Vor wenigen Tagen musste ich ein teilweise morsches LattengerĂŒst im Garten erneuern. Ich wusste, dass sich dort mehrere Nester von Dolichoderus befinden. Bei der Arbeit ist mir ein Nest sozusagen in die HĂ€nde gefallen: Bei 6° saĂen die niedlichen Tiere in den feinsten Ritzen und Kammern einer Dachlatte, die nur einen Querschnitt von 2,5x5cm aufweist.
Das heiĂt, dass die Tiere den Winter im Hinblick auf die AuĂentemperaturen fast ungeschĂŒtzt verbringen und wochenlange Frostperioden und in einigen Wintern auch einmal -20° aushalten mĂŒssen. Sie sind dann wohl ĂŒber lĂ€ngere Zeit in totaler Winterstarre buchstĂ€blich tiefgefroren. Da haben es die in der Erde lebenden Ameisen besser, sie können sich in tiefere Bodenschichten zurĂŒckziehen.
Laut Seifert (S. 274-277) weiĂ man ĂŒber die Biologie noch wenig.
Zur ErnĂ€hrung kann ich etwas beitragen: Da sie relativ langsam unterwegs sind, ist eine Jagd auf einigermaĂen bewegliche Insekten nicht vorstellbar, sie nehmen aber gerne Aas an und sind auch an Vogelkot zu finden. Sie lecken gerne den Honigtau von BlĂ€ttern und lieben sĂŒĂe FrĂŒchte: Marillen, Zwetschken und Renekloden.
Aggressiv erscheinen sie nur bei der Störung des Nestes, ansonsten sind sie eher Àngstlich und bleiben bei der geringsten Störung augenblicklich stehen.
Sonst bewegen sie sich mit Vorliebe in luftigen Höhen der Ăste und Zweige von BĂ€umen und vermeiden nach Möglichkeit jeden Bodenkontakt. Auf einer WĂ€scheleine, die zwischen zwei BĂ€umen gespannt war, wurden sie etwas lĂ€stig, weil sie auch immer ĂŒber die WĂ€sche krabbeln. Ich hab die Leine abgenommen und etwa 2m entfernt neuerlich zwischen den BĂ€umen gespannt. Es dauerte keine 2 Stunden bis sie auch diesen Wanderweg entdeckt hatten.
Die Bilder zeigen Dolichoderus im (leider) zerstörten Winterquartier.
GruĂ Boro