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Kundschafter, Spurenleger, Fährtensucher, Räuber - Fotobericht

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Boro
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#1 Kundschafter, Spurenleger, Fährtensucher, Räuber - Fotobericht

Beitrag von Boro » 20. August 2009, 10:49

Im Polyergus-Land herrscht derzeit noch Hochbetrieb, aber die Zeit der Raubzüge wird bald zu Ende gehen. Dann beginnt für meine Kleinen wieder das dolce far niente von Anfang September bis über Mitte Juni nächsten Jahres. Ja, und dann ist da noch die Winterruhe, da rührt man sich gar nicht mehr.
Eigentlich ein schönes Leben, sich füttern lassen, keine Brutpflege, kein Nestbau, keine Nahrungssuche oder -aufbereitung......
Wenn da nicht die aufreibenden Raubzüge zwischen Mitte Juni und Ende August wären, die mitunter lebensgefährlich sein können. Aber - ohne fremde Hilfsameisen (Sklavenameisen) ist Polyergus rufescens nicht lebensfähig!

1. Eine Amazone verlässt bei Schönwetter und Temperaturen um 20° am späteren Vormittag das Nest. Sie ist Kundschafterin, die durch die Gegend eilt und hektisch nach einem Nest von Serviformica sp. sucht. Hat sie (oft nach stundenlangem Suchen) endlich ein Nest der Serviformicas entdeckt, läuft sie dank ihrer hervorragenden Orientierungsfähigkeiten auf dem kürzesten Weg zu ihrem Heimatnest zurück, dabei markiert sie diesen Weg manchmal mit einem Spurpheromon.
Ergänzung: F. cunicularia (in der Mitte u. unten) u. F. fusca (links) ist eine eher seltene Kombination von Hilfsameisen in einem Polyergusnest.
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2. Am Nachmittag, etwa zwischen 16:00 u. 18:00 (Sommerzeit) kommen einzelne Amazonen aus den Nesteingängen. Die Lage wird geprüft: Passen Wetterlage, Temperatur (mindestens 23°), ist bereits eine heimkehrende Kundschafterin in Sicht? Die Hilfsameise (F. cunicularia) spürt die Erregung, weiß aber nicht was los ist.
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3. Pheromon-Alarm! Ausrücken zum Angriff: Eine heimgekehrte Kundschafterin hat den Alarm ausgelöst. Die Glorreiche Rote Armee sammelt sich auf der Nestoberfläche, Fährtensucher übernehmen rasch die Führung und es bildet sich eine Marschkolonne. Fast lautlos bewegt man sich Richtung Angriffsziel. Bei trockenem Laub kann man zwischendurch ein leises Rascheln hören.
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4. Bei einem anderen Nest sieht der Ausmarsch so aus:
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5. Hier ist die Marschkolonne, einige 100 (manchmal auch bis zu 1500, 2000) Amazonen bewegen sich zügig von Kundschafterinnen angeführt in Richtung Zielnest. Die Orientierung erfolgt im wesentlichen nach Polarisationsmustern des Himmelslichtes im UV-Bereich. Zwischendurch kann mitunter auch die Spur verloren gehen, dann rücken Kundschafter in alle Richtungen aus bis die Fortsetzung der Spur gefunden wird:
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6. Gibt es einmal eine kleine Verzögerung, wird sie von vielen Amazonen vermutlich zur Aktivierung der Pygidialdrüse am Gasterende genützt, dabei wird mit den Tarsen der Hinterbeine über den Drüsenausgang gestrichen (lange grüne Pfeile, andere Amazonen bereiten sich gerade auf diese Prozedur vor (kurze grüne Pfeile)
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7. Sturmangriff auf die feindliche Festung: Entscheidend ist der Überraschungseffekt und der Einsatz chemischer Kampfstoffe (Propagandapheromone), die den Gegner ins Chaos stürzen sollen:
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8. Die letzten Angreifer wollen in das Nest, während die ersten erfolgreichen Räuber bereits an die Oberfläche kommen. Man könnte denken: Die armen Nestbewohner! Wenn sie sich aber nicht zur Wehr setzen, kommen sie ungeschoren davon. Auch die Königin!.
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9. Es herrscht das totale Durcheinander! Mit Beute beladen kehren viele Amazonen auf die Nestoberfläche zurück.
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10.Bei einem Zielnest mit Laubbedeckung sind die Vorgänge nicht so eindeutig zu beobachten. Nur eine Verteidigerin (F. fusca) ist sichtbar (roter Pfeil):
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11. Das "Tor" ist bei diesem Nest weit geöffnet. Wo bleiben die Verteidiger?
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12.Manchmal sieht man keine Verteidiger, andere wieder ergreifen in Panik die Flucht. Bei volkreichen Nestern von Formica rufibarbis u. Formica lusatica (ab 2009: Formica clara) treten die Nestbewohner zur Verteidigung an. Hier nähern sich einige Formica rufibarbis der bereits (v. unten, kaum sichtbar) fixierten Räuberin. Jetzt wird die Lage kritisch.....
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13.Die Räuber ziehen mit ihrer Beute ab:
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14.Gut zu erkennen: Die säbelförmigen Mandibeln sind auch für das Ergreifen und den Transport der Beute sehr gut geeignet:
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Wer sich näher informieren will, kann dies u. a. hier tun:
http://ameisenforum.de/beobachtungen-im-freiland/21747-raubz-ge-der-amazonen.html
L.G. Boro



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Boro
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#2 AW: Kundschafter, Spurenleger, Fährtensucher, Räuber - Fotobericht

Beitrag von Boro » 1. Juli 2010, 11:15

Und wieder beginnt die Jagdsaison! (26. Juni, Hügelland nördlich v. Klagenfurt/Kärnten)!

Mit Polyergus rufescens haben sich inzwischen viele Wissenschaftler beschäftigt, .es ist die am häufigsten erforschte sozialparasitische Ameisen-Species. Und trotzdem gibt es noch immer offene Fragen!
1. Wie können die Amazonen wissen, wann der Zeitpunkt für die Raubzüge beginnen soll? Bekanntlich müssen vorher Pfadfinderinnen die Wirtsnester auskundschaften und dringen in diese mitunter sogar alleine vor, um die mögliche Beute zu inspizieren. Aber wie wissen sie, wann die Zeit für diese waghalsige Unternehmung gekommen ist?
Heute vermutet man, dass der Beginn der Verpuppung der eigenen Polyergus-Brut dafür der Auslöser ist. Mit anderen Worten, beginnen sich die ersten Larven (in der Regel Geschlechtstierlarven) zu verpuppen, gilt dies als Signal für den Beginn der Raubsaison. Bei diesem Zeitpunkt liegt Polyergus 3-4 Wochen hinter den ersten Verpuppungen bei den Wirtsarten. Außerdem ist zu diesem Zeitpunkt das Schwärmen der Wirtsameisen meist abgeschlossen.
2. Die Pfadfinderinnen laufen kreuz und quer durchs Gelände. Wenn sie ein Wirtsnest gefunden haben, kehren sie aber auf dem kürzesten Weg zu ihrem Heimatnest zurück. Sie orientieren sich an polarisierten Lichtmustern im UV-Bereich. Die (scheinbare) Wanderung der Sonne am Firmament muss dabei aber mathematisch(!) berücksichtigt werden.

Mit der Rückkehr der Pfadfinderinnen erfolgt im Nest sofort eine Art Vibrations-Kontaktaufnahme zu anderen Amazonen und die Rekrutierung über flüchtige Pheromone.
1. Massenrekrutierung im Nest: Die Heerschar kommt an die Nestoberfläche:
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2. Die Truppe beginnt mit dem Vormarsch Richtung Zielnest. Sie wird von den Pfadfinderinnen angeführt, eine Pheromonspur fehlt meistens. Warum eher zu Saisonende mitunter von der Pfadfinderinnen bei der Rückkehr zum Nest ein Spurpheromon ausgelegt wird, bleibt wohl Geheimnis der Amazonen.
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3. Detailaufnahme des Vormarsches: Dabei fällt auf, dass man immer wieder zurücklaufende Mitglieder der Truppe erkennen kann (z. B. unterer Rand). Man vermutet hier, dass dies der ständigen sozialen Kontaktaufnahme und der geschlossenen Marschformation dienlich ist.
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4. Blick ins Innere eines F. fusca-Nestes während des Überfalles: Man kann nur vollkommenes Durcheinander erkennen. In diesem Nest im tiefen Schatten gab es noch keine Puppen, nur Larven. Die Amazonen mussten sich mit diesen begnügen!
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5. Eine fusca-Arbeiterin hat sich mit einem Eierpaket auf einen Grashalm gerettet.
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6. Der Raubzug eines anderen Polyergus-Volkes führte zu einem Nest von Formica rufibarbis. Eine Arbeiterin rettet sich mit einer Puppe:
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7. Ein anderer Blickwinkel:
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8. Totales Durcheinander: Fliehende rufibarbis-Arbeiterinnen mit Puppen und aus dem Nest kommende Räuber mit Puppen vermischen sich:
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9. Der Rückmarsch der Amazonen erfolgt in nicht geordneter Weise auf dem Anmarschweg. In diesem Falle orientieren sich die Ameisen an den Polarisationsmustern des Himmelslichtes und an einer während des Anmarsches hinterlassenen Pheromonspur.
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10.Nach und nach treffen die mit Beute beladenen Amazonen beim Nesteingang ein. Die Puppen werden von diesen in das Nest getragen. Wegen des fremden Nestgeruches sind die Hilfsameisen in großer Erregung.
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11.Während der Nestplünderung ergreift oft auch die Königin der Serviformica sp. die Flucht. Hier wird sie von einer Arbeiterin an den Mandibeln in luftiger Höhe in Sicherheit gebracht.
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12. Nach dem Abzug der Feinde beginnt die Rückkehr der geflohenen Nestbewohnerinnen und die Königin wird an den Mandibeln wieder in ihr Nest gezogen.
Langsam kehrt wieder Ruhe ein............bis zum nächsten Mal!
Im Rahmen dieser militärischen Interaktion beider Seiten, erweisen sich die unterlegenen Hilfsameisen als lernfähig: Nicht selten werden die Nesteingänge nach einem Überfall weitgehend verschlossen oder in dichte Grasbüschel verlegt. Oder die gesamte Nestpopulation wandert ab......
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L.G.Boro, Die Bilder sind oft nicht so besonders, aber bei dieser Hektik des Geschehens geht´s nicht besser.



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Boro
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#3 AW: Kundschafter, Spurenleger, Fährtensucher, Räuber - Fotobericht

Beitrag von Boro » 16. Juni 2011, 09:59

E n d l i c h !!!!!

Eigenartig: Den Beginn der Raubzüge der Amazonenameisen (Polyergus ruf.) kann ich jedes Jahr kaum erwarten! Das ist einfach interessant, aufregend und spannend, weil man vorher nie weiß, was kommt und wie die Sache ausgeht. Mit den Raubzügen hatte ich mich auch schon an anderer Stelle ausführlicher befasst: http://ameisenforum.de/beobachtungen-im-freiland/21747-raubz-ge-der-amazonen.html
Nach über einer Woche mit wechselhaftem Wetter und häufigen Regenfällen, war es gestern so weit: Sonnenschein und hohe Temperatur!

In meinem primären Beobachtungsgebiet gibt es derzeit 6 Polyergus-Nester in einem Umkreis von 200-300m. Ein Nest davon geht eindeutig auf eine meiner zahlreichen Freisetzungen zurück. Der Status eines anderen Nestes ist noch zu klären, da gibt es in einem Formica cunicularia-Nest zwar Amazonenameisen, aber ich konnte im Vorjahr keinen Raubzug feststellen. Entweder ist das Nest noch zu jung oder es ist weisellos. Ohne Königin werden bei Polyergus keine Raubzüge mehr durchgeführt.
Alle Nester kann ich wegen der Entfernungen nicht im gleichen Zeitrahmen kontrollieren, aber bei 2 Nestern herrschte Hochbetrieb:
Nest A: 2 sehr ergiebige Raubzüge hintereinander,wobei der 2. Ausmarsch zu gleicher Zeit geteilt vorgenommen wurde: Eine Kolonne marschierte zum 2. Mal zu dem bereits kurz vorher "heimgesuchten" Serviformica rufibarbis-Nest, die 2. Kolonne marschierte zu einem neuen F. rufibarbis- Nest. Das kommt sehr selten vor und kann nur von sehr starken Amazonenarmeen bewältigt werden. Die versuchte Zählung/Schätzung ergab insgesamt etwa 1500 Amazonen, das ist schon eine sehr starke Population!
Nest B: Das ist der Rest des stärksten in den vergangenen 15 Jahren jemals festgestellten Amazonennestes mit relativ sicher gezählten mindestens 2000 Kriegerinnen. Es wurde schon vor Jahren zuerst von Rebhühnern weitgehend vernichtet und musste später 2 verlustreiche Niederlagen gegen Formica rufibarbis od. F. clara hinnehmen [Alle Berichte im AF]. Heute hat es vielleicht 600/700 Amazonen und ist vermutlich wegen der alten Königin weniger aktiv. Ein erfolgreicher Überfall auf F. cunicularia (ohne Gegenwehr).
1. Nest B: Rekrutierung und Ausschwärmen der Amazonen auf der Nestoberfläche:
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2. Nest B: Rückkehr mit Beute!
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3. Nest B: Zum Glück für Polyergus wurde nicht dieses sehr volkstarke Nest v. F. rufibarbis überfallen (ca. 15m Distanz zu Nest B):
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4. Nest A: Überfall der halben Amazonenarmee anlässlich des 2 Ausmarsches auf ein neues F. rufibarbis-Nest. Kampf um jede Puppe!
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5. Bekommt die F. rufibarbis-Arbeiterin Hilfe?
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6. Diese Puppe ist gerettet!
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7. Sogar Eierpakete werden gerettet, an denen die Räuber übrigens keinerlei Interesse haben:
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Octicto
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#4 AW: Kundschafter, Spurenleger, Fährtensucher, Räuber - Fotobericht

Beitrag von Octicto » 16. Juni 2011, 11:51

Ich hoffe, man darf hier schrieben? Ich habe keinen Link zu einem Diskussionsthread gesehen. Falls es einen gibt, bitte ich die Mods meinen Beitrag dahin zu verschieben und ihn hier irgendwie "sichtbarer" zu machen.

Das sind wirklich wahnsinnig tolle Berichte, die du uns da bietest :respekt:. Da werde ich richtig neidisch udn möchte bei so etwas auch gleich dabei sein. Die Fotos sind gut und die Geschichten dazu spannend. Wirklich Klasse!

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Hoffer
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#5 AW: Kundschafter, Spurenleger, Fährtensucher, Räuber - Fotobericht

Beitrag von Hoffer » 16. Juni 2011, 12:39

Hallo Boro!
Danke für den Bericht! Ich warte noch auf den ersten Raubzug, aber es sollte nun bald soweit sein..., hoffentlich! Denn ich kann es auch kaum mehr erwarten.

MfG. Hoffer.


"Denen, die der Ruhe pflegen, kommen manche ungelegen." - Wilhelm Busch

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Boro
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#6 AW: Kundschafter, Spurenleger, Fährtensucher, Räuber - Fotobericht

Beitrag von Boro » 16. Juni 2011, 15:25

Auf Wunsch v. Corsair füge ich noch einige Bemerkungen zu den speziellen Habitatsansprüchen v. Polyergus rufescens hinzu! P. r. ist nur sporadisch in inselartigen Vorkommen zu finden, die möglichst stabil sein müssen. Der Grund dafür ist in den relativ hohen Ansprüchen an klimatische Bevorzugung zu sehen und noch dazu sollte eine solide Basis an Hilfsameisen vorhanden sein. Sozialparasiten sind - wenn man teilw. von den Waldameisen absieht - sehr empfindlich gegenüber menschlicher Einflussnahme.
Mögliche Habitate:
1. Magerwiesen, Trockenrasen, Ruderalflächen. Die Suche in hochgrasigen Fettwiesen ist umsonst.
2. Meist in Südhanglage (SO, S, SW mit einer Bevorzugung v. S und SW), planar bis collin, bis zu einer Höhe von sicher 800m, in Südtirol bis über 1000m.
3. Ständig beweidete Flächen, häufig gemähte Wiesen werden gemieden.
4. Relativ hohe Nestdichte v. Hilfsameisen, bei uns vorwiegend F. fusca, F. cunicularia und F. rufibarbis, in Ausnahmefällen auch F. cinerea/F. fuscocinerea.
5. Die Art ist sehr schwer zu finden (zum Glück für diese Art), wenn man nicht zufällig auf einen in Gang befindlichen Raubzug trifft (so habe ich sie gefunden), müsste man sonst auf vielen 100m Strecke jedes Serviformica-Nest öffnen. Das wäre ein glatter Unfug!
Ein paar Beispiele:
1. Südabdachung der Sattnitz in Kärnten. Im Vordergrund eine gemähte Fettwiese, dahinter sind Ruderalflächen im Steilgelände zu erkennen. Im Hintergrund sind gemähte Magerwiesen zu sehen, die 2x gemäht werden. Höhenlage zw. 700m u. 800m. Hilfsameisen sind hier nur F. cunicularia u. F. rufibarbis.
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2. Lückenhafter Schneeheide-Rotföhrenwald auf Kalkschotter im Rosental in Kärnten, Höhenlage ca. 500m. Hier ist vor allem F. fusca die Hilfsameise.
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3. Rechts, am oberen Rand der Heißländen beginnt ebenfalls ein lückenhafter Schneeheide-Rotföhrenwald. Hier ist ausschließlich Formica cunicularia als Hilfsameise zu finden, darunter in den Heißländen "regiert" Formica fuscocinerea. Die beiden Arten sind in einem gemischten Nest v. Polyergus nicht kompatibel.
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#7 AW: Kundschafter, Spurenleger, Fährtensucher, Räuber - Fotobericht

Beitrag von Boro » 20. Juni 2011, 15:21

Und wieder eine Hiobsbotschaft!

Es ist einmal Faktum, aber ich berichte nicht gern darüber: Die Vernichtung eines Nestes einer seltenen u. vom Aussterben bedrohten Art!
Wer waren die Übeltäter? Einmal nicht der Mensch, wie sonst üblich, sondern die Vernichtung eines Polyergus-Nestes erfolgte instraspezifisch, also durch die eigene Art. Das konnte ich leider schon öfter beobachten u. habe darüber auch im AF berichtet. Polyergus rufescens duldet keine Konkurrenz der gleichen Art im eigenen Eiflussbereich und dieser ist relativ groß, er umfasst ein gedachtes kreisförmiges Territorium mit einem Radius von fast 100m um das eigene Nest.
Aber der Reihe nach: Vorgestern streifte Boro bewaffnet mit der Kamera und dem Hund an der Leine durch das seit Jahren bekannte Polyergus-Revier. Die Restpopulation jenes riesigen Nestes, von dem ich weiter oben gerade berichtet habe, startete ab etwa 16:00 einen Raubzug. Es wurde schließlich ein kleineres F. fusca-Nest überfallen - dachte ich! Die Gegenwehr der Nestbewohnerinnen war minimal u. nachdem die Räuberschar mit wenig Brut den Rückzug angetreten hatte, machten mich 2 Erscheinungen stutzig:
1. Die wenigen Arbeiterinnenpuppen waren etwas länger als jene v. F. fusca und die Farbe war braun. Die Puppen v. Serviformica spp. sind aber sehr hell und behalten diese Farbe eigentlich bis zum Schlüpfen der Arbeiterinnen.
2. Etliche Amazonen wollten nicht "heimgehen" und verblieben eifrig umherlaufend und suchend im Nestbereich v. F. fusca.
3. Ich hatte sofort eine böse Ahnung: Die Kriegerschar war auf ein sehr junges Polyergusnest gestoßen, das ich selbst übersehen hatte. Das wäre dann Nr. 7 im Umkreis gewesen. Aber es kam, wie es kommen musste; Polyergus rufescens vernichtet jede Konkurrenz der gleichen Art im Umkreis von bis zu 90m. Es gibt nie einen Kompromiss, kein Abwägen der gegnerischen Stärke, keinen Kommentkampf, keine Fluchtmöglichkeit; es geht immer um Leben oder Tod, die Konkurrenz wird mit unvergleichlicher Brutalität niedergekämpft und ausgerottet! Eigentlich ein grausiges Schauspiel....
1. Nach dem Abzug der Räuber konzentrierte sich das Geschehen um diese winzige Nestöffnung: Alle wollten zugleich heraus und hinein. Die F. fusca-Arbeiterinnen schienen zuerst richtig apathisch, geschockt, eine Folge der eingesetzten Propagandapheromone seitens der Angreifer.
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2. Jetzt ist es "offiziell": Rechts kann man 2 Amazonen im erbitterten Zweikampf sehen, v. links kommend wollen 2 fusca-Arbeiterinnen eingreifen
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3. Rechts die Kämpfenden, in der Mitte wollen wieder alle in die Nestöffnung. Wer v. den Amazonen Freund od. Feind ist, kann man nicht mehr sagen.
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4. Es gibt bereits 2 Kampfpaare, rechts sehen wir den "Genickbiss"!
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5. Was soll man gegen solche Waffen ausrichten?
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6. Ein Biss in dei "Kehle", das ist wohl das Ende!
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7. Links oben: Eine schwarze "Offiziersanwärterin" auf dem "Feldherrnhügel":
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8. Rechts unten sehen wir es: Ein Biss in die Kopfkapsel beendet rasch das Leben der fusca-Arbeiterin!
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Ossein
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#8 AW: Kundschafter, Spurenleger, Fährtensucher, Räuber - Fotobericht

Beitrag von Ossein » 20. Juni 2011, 15:28

Hallo Boro,

"Krieg und Frieden" ist ein elend langes Buch - Du erlebst es in klein und ich bin, wieder einmal, nur froh so etwas nacherleben zu können. Und das wiederum ist ganz groß!

Danke,

LG, Ossein.



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