Ach, wie schön, noch jemand, der sich um die Zeit noch so seine Gedanken macht...
Hallo Stanhopeus!
Zunächst einmal ein kleines Schmankerl für´s Buch der Rekorde:
"Eine Blattschneiderameisen-Königin kann bis zu 150 Millionen Arbeiterinnen zur Welt bringen, von denen jeweils zwei bis drei Millionen gleichzeitig am Leben sind."
(AmeisenWiki)
Dass die Legephasen da nicht so aussehen, wie die von Kolonien die nur(mehrere) 100 Individuen zählen, ist klar. Es kommt also, wie so oft bei Ameisen, stark auf die Art an*.
Nach der Winterstarre wärmt sich die Königin zunächst drei bis acht Tage auf und beginnt dann mit der Eiablage (mehrere 100 täglich, bis zu 300 Eier bei der Roten Waldameise). Bei den meisten Arten sind es zuallererst Eier von Geschlechtstieren (Männchen oder Jungköniginnen), da spät geschlüpfte Königinnen nur geringe Chancen haben, einen neuen Staat zu gründen und somit die Art zu erhalten
(Wikipedia)
Eierproduktion
Die Anzahl von gelegten Eiern in einem bestimmten Zeitraum ist von Art zu Art unterschiedlich. Claustral gründende Gynen legen bis zum Schlupf der ersten Pygmäen grundsätzlich nur eine begrenzte Anzahl an Eiern (Es gibt kein Maximum, doch nach einer unbestimmten Ahnzahl an Eiern hören die Gynen auf Eier zu legen um die schlüpfenden Larven zu versorgen), da sie nicht auf Nahrungssuche gehen. Sie bauen ihre Flugmuskulatur ab und verwenden die frei werdenden Proteine zur Erzeugung von Drüsensekreten (Nährsekreten) um die Larven damit zu versorgen. Nach dem Schlupf der ersten Pygmäen versorgen diese die Gyne(n) mit Nährstoffen, so dass sie wieder mit der Eiproduktion beginnen können. Semiclaustral gründende Gynen jagen/suchen Nahrung; trotzdem können sie auch während der Zeit ohne Arbeiterinnen nur eine begrenzte Zahl an Eiern legen, da sie ja die daraus schlüpfenden Larven versorgen und rasch hochziehen müssen.
Gynen aus größeren Kolonien produzieren sehr viel mehr Eier, da sie von den zahlreichen Arbeiterinnen mit Drüsensekreten versorgt werden. Diese enthalten Vorstufen von Dotterproteinen.
(AmeisenWiki)
Allerdings kann ich Dir nicht sagen, wieviele Eier bspw. eine
Lasius niger täglich legt - vielleicht findet sich da auch was in den Halteberichten - aber die fast 29jährige Grande Dame hat bis zum Schluss Eier gelegt!
Und ich gehe auch nicht davon aus, dass sich die Zeitspannen in der Natur grundlegend von denen in Haltung unterscheiden - es ist durchaus möglich, dass eine
Lasius niger Königin in der Natur auch so alt wird
.
Die Gefährdung durch menschliche Haltungsfehler erscheint mir jedenfalls manchmal ähnlich hoch, wie die durch Umwelteinflüße der Natur auf Nest und Kolonie.
Zum Schlaf (g):
Forscher der sozialen Insekten sind im Allgemeinen der gleichen Meinung wie ELTON (1927), dass "alle kaltblütigen Tiere einen außergewöhnlich großen Anteil ihrer Zeit mit Nichtstun verbringen, oder zumindest nichts Bestimmtes tun."
(Hölldobler/Wilson, The Ants, Caste and Division of Labor, Patrollers and Reserves, p342, eigene Übersetzung)
Von Arbeiterinnen der
Leptothorax acervorum wird (als typisch für die Ameisen) berichtet, dass sie 78% der Zeit nichts tun.
Manche Ameisenarten zeigen sogar Schlaf-ähnliches Verhalten. Arbeiterinnen der nachtaktiven australischen Holzameise Camponotus perthiana wurden beobachtet, wie sie tagsüber auf der Seite in Puppenlage lagen. Die Ameisen wurden von einem leichten Kneifen mit der Pinzette "geweckt". Ein paar Sekunden lang bewegte sich die geweckte Ameise verlangsamt, bevor sie die üblichen schnellen Bewegungen einer Arbeiterin machte. Insofern unterscheiden sich Ameisengesellschaften nicht sehr von menschlichen Gesellschaften, in der Verteilung von Zeit die der Arbeit und der Freizeit gewidmet ist.
(Hölldobler/Wilson, The Ants, Caste and Division of Labor, Patrollers and Reserves, p342, eigene Übersetzung)
Aber: Nicht alles, was nach Ruhe aussieht ist auch Nichtstun, und nicht jede Bewegung ist automatisch eine zielgerichtete Tätigkeit. Ruhende Ameisen stehen manchmal still,
Gaster&Fühler geneigt, mal "flanieren" sie durch das Nest ohne Auftrag.
Dies macht Sinn, denn sobald sich irgendetwas tut gibt es "meist jemanden, der Zeit hat es zu tun"...
Und heute Nacht war ich es...
*Scheint mir fast ein geflügeltes Wort zu sein, aber passender kann ich es nicht ausdrücken.
EDIT: Habe gerade beim "Flanieren" durch das Web noch den alten Eintrag (2007) von
Sahal zum gleichen Thema gelesen (und überrascht festgestellt, dass er den gleichen Beitrag von H/W zitiert), aber noch ein wenig Wissenswertes aus eigener Betrachtung und seinem reichhaltigen Wissen schreibt: