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von Rapunzula » 15. Juli 2021, 19:56
Weiter geht’s diesmal schon wieder nicht, aber ich nehme mir das Recht hier in meinem (Unter)Haltungsbericht auch Off-Topic zu schreiben! Wenn Euch wirklich nur Ameisen interessieren, könnt ihr diesen langen Post überspringen.
Also, gestern habe ich mein Auto in den Service gebracht, ich bin nun 1800€ ärmer (Reifen mussten auch noch gewechselt werden).
Jedesmal wenn ich das Auto in den Service bringe kommt mir unser Urlaubserlebnis aus dem Jahr 2014 in den Sinn.
In den Sommerferien 2014 hatten wir eine Autopanne, nachfolgend den Brief den ich meiner Versicherung geschickt habe (ich poste das jetzt, weil mir die Datei eben in die Finger gekommen ist, da ich nicht geschäftsschädigend sein will habe ich sämtliche relevanten Marken und Namen habe ich anonymisiert!):
Hallo "NAME DES VERSICHERUNGSAGENTEN,
Ich möchte Dir hiermit mitteilen, wie die Autopanne in unseren Sommerferien ablief.
Zuerst die Vorgeschichte:
Eine Woche vor Ferienbeginn habe ich das Auto fĂĽr den Service in die Autogarage gebracht, wo wir das Auto im Februar 2013 kauften. Dies vor allem aus dem Grund, um nicht wieder wie vor drei Jahren eine Autopanne in den Ferien zu haben. Bei diesem Service wurden die Bremsen ausgewechselt und ein neuer Klimakompressor montiert. Ich bin also Ende Juli mit einem frisch gecheckten Auto in die Ferien nach XY an der Ostsee zu meinen Schwiegereltern gefahren. XY ist der Heimatort meiner Frau und liegt 1250km von meinem Wohnort entfernt.
Soweit so gut.
Am 7. August 2014 wollten meine Frau und ich einen Tagesausflug nach Rostock (ca. 150km von XY) machen. Bei der Autobahnausfahrt in Rostock hatte das Auto keine Kraft mehr und schaltete immer wieder in den nächst tieferen Gang zurück. Kurz danach leuchtete die Motorenlampe auf und ich stellte das Auto auf den nächstmöglichen Parkplatz ab. Mit meinem Handy habe ich die Autogarage in "ORT DER AUTOGARAGE angerufen und die Probleme des Autos geschildert. Man riet mir, bis zur nächsten "AUTOMARKE"-Garage zu fahren, die gemäß Navi ca. 6 km von unserem Standort entfernt war. Ich fuhr los, jedoch hat das Auto ca. 1km vor der "AUTOMARKE"-Garage in "ORT DER AUTOGARAGE" einfach abgestellt. Ich konnte das Auto noch auf das Trottoir lenken.
Nach nochmaligem Anruf bei der Autogarage wurde mir geraten, den Pannendienst meiner Autoversicherung zu kontaktieren.
Die Versicherung hat mir einen Pannendienst organisiert. Dieser brachte unser Auto mit uns zusammen zur betriebseigenen Werkstatt. Dort wurde dann ein Motorschaden wegen gerissenem Keilriemen festgestellt, dieser hat sich im Zahnriemen verfangen, wodurch die Nockenwelle der Einlassventile um vier Zähne übersprungen ist. Nach nochmaligem Kontakt mit der Schweizer Autogarage verlangte diese, dass das Auto in diesem Zustand zurück in die Schweiz gebracht wird, damit sie den Schaden selbst beurteilen können, d.h. das Auto wird nicht an Ort und Stelle repariert.
Wir mussten das Auto also zurĂĽck in die Schweiz schaffen.
Mir wurde ein Mietauto angeboten. Dies wäre für uns die beste Option gewesen, dafür hätten wir jedoch eine Kreditkarte vorweisen müssen. Weder meine Frau noch ich besitzen eine Kreditkarte, und werden uns in nächster Zukunft auch keine anschaffen. Ich finde es ehrlich gesagt armselig, dass der Name "VERSICHERUNGSNAME" nicht genügend Sicherheiten bietet, um in Deutschland ohne eine Kreditkarte im Schadenfall ein Mietauto zu erhalten. Wobei mir nebenbei nie erwähnt wurde, dass ich eine Kreditkarte für solche Fälle haben muss.
Als Alternative wurde mir angeboten mit Bahn/Flug zurückzureisen. Da ich aber für eine dreiköpfige Familie Reisegepäck für drei Wochen Ferien dabei hatte, war dies keine Option. Man bedenke, dass mein Sohn drei jährig ist und eine Person hätte ihn an der Hand halten müssen. Eine Person hätte das restliche Gepäck unmöglich alleine tragen können.
Nach mehrmaligen Anrufen mit der "VERSICHERUNGSNAME"-Versicherung haben wir dann entschieden, dass wir die Heimreise am 18. August zusammen mit dem Auto auf einem Abschlepper des von der "VERSICHERUNGSNAME" aufgebotenen Pannendienstes antreten werden. Von der "VERSICHERUNGSNAME" wurde 1500€ übernommen, die restlichen 150€ musste ich dem Abschlepp-/Pannendienstunternehmen bar aushändigen.
Mit dem Taxi fuhren wir nach Rostock. Dort wurden wir von meinem Schwiegervater abgeholt, der von mir telefonisch über die Panne informiert wurde und sich bereit erklärte, uns abzuholen. Wir verbrachten die restlichen Ferientage in XY ohne Auto. Wir konnten uns organisieren und bei Bedarf ein Auto von meinen Schwiegereltern ausleihen. Am 15. August mussten wir mit unserem Sohn zu einem Kinderarzt, weil er hohes Fieber hatte und am Kopf und Hals Ausschlag mit starken Rötungen bekam. Zwei Tage später mussten wir mit ihm sogar zum Notfall ins Spital (Notfall war aber nur, weil am Samstag kein Kinderarzt Dienst hatte). Wir kamen zum Schluss, dass wir (Eltern) eine Rückreise in die Schweiz trotzdem verantworten können.
Soweit so gut.
Am 18. August haben wir die Rückreise angetreten. Morgens um 06:00 starteten wir in XY. Mein Schwiegervater hat sich nochmals bereit erklärt, uns nach "ORT DES ABSCHLEPPUNTERNEHMENS" (Sitz des Abschleppunternehmens Autoservice "NAME DES ABSCHLEPPUNTERNEHMENS") zu fahren. Dort war unser "AUTOMARKE" schon auf einen "FAHRZEUGMARKE"-Abschlepper aufgeladen und wir konnten unser Feriengepäck in unser Auto umladen.
Gegen 08:30 fuhren wir in "ORT DES ABSCHLEPPUNTERNEHMENS" los, mit max. 90 km/h fuhren wir durch Deutschland Richtung Basel. Pause legten wir nur bei Bedarf (Toiletten) ein, ich habe mir nichts Spezielles dabei gedacht. Während der Fahrt kamen wir selbstverständlich auch mit dem Chauffeur ins Gespräch. Er teilte uns mit, dass er 69 Jahre alt sei und mit solchen Jobs seine Deutsche Rente aufbessern würde. Für die Fahrt in die Schweiz (retour ca. 2000km) würde er gemäß seinen Angaben 60€ verdienen.
Gegen Mitternacht vom 18. August auf den 19. August kamen wir nach einer endlos langen Fahrt endlich in Basel beim Zoll an. Der Zöllner liess uns nicht durch, weil in der Schweiz ein Nachtfahrverbot für Fahrzeuge über 3.5t besteht. Ich war mir bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, dass der "FAHRZEUGMARKE"-Abschlepper mit dem wir unterwegs waren, in diese Fahrzeugkategorie fällt.
Nach langem hin und her mit dem arroganten Zöllner (er macht ja auch nur seinen Job) rief ich völlig genervt und perplex (ich wurde nicht mehr in mein Heimatland gelassen) die Hotline der "VERSICHERUNGSNAME" an.
Auf die Frage hin, ob uns ein anderer Abschlepper (der weniger als 3.5t wiegt) am Basler Zoll abholen kommen kann, wurde mir kaltschnäuzig mitgeteilt, dass dies nicht von der Versicherung gedeckt wird und dass ich das wissen sollte, dass in der Schweiz ein Nachtfahrverbot für Lastwagen besteht. Ich möchte hier noch anbringen, dass die "VERSICHERUNGSNAME" dieses Pannendienstunternehmen aufgeboten hat (und nicht ich). Ich bin Kunde und muss mich doch nicht mit solchen Sachen wie Nachtfahrverbot für LKW's rumschlagen.
Also fragte ich die Dame an der Hotline, was ich denn jetzt für Möglichkeiten habe (denn wir hätten einen kranken Sohn mit), worauf sie mir sagte, ich solle doch den Zöllner (der, der uns wie Schwerverbrecher behandelte und überhaupt nicht mit sich reden ließ) fragen, ob es in der Nähe irgend ein Hotel geben würde, wo wir übernachten können. Auf die Frage, ob ich das denn selber bezahlen muss, hieß es, dass die "VERSICHERUNGSNAME" dies nicht übernimmt.
Es war mittlerweile gegen 00:30. Bis ich am Basler Zoll ein Hotelzimmer gefunden hätte, wäre es mindestens 02:00 gewesen und um 05:00 geht es dann ja wieder los, weil das Nachtfahrverbot nur bis 05:00 dauert.
Uns blieb also nichts mehr anderes übrig, als den Entscheid zu fällen, im Auto bzw. Abschlepper zu übernachten (und das mit unserem kranken Sohn). Es war mit 17Grad relativ kühl, aber es ging gerade noch so. Bei mir persönlich war von schlafen nicht die Rede. Ich konnte auf dem Tankstellenparkplatz am Basler Zoll nicht schlafen, es war also warten angesagt.
Um 05:00 ging es dann weiter, wir mussten noch durch die LSVA-Kontrollstelle. Wenn ich nicht gewesen wäre, würde der Chauffeur bestimmt heute noch am Basler Zoll stehen, denn er war mit der Situation total überfordert und wusste überhaupt nicht, was er machen muss.
Weit nach 07:00 (keine Ahnung wann mehr, ich habe das Zeitgefühl verloren) konnten wir dann endlich die Schweizer Grenze passieren. Der Chauffeur war total übermüdet, trotz mehrmaligem Angebot Pause einzulegen, wollte er weiterfahren, kamen wir in unserem Wohnort an, um unser Auto auszuladen. Ich habe dem Chauffeur (er konnte vor Müdigkeit fast nicht mehr geradeaus laufen) angeboten, ein paar Stunden bei uns zu schlafen, was er aber ablehnte. Ich fuhr mit dem Chauffeur nach "ORT DER SCHWEIZER AUTOGARAGE" (dabei habe ich Blut und Wasser geschwitzt), wo wir den "AUTOMARKE UNSERES AUTOS" bei der Autogarage abladen konnten. Von der Garage erhielt ich einen Ersatzwagen bis mein Auto wieder repariert wurde. Am 19. August um 12:00 bin ich dann endlich zu Hause angekommen. Ich war 30 Stunden unterwegs, ich hätte diese Rückfahrt mit einem Mofa fast in der selben Zeit bewältigen können.
Fazit:
1. Der Name "VERSICHERUNGSNAME" bietet in Deutschland nicht genĂĽgend Sicherheit um ein Mietauto ohne Kreditkarte zu erhalten.
2. Das Abschleppunternehmen (welches von der "VERSICHERUNGSNAME aufgeboten wurde) hält sich weder an Mindestlöhne (60€ für 2000km) noch an die gesetzlich verordneten Ruhepausen für solche Fahrzeugkategorien.
3. Am Basler Zoll wurde mir von der Hotline der "VERSICHERUNGSNAME überhaupt nicht geholfen bzw. akzeptable Lösungen vorgeschlagen. Mir wurde die kalte Schulter gezeigt und ich wurde sozusagen im Ausland im Regen stehen gelassen.
4. Es wurde nicht der gesamte Betrag der Rückreise übernommen (150€ musste ich selbst vor Ort bar übernehmen). In dem ich das Auto vor den Ferien extra im Service hatte, habe ich ja alles dafür unternommen, dass Pannen nicht passieren.
Ich hoffe, dass Dir dieser "kleine Reisebericht" gefällt. Ich habe mich wieder beruhigt, uns geht's gut, es kamen keine Personen zu Schaden. Glücklich war ich zu dem Zeitpunkt mit der ganzen Situation (nicht nur "VERSICHERUNGSNAME, sondern auch Autogarage in "ORT DER AUTOGARAGE") aber sicher nicht.
Dies waren meine Erlebnisse in meinen Sommerferien 2014.
Jedes Jahr wenn ich das Auto kurz vor dem Urlaub in den Service gebe kommen diese Erinnerungen in den Sinn, wie ihr seht konnte ich da schon umschweifend schreiben und war ein Klammerfetischist!
Gruss
Fortsetzung von meinen Camponotus nicobarensis folgt bestimmt!