Eigentlich ein schönes Leben, sich füttern lassen, keine Brutpflege, kein Nestbau, keine Nahrungssuche oder -aufbereitung......
Wenn da nicht die aufreibenden Raubzüge zwischen Mitte Juni und Ende August wären, die mitunter lebensgefährlich sein können. Aber - ohne fremde Hilfsameisen (Sklavenameisen) ist Polyergus rufescens nicht lebensfähig!
1. Eine Amazone verlässt bei Schönwetter und Temperaturen um 20° am späteren Vormittag das Nest. Sie ist Kundschafterin, die durch die Gegend eilt und hektisch nach einem Nest von Serviformica
Ergänzung: F. cunicularia (in der Mitte u. unten) u. F. fusca (links) ist eine eher seltene Kombination von Hilfsameisen in einem Polyergusnest.

2. Am Nachmittag, etwa zwischen 16:00 u. 18:00 (Sommerzeit) kommen einzelne Amazonen aus den Nesteingängen. Die Lage wird geprüft: Passen Wetterlage, Temperatur (mindestens 23°), ist bereits eine heimkehrende Kundschafterin in Sicht? Die Hilfsameise (F. cunicularia) spürt die Erregung, weiß aber nicht was los ist.

3. Pheromon-Alarm! Ausrücken zum Angriff: Eine heimgekehrte Kundschafterin hat den Alarm ausgelöst. Die Glorreiche Rote Armee sammelt sich auf der Nestoberfläche, Fährtensucher übernehmen rasch die Führung und es bildet sich eine Marschkolonne. Fast lautlos bewegt man sich Richtung Angriffsziel. Bei trockenem Laub kann man zwischendurch ein leises Rascheln hören.

4. Bei einem anderen Nest sieht der Ausmarsch so aus:

5. Hier ist die Marschkolonne, einige 100 (manchmal auch bis zu 1500, 2000) Amazonen bewegen sich zügig von Kundschafterinnen angeführt in Richtung Zielnest. Die Orientierung erfolgt im wesentlichen nach Polarisationsmustern des Himmelslichtes im UV-Bereich. Zwischendurch kann mitunter auch die Spur verloren gehen, dann rücken Kundschafter in alle Richtungen aus bis die Fortsetzung der Spur gefunden wird:

6. Gibt es einmal eine kleine Verzögerung, wird sie von vielen Amazonen vermutlich zur Aktivierung der Pygidialdrüse am Gasterende genützt, dabei wird mit den

7. Sturmangriff auf die feindliche Festung: Entscheidend ist der Überraschungseffekt und der Einsatz chemischer Kampfstoffe (Propagandapheromone), die den Gegner ins Chaos stürzen sollen:

8. Die letzten Angreifer wollen in das Nest, während die ersten erfolgreichen Räuber bereits an die Oberfläche kommen. Man könnte denken: Die armen Nestbewohner! Wenn sie sich aber nicht zur Wehr setzen, kommen sie ungeschoren davon. Auch die

9. Es herrscht das totale Durcheinander! Mit Beute beladen kehren viele Amazonen auf die Nestoberfläche zurück.

10.Bei einem Zielnest mit Laubbedeckung sind die Vorgänge nicht so eindeutig zu beobachten. Nur eine Verteidigerin (F. fusca) ist sichtbar (roter Pfeil):

11. Das "Tor" ist bei diesem Nest weit geöffnet. Wo bleiben die Verteidiger?

12.Manchmal sieht man keine Verteidiger, andere wieder ergreifen in Panik die Flucht. Bei volkreichen Nestern von Formica rufibarbis u. Formica lusatica (ab 2009: Formica clara) treten die Nestbewohner zur Verteidigung an. Hier nähern sich einige Formica rufibarbis der bereits (v. unten, kaum sichtbar) fixierten Räuberin. Jetzt wird die Lage kritisch.....

13.Die Räuber ziehen mit ihrer Beute ab:

14.Gut zu erkennen: Die säbelförmigen

Wer sich näher informieren will, kann dies u. a. hier tun:
http://ameisenforum.de/beobachtungen-im-freiland/21747-raubz-ge-der-amazonen.html
L.G. Boro