30. Dezember 2009, 18:24

Hallo,

ich nehm das mal als Anlass selbst ein paar Dinge über Automontage-/Schichtphotographie zu schreiben, nachdem ich hier: Automontage - Aufnahmen diverser eigener Präparate schon ein paar Bilder gezeigt habe.

Bei der Automontage werden Aufnahmen eines Objektes mit unterschiedlichen Schärfeebenen kombiniert um ein Bild zu generieren, das insgesamt Scharf ist.
Der klare Vorteil dieser Technik ist, das mit relativ wenig Aufwand eine Tiefenschärfe erreicht wird, wie man sie bei mikroskopischen Aufnahmen sonst nur bei Rasterelektronenmikroskopen findet und dabei auch noch die natürliche Färbung festhält und das Präparat nicht zerstört.
Der Nachteil ist, es funktioniert nur bei unbeweglichen Objekten, für Ameisen heißt das, es können keine Bilder von lebenden Ameisen auf diese Weise bearbeitet werden.

Automontageaufnahmen sind dementsprechend heutzutage in der Wissenschaft nicht mehr wegzudenken. Alle Aufnahmen wie man sie z.b. bei AntWeb oder Antbase findet sind mit fast vollautomatischen Automontagesystemen geschossen (die durchaus mal 25000€ kosten können). Dementsprechend wird man wohl nicht an diese Qualität herankommen, aber brauchbare Bilder sind auch mit einfacheren Mitteln möglich.

Um Automontageaufnahmen von Ameisen zu produzieren benötigt man zuersteinmal geeignete Präparate, dann ein Binokular/Mikroskop/USB-Mikroskop, eine Kamera die fest mit dem Binokular/Mikroskop verbunden werden kann (USB-Mikroskope haben diese ja integriert) und eine entsprechende Software.

Wie man Präparate von Ameisen herstellt (auch optisch ansprechende) sollte jeder für sich herausfinden, entsprechende Anleitungen finden sich mehr als genug.
Eine Kamera (Digitalkamera) mit dem Binokular/Mikroskop fest zu verbinden ist leider das schwierigste an der Sache, Möglichkeiten sind z.b. spezielle Adapter! Und dann kommt es auch noch darauf an ob die Kamera selbst für solche Zwecke überhaupt geeignet ist, automatische Fokussierung, wie sie fast alle Digitalkameras besitzen, könnte ein Problem sein.
Leider konnte ich mich noch nicht zum Kauf eines solchen Adapters durchringen, deshalb hab ich damit keine Erfahrung. Meine Bilder sind alle mit einem äusserst billigen USB-Mikroskop geschossen, wo die oben angesprochenen Probleme von vornherein wegfallen.
Die Software ist das geringste Problem, man kann sich entweder für eine Profisoftware entscheiden (z.b. Diese) oder man greift auf Freeware zurück, die von der Qualität her vergleichbar gute Bilder produzieren sollte wie die Profisoftware. Mein Tipp ist die Freeware CombineZM die ich für mein folgendes Beispiel auch verwende (zwar gibt es jetzt ja die von Necturus angesprochene Nachfolgerversion CombineZP, allerdings empfinde ich den Vorgänger übersichtlicher, schneller und einfacher in der Handhabung).

Wenn alles Vorhanden ist, kann man loslegen. Zuerst das Präparat ausrichten und fest auf dem Objekttisch verankern z.b. mit Tesakrepp, wichtig ist das es sich nicht mehr bewegen und auch nicht verrutschen kann. Dann das Objekt am höchsten Punkt scharfstellen und ein Bild machen. Das Objekt jetzt nach unten hin in kleinen Schritten scharfstellen und jeweils ein Bild machen, solange bis man komplett jede Schärfeebene von oben nach unten durch hat.

Hier mal ein Beispiel wie sowas dann aussieht (habe alle Aufnahmen verkleinert und in ein Bild kopiert, um nicht 12 Einzelbilder posten zu müssen):
Bild

Nun muss man das Automontage-Programm starten und alle Bilder unter "File"/"New" ins Programm laden indem man sie im sich öffnenden Fenster alle markiert und auf "Öffnen" klickt.

Sobald alle Bilder in der richtigen Reihenfolge geladen wurden, kann man mit "Macro"/"Do Stack" die Automontage starten. Dabei werden bei CombineZM (anders als beim Nachfolger CombineZP) automatisch die Bilder übereinandergelegt und angepasst. Nach mehr oder weniger kurzer Zeit gibt das Programm dann das Endergebniss aus, welches nun noch zugeschnitten werden muss, da bei der Bearbeitung technisch bedingt ein "Rand" entsteht. Dies kann man direkt im Programm erledigen in dem man zweimal die Taste a (auf der Tastatur) drückt und dann speichert mit "Safe Rectangle As".

Fertig ist die Automontageaufnahme:
Bild

Das Programm hat noch viele mehr Funktionen, die allerdings nicht unbedingt nötig sind, da mit dem Standardmakro "Do Stack" in der Regel schon das beste Ergebnis erreicht wird. Aber wer will kann gerne rumprobieren!

Wem mein kleiner Guide nicht genug war, kann sich auf dieser super Seite über Mikrofotographie noch weiter informieren: www.mikrofotografie.info

Zuletzt noch eine Anmerkung, meine Bilder sind wirklich mit äusserst einfachen und billigen Mitteln geschossen, das USB-Mikroskop hat mich z.b. nur 30€ gekostet. Dementsprechend kann ich mit Gewissheit sagen, mit besserem Equipment ist noch einiges rauszuholen!

MFG



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#4 AW: Automontage - Fotostacking usw.

Beitrag von Necturus » 30. Dezember 2009, 19:00

Hallo jkiefer,
schönes Bild! Möchte nur nochmal darauf hinweisen, dass vor dem Befehl "Do Stack" noch der "Align and Balance Used Frames"-Befehl benutzt werden sollte. Damit werden kleine Verwackler rausgearbeitet und es entstehen keine Relikte.

Ich nehme an du musst die "Rollen" an der Seite des Mikroskop selbstständig betätigen? Gibt ja auch Geräte, die den Focus per Motor in winzigen Schritten umstellt.
Gruß,
Necturus



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jkiefer
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#5

Beitrag von jkiefer » 30. Dezember 2009, 19:25

Hallo Necturus,

was ich schrieb ist auf die Vorgängerversion von dem von dir genannten Programm bezogen (Vorgänger: CombineZM, Nachfolger: CombineZP)
Dabei werden bei CombineZM (anders als beim Nachfolger CombineZP) automatisch die Bilder übereinandergelegt und angepasst.
Das heißt bei CombineZM ist der Befehl "Align and Balance Used Frames" bereits im Makro "Do Stack" integriert und muss nicht gesondert ausgeführt werden wie es bei dem von dir angesprochenen CombineZP der Fall ist!

Und ja ich muss die "Rollen" selbstständig betätigen, Geräte mit Motor sind für die meisten Privatleute wohl nicht bezahlbar.
Alle Aufnahmen wie man sie z.b. bei AntWeb oder Antbase findet sind mit fast vollautomatischen Automontagesystemen geschossen (die durchaus mal 25000€ kosten können).
Bei Antbase haben sie meines wissens z.b. solch ein System wo das Präparat nur noch unters Bino gelegt und ausgerichtet werden muss, alles andere macht dann vollautomatisch die Apparatur, das heißt Fokus wird per Motor umgestellt, Kamera schießt automatisch die Bilder und das Programm erstellt sofort automatisch daraus die Automontageaufnahme.

MFG


[Antwort Necturus: Ups, da habe ich beim durchscrollen genau die entscheidende Passage überlesen. Sorry :) ]



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#6 AW: Automontage - Fotostacking usw.

Beitrag von Joachim » 30. Dezember 2009, 19:33

Stimmt bis dahin jkiefer, aber wenns doch nur so einfach wäre :) Da ich selbst schon dafür einige Bilder gemacht habe, ergänz ich mal den Rest. Anfang war okay. Man richtet im Programm Start- und Endebene ein, die Anzahl Ebenen die die Kamera durchfahren soll, und das passiert automatisch. Auch das Montage Bild.

Allerdings entstehen besonders bei so hoher Qualität sehr viele Bildfehler beim Übereinanderlegen. Diese Fehler muss man manuell in jeder einzelnen Ebene ausmerzen, was der Hauptanteil Arbeit ist. In einem einzigen guten Bild bei Antbase steckt so locker mal ein halber oder ganzer Tag Arbeit.


vG Joschi

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#7 AW: Automontage - Fotostacking usw.

Beitrag von Oberst Emsig » 21. Januar 2010, 18:51

Vielen Dank für diesen genialen Tipp.
Das sind ja fantastische Aufnahmen, wie aus anderen Welten!

WOW!

Gruß,
der Oberst



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#8 AW: Automontage - Fotostacking usw.

Beitrag von Necturus » 22. Januar 2010, 15:56

Hey Oberst,
hab heute noch neue geknipst und oben verlinkt. Das ganze ist mit ein bischen Geduld ein echtes Kinderspiel, kanns nur jedem ans Herz legen!



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