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Raptiformica: Beobachten und erkennen! - Fotobericht

Berichte (z.B. Reiseberichte, Ameisenfotoalben, AusflĂŒge, SchnappschĂŒsse, etc.) mit vielen Fotos von Ameisen und Natur.
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Boro
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#1 Raptiformica: Beobachten und erkennen! - Fotobericht

Beitrag von Boro » 23. April 2008, 19:32

Formica (Raptiformica) sanguinea erweckt in letzter Zeit großes Interesse und wird auch gerne gehalten. Davon zeugen an die 10 Seiten in unserem Forum, wenn man die Suchfunktion benĂŒtzt.
Da ist es höchst an der Zeit, dass wir uns mit dieser Art etwas nĂ€her befassen. Auch die Beobachtung in der Natur ist sehr interessant, nicht nur wĂ€hrend ihrer RaubzĂŒge gegen Serviformica sp.
Als Laie kann man sie ebenfalls recht gut erkennen und von den anderen Waldameisen unterscheiden. Dazu will ich ein wenig beitragen!

1. Formica sanguinea mit ihren Sklaven, ganz vorwiegend die Art Formica fusca.
Bild

2. Formica sanguinea mit einer Sklavin beim Auflecken von Honigwasser. Erst am Foto habe ich es erkannt: Am rechten Rand ist ein winziges Insekt zu sehen, womöglich eine Zehr- od. Brackwespe. Die Ähnlichkeit mit diesem Insekt hier ist auffallend:
http://www.ameisenforum.de/hymenopteren-isopteren-u-andere-insekten/29449-angriff-der-ameisenjaeger.html
Bild

3. Februar 2008. Beim Wenden eines Steines ist mir ein Missgeschick passiert: Ich habe eine ihrer Sklavenameisen leider zu Tode gebracht. Sofort rĂŒckten die Waldameisen zur Verteidigung aus, konnten aber nur mehr die Tote und keinen "Feind" entdecken!
Bild

4. Formica sanguinea-Arbeiterinnen schleppen die Knospe einer FöhrenblĂŒte zum Nest. Zur Nahrung dient sie sicher nicht!
Bild

5. So sieht die Königin aus! Das Bild stammt von einer kurzfristigen Haltung, nur um die NestgrĂŒndung zu beobachten. Nach wenigen Monaten wurde das Volk wieder in der NĂ€he des Fundortes in die Freiheit entlassen!
Bild

6.Imposantes Insekt: Eine Major-Arbeiterin. Sie zeigt typische Erkennungsmerkmale dieser Art:
a) Kopf dunkelrot, mit dunklen Pigmenten diffus angehaucht.
b) Thorax, Schuppe und Schenkel in einem schönen Rot. Schienen und Tarsen dunkelrot-braun.
c) Gaster dunkel, 1. Tergit an der Basis rötlich
d) An Kopf und Thorax keine sichtbare Behaarung
Bild

7. Das selbe Tier von vorne: Gut erkennbare Merkmale:
a) Clypeusvorderrand eingebuchtet
b) Kopfschild in der Mitte lÀngsseitig deutlich eingekerbt
c) Bei einigen Populationen ist mir erst im Nachhinein eine doch deutlich erkennbare Einbuchtung am Hinterrand des Kopfes aufgefallen. Auch bei Bild 3!
Bild

8. Zum Vergleich: In GrĂ¶ĂŸe und Ausrichtung etwa vergleichbares Bild von Formica truncorum:
a) Clypeusvorderrand nicht eingebuchtet
b) Kopfschild in der Mitte lÀngsseitig nicht sichtbar eingekerbt
c) Hinterrand es Kopfes weitgehend geradlinig verlaufend
Bild

Neben den geschilderten körperlichen Merkmalen, fĂŒr die man in der Natur zumindest eine Lupe benötigt, sollen noch allgemeine, fĂŒr jeden Beobachter ersichtliche Erkennungsmerkmale aufgezeigt werden:
1. Farbgestaltung
Von einiger Entfernung betrachtet erkennt man gleich den insgesamt deutlich höheren Rotanteil der körperlichen Gesamterscheinung, etwa gegenĂŒber von Formica rufa, F. polyctena oder F. pratensis. Genauer besehen muss man feststellen, dass nicht alle Individuen jenen hohen Rotanteil der Pigmente zeigen, wie in Bild 6 dargestellt. Auf den anderen Bildern erkennt man oft eine deutlich dunklere Kopfzeichnung und bei kleinen Tieren einen deutlichen Anteil dunkler Pigmente am Thorax (siehe Bild 1). Trotzdem: Wenn man von Formica truncorum absieht, findet man hier den höchsten farblichen Rotanteil unter den Waldameisen.
2. Sklavenameisen
Ich habe bisher in allen Nestern unabhĂ€ngig von der VolkstĂ€rke immer auch Sklavenameisen gefunden. Das ist fĂŒr die Bestimmung auch von Bedeutung. Ich wĂŒrde sagen, es handelt sich zu etwa 90% um Formica fusca. Diese teilen mit Formica sanguinea den gleichen Lebensraum und werden auch von reifen Raptiformica-Völkern durch RaubzĂŒge erbeutet.
3. Habitat
Als thermophile Art ist Formica sanguinea ganz vorwiegend an gut besonnten WaldrĂ€ndern und auf sĂŒdseitigen Waldlichtungen zu finden.
4. Nestbau
FĂŒr Waldameisen eine Besonderheit: Sie bauen keine HĂŒgel, die etwa mit jenen von Formica rufa, Formica polyctena oder auch Formica pratensis zu vergleichen wĂ€ren. Es handelt sich in der Regel nur um kleinere AnhĂ€ufungen von organischem Material, die praktisch immer eine spezielle GelĂ€ndestruktur (Kleinstterrassen, AbhĂ€nge, Steinauflagen, Grenzsteine, Grenzpflöcke, liegendes Totholz oder HolzstrĂŒnke) zur Voraussetzung haben.
Gruß Boro



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nethead
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#2 AW: Raptiformica: Beobachten und erkennen!

Beitrag von nethead » 23. April 2008, 20:29

Interessanter Bericht, Boro und vor allem schöne Bilder!

Ich hoffe ich kann sie noch lange halten bevor ich sie auch irgendwann wieder aussetze. Vielleicht bei uns im Garten wo ich sie ja dann auch noch im Freien beobachten könnte :)


Niemandes Herr, Niemandes Knecht

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Eddie
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#3 AW: Raptiformica: Beobachten und erkennen!

Beitrag von Eddie » 23. April 2008, 21:22

Deine berichte sind echt immer klasse und sehr lobenswert!!!:respekt:



Necturus
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#4 AW: Raptiformica: Beobachten und erkennen!

Beitrag von Necturus » 23. April 2008, 21:42

Boro,
wo soll ich mit dem Lob anfangen? Bei den tollen Bildern oder den klasse Infos?
Wenn du weiter so machst, brauchen wir den Seifert irgendwann nichtmehr *hust* ;)
Danke!!
Necturus



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Boro
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#5 AW: Raptiformica: Beobachten und erkennen!

Beitrag von Boro » 27. Juni 2008, 21:17

Geschlechtstiere von Raptiformica
Ich möchte noch einmal auf Bild 5 zurĂŒckkommen, welches eine Königin zeigt. Nun, nicht alle sehen ganz gleich aus. Es gibt vor allem farbliche Variationen, die das Erkennen mitunter erschweren. Hier einige Beispiele:
1. Bild 1 zeigt eine vor kurzem geschlĂŒpfte Jungkönigin, die noch nicht ausgefĂ€rbt ist.
Bild

2. Dieses Bild zeigt eine fast vollstÀndig ausgefÀrbte Königin
Bild

3. Hier sehen wir ein MÀnnchen neben einer jungen Königin
Bild

4. Eine seltene Variante: Der Kopf dieser Königin ist fast vollkommen schwarz gefÀrbt. Nur die Wangen zeigen einen kleinen roten Fleck, Clypeus und Mandibeln sind dunkelrot-schwÀrzlich gefÀrbt.
Bild

5. Eine Königin mit besonders dunkelrotem RĂŒcken und vergleichsweise auffallend starker dunkler Zeichnung am Mesonotum
Bild

6. Die VergrĂ¶ĂŸerung zeigt noch einmal die typischen Merkmale am Kopf: Der eingebuchtete Clypeusvorderrand und die deutlich ausgeprĂ€gte lĂ€ngsseitige Einkerbung in der Mitte des Kopfschildes
Bild

7. Die MĂ€nnchen sind schwarz, nur die Beine und das Geschlechtsorgan weisen eine (spĂ€ter) rötlich-orange FĂ€rung auf. Das Bestimmen der MĂ€nnchen von verschiedenen Formica-Arten dĂŒrfte optisch kaum möglich sein.
Bild

GrĂŒĂŸe v Boro



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Boro
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#6 AW: Raptiformica: Beobachten und erkennen! - Fotobericht

Beitrag von Boro » 5. Juli 2011, 18:47

Gestern nachmittag ist mir eine Gyne v. Formica (Raptiformica) sanguinea vor die FĂŒĂŸe gefallen. Rasch in die Box damit fĂŒr ein paar Fotos, die diesmal ganz gut geworden sind (wie ich hoffe!):
1. Hier sehr gut zu sehen: Der eingebuchtete Clypeus-Vorderrand!
Bild

2. Seitenansicht: Vom Habitus her gesehen ein relativ zart gebautes Tier, keinesfalls grĂ¶ĂŸer als die Serviformica-Gynen. Das Veralten ist allerdings deutlich aggressiver als das der Serviformicas.
Bild

3. Die RĂŒckenzeichnung ist absolut typisch und eine gute Unterscheidungsmöglichkeit zu den anderen Formica-Gynen. Der Kopf ist fast vollkommen schwarz gefĂ€rbt, nur die Mandibeln sind dunkelbraun-rot und auf den Wangen zeigt sich ein kleiner roter Streifen.
Bild

4. Endlich wieder in Freiheit! Ein gieriger Schluck Wasser stillt den Durst. Weniger ihre Fluchtversuche, als vielmehr das Bestreben gleich weg zu fliegen waren fĂŒr mich Anzeichen einer fehlenden Begattung. Also - flieg dahin......... (Abflug um ca. 19 Uhr).
Bild

L.G.Boro



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Boro
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#7 AW: Raptiformica: Beobachten und erkennen! - Fotobericht

Beitrag von Boro » 3. August 2011, 08:29

Die Gyne v. Raptiformica sanguinea ist mit einiger Erfahrung leicht zu erkennen und kann nicht mit den anderen hÀufigen Formica s. str.-Gynen verwechselt werden!
Gestern habe ich eine dealate (ungeflĂŒgelte) Gyne kurz eingefangen. Die Körpermerkmale erkennt man ohne sichtbehindernde FlĂŒgel leichter. Auf die bereits oben angefĂŒhrten typischen Merkmale (Farbe d. RĂŒckens, Stirnrinne, eingebuchteter Clypeus-Unterrand) will ich hier nicht mehr speziell eingehen.
Als weiteres auffallendes Merkmal ist mir erneut die kleine Gaster aufgefallen!

1. Seitenansicht: Neben dem sehr hohen Anteil roter FlÀchen am Thorax ist bereits die kleine, nicht glÀnzende Gaster zu sehen.
Bild

2. Frontale Ansicht:
Bild

3. Die kleine Gaster ist eher oval geformt:
Bild

4. Zur Verdeutlichung: Hier eine F. pratensis-Gyne: Im Körperbau ist sie F. rufa u. F. polyctena sehr Àhnlich, allerdings fehlen die lackartig schwarz glÀnzenden Partien völlig (Schtellum, Gaster). Die Gaster ist eindeutig breiter und eher etwas kugelförmiger angelegt.
Bild



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#8 AW: Raptiformica: Beobachten und erkennen! - Fotobericht

Beitrag von Boro » 25. Juni 2012, 17:26

Diese Ameisen sind mir vor 2 Tagen ĂŒber den Weg gelaufen. Im ersten Moment dachte ich an Serviformica rufibarbis/clara. TatsĂ€chlich scheint F. sanguinea diesen Serviformica-Arten nĂ€her zu stehen als als andere Waldameisen spp.
a) Entgegen dem sonstigen Verhalten von Formica s. str. droht Raptiformica nur mit geöffneten Mandibeln, nicht mit der gleichzeitig vorgestreckten Gasterspitze.
b) Auch nach der erfolgreichen sozialparasit. GrĂŒndung sind die Nestanlagen sehr variabel: Dieses lag unmittelbar am Rande eines asphaltierten Parkplatzes mit kaum sichtbarer AnhĂ€ufung organischen Materials!
c) Die Gaster dieser Art ist klein und kompakt, weniger breit als jene v. F. s. str.
d) Mit dem meist sehr hohen Anteil roter FÀrbung können gewisse Völker v. F. rufibarbis/clara auch "mithalten":http://www.ameisenforum.de/fotoberichte/41062-farbvarianten-orange-ameisen-fotobericht.html

Unter der Lupe stellte sich rasch heraus, dass es eben Formica (Raptiformica) sanguinea ist:
Der Kopf ist etwas breiter als jener von Serviformica und die Hinterhauptkante ist leicht eingebuchtet; ja, da wÀre noch der in der Mitte eingebuchtete untere Rand des Clypeus.

1. Seitenaufnahme, das gesamte Mesosoma zeigt einheitlich rötliche FÀrbung:
Bild

2. Aufnahme v. vorne/oben:
Bild

3. Hier ist der eingebuchtete Clypeus-Unterrand zu erahnen!
Bild



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