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Von Milben befallene Atta cephalotes

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NIPIAN
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#1 Von Milben befallene Atta cephalotes

Beitrag von NIPIAN » 25. März 2012, 21:50

Hoi,


vor einiger Zeit hat mir ein User des Forums eine Probe seiner Arbeiterinnen mit Verdacht auf Milbenbefall zukommen lassen. Mit dem Hinweis, es seien auch andere Halter mit Milbenbefall von Blattschneidern beschäftigt, habe ich mich gerne dazu bereiterklärt, Proben zu untersuchen.
Da es sich hierbei um Blattschneiderameisen handelt, stellt sich die Frage, ob die Völker bereits infiziert (auch durch den Lieferanten) importiert, vor Ort beim Händler, oder erst beim Endkunden befallen worden sind.

Da wohl das Gerücht kursiert, ektoparasitärer Milbenbefall sei bei Blattschneiderameisen normal:
"Zahlreiche Milbenarten sind als regelmäßige Mitbewohner vieler Ameisennester bekannt. Einige davon sind ausgesprochen myrmecophil, ein groBer Teil jedoch kommt auch außerhalb der Ameisennester vor und wird hier nur durch die günstigen Existenzbedingungen angelockt. (...) Auf der Oberfläche der Ameisen habe ich niemals Milben gefunden, die dort als Ektoparasiten oder in Phoresie leben." ZoomorphologyVolume 32, Number 3, 391-462, DOI: 10.1007/BF00406836 (Die Gäste und Gastverhältnisse der Blattschneiderameise Atta sexdens - H. Eidmann)
Zwar schreibt Eidmann hier über Atta sexdens, jedoch denke ich, dass dies auch bei Atta cephalotes zutreffen kann.


Folgende Bilder habe ich machen können:

Bild
Bild
Bild

Die zu untersuchenden Arbeiterinnen sind in einer 70-80%igen Alkohollösung (Ethanol) per Reagenzglas zu mir geschickt worden. Vor der Entnahme der Ameisen ist das RG 8 Stunden lang senkrecht gelagert, dann ein Großteil der Lösung an der Flüssigkeitsgrenze abpipettiert worden. Danach wurden die Arbeiterinnen per Pinzette einzeln entnommen und in einer Petrischale abgelegt. Unter Auflichtmikroskopie ist nach ektoparasitären Milben gesucht worden.
In diesem Fall haben sich zahreiche Milben an Caput und Thorax, wenige am Abdomen befunden. Vereinzelt sind an den proximalen Beinabschnitten Milben vorgekommen. Da das verwendete Mikroskop keine Möglichkeit der Digitalisierung geboten hat, habe ich davon keine Aufnahmen anfertigen können.
Die Restflüssigkeit im RG ist abpipettiert und auf Reaktionsgefäße verteilt worden. Zentrifugation bei 500 U/min für 5 Minuten. Der Bodensatz der Reaktionsgefäße ist aufgenommen und auf einen Objektträger aufgebracht worden.
Während des Mikroskopierens ist auf Unterschiede des Äußeren der Milben geachtet worden. Sämtliche Milben der Probe sind von den Merkmalen her phänotypisch ident.


Wenn weitere Halter von Blattschneiderameisen mit Milben zu kämpfen haben, kann man mir sehr gerne eine Probe senden. Schreibt mir in diesem Falle bitte eine PN.


[EDIT]Hilfe bei der Bestimmung habe ich im Spinnen-Forum gefunden. Die Photos sind jedoch nicht eindeutig genug. Bislang geht man von Histiostomatidae aus.[/EDIT]



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moglie
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#2 AW: Von Milben befallene Atta cephalotes

Beitrag von moglie » 26. März 2012, 17:59

Hallo,


"Zahlreiche Milbenarten sind als regelmäßige Mitbewohner vieler Ameisennester bekannt. Einige davon sind ausgesprochen myrmecophil, ein groBer Teil jedoch kommt auch außerhalb der Ameisennester vor und wird hier nur durch die günstigen Existenzbedingungen angelockt. (...) Auf der Oberfläche der Ameisen habe ich niemals Milben gefunden, die dort als Ektoparasiten oder in Phoresie leben." Zoomorphology Volume 32, Number 3, 391-462, DOI: 10.1007/BF00406836 (Die Gäste und Gastverhältnisse der Blattschneiderameise Atta sexdens - H. Eidmann)


Sehe ich genau so und habe auch die gleiche Erfahrung gemacht, auch bei anderen Attini.
Daher halte ich das Gerücht, dass von einem (oder mehreren?) Shopbetreiber aus geht, auch für äusserst skrupellos und ziehlt wohl darauf die milbenverseuchten Kolonien los zu werden. Ich persönlich würde dringend davon abraten diese Kolonien zu kaufen/behalten, da die Kolonien dadurch geschwächt sind und meist früher oder später sterben und zum anderen, was ich noch schlimmer finde andere Kolonien anstecken können, die dann wiederum auch daran verenden können/werden.
Was wiederum die Frage aufwirft was mit den restlichen Kolonien des Shopbetreibers ist.
Würde daher nur von jemanden kaufen, der versichert Kolonien ohne Milben zu verkaufen.

MfG



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#3 AW: Von Milben befallene Atta cephalotes

Beitrag von Alpha Chuby » 26. März 2012, 23:49

Hallo,

ich bin zwar kein Atta-Freak, aber trotzdem Dank und Respekt an die aufklärende und extrem wissenschaftliche Recherche die Du betrieben hast!

Grüße



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NIPIAN
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#4 AW: Von Milben befallene Atta cephalotes

Beitrag von NIPIAN » 27. März 2012, 11:42

Hoi,


wie geschrieben: ich bin sehr gerne dazu bereit, weitere Proben zu untersuchen!



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Jumpstyle
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#5 AW: Von Milben befallene Atta cephalotes

Beitrag von Jumpstyle » 27. März 2012, 14:10

Dass es in der freien Natur keine Beobachtungen milbenbefallener Attas gibt, war mir schon vorher bekannt.
Aber danke für das Zitat.

Daher halte ich das Gerücht, dass von einem (oder mehreren?) Shopbetreiber aus geht

Also mir persönlich ist es nur von einem Shopbetreiber bekannt, aber ich fürchte es kommt von noch weiter her.
Wahrscheinlich versuchen so schon die Lieferanten ihre Weste weiß zu waschen.
Das Problem an der Sache ist jetzt natürlich, dass man diese Fehlinformationen kaum noch auslöschen kann.

Ich persönlich würde dringend davon abraten diese Kolonien zu kaufen/behalten

Aha? Soll ich eine Kolonie die sich bisher prächtig entwickelt hat, wirklich überbrühen?
Wer kauft schon bewusst Blattschneiderameisen mit Milben?

da die Kolonien dadurch geschwächt sind und meist früher oder später sterben und zum anderen

Da würde ich gerne irgendwelche Quellen sehen.
Soweit ich weiß wurde das noch nicht wirklich sicher festgestellt.

Was wiederum die Frage aufwirft was mit den restlichen Kolonien des Shopbetreibers ist.

Falls Interesse besteht, per PM nachfragen.

Würde daher nur von jemanden kaufen, der versichert Kolonien ohne Milben zu verkaufen.

Ja, ich kann leider nur noch einem Ameisenshop, mit "K" beginnend, vertrauen.


Vielen Dank für deine Hilfe, NIPIAN!

LG Jump



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moglie
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#6 AW: Von Milben befallene Atta cephalotes

Beitrag von moglie » 27. März 2012, 18:37

Aha? Soll ich eine Kolonie die sich bisher prächtig entwickelt hat, wirklich überbrühen?
Wer kauft schon bewusst Blattschneiderameisen mit Milben?


Wenn bekannt nicht kaufen, wenn nicht bekannt und mit Milben erhalten zurück schicken.


Da würde ich gerne irgendwelche Quellen sehen.
Soweit ich weiß wurde das noch nicht wirklich sicher festgestellt.



Das sie geschwächt werden, darüber sind wir uns einig, oder? Dadurch verschiebt sich das "Gleichgewicht" nun mal zu ungunsten der Haltbarkeit.
Meine Erfahrungen sind nun einmal einfach schlecht, wenn Ameisen mit Milben befallen sind. Und wenn man dann noch eine riesen Kolonie hat würde ich sagen, dass man bei den restlichen Kolonien (wenn man denn welche hat) zwangsläufig auch bei diesen Milben bekommt.


Falls Interesse besteht, per PM nachfragen


Nicht wirklich, würde auch nur beim "K" kaufen und da brauch ich mir dann auch keine Gedanken über Milbe zugesetzte Arbeiter oder sonst was machen.



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moglie
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#7 AW: Von Milben befallene Atta cephalotes

Beitrag von moglie » 29. März 2012, 08:08

Wie der Zufall so will, hatte ich gestern die Gelegenheit, mir verschiedenste Attini unter dem Bino anzugucken und wie nicht anders zu erwarten, hatte nicht eine Kolonie Milben.

MfG



Gast
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#8 AW: Von Milben befallene Atta cephalotes

Beitrag von Gast » 29. März 2012, 11:19

@ moglie:

"...die Gelegenheit, mir verschiedenste Attini unter dem Bino anzugucken..."

Lebende/tote Adulte? Pilzproben? Abfallproben? Brut (Puppen)? Verschiedenste Arten/ Gattungen?
Beim üblichen Abtöten mittels "Essigester" oder Alkohol steigen auf den Tieren sitzende Milben ab, mit Ausnahme der mittels Sekretstiel festgeklebten Uropodina.

MfG,
Merkur



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