Atta und Leucoagaricus

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
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Tintling
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#1 Atta und Leucoagaricus

Beitrag von Tintling » 27. Februar 2011, 14:01

Hallo zusammen,
würdet Ihr mich auch in Eurer Mitte aufnehmen, wenn ich nicht viel Fachspezifisches beitragen kann?
Ich heiße Karin, mein Beruf und mein Hobby sind die Pilze.
Da gibt es immer wieder Berührungspunkte mit anderen Organismen, so auch mit Ameisen.
Einer davon sind die Blattschneiderameisen. Die kultivieren ja bekanntlich den Pilz Leucoagaricus gongylophorus. Doch hat kaum einer jemals seine Fruchtkörper gesehen. Der Pilz ist entfernt verwandt mit den bekannten Champignons, hat also einen Hut und Stiel und einen vergleichbaren Habitus, aber weiße Lamellen.
Die Ameisen suchen tunlichst zu verhindern, dass sich Fruchtkörper bilden. In Afrika, wo aus Termitenhügeln Pilze herauswachsen, zeigen die Pilzfruchtkörper immer das Ende des jeweiligen Insektenstaates an.
Meine Frage ans Forum wäre (bin bei der Forensuche nicht fündig geworden): Gibt es hier einen Halter von Atta sp. (oder anderer Attini), der die Fruchtkörper von Leucoagaricus gongylophorus mal beobachten konnte oder gar fotografiert hat? Falls ja, war die Population zu retten?

Danke und viele Grüße
Tintling



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Ossein
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#2 AW: Atta und Leucoagaricus

Beitrag von Ossein » 27. Februar 2011, 15:45

Nun ja, Tintling, erst einmal ein herzliches Willkommen.
Allerdings möchte ich annehmen, dass die Fruchtkörper bei den termitischen Pilzen aus den gleichen Gründen, wie bei den Ameisen, den Niedergang eines Volkes offenbaren.
So weit ich weiß werden bei Atta und Acromyrmex die Knospen des Mycels / die Enden der Pilzfäden abgeerntet und verfüttert, so dass der Pilz im Grunde nie dazu kommt Fruchtkörper auszubilden, es sei denn die Kolonie ist, aus welchen Gründen auch immer, nicht dazu in der Lage den Pilz artgerecht abzuweiden.

LG, Ossein.

P.S.: Über die Ameisen-Pilz Beziehung bei Blattschneiderameisen ist auch hier zu lesen. Bilder der Fruchtkörper suche ich noch...

EDIT: Hier habe ich ein Bild gefunden, das einen solchen Pilz von einem Atta Nest zeigt; hier ein Bild von Leucoagaricus- und eines Leucoprinus- Fruchtkörpers, voilàs, vom englischen Wikipedia.



Tintling
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#3 AW: Atta und Leucoagaricus

Beitrag von Tintling » 27. Februar 2011, 16:15

Ossein hat geschrieben:Allerdings möchte ich annehmen, dass die Fruchtkörper bei den termitischen Pilzen aus den gleichen Gründen, wie bei den Ameisen, den Niedergang eines Volkes offenbaren.

Ja, Ossein, natürlich. Aber es gab in einem bayerischen Zoo (müsste jetzt nachsehen wo), einen Fall, da war nur ein Teil eines großen Nestes betroffen. Da kamen zwei Fruchtkörper raus und keiner wusste damals was mit anzufangen. Also hat man den Pilz als Leiche abgelichtet und die Leiche irgendwo in einer Pilzzeitung abgebildet. Der andere Teil des Nestes war zwar ziemlich verwahrlost, aber nach durchgreifenden Renovierungsarbeiten und intensiver Pflege konnte man die Population wieder aufbauen, wenn ich mich recht entsinne. 25 Jahre her.

Ossein hat geschrieben:So weit ich weiß werden bei Atta und Acromyrmex die Knospen des Mycels / die Enden der Pilzfäden abgeerntet und verfüttert, so dass der Pilz im Grunde nie dazu kommt Fruchtkörper auszubilden, es sei denn die Kolonie ist, aus welchen Gründen auch immer, nicht dazu in der Lage den Pilz artgerecht abzuweiden.


Genau so ist es. Die Tiere verhindern, dass das Myzel über das Primordialstadium der Fruchtkörperbildung hinauskommt.

Ossein hat geschrieben:P.S.: Über die Ameisen-Pilz Beziehung bei Blattschneiderameisen ist auch hier zu lesen. Bilder der Fruchtkörper suche ich noch...


Danke, die Quelle kannte ich noch nicht. Es gibt Tausende solcher Seiten, insbesondere jetzt, wo D. Spiteller nachweisen konnte, welche Bakterien die Candicidine produzieren, mit denen Acromyrmex den Escovopsis-Pilz vom Leib hält und wo die Bakterien das tun. Sehr spannend.
Aber keine einzige der ganzen Publikationen bildet Fruchtkörper des kultivierten Pilzes ab. Ich habe wirklich kaum Ahnung, wie die Fruchtkörper des Pilzes lebendig aussehen.

Ossein hat geschrieben:LG, Ossein.


dito zurück und danke für die freundliche Aufnahme.
Tintling



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Ossein
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#4 AW: Atta und Leucoagaricus

Beitrag von Ossein » 27. Februar 2011, 16:39

Ich nehme an, dass es sich bei dem von Dir beschriebenen Phänomen darum handelt, dass der Pilz eben nicht mehr ausreichend ertragreich war und dann verlassen wurde: Da könnte es ja dann sein, dass tatsächlich Fruchtkörper noch ausgebildet wurden und sich die Kolonie von zuvor abgezwackten und kultivierten Zweigpilzen ernährt.

Und, zu guter Letzt, auch hier noch ein interessanter Link mit Bildern.

LG, Ossein.



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#5 AW: Atta und Leucoagaricus

Beitrag von Tintling » 27. Februar 2011, 17:02

Ossein hat geschrieben:Ich nehme an, dass es sich bei dem von Dir beschriebenen Phänomen darum handelt, dass der Pilz eben nicht mehr ausreichend ertragreich war und dann verlassen wurde: Da könnte es ja dann sein, dass tatsächlich Fruchtkörper noch ausgebildet wurden und sich die Kolonie von zuvor abgezwackten und kultivierten Zweigpilzen ernährt.


Ne ne, Ossein, umgekehrt: das Ameisenvolk steht aus irgendeinem Grund unter Stress und schafft es nicht mehr, die Primordien abzuweiden und den Pilz an seiner Reproduktion zu hindern. (An der der verständlicherweise großes Interesse hat ;-).

Ossein hat geschrieben:Und, zu guter Letzt, auch hier noch ein interessanter Link mit Bildern.


Jaja, aber auch hier kein Bild von Leucoagaricus gongylophorus im fertilen Stadium. Is ziemlich schwer, ich weiß ;-)

Ossein hat geschrieben:LG, Ossein.


zurück :-)



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#6 AW: Atta und Leucoagaricus

Beitrag von Ossein » 27. Februar 2011, 18:07

Okay, okay, ich werde auch sicher noch weiter btw schauen, aber noch abschließend ein paar Gedanken:

Meiner Meinung nach, obwohl ich den Fall in München nicht kenne (und der in der Tat ja streßbedingt sein kann), meine ich auch gelesen zu haben, dass ein Pilz eben nicht unendlich lange kultivierbar ist und sein Ertrag irgendwann abnimmt - ein Grund eben Nebenpilzgärten aufzuziehen.
Eine Ursache weswegen allermeistens ja eben kein Fruchtkörper zu sehen sein wird, ist ja sicher auch, dass die "sterilen" Verhältnisse, also die dauernde Behandlung mit Bakterien(-absonderungen) und sonstigem, die Konkurrenz durch andere Pilze vermindernd/verhindernd, wegfällt und der Pilz i.a.R. schlichtweg eingeht. Eine Symbiose halt, wie sie im Buche steht.

Was mich, wie gesagt, nicht davon abhalten wird die Augen weiterhin offen zu halten.

LG, Ossein.



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#7 AW: Atta und Leucoagaricus

Beitrag von Tintling » 27. Februar 2011, 18:20

Hallo Ossein,

Nachtrag zu edit und Deiner PN: Bild 1 stellt auf keinen Fall Leucoagaricus gongylophorus dar. Die verlinkten Wikipedia-Seiten .. ähmm.. schon gar nicht..
Das hier ist aber sehr interessant (danke!): http://www.springerlink.com/content/21p71w7135710k60/
Aber auch hier keine Bilder von der ameisenseitig kultivierten Pilzart in ihrer fertilen Form.
Wir suchen fröhlich und wissbegierig weiter ;-)

LGvK



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#8 AW: Atta und Leucoagaricus

Beitrag von Tintling » 27. Februar 2011, 18:38

Ossein hat geschrieben:Okay, okay, ich werde auch sicher noch weiter btw schauen, aber noch abschließend ein paar Gedanken:

Meiner Meinung nach, obwohl ich den Fall in München nicht kenne (und der in der Tat ja streßbedingt sein kann), meine ich auch gelesen zu haben, dass ein Pilz eben nicht unendlich lange kultivierbar ist und sein Ertrag irgendwann abnimmt - ein Grund eben Nebenpilzgärten aufzuziehen.
Eine Ursache weswegen allermeistens ja eben kein Fruchtkörper zu sehen sein wird, ist ja sicher auch, dass die "sterilen" Verhältnisse, also die dauernde Behandlung mit Bakterien(-absonderungen) und sonstigem, die Konkurrenz durch andere Pilze vermindernd/verhindernd, wegfällt und der Pilz i.a.R. schlichtweg eingeht. Eine Symbiose halt, wie sie im Buche steht.

Was mich, wie gesagt, nicht davon abhalten wird die Augen weiterhin offen zu halten.

LG, Ossein.


Lieber Ossein,
das ist alles sehr interessant. Aber bevor wir uns hier verzetteln und wiederholen...
... Mich würde, wie eingangs erwähnt, interessieren, wie das fertile Stadium DER Pilze aussieht, die die Blattschneider-Ameisen kultivieren. Dieser Pilz bildet ja ihre Lebensgrundlage schlechthin.
Sollte in diesem Board wirklich niemand wissen, wie der Pilz in seinem fertilen Stadium aussieht...??
Das kann ich mir echt nicht vorstellen..
Gruss vom Tintling



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