

Wird Myrmica langsam von Lasius und Formica verdrängt?
-
- Halter
- Beiträge: 189
- Registriert: 1. Februar 2008, 16:59
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 0
#1 Wird Myrmica langsam von Lasius und Formica verdrängt?
Man kann den Eindruck bekommen, dass langsam im Laufe der Zeit die Myrmica von den Lasiusund Formica verdrängt werden. Ein Beispiel ist doch Lasius niger, die meistens wohl die Mrmica rubra Nester in Gärten oder Wiesen ausrotet und als einzige Art übrig bleibt.
Nur warum sind die Myrmica den Formica und Lasius unterlegen?
Weil sie kleiner sind, noch einen Stachel haben, statt Säure zu spritzen oder nicht so gut koordiniert angreifen/verteidigen in großen gruppen oder weil einfach ihre Individuenanzahl/Koloniegröße so gering ist?
Nur warum sind die Myrmica den Formica und Lasius unterlegen?
Weil sie kleiner sind, noch einen Stachel haben, statt Säure zu spritzen oder nicht so gut koordiniert angreifen/verteidigen in großen gruppen oder weil einfach ihre Individuenanzahl/Koloniegröße so gering ist?
- Clypeus
- Halter
- Beiträge: 1137
- Registriert: 21. Juni 2009, 17:32
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 1 Mal
#2
Welcher Eindruck? Wie kommst du darauf?Man kann den Eindruck bekommen, dass langsam im Laufe der Zeit die Myrmica von den Lasiusund Formica verdrängt werden. Ein Beispiel ist doch Lasius niger, die meistens wohl die Mrmica rubra Nester in Gärten oder Wiesen ausrotet und als einzige Art übrig bleibt.
Außerdem klingt Myrmica doch recht allgemein.
Myrmica rubra wirst du in Stadtgebieten eher seltener vorfinden als Lasius niger oder Formica fusca, da Myrmica rubra sich eher in feuchteren Habitaten etabliert. In einem feuchten Wald wirst du zwar kaum Ameisen der Art Lasius niger sehen, allerdings sind hier dafür Myrmica rubra stärker vertreten.
Außerdem gilt immer noch [Seifert]:
Die gefährlichsten Feinde von Ameisen sind Ameisen. [...], besteht doch der Alltag vieler Ameisenarten aus dem fortwährenden Umbringen von Konkurrenten bzw. dem gewaltsamen Verteidigen oder Ausweiten von Territorien und Nutzungsansprüchen [z. B. Kriege um Blattlauskolonien]. Dieser permanente Kriegszustand, bei dem die agierenden Parteien mit sehr diskreten Fremderkennungs,- und Feindbewertungsmechanismen operieren, findet manchmal seinen Endpunkt im vollständnigen Ausrauben und Ausrotten benachbarter Ameisennester.
Es ist einfach unvermeidbar, dass sich Ameisen in die Quere kommen. Außerdem ist Myrmica rubra im Bestand weder rückgängig noch gefährdet [Quelle].
Aber wie du auf den Eindruck kommst, dass Myrmica rubra von Lasius niger und Formica fusca vertrieben wird, weiß ich auch nicht.
Auf Myrmica rubra bezogen, wie du oben erwähnst, kann ich dir keine Zustimmung geben. Die Koloniegröße kann recht groß sein---> Bis zu 20.000 Individuen bei M. rubra.Ein Beispiel ist doch Lasius niger, die meistens wohl die Mrmica rubra Nester in Gärten oder Wiesen ausrotet und als einzige Art übrig bleibt. Nur warum sind die Myrmica den Formica und Lasius unterlegen?
Weil sie kleiner sind, noch einen Stachel haben, statt Säure zu spritzen oder nicht so gut koordiniert angreifen/verteidigen in großen gruppen oder weil einfach ihre Individuenanzahl/Koloniegröße so gering ist?
Außerdem finde ich persönlich eher selten Habitate, in denen beide Arten zusammen stark vertreten sind, entweder sind es die einen, oder die anderen.
- Streaker87
- Halter
- Beiträge: 2159
- Registriert: 16. Oktober 2005, 15:37
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 5 Mal
#3
Darf man Vermutungen aufstellen?
Also wenn ich mir unseren Rasen anschaue, wimmelt es nur so vor Lasius niger und L. flavus. Teilweise habe ich auch Bauten von L. flavus gesehen, die von L. niger überrannt wurden. Dies tritt vermehrt an der Grenze zu den Pflastersteinen auf. L. flavus habe ich persönlich noch nie zwischen Pflastersteinen siedeln gesehen. Die L. flavus dagegen sitzen vermehrt im Zentrum des Gartens, lässt man den Rasen eine Woche lang sprießen und mit ihm die Kleeblätter, kann man auch die vielzelligen Hügelbauten erkennen. Kommt dann der Rasenmährer und trägt diese ab, hat man einen gelben Teppich, der sich nach paar Sekunden in die Erde verkriecht.
Myrmica rubra habe ich auf unserem Rasen noch nie gesehen, allerdings wenn ich ins Feld fahre (100m weiter), scheint es ein paar Kolonien in der Nähe des Komposthaufens zu geben. Schneide ein, zwei Birnen in Scheiben und lege sie offen hin. Nach ein paar Stunden sitzen die von unten voll mit M. rubra. L. niger sitzt wieder mal eher am Feldende, wo die Pflastersteine (Straße, zwi. Bordstein) enden.
L. niger mögens garnicht so feucht, da haben M. rubra schon die bessere Wahl mit dem Kompost getroffen. Dort sehe ich nur vereinzelt L. niger ähnliche Arten, die sind aber deutlich kleiner.
/EDIT: Wenn ich mir Clypeus Beitrag so durchlese, entspricht das doch in Etwa meiner Beobachtung.
Also wenn ich mir unseren Rasen anschaue, wimmelt es nur so vor Lasius niger und L. flavus. Teilweise habe ich auch Bauten von L. flavus gesehen, die von L. niger überrannt wurden. Dies tritt vermehrt an der Grenze zu den Pflastersteinen auf. L. flavus habe ich persönlich noch nie zwischen Pflastersteinen siedeln gesehen. Die L. flavus dagegen sitzen vermehrt im Zentrum des Gartens, lässt man den Rasen eine Woche lang sprießen und mit ihm die Kleeblätter, kann man auch die vielzelligen Hügelbauten erkennen. Kommt dann der Rasenmährer und trägt diese ab, hat man einen gelben Teppich, der sich nach paar Sekunden in die Erde verkriecht.
Myrmica rubra habe ich auf unserem Rasen noch nie gesehen, allerdings wenn ich ins Feld fahre (100m weiter), scheint es ein paar Kolonien in der Nähe des Komposthaufens zu geben. Schneide ein, zwei Birnen in Scheiben und lege sie offen hin. Nach ein paar Stunden sitzen die von unten voll mit M. rubra. L. niger sitzt wieder mal eher am Feldende, wo die Pflastersteine (Straße, zwi. Bordstein) enden.
L. niger mögens garnicht so feucht, da haben M. rubra schon die bessere Wahl mit dem Kompost getroffen. Dort sehe ich nur vereinzelt L. niger ähnliche Arten, die sind aber deutlich kleiner.
/EDIT: Wenn ich mir Clypeus Beitrag so durchlese, entspricht das doch in Etwa meiner Beobachtung.
-
- Halter
- Beiträge: 189
- Registriert: 1. Februar 2008, 16:59
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 0
#4
Habe den Eindruck im Forum bekommen, dass Myrmica rubra den Lasius niger und den Formica-Arten (außer Serviformica) unterlegen sind.
Gründe könnten doch die oben genannten sein, kleiner Köper- und Koloniegröße, schlechte Zusammenarbeit und einen Stachel, satt Giftdrüsen (obwohl ich mich frage, ob der Stacgel nicht effektiver im Kampf ist)
Gründe könnten doch die oben genannten sein, kleiner Köper- und Koloniegröße, schlechte Zusammenarbeit und einen Stachel, satt Giftdrüsen (obwohl ich mich frage, ob der Stacgel nicht effektiver im Kampf ist)
- barney
- Halter
- Beiträge: 106
- Registriert: 8. Juli 2009, 22:31
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 0
#5 AW: Wird Myrmica langsam von Lasius und Formica verdrängt?
Hallo,
ich kann Clypeus nur recht geben! Es kommt immer an das Habitat an wo die jeweilige Ameisenart überlegen ist. Bei uns im eher trockenen Garten zu gibts keine Myrmica rubra, dafür jede menge Lasius niger + flavus. In See-Nähe wo es richtig feucht ist gibts massenweise sehr große Myrmica rubra Nester mit großteils 30+ (gezählten)Königinnen . Die Lasius niger werden dort auf ein paar kleine trockene und heiße Plätze zurückgedrängt. Die dort ebenfalls häufig vorkommenden Formica fusca wiederum scheinen sich mit beiden Arten zu vertragen und oftmals wenn man eine Steinplatte hochhebt ist dort sowohl ein Myrmica rubra Nest als auch ein Formica fusca Nest vorhanden.
An heißen Tagen konnte ich schon beobachten dass die Lasius niger versucht haben ihr Revier zu vergrößern und den Myrmica rubra zu nahe kamen. Diese wiederum sind sofort zu tausenden aufgelaufen und nach kurzem Kampf haben sie die Lasius niger sofort wieder zurückgezogen, obwohl sie zahlenmäßig zumindest gleichwertig waren.
Andererseits habe ich schon gesehen wie einige Myrmica rubra an den Eingängen von Lasius flavus Nestern gewartet haben und jede herauslaufenden Ameise sofort mit denMandibeln zumatschten und als Futter ins Nest trugen.
Meiner Erfahrung nach ist eine Myrmica rubra im Kampf 1:1 den diversen Lasius Arten eindeutig überlegen und kanns durch ihre Zähigkeit auch normalerweise mit 2 Lasius niger problemlos aufnehmen.
lg
ich kann Clypeus nur recht geben! Es kommt immer an das Habitat an wo die jeweilige Ameisenart überlegen ist. Bei uns im eher trockenen Garten zu gibts keine Myrmica rubra, dafür jede menge Lasius niger + flavus. In See-Nähe wo es richtig feucht ist gibts massenweise sehr große Myrmica rubra Nester mit großteils 30+ (gezählten)
An heißen Tagen konnte ich schon beobachten dass die Lasius niger versucht haben ihr Revier zu vergrößern und den Myrmica rubra zu nahe kamen. Diese wiederum sind sofort zu tausenden aufgelaufen und nach kurzem Kampf haben sie die Lasius niger sofort wieder zurückgezogen, obwohl sie zahlenmäßig zumindest gleichwertig waren.
Andererseits habe ich schon gesehen wie einige Myrmica rubra an den Eingängen von Lasius flavus Nestern gewartet haben und jede herauslaufenden Ameise sofort mit den
Meiner Erfahrung nach ist eine Myrmica rubra im Kampf 1:1 den diversen Lasius Arten eindeutig überlegen und kanns durch ihre Zähigkeit auch normalerweise mit 2 Lasius niger problemlos aufnehmen.
lg
- Clypeus
- Halter
- Beiträge: 1137
- Registriert: 21. Juni 2009, 17:32
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 1 Mal
#6
Myrmica rubra ist in den meisten Fällen größer als Lasius niger.
Außerdem sind eher Formica fusca, die eher "Angst" vor Myrmica rubra haben---> schau dir nur mal im Seifert auf Seite 69 den Verlauf der Bilder an. Wer den Seifert nicht hat: Dort sind 3 Bilder zu sehen, in denen Myrmica rubra eine Blüte aufbeißt [Vicia sepium], und Nektar trinkt. Die Formica fusca Arbeitern beobachtet sie--> Wenn die M. rubra-Arbeiterin weg ist, trinkt die Formica fusca-Arbeiterin Nektar von der Blüte.
Und nur mal den Umstand wegzuräumen, dass Formica fusca Myrmica rubra überlegen ist [Seifert]:
Eine dominante Art hält in der Regel eine oder mehrere Pflanzen. Die in der Dominanzhierarchie untergeordnete Formica fusca kann sich gleichzeitig mit einer dominanten Art auf der Pflanze aufhalten und bei zeitweiligem Frewerden eines Nektariums blitzschnell die Gelegenheit zur Nektaraufnahme nutzen. Es ist dabei ganz offensichtlich, dass F. fusca die Bewegungen und Aufenthaltsorte der Dominanten optisch beobachtet und ihrem Zugriff wegen ihrer wesentlich größeren Schnelligkeit entgehen können [Seifert, S.66]
Du siehst also, nicht M. rubra flüchtet vor F. fusca, sondern es ist eher andersrum.
Das war jetzt hauptsächlich auf Serviformica bezogen, aber es gibt auch sogenannte Xenobionten, die sich in Habitaten größerer Ameisen vor mittelgroßen Ameisen in Sicherheit bringen---> Und Leptothorax ist doch nicht vom Aussterben bedroht, nur weil sie sich vor großen Ameisen fürchten muss?
Außerdem treffen M. rubra und Raptiformica in der Natur eher seltener aufeinander, weswegen Raptiformica diese Art auch eher seltener Myrmica rubra im Bestand dezimieren könnte. Die Habitate sind schlicht und einfach ungleich und meistens gibt es in den jeweiligen Habitaten dominante Arten.
Außerdem sind eher Formica fusca, die eher "Angst" vor Myrmica rubra haben---> schau dir nur mal im Seifert auf Seite 69 den Verlauf der Bilder an. Wer den Seifert nicht hat: Dort sind 3 Bilder zu sehen, in denen Myrmica rubra eine Blüte aufbeißt [Vicia sepium], und Nektar trinkt. Die Formica fusca Arbeitern beobachtet sie--> Wenn die M. rubra-Arbeiterin weg ist, trinkt die Formica fusca-Arbeiterin Nektar von der Blüte.
Und nur mal den Umstand wegzuräumen, dass Formica fusca Myrmica rubra überlegen ist [Seifert]:
Eine dominante Art hält in der Regel eine oder mehrere Pflanzen. Die in der Dominanzhierarchie untergeordnete Formica fusca kann sich gleichzeitig mit einer dominanten Art auf der Pflanze aufhalten und bei zeitweiligem Frewerden eines Nektariums blitzschnell die Gelegenheit zur Nektaraufnahme nutzen. Es ist dabei ganz offensichtlich, dass F. fusca die Bewegungen und Aufenthaltsorte der Dominanten optisch beobachtet und ihrem Zugriff wegen ihrer wesentlich größeren Schnelligkeit entgehen können [Seifert, S.66]
Du siehst also, nicht M. rubra flüchtet vor F. fusca, sondern es ist eher andersrum.
Das war jetzt hauptsächlich auf Serviformica bezogen, aber es gibt auch sogenannte Xenobionten, die sich in Habitaten größerer Ameisen vor mittelgroßen Ameisen in Sicherheit bringen---> Und Leptothorax ist doch nicht vom Aussterben bedroht, nur weil sie sich vor großen Ameisen fürchten muss?
Außerdem treffen M. rubra und Raptiformica in der Natur eher seltener aufeinander, weswegen Raptiformica diese Art auch eher seltener Myrmica rubra im Bestand dezimieren könnte. Die Habitate sind schlicht und einfach ungleich und meistens gibt es in den jeweiligen Habitaten dominante Arten.
- Streaker87
- Halter
- Beiträge: 2159
- Registriert: 16. Oktober 2005, 15:37
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 5 Mal
#7
Lasius niger, Myrmica rubra und Formica spec. werden ganz schön verallgemeinert.
Wie bereits gesagt, L. niger sind bei uns mehr die Trockenbauer, zwischen Pflastersteinen im Sand oder direkt an Bäumen wegen der Blattläuse, M. rubra nur am Kompost im Feld, wo es immer feucht ist und Formica findet man bei uns höchstens am und im Wald und der ist 3km entfernt. Das sind also drei ganz unterschiedliche Habitate! Da kann man nicht einfach von Verdrängung sprechen.
barney hat aber auch eine nette Erklärung.
Wie bereits gesagt, L. niger sind bei uns mehr die Trockenbauer, zwischen Pflastersteinen im Sand oder direkt an Bäumen wegen der Blattläuse, M. rubra nur am Kompost im Feld, wo es immer feucht ist und Formica findet man bei uns höchstens am und im Wald und der ist 3km entfernt. Das sind also drei ganz unterschiedliche Habitate! Da kann man nicht einfach von Verdrängung sprechen.
barney hat aber auch eine nette Erklärung.
- Clypeus
- Halter
- Beiträge: 1137
- Registriert: 21. Juni 2009, 17:32
- Hat sich bedankt: 0
- Danksagung erhalten: 1 Mal
#8
Ich will noch anmerken, dass die Gattungen meistens untereinander kämpfen.
Myrmica rubra und Myrmica ruginodis zum Beispiel leben in etwa in nicht sehr unterschiedlichen Habitaten. Treffen sie aufeinander, kommt es regelmäßig zu Kämpfen.
Die Hauptfeinde von Myrmica rubra sind deswegen nicht Ameisen der Art Lasius niger, sondern laut Seifert Ameisen der Art Myrmica ruginodis, also der selbenGattung .
Myrmica rubra und Myrmica ruginodis zum Beispiel leben in etwa in nicht sehr unterschiedlichen Habitaten. Treffen sie aufeinander, kommt es regelmäßig zu Kämpfen.
Die Hauptfeinde von Myrmica rubra sind deswegen nicht Ameisen der Art Lasius niger, sondern laut Seifert Ameisen der Art Myrmica ruginodis, also der selben