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Wassertank undicht, zwei Gynen wären fast verendet! - Fotobericht

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Streaker87
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#9 AW: Wassertank undicht, zwei Gynen wären fast verendet! - Fotobericht

Beitrag von Streaker87 » 12. Februar 2010, 11:38

Imago hat geschrieben:Das Salz beschleunigt das abziehen des Wassers aus den Tracheenröhren.


Den Trick hab ich wohl mitbekommen ;) Ich hätte nur nicht gedacht, dass diese Anwendung so "harmlos" ist oder sollte man die Ameisen noch länger beobachten? Aber wenn du schreibst, dass die zweite noch lebt... Ich wäre zwar nicht von einer "Salzvergiftung" ausgegangen, aber eventuell könnten die gelösten Ionen über die Tracheen in die Ameisen gelangen und dort irgendwas anstellen :confused: Naja, platzen geht ja schlecht, wenn das Skelett außen ist ^^




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BigY
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#10 AW: Wassertank undicht, zwei Gynen wären fast verendet! - Fotobericht

Beitrag von BigY » 3. August 2012, 23:56

Hallo,
ich belebe diesen alten Threat mal wieder, weil ich gestern ein ganz ähnliches Problem hatte. In einer meiner Lasius niger-Kolonien, die ich momentan im Rahmen meiner Bachelor-Arbeit untersuche, kam es zur Überschwemmung. Ich leitete schnell einen Umzug ein (Beleuchtung des Nests + Alternativnest angeboten) Offensichtlich jedoch zu spät. Die Königin und einige weitere Arbeiterinnen blieben regungslos am Nesteingang liegen. Ich beobachtete das Trauerspiel noch einige Stunden, doch auch auf ein sanftes Anstoßen reagierte, die auf der Seite liegende Königin, nicht. Ich erklärte die Kolonie dementsprechend für tot. Der einzige Grund, warum ich die Kolonie noch nicht entsorgt habe ist, weil ich diesesn Rückschlag noch für meine BA dokumentieren wollte. Heute morgen fand ich alle überlebenden Übereste samt der quicklebendigen Königin! Meine Erklärung ist, dass das eingedrungene Wasser die Tracheen verstopft hat und der mangelnde Sauerstoff den Organismus in eine Art Koma versetzt hat. Lieg ich da richtig? Weiß jemand da vielleicht sogar eine Quelle zu (könnte sich auch allegmein auf die Wechselwirkung von Wasser mit Tracheenatmung bei Insekten beziehen)?

TL;DR: Königin nach Wassereinbruch 'bewusstlos'. Warum?



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NIPIAN
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#11 AW: Wassertank undicht, zwei Gynen wären fast verendet! - Fotobericht

Beitrag von NIPIAN » 4. August 2012, 08:20

Hoi,


eingedrungenes Wasser würde eher wegresorbiert werden, aufgrund von Osmose; bis das Viech einen physogastrischen Eindruck macht. Da die Tracheen allerdings sehr klein sind und noch eine Kleinigkeit hinzu kommt, gehe ich davon aus, dass das Wasser sehr schlecht passiv weit eindringen kann -> Chitin ist wasserabweisend - unter anderem durch die feinen Häärchen -> Oberflächenspannung hoch. Extremfall: Wasserläufer.

Was passiert: durch die den Körper umhüllende Wassermenge wird während der Strampelarbeit der in der Nähe der Körperoberfläche "gefangene" Sauerstoffrest verbraten. Wenn der weg ist, kommt es zum Erliegen der Muskelarbeit. Ob dabei die pH-Wert-Senkung durch das freiwerdende CO2 eine kräftige Rolle spielt - da bin ich mir sicher, kann es aber bei Ameisen nicht beweisen - das duale System "aerobe und anerobe Muskelarbeit" gibt es jedenfalls auch bei Insekten.

Durch das Salz wird der an den Häärchen gebundene Wassertropfen aufgenommen (Problem der Kohäsionskräfte des Wassers, wenn ein Insekt in einem Wassertropfen steckt - die kommen da nicht mehr raus). Die Tracheen liegen wieder frei und es kann der passive Sauerstoff- und Kohlendioxidtransport weitergehen - die Biochemiemaschinerie des Lebens läuft wieder an. Wenn dadurch der Herzmuskel wieder in Gang kommen kann, erholt sich das Viech wieder.

Ein Hoch auf Sauerstoff, die Mülltüte des Kohlenstoffs!



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BigY
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#12 AW: Wassertank undicht, zwei Gynen wären fast verendet! - Fotobericht

Beitrag von BigY » 5. August 2012, 00:26

Wow, vielen Dank. Das die Tracheen so klein sind, dass das Wasser das Tier nur benetzen kann und nicht wirklich eindringt hatte ich nicht mitbedacht. Sehr guter Input. Ich hab gestern noch die ganze Nacht nach einer Quelle für die Auswirkung von Wasser auf Landinsekten gesucht, aber nichts gefunden. Dein Wissen klingt sehr fundiert, NIPAN. Mein Dozent wird sich allerdings nur mit irgend einer Literaturquelle zufrieden geben (du kennst das sicher.) Hast du da zufällig was? Falls nicht, auch so vielen Dank ich werd das dann als Vermutung aufschreiben. Ist ja sowieso nur eine Randnotiz, die nicht direkt mit meiner Fragestellung zu tun hat ;)



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NIPIAN
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#13 AW: Wassertank undicht, zwei Gynen wären fast verendet! - Fotobericht

Beitrag von NIPIAN » 5. August 2012, 13:20

Hoi,

ist nur eine Kombination aus verschiedenen Bereichen -> Bibliothek ruft:
Verhalten von Wasserspinne + Wasserläufer (z.B. Campbell)
Verhalten von Flüssigkeiten aus der Physik -> Kapillareffekt -> Kohäsion/Adhäsion (z.B. Herr)
Zusammenhang O2/CO2, aerob/anaerob, Muskelarbeit (sollte der Campbell ausreichend sein)

Was die Größe der Tracheen anbelangt: eigentlich wirkt auch bei dieser Größe der Kapillareffekt. Allerdings stehen dem die Häärchen selbst entgegen -> Luftblase gehalten -> kein Wasser an den Tracheen -> kein Kapillareffekt.



DermitderMeise
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#14 AW: Wassertank undicht, zwei Gynen wären fast verendet! - Fotobericht

Beitrag von DermitderMeise » 5. August 2012, 16:08

BigY hat geschrieben:Falls nicht, auch so vielen Dank ich werd das dann als Vermutung aufschreiben.

Nichts da - Quelle: NIPIAN, Ameisenforum.de! :D

Es gibt noch einige weitere Faktoren die da eine gewichtige Rolle spielen könnten:
- Insekten können ihre Luft anhalten, s. discontinuous gas exchange; ob sie das im Wasser machen: ?
- Evtl. leisten Effekte wie bei der Plastron-Atmung bzw. der Physikalischen Kieme ihren Beitrag; die meisten Ameisen sind auf der Körperoberfläche m. o. w. behaart.
- Unterirdisch lebende Ameisen müssen mit höheren CO2-Werten umgehen können; allerdings lassen sich auch Stubenfliegen nach dem Pseudo-Ertrinkungstod reaktivieren, dewegen scheint dieses Phänomen unter den Insekten zumindest einigermaßen verbreitet zu sein.
- Insekten haben im Ruhezustand einen niedrigen Stoffwechsel-Grundumsatz.

Schau mal in die Forschungsarbeit von Mogens Gissel Nielsen, der hat sich recht intensiv wissenschaftlich mit Ameisen und Sauerstoff(mangel) auseinander gesetzt [etwa Nielsen et al. 1982: Effect of Load Carriage on the Respiratory Metabolism of Running Worker Ants of Camponotus herculeanus (Formicidae); bis: Nielsen 2011: Ants of mangrove and other regularly inundated habitats life in physiological extreme.]
Als abschließender Satz: Ein kompliziertes Thema - bevor du dich verspekulierst lass es lieber weg, besonders wenn es wenig mit deinem eigentlichen BA-Thema zu tun hat. ;)



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hormigas
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#15 AW: Wassertank undicht, zwei Gynen wären fast verendet! - Fotobericht

Beitrag von hormigas » 5. August 2012, 18:22

Ich möchte in diesem doch Wissenschaftlichen Gespräch keine verwirrung stiften, doch würde ich gerne eine Überlegung miteinbringen.
Das Problem dabei ist das meine Quelle ein Fantasy Roman von Bernard Werber "Die Ameisen" ist.
Darin wird beschrieben wie eine Ameise in einer ausweglosen Situation ihre Körperfunktionen reduziert, dass ihr Zustand dem todsein sehr nahe kommt.
Als die Bedrohung vorbei war kehrten die Lebensgeister wieder zurück.
Ich hätte gerne einen annähernd wissenschaftlichen Text für dieses Phänomen gefunden - leider nein
Gruß


arriba hormigas :)

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BigY
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#16 AW: Wassertank undicht, zwei Gynen wären fast verendet! - Fotobericht

Beitrag von BigY » 5. August 2012, 20:32

Wow Jungs, ihr seid so super. Dicken Dank nochmal! Wie DermitderMeise schon angedeutet hat, bestimmt Zeit und 'Platz' in meiner BA wie sehr ich mich damit noch auseinandersetze, aber mein persönlicher Horizont hat sich auf jeden Fall schon ehrheblich erweitert. Ich danke auf jeden Fall für alle Beiträge und das hohe wissenschaftliche Niveau.

PS: Quelle: Ameisenforum. Wenn das gehen würde hätte ich es echt leichter. Ich hab ja auch ein Unterkapitel zum Thema 'Haltung', ich bin inzwischen soweit, dass ich versuche Sachen die ich im Ameisenforum gelernt habe in Fachliteratur wiederzufinden. Na ja, in 'The Ants' steht ein bisschen was und ein Buch zur Haltung habe ich inzwischen auch...



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