1.000 Sachen für die Ameisenhaltung

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
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jakobi5
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#17 AW: 1.000 Sachen für die Ameisenhaltung

Beitrag von jakobi5 » 29. August 2010, 16:08

@Sahal: Ein Jahr ohne Futter- das kann ich einfach nicht glauben, ist ist ja eine Woche schon sehr viel- aber 365 Tage ist meiner Meinung nach unmöglich.
Lg Jakob



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Streaker87
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#18 AW: 1.000 Sachen für die Ameisenhaltung

Beitrag von Streaker87 » 29. August 2010, 16:51

jakobi5 hat geschrieben:@Sahal: Ein Jahr ohne Futter- das kann ich einfach nicht glauben, ist ist ja eine Woche schon sehr viel- aber 365 Tage ist meiner Meinung nach unmöglich.
Lg Jakob
Naja. Ich habe gleiches schonmal von einem Halter gehört, dessen Gyne ein Jahr im Schrank überdauert und danach noch gelebt hat. Sie war wohl unbegattet, hatte nur eine Larve bei sich, oder so.




Sahal
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#19 AW: 1.000 Sachen für die Ameisenhaltung

Beitrag von Sahal » 29. August 2010, 17:17

@jakobi5:
wie kommst Du darauf, dass 1 Woche ohne Futter viel für Ameisen wäre?

Du musst bedenken, dass Ameisen enorme Mengen an Nahrung speichern können, und einen verschwindend geringen Verbrauch haben.

Als Beispiel: eine einzige Kropffüllung Honig kann ein kleineres Volk ohne Probleme für eine Woche mit Energie versorgen!

Alle Ameisen, egal ob Königin oder Arbeiterin, haben riesige Mengen an Fett gespeichert. Wenn Du eine Arbeiterin präparierst, die aus einem normalen Volk stammt, findest Du in der Gaster mehr Fettkörper als Organe!
Die Gyne hat in den ersten Wochen nette Fettdepots in der Gaster, die Ovariolen sind noch mickerig und schlecht ausgebildet... erst im Laufe der nächsten Monate wird Fett abgebaut und die Ovariolen nehmen mehr und mehr Platz ein. Weiterhin besteht der ganz "Rucksack" der Gyne, der Königinnen-Buckel, innen aus hochwertiger Nahrung in Form von Muskulatur (Flugmuskeln), die innerhalb von wenigen Tagen in Fettdepots umgebaut wird.
Es ist dann wie bei uns: hat die Gyne Nahrungsbedarf (egal ob für sich selbst, für neue Eier oder für die Larven), werden diese Fettdepots abgebaut, die Nährstoffe über die Hämolymphe zu den passenden Drüsen transportiert und dort zur benötigten Nahrung umgebaut. Die Drüsen sondern dann die Nahrungssekrete ab.

Wenn Du jetzt eine Gyne, die wohl zu 80% aus hochwertiger Nahrung besteht, mit der winzigen Kropffüllung einer Arbeiterin vergleichst... dann ist es gar nicht so verwunderlich, dass sie weit über ein Jahr ohne Nahrung auskommen kann!


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

Sahal
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#20 AW: 1.000 Sachen für die Ameisenhaltung

Beitrag von Sahal » 29. August 2010, 17:58

Fett... mal in Bild und Schrift :D

Bild 1 zeigt eine Arbeiterin, die einen Strip-Kurs belegt hat.

Bild 2 zeigt den vorderen Verdauungstrakt bis zu den Malphigigefäßen (die Spinnenfäden rechts). Hier sind die Fettkörper noch nicht entfernt, die sich nur um Kropf, Proventrikulus und Mitteldarm gelegt haben. Ganz rechts oben ist der Hinterleib zu sehen, hier ragen noch eine Masse weiterer Fettschnüre heraus.
Bei normal bis gut genährten Tieren fliegen diese blöden Fettschnüre einfach überall herum und erschweren einem die Arbeit ungemein... die ersten Minuten ist man nur damit beschäftigt, diese klebrigen kleinen Dinger aus der Präparier-Schale zu entfernen.

Bild 3 zeigt die Reinigungsarbeit, das Freilegen der Organe.
Links, der hellgelbe Ballon, ist der prall mit Honig gefüllte Kropf.
Die Pinzettenspitze zeigt direkt auf den Proventrikulus, dem Ventil/Pförtner zwischen Kropf und Mitteldarm, der die benötigte Nahrung von Kropf in den Magen schleust.
Rechts der Pinzette ist der Mitteldarm, der Magen, zu sehen. Dieser ist gefüllt mit zu verdauendem Nahrungsbrei.

Bild 4 eine sehr unscharfe Aufnahme der Fettkörper, die wie Perlenschnüre aussehen.

Sorry für die wirklich miese Qualität, aber mein damaliges Mikroskop hat nicht mehr hergegeben :fluchen:
Dateianhänge
Fsp_Pr_60x_cro+mid_Fett.jpg
Fsp_Pr_60x_cro+mid_atwork.jpg
Fsp_Pr_10x_cro+mid.jpg
Fsp_messen.jpg


Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlägt!

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KayRay
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#21 AW: 1.000 Sachen für die Ameisenhaltung

Beitrag von KayRay » 29. August 2010, 18:25

@ Sahal

Au ja, ich sehe förmlich 17 hoch dotierte Eisbärte im Laboratorium erforschen, ob ein 15jähriger Halter seiner Gyne einen halben Mehlwurm an den Dätz werfen kann, nachdem er sie mit Honig an die Watte getackert hat!
:fettgrins:
Es gibt wohl keine Notwendigkeit, hier eine Forschung zu betreiben... und die Halterangaben zu diesem Thema sind eher nicht aussagekräftig oder arg eingefärbt.
Ich könnte mir fdurchaus vorstellen, dass eine Untersuchung, wie die Nahrungsverwertung-, weitergabe, aufnahme ect. während der Gründung auch für die Wissenschaft nicht völlig uninteressant ist.
Einfache Versuche kann ja jeder Halter mit etwas Equpment und Zeit machen. Wie aussagekräftig die Ergebnisse währen ist wieder diskutierbar.

Es darf nicht vergessen werden, dass der Körper und der gesamte Metabolismus der Gyne auf eine claustrale Gründung eingestellt ist.
Das heißt, es werden keine unnötigen Verdauungsenzyme gebildet und es ist somit zweifelhaft, ob die Gyne das angebotene Futter überhaupt verwerten kann!
Bitte vergesst auch nicht, dass die Gyne selbst nach erfolgter Gründung kaum eigene Verdauungsarbeit leistet. Die Arbeiterinnen verdauen das Futter für die Königin und finden diese Arbeit so zum kotzen, dass sie der Gyne durch Regurgitation profertile Futtersekrete fertig zum Einbau in die Eier liefern.
Selbstverständlich. Aber du gehst von einer natürlichen Gründung aus. Eine RGgründung bedeutet im Normalfall wesentlich mehr Stress.
Viele Tiere gehen bei Stresssituationen an ihre Reserven.
Honig ist übrigens fast reiner Zucker. Der wird Vorverdaut? Die Gyne ist also nicht im Stande Mono-/Di- Sacharide selbst aufzuspalten? Glaub ich nicht. Bei molekular aufwendigeren Proteinen oder Polysachariden wird es sicherlich eher Hilfestellung gegeben. Warum sollte sie sonst Nahrung aufnehmen die nicht von einer Arbeiterin geliefert wird?



Stolz berichtest Du, den Gynen das Futter direkt im Nest, gar direkt von der Spritze angeboten hast... ich halte dagegen: Du hast die Gyne also in ihrem Nest gestört und sie unter argen und vollkommen unnötigen Stress gesetzt.

Hat sie tatsächlich gierig getrunken, oder das RG schnell zu reinigen versucht, bevor es Schimmel und Destruenten anzieht? Wird schnell verwechselt, weil geht ja nicht so viel rein in eine frische Königin!
Ich durfte auch schon beobachten, wie eine angebliche Futterannahme via Zahnstocher nichts anderes als Abwehrverhalten war.
Ich kann mich nicht entsinnen etwas in der Art berichtet zu haben.
Also ist wohl eine kurze Erleuterung meiner Vorgehensweise von nöten um Missverständnisse und derartige Spekulationen zu vermeiden:

Claustral gründende Gynen füttere ich im Normalfall nicht!
Damit beginne ich erst, wenn es zu Unregelmäßigkeiten kam. Darunter fallen starke Stresssituationen, wie Zwangsumsiedlung oder der Fund einer fast ersoffenen Gyne im Pool die einen stundenlangen Kampf ums überleben führen musste (HIer wird sie ja wohl Energie verbraucht haben oder irre ich? Die kann sie aber schlecht durch Photosynthese zurückgewinnen) , auch das Wegschimmeln der Brut ist schon vorgekommen. Sie hatte also schon einiges an Energie verbraucht und hätte das 3. Gelege ohne HIlfe von Pygmäen großziehen müssen.

Eine reine Energiezufuhr zu bieten ist da doch wohl keine schlechte Idee!
Darauf zu hoffen, dass noch genug Reserven da sind ist eine Option, klar.
Aber zuzufüttern und zumindest das , wenn auch geringe, Risiko, dass sie verhungert oder an Schwäche stirbt zu vermeiden erscheint mir sinnvoller.

Desweiteren habe ich auch schon beobachtet und in einigen HB gelesen, dass Larven "verschwinden". Es ist davon auszugehen, dass sie gefressen oder verfüttert worden sind. Also musste die Gyne ihre Recourcen neu managen. Proteine aus der Muskulatur der Gyne sind natürlich für die Larven unverzichtbar aber ergänzend dürfte eine bessere versorgung mit Kohlenhydraten auch nicht Schaden.

Ich klatsche im Fall der Fälle den Tieren übrigens den Honig nicht mit einem lauten "Klatsch" vors Maul, sondern gehe möglist stressvermeidend vor.
Ich habe u.a. eine Gründungsvorrichtung aus Kunststoff gebastelt die mit einem nadelbreitem Loch versehen ist auf welches ein Tropfen Honig plaziert werden kann, der dann von unten durch die Gyne aufgenommen werden kann. Die Gyne bemerkt eine Fütterung also fast garnicht.

Von Abwehr- oder Reinigungsvorgängen war die Nahrungsaufnahme auch stets weit entfernt.

Es wird wohl oft vermutet, dass die arme Gyne jetzt eine schlimme Hungersnot durchmacht, Kohldampf schiebt und sich halb verhungert das letzte Ei aus dem Hintern quetscht.
Das ist aber falsch und eher kurzsichtig überlegt...
Da hast du aber sehr viel in meine paar Worte hineininterpretiert.
Ich denke den meisten dürfte das klar sein, aber solange keine Schadwirkung bekannt ist kann man ja präventiv vorgehen.

was spricht dafür? Warum sich gegen die Natur verhalten?
Ich bemerke, dass die letzte Frage eine weitere Frage aufwirft:
Warum Ameisen halten?

Als Beispel:

Schon wenn du eine Gyne in einem sterilen RG gründen lässt verhälst du dich "gegen die Natur".
Was spricht dafür?
z.B. ein bessere Beobachtungsmöglichkeiten und Parasiten/Krankheitsprävention.

Also scheint es ja doch manschmal von Vorteil zu sein sich "gegen die Natur" zu stellen.

Was spricht für die Fütterung?
Die angesprochenen Energiereserven und der Faktor, das keine schädliche Wirkung beklannt ist. Es ist im Prinzip eine rein präventive Maßnahme.
Aber allgemein nicht nötig.
Wenn nur eine Störung verursacht wird kann darauf auch getrost verzichtet werden.

Ich habe schon parallel laufend Gründungen gehabt mit und ohne Zufütterung.
Gnaz unwissenschaftlich gesagt habe ich keine negativen noch positiven Effekte feststellen können, was das ganze wohl zu einer persöhnlichen Entscheidung macht die jeder selbst treffen kann, da ja scheinbar jegliche Pro- und Contraargumente eher spekulativ sind.

Meine Frage richtete sich ja explizit nach Studien, aussagekräftigen Erfahrungsberichten o.ä.

Gruß Kayray


Mitdenken tut nicht weh.
Und hilft dem Mensch seid eh und je.
:)

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jakobi5
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#22 AW: 1.000 Sachen für die Ameisenhaltung

Beitrag von jakobi5 » 29. August 2010, 20:15

Also, zusammengeffasst: Es ist also eigentlich wurscht (bzw. egal) ob man die Königin füttert oder nicht. Dann füttere ich sie, dan füle ich mich irgendwie wohler.
Achja, wielange hält sich denn diese Honigmischung im Formicarium ?
Weitere Frage: Trotz vielen lesen, frage ich mich noch immer ob ich einen Deckel für Formicarium brauch. Bei den meisten Bildern sieht man geschlossene Behälter. Was für eine Methode ist den sicherer: Die Öle oder ein Deckel, oder soll man beides nehemen ? Erzeugt die Königin jezt dann noch Mänchen, oder braucht sie die in ihrem restlichen Leben dann nimmer ? Weil sonst fligen die Ohne Deckel dann herum ?!!
Schon ein bisserl kompliziert die Ameisenhaltung.
@Sahal: Möchte mich wegen den letzten Beitrag von mir korrigiren,: eine Woche ist für mich viel ! LG Jakob

PS: Wieder kurze Frage: Wenn man den Tieren eine Wasserschale hinstellt (eine größere für Reptilien), gehen die dann baden-und sind dann tot, oder sind sie so schlau und halten die sich vom Wasser fern ?

PPS: Sry. für Rechtschreibfehler/Tippfehler



Gast
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#23 AW: 1.000 Sachen für die Ameisenhaltung

Beitrag von Gast » 29. August 2010, 22:06

jakobi5 hat geschrieben:PS: Wieder kurze Frage: Wenn man den Tieren eine Wasserschale hinstellt (eine größere für Reptilien), gehen die dann baden-und sind dann tot, oder sind sie so schlau und halten die sich vom Wasser fern ?



Du musst das so sehen: Ameisen nutzen grundsätzlich jede Gelegenheit um zu sterben und jede Form von Wasser die nicht in einem Material wie Watte oder einem Schwamm gebunden ist, wird unweigerlich dazu führen, dass eine Ameise irgendwann ertrinkt.



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jakobi5
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#24 AW: 1.000 Sachen für die Ameisenhaltung

Beitrag von jakobi5 » 29. August 2010, 22:18

Das heißt, wenn ich denen einen kleinen Teich bauen würde, würden die Selbstmord begehen ?!! Schön blöd. Aber wie funktioniert das dann mit den Inselformicarien ?
Gehen die dann auch baden ? :-)

War heute im Haus des Meeres (ÖsterreichWien) und hab dort eine risige Blattschneiderameisenanlage gesehen. Mit abertausenden Tieren. Und da gab es unterschiedlich große, also große und kleine, waren das Soldatinnen ? Bis zuwieviel Tieren besteht eine Blattschneiderameisenkolonie ?

LG Jakob



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