Wasserameisen?

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Ossein
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#1 Wasserameisen?

Beitrag von Ossein » 30. November 2010, 01:28

Viele von Euch werden schon von dieser merkwürdigen und beeindruckenden Camponotus Art gehört/gelesen haben, die in einer Art Kannengießer-Pflanze lebt und diese dabei hilft ihre insektoiden Opfer zu verdauen - dazu muss sie in die saure und enzymhaltige Flüssigkeit und taucht wohl auch, bringt für die Pflanze zu große Beutetiere an den Rand des Kelchs, zerstückelt diese und läßt sie wieder in die Kanne fallen. So wird es bedeutend einfacher für die Pflanze das Insekt zu verdauen.

Mich hat in dieser Hinsicht eigentlich nur gewundert, dass es diesen Ameisen offensichtlich gelungen ist das flüssige Element zu nutzen - ansonsten ist mir das eben nicht bekannt.
Und ich habe mich gefragt, warum dies so ist?
Käfer, Larven, Spinnentiere haben mit der Zeit Arten entwickelt, die unter oder auf dem Wasser leben oder doch das Wasser aufsuchen um Nahrung zu finden oder sich fortzupflanzen.
Ich frage mich, und Euch, warum dies den Ameisen, meines Wissens, nicht gelungen ist - oder es unnötig war?
Liegt es an der eusozialen Lebensweise? Am Körpertemperaturabfall im Wasser? Oder gibt es doch Ameisen, die Teile der von mir genannten Fähigkeiten aufweisen (und ich meine nicht Körperflöße zu bauen um über einen Fluss zu kommen, oder die Fähigkeit stundelanges Tauchen überleben zu können)???

Edit: Gerade habe ich ein wenig mehr über die australischen Polyrhachis sokolova gelesen und bin doch noch nicht wirklich davon überzeugt, dass diese, wie behauptet schwimmen und unter Wasser navigieren können - es bleibt auf jeden Fall, dass sie sehr wassernah (Mangroven) leben und die Flut in Lufttaschen im Nest überdauern. Hat irgendjemand da Literaturverweise o.ä.?



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Shappert
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#2 AW: Wasserameisen?

Beitrag von Shappert » 30. November 2010, 06:16

Also wenn du dir einmal den Film "Ameisen-Die heimliche Weltmacht" anschaust, in ihm wird diese in Kannengießer-Pflanzen lebende Art beschrieben.

Laut diesem Film ist es so, dass diese Ameisen in den Verdauungsenzymen dieser Pflanze schwimmen und navigieren können. Sie naschen von den dort hineinfallenden Tieren. Im gegenzug hält die Ameisenart die Pflanze frei von Pflanzenfressenden Insekten.
Also eine Symbiose von gegenseitigem Nutzen.

LG
Shappert


Credendo Vides - Wer glaubt der wird sehen

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Raimund
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#3 AW: Wasserameisen?

Beitrag von Raimund » 30. November 2010, 07:02

Die genannte Art ist übrigens Camponotus schmitzi und lebt meist bei Pflanzen der Art Nepenthes bicalcarata. Hab letztens erst danach geguckt jedoch findet man zu beiden Arten (verhältnismäßig) wenig Material.

Abstract Polyrhachis:http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1471-8286.2007.01843.x/full

Abstract Camponotus: http://www.opus-bayern.de/uni-wuerzburg/frontdoor.php?source_opus=2610

Gruß
Raimund


[font=Tahoma][font=Verdana]Haltungsbericht zu: Pheidole pieli Youtube-Channel[/font][/font]
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‘Cause some day we’re goin’ under,
When did we, all fall asleep?
Won’t someone wake us?[/font]

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Ossein
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#4 AW: Wasserameisen?

Beitrag von Ossein » 30. November 2010, 07:32

Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt, aber die Camponotus schmitzi kenne ich so weit. Meine Frage gilt eher den anderen, mir unbekannten Arten, die bsplw. wasserbewohnend sind.
Oder eben dieser australische Polyrhachis sokolova?
Und warum gibt es so wenige Arten solcher Ameisen?



riverjack
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#5 AW: Wasserameisen?

Beitrag von riverjack » 30. November 2010, 08:11

Hallo,


@Shappert:
Camponotus schmitzi fängt nur die großen Beutetiere aus den Kannen heraus. Fehlen diese, dann werden auch die Mückenlarven, welche in den Kannen leben, erjagt.
Der Nutzen für die Pflanze liegt darin, dass Futtertiere, die zum Verdauen durch die Pflanze zu groß sind, herausgefangen werden. Geschieht dies nicht, faulen diese großen Brocken und die Kanne stirbt dadurch ab. Die Ameisen schützen diese Pflanzen jedoch nicht vor Fressfeinden sondern ignorieren diese. Aber auch dieses passive Verhalten nutzt der Pflanze indirekt, da potenzielle Beutetiere nicht durch die Ameisen erschreckt/verjagt werden.
Kannenpflanzen werden übrigens nur von wenigen Schädlingen heimgesucht.


@Raimund: Camponotus schmitzi lebt ausschließlich mit Nepenthes bicalcarata zusammen. Die Ameisen legen ihre Nester in den hohlen Kannenstielen an, indem sie ein Loch in den Stiel knabbern. Sie bewegen sich meist auch nur auf diesen Pflanzen. Nachbarpflanzen anderer Gattungen werden nur selten aufgesucht.

Quelle: http://www.amazon.de/Nepenthes-Borneo-C-Clarke/dp/9838120154/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books-intl-de&qid=1291108663&sr=1-1


LG, riverjack



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#6 AW: Wasserameisen?

Beitrag von riverjack » 30. November 2010, 08:24

Hallo Ossein,

bedenke doch mal den Kraft- und Energieaufwand, den die Ameisen betreiben müssten, um unter Wasser auf die Jagd zu gehen. Das rechnet sich einfach nicht, zumal auf dem Land genügend Futter für die Ameisen zur Verfügung steht.

Die Wasserspinne hat es da einfacher:
1. lebt sie solitär.
2. legt sie eine Art Taucherglocke an, die sie nur verlässt, um neue Luft zu holen oder Beutetiere einzutragen.
3. legt sie ein Fangnetz an, um an Beute zu kommen.

Die Situation bei Camponotus schmitzi ist auch anders, da sie in einem sehr begrenzten Bereich ihre Nahrung sammelt, die zudem meist auch nur aus toten Tieren besteht. Der Energieaufwand ist hierdurch natürlich deutlich geringer, da das Futter nicht erjagt werden muss bzw. die Beute nicht fliehen kann.

LG, riverjack



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erix
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#7 AW: Wasserameisen?

Beitrag von erix » 30. November 2010, 11:19

Die Hautflügler (Bienen, Wespen und die von ihnen abstammenen Ameisen) sind als Imagines im Prinzip Vegetarier, die sich von Pflanzensäften ernähren. Eine streng vegetarische Lebensweise haben aber nur die Bienen beibehalten, die ihre Brut mit Proteinnahrung aus Pollen füttern. Die anderen verwenden zur Aufzucht der Brut Proteine tierischer und pflanzlicher Herkunft.

Wasserbewohnende Wespen oder Ameisen müssten als Imagines also an Land zuckerhaltige Pflanzensäfte suchen. Die Nahrung für die Brut könnten sie dann im Prinzip im Wasser erjagen. Das wäre aber wohl keine besonders erfolgreiche Lebensweise, ausser in einigen Sonderfällen, die hier genannt wurden.

Da die sozialen Insekten entwicklungsgeschichtlich relativ spät zusammen mit den Blütenpflanzen entstanden sind, waren die neuen Lebensmöglichkeiten, die sich an Land mit den Blütenpflanzen ergaben, weitaus erfolgreicher. Die soziale Lebensform machte sie dann völlig unschlagbar in fast allen Lebensräumen an Land.

Im Meer gibt es m.W. überhaupt keine Insekten. Diesen Lebensraum hatten die Krebstiere schon lückenlos im Griff bevor es Insekten gab.

Dennoch eine interessante Fragestellung.

Gruss: erix



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Skalar100
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#8 AW: Wasserameisen?

Beitrag von Skalar100 » 30. November 2010, 15:28

Hi.
Wäre es eigentlich möglich Camponotus schmitzi zu halten?
Ich habe einige Nepenthes,aber keine bicalcarata.
Wäre aber nicht so das Problem die zu besorgen.


Gruß Skalar100



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