Crematogaster species

Allgemeine Fragen und Themen über exotische Ameisenarten (hier keine Berichte)
Stanhopeus
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#1 Crematogaster species

Beitrag von Stanhopeus » 9. Januar 2011, 17:36

Hallo.
Ich bin neu in der 'Welt der Ameisen' und daher auch neu in diesem Forum. Ich bin eine sachliche, höfliche und freundliche Person :) ...

Ich habe über 'Ameisengärten' (s. Literatur) Interesse an Ameisen gefunden. Ich bitte Euch, meine folgenden noch anfängerhaften Fragen
mit freundlicher Großzügigkeit aufzunehmen und zu beantworten, danke.

(a) Mit einer Königin und 3 Arbeiterinnen (s. Beitrag camaroso) eine Ameisenkolonie aufzubauen - ist das tatsächlich möglich ? Wer .....befruchtet die Königin ? Wie lange dauert es, bis eine Kolonie entstanden ist ?

(b) Wie erfolgt die Befruchtung - findet eine Kopulation statt ?

(c) Wie lange dauert es im allgemeinen, bis aus einem Ei eine erwachsene Ameise herangewachsen ist, gute Ernährung vorausgesetzt ?

(d) Wie viele Eier legt eine Königin durchschnittlich auf einmal, und wie werden die Eier deponiert ?

(e) Wachsen Ameisen ausschließlich im Larven-Stadium, oder wachsen sie auch dann noch weiter, wenn sie bereits fertige
.....Ameisen sind (Häutung) ?

(f) Wie alt wird eine Ameise normalerweise, vom Ei bis zum Tod - gute Pflege vorausgesetzt ?

Ich hoffe, daß sich unter den vielen kundigen Personen im Ameisenforum.de einige die Zeit nehmen,
meine Fragen schlüssig zu beantworten :) ...

Mit bestem Dank, STANHOPEUS.



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Raimund
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#2 AW: Crematogaster species.

Beitrag von Raimund » 9. Januar 2011, 17:59

Hallo Stanhopeus und herzlich willkommen hier!

Kommen wir direkt zum Thema: junge Ameisenköniginnen fliegen während der Schwärmzeit (bei uns meist Sommer-Spätsommer) und werden im Idealfall von einem Ameisen Männchen in der Luft oder am Boden begattet (wichtig, nicht befruchtet, mehr dazu im Ameisenwiki ->Google). Dann werfen sie ihre Flügel ab und gründen alleine eine neue Kolonie. Die 3 Arbeiterinnen müssten also schon die eigenen Töchter sein (hier gibts Feinheiten, aber das ist unwichtig). Im Normalfall ziehen die jungen Königinnen 0-20 Ameisen auf und gehen dann erstmal in die Winterruhe. Im Sommer gehts dann richtig los! Soviel zu a).

Die Entwicklungszeit vom Ei bis zum Imago ist artspezifisch und dauert zwischen um die 4 Wochen bis zu 3-4 Monaten. Ebenso verhält es sich mit dem Alter der Arbeiterinnen: Diese werden von wenigen Wochen bis zu mehreren Monaten alt. Natürlich kommt dies immer auf die Lebensumstände an, weshalb genaue Angaben hier tückisch sind.

Ameisen häuten sich nicht mehr und wachsen demzufolge auch nicht mehr mit dem Alter.
Stanhopeus hat geschrieben: (d) Wie viele Eier legt eine Königin durchschnittlich auf einmal, und wie werden die Eier deponiert ?
Auf einmal legt sie meines Wissens immer nur eins, wobei ich noch nie wirklich drüber nachgedacht habe, ob vielleicht nicht auch mal mehr raus flutschen. ;)

Deponiert werden die Eier und die restliche Brut natürlich im Nest, wobei verschiedene Brutstadien (und auch Ameisenarten) die unterschiedlichsten klimatischen Bedingungen benötigen.


Ich hoffe deine Fragen wurden zu Genüge beantwortet. Zum Schluss kann ich dir noch das Wissensforum , die Artbeschreibungen und das Ameisenwiki ans Herz legen, welche für gewöhnlich die ersten Anlaufstellen für Grundwissen zu Ameisen und Ameisenhaltung sein sollten. :)

Gruß
Raimund


[font=Tahoma][font=Verdana]Haltungsbericht zu: Pheidole pieli Youtube-Channel[/font][/font]
[font=Times New Roman]
[/font][font=Times New Roman]Take the time, to learn to breathe,
‘Cause some day we’re goin’ under,
When did we, all fall asleep?
Won’t someone wake us?[/font]

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Ossein
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#3 AW: Crematogaster species.

Beitrag von Ossein » 9. Januar 2011, 18:13

Hallo Stanhopeus,

jetzt war Raimund doch viel schneller, aber ich will nicht versäumen Dich auch herzlich zu begrüßen!

Nur die kleine letzte Frage (f) hat er vielleicht übersehen (EDIT: hat er nicht!, ich hab's überlesen!):

Ameisen können unterschiedlich alt werden. Eine "berühmte" Lasius niger Königin wurde in Haltung fast 29 Jahre alt. Ist, wie oft angeführt, "von der Art abhängig". Andere werden "nur" z.B. 3 oder 8 Jahre alt.
Bei Arbeiterinnen gibt es ebenfalls große Unterschiede: Einige können 1 Jahr alt werden oder sogar mehr, meine Pseudolasius cibdelus Arbeiterinnen werden "nur" wohl ca. 3 Monate alt.

Lebensdauer von Königinnen
Über die Lebensdauer von Ameisen-Königinnen gibt es viele Angaben, wenn auch oft ziemlich in der Literatur verstreut. In der folgenden Arbeit sind einige Maximalwerte zusammen gestellt:
Buschinger, A. (2004): Lang lebe die Königin! Ameisenschutz aktuell 18, 83-88 (erhältlich bei der Geschäftsstelle der DASW).
Es ist schwierig, und meist sogar unmöglich, Daten für ganz bestimmte Arten zu finden, zumal wenn es sich um ausländische und/oder falsch bestimmte bzw. unbestimmte Arten handelt.
Etwas besser sieht es mit den in Mitteleuropa heimischen Arten aus, wo man für einige Arten aus langfristiger Haltung hohe Werte finden kann. Lasius niger mit maximal 28 ¾ Jahren, Temnothorax nylanderi mit 20 Jahren, Formica s.str. bis 20 Jahre. Bemerkenswert ist, dass für polygyne Arten die Lebenserwartung der einzelnen Königin sehr viel geringer sein kann. Vielfach werden jährlich junge Königinnen, oft Nachkommen der vorhandenen Königinnen, in die Nester aufgenommen, wo die alten Königinnen dann sterben. Man spricht von „queen turnover“, Königinnen-Umsatz.
Für Myrmica rubra fand ich keine gut brauchbaren Angaben. Aber für die ebenfalls polygyne Myrmica sulcinodis wird angegeben, dass in einer Population in einem Jahr 60 % der alten Königinnen gegen junge ausgetauscht werden. Die durchschnittliche Lebenserwartung einer Königin wäre dann mit 1-2 Jahren anzusetzen.
Anmerkung: Ist wohl eine etwas voreilige Schlussfolgerung. In dem zitierten Paper geht es nur um die reproduktive Lebensspanne. "However, short reproductive lifespan does not necessarily imply that queens are shortlived but only that they reproduce for a short period in any particular colony." sagen auch die Autoren. Somit ist NICHT von einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 1-2 Jahren auszugehen. Zudem ist dieser "Turnover" sehr von Habitat und Umweltfaktoren abhängig. Schlüsse auf die Haltung lassen sich daraus also nicht ziehen.
Anmerkung zur Anmerkung: Wenn sie nur 1-2 Jahre reproduktiv sind, d.h. entwicklungsfähige Eier legen, können sie auch länger leben. Der Halter wartet dann nur vergebens auf junge Larven, wenn die Königinnen überaltert sind!
Ähnliches gilt wohl für Myrmica rubra.
(AmeisenWiki http://www.ameisenwiki.de/index.php/Lebensdauer_von_K%C3%B6niginnen,_Kolonien )

LG, Ossein.



Alpha Chuby
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#4 AW: Crematogaster species.

Beitrag von Alpha Chuby » 9. Januar 2011, 18:16

Hallo,
viele Fragen hast Du da, aber OK:
a) und b) Beim Hochtzeitsflu/Schwarmflug wird die Königin von einem Männchen begattet, lässt sich an geeigneter Stelle nieder, beißt sich die Flügel ab und beginnt in einer selbstgegrabenen Erdhöhle Eier zu legen. So in etwa ist der Ablauf für die meisten Ameisenarten die bisweilen gehalten werden. Es gibt auch Arten die nicht zur selbstständigen(claustralen) Koloniegründung fähig sind, in der Welt der Ameisen gibt es eig fast nichts was es nicht gibt.
c)Diese Zeitspanne kann sich je nach Art zwischen einem Monat und 3Monaten erstrecken, die Temperatur sowie die Ernährung sind dabei die wichtigsten Faktoren(wenn sonst alles stimmt).
d)Auch das ist von Art zu Art unterschiedlich, eine einheimische Camponotus-Königin legt 5-12 Eier von denen aber manche auch wieder an die ersten geschlüpften Larven verfüttert werden. Die Eier und Larven sondern ein Sekret ab welches sie zusammenkleben lässt, so können sie einfacher transportiert werden. Sie liegen auf dem Nestboden und werden je nach Möglichkeit an die optimalen Stellen(Temperatur) im Nest gebracht. Wächst die Kolonie und damit die Pflege der königin legt sie weitaus mehr Eier.
e) In der Welt der Insekten unterliegen die Ameisen einer heteronomen Entwicklung, das heißt die Körperform verändert sich mit dem jeweiligen Entwicklungsstadium. Die endgültige Größe einer Ameise wird im Larvenstadium durch die Ernährung und das Geschlecht festgelegt.
Eine homonome Entwicklung durchlaufen zB die Heimchen die man verfüttert, sie sehen nach dem schlüpfen aus dem Ei schon wie das adulte Tier aus und häuten sich beim Wachsen.
f) Auch dies hängt von der jeweiligen Art ab: eine Waldameise (Formica) kann 3 Jahre alt werden (angeblich soll die Einnahme von flüssigem Harz bestimmter Nadelbäume lebensverlängernd wirken...) die Königin kann bis zu 29 Jahre alt werden(diese war allerdings zeitlebens in einem Labornest). Andere Arten aus den Tropen können eine viel kürzere/längere Lebensdauer (Pheidologeton-Arbeiterin 5 Wochen)haben.
Ok, das sollten erstmal ein paar brauchbare Antworten sein.
Ein Werk das jeder Ameisenhalter gelesen haben sollte wäre "Ameisen beobachten, bestimmen" von Bernhard Seifert, erklärt werden Lebensweise und Taxonomie nordeuropäischer und "zugereister" Arten.
Es gibt noch viel(zu wenig) weitere Literatur und auch das Internet lässt einen nicht ganz unwissend.
Viel Spaß und Erfolg!

Ah ok da war jemand schneller -nichts für ungut



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christian
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#5 AW: Crematogaster species.

Beitrag von christian » 9. Januar 2011, 22:52

Dann geb' ich jetzt auch mal meinen Senf dazu, obwohl schon alles ziemlich gut beantwortet wurde ;).

Mit einer Königin und 3 Arbeiterinnen (s. Beitrag camaroso) eine Ameisenkolonie aufzubauen - ist das tatsächlich möglich ? Wer .....befruchtet die Königin ? Wie lange dauert es, bis eine Kolonie entstanden ist ?



1. Bei vielen Arten schon, und bei allen, die momentan im Handel sind. Eine Ausnahme ist der Sozialparasitismus, siehe hier ein Beitrag dazu:

Als Sozialparasitismus bezeichnet man in der Biologie eine besondere Form des Parasitismus. Sozialparasitismus ist definiert als die Beziehung zwischen zwei Tierarten, bei der sich eine eusoziale Art mit steriler Arbeiterkaste (oder eine Art, die ihre Arbeiterkaste sekundär verloren hat) das Sozialsystem anderer, ebenfalls eusozialer Arten zunutze macht. Sozialparasiten sind außerordentlich spezialisierte Arten, denen es typischerweise gelingt, durch Mimikry oder andere Formen der Tarnung die reichhaltigen, aber stark bewachten Ressourcen einer Kolonie eusozialer Lebewesen auszubeuten. Sozialparasitismus tritt vor allem bei Hymenopteren auf. (Wikipedia)


2.
Wie erfolgt die Befruchtung - findet eine Kopulation statt ?


Es gibt einzelne Arten, die eine Ausnahme darstellen, aber die breite Masse (schon mal alle europäischen) der Arten vermehren sich auf diese Weise. Dann werden die Samen des Männchen in dem Receptaculum seminis eingelagert und konserviert. Bei der Eiproduktion werden die Samen daraus entnommen und in das Ei implantiert, das nennt man dann befruchten. Den Ameisensex nennt man Begattung (wir im Forum sind da pingelig) ;).

Wie lange dauert es im allgemeinen, bis aus einem Ei eine erwachsene Ameise herangewachsen ist, gute Ernährung vorausgesetzt ?



Wie schon gesagt, es kommt auf die Art und Kaste an; Es gibt in beide Richtungen Extreme, manche europäische Camponotus- Königinnen benötigen mehr als ein Jahr für die vollständige Entwicklung zum Imago und Cataglyphis- Minore können sich unter Optimalbedingungen inh. von 3 Wochen zum erwachsenen Tier entwickeln.
Normal ist allerdings eine Entwicklungszeit von 4-6 Wochen.

Wie viele Eier legt eine Königin durchschnittlich auf einmal, und wie werden die Eier deponiert ?


Auf einmal legen sie eigendlich immer nur eins, dafür aber viele hintereinander; einige Sozialparasiten sollen es schaffen alle 30 Sekunden ein Ei zu legen.
Deponiert werden sie in feuchte Kammern auf einen Haufen.

Wie alt wird eine Ameise normalerweise, vom Ei bis zum Tod - gute Pflege vorausgesetzt ?



5 Wochen bis angeblich 45 Jahre (29 sind offiziell nachgewiesen).



Stanhopeus
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#6 AW: Crematogaster species

Beitrag von Stanhopeus » 11. Januar 2011, 03:23

Hallo :), Alpha Chuby, Christian, Ossein, Raimund.

Vielen Dank für die Willkommens-Grüße und vielen Dank für die reichhaltigen Informationen.

Nach meinem Verständnis Euerer Ausführungen wird die Spermienmenge nach erfolgter meist nur einmaliger Begattung im Receptaculum bevorratet und dann dem natürlichen Bedarf entsprechend zeitversetzt in mehreren oder vielen Schüben freigegeben.
Das bedeutet, daß die Königin unfruchtbar wird wenn das Receptaculum leer ist - und daher sterben muß, wenn sie nicht das zufällige Glück hat von Menschen gepflegt zu werden um 29 Jahre alt zu werden ...

Meine Frage (d) habt Ihr alle mißverstanden, was sehr offensichtlich in meiner unzulänglichen Formulierung begründet ist (sorry :confused:).
Gemeint war : legt die Königin 100 Stck Eier, oder 1.000 oder 10.000 in einem 'Gelege-Schub' ... Ich bin überrascht, daß Ihr nur recht niedrige Zahlen genannt habt ...

Ich denke, daß man das Verhalten der Tiere zu meinen Fragen (c), (d), (e), (f) gut durch die Glasscheibe eines Ytong-Nestes beobachten kann, wenn der Pfleger aufmerksam ist und Zeit hat ... Ebenso meine nächste Frage :

(g) was machen Ameisen nachts - schlafen sie ?
In welcher Körperhaltung schlafen sie ? Bilden sie eventuell Gruppen und schmiegen sich aneinander ?

Ich hoffe, Euere Geduld mit mir reicht noch für (g) ...
Besten Dank,
Stanhopeus.



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Ossein
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#7 AW: Crematogaster species

Beitrag von Ossein » 11. Januar 2011, 04:24

Ach, wie schön, noch jemand, der sich um die Zeit noch so seine Gedanken macht...

Hallo Stanhopeus!

Zunächst einmal ein kleines Schmankerl für´s Buch der Rekorde:
"Eine Blattschneiderameisen-Königin kann bis zu 150 Millionen Arbeiterinnen zur Welt bringen, von denen jeweils zwei bis drei Millionen gleichzeitig am Leben sind."
(AmeisenWiki)

Dass die Legephasen da nicht so aussehen, wie die von Kolonien die nur(mehrere) 100 Individuen zählen, ist klar. Es kommt also, wie so oft bei Ameisen, stark auf die Art an*.
Nach der Winterstarre wärmt sich die Königin zunächst drei bis acht Tage auf und beginnt dann mit der Eiablage (mehrere 100 täglich, bis zu 300 Eier bei der Roten Waldameise). Bei den meisten Arten sind es zuallererst Eier von Geschlechtstieren (Männchen oder Jungköniginnen), da spät geschlüpfte Königinnen nur geringe Chancen haben, einen neuen Staat zu gründen und somit die Art zu erhalten
(Wikipedia)
Eierproduktion
Die Anzahl von gelegten Eiern in einem bestimmten Zeitraum ist von Art zu Art unterschiedlich. Claustral gründende Gynen legen bis zum Schlupf der ersten Pygmäen grundsätzlich nur eine begrenzte Anzahl an Eiern (Es gibt kein Maximum, doch nach einer unbestimmten Ahnzahl an Eiern hören die Gynen auf Eier zu legen um die schlüpfenden Larven zu versorgen), da sie nicht auf Nahrungssuche gehen. Sie bauen ihre Flugmuskulatur ab und verwenden die frei werdenden Proteine zur Erzeugung von Drüsensekreten (Nährsekreten) um die Larven damit zu versorgen. Nach dem Schlupf der ersten Pygmäen versorgen diese die Gyne(n) mit Nährstoffen, so dass sie wieder mit der Eiproduktion beginnen können. Semiclaustral gründende Gynen jagen/suchen Nahrung; trotzdem können sie auch während der Zeit ohne Arbeiterinnen nur eine begrenzte Zahl an Eiern legen, da sie ja die daraus schlüpfenden Larven versorgen und rasch hochziehen müssen.
Gynen aus größeren Kolonien produzieren sehr viel mehr Eier, da sie von den zahlreichen Arbeiterinnen mit Drüsensekreten versorgt werden. Diese enthalten Vorstufen von Dotterproteinen.
(AmeisenWiki)

Allerdings kann ich Dir nicht sagen, wieviele Eier bspw. eine Lasius niger täglich legt - vielleicht findet sich da auch was in den Halteberichten - aber die fast 29jährige Grande Dame hat bis zum Schluss Eier gelegt!

Und ich gehe auch nicht davon aus, dass sich die Zeitspannen in der Natur grundlegend von denen in Haltung unterscheiden - es ist durchaus möglich, dass eine Lasius niger Königin in der Natur auch so alt wird.
Die Gefährdung durch menschliche Haltungsfehler erscheint mir jedenfalls manchmal ähnlich hoch, wie die durch Umwelteinflüße der Natur auf Nest und Kolonie.

Zum Schlaf (g):
Forscher der sozialen Insekten sind im Allgemeinen der gleichen Meinung wie ELTON (1927), dass "alle kaltblütigen Tiere einen außergewöhnlich großen Anteil ihrer Zeit mit Nichtstun verbringen, oder zumindest nichts Bestimmtes tun."

(Hölldobler/Wilson, The Ants, Caste and Division of Labor, Patrollers and Reserves, p342, eigene Übersetzung)

Von Arbeiterinnen der Leptothorax acervorum wird (als typisch für die Ameisen) berichtet, dass sie 78% der Zeit nichts tun.
Manche Ameisenarten zeigen sogar Schlaf-ähnliches Verhalten. Arbeiterinnen der nachtaktiven australischen Holzameise Camponotus perthiana wurden beobachtet, wie sie tagsüber auf der Seite in Puppenlage lagen. Die Ameisen wurden von einem leichten Kneifen mit der Pinzette "geweckt". Ein paar Sekunden lang bewegte sich die geweckte Ameise verlangsamt, bevor sie die üblichen schnellen Bewegungen einer Arbeiterin machte. Insofern unterscheiden sich Ameisengesellschaften nicht sehr von menschlichen Gesellschaften, in der Verteilung von Zeit die der Arbeit und der Freizeit gewidmet ist.
(Hölldobler/Wilson, The Ants, Caste and Division of Labor, Patrollers and Reserves, p342, eigene Übersetzung)

Aber: Nicht alles, was nach Ruhe aussieht ist auch Nichtstun, und nicht jede Bewegung ist automatisch eine zielgerichtete Tätigkeit. Ruhende Ameisen stehen manchmal still, Gaster&Fühler geneigt, mal "flanieren" sie durch das Nest ohne Auftrag.
Dies macht Sinn, denn sobald sich irgendetwas tut gibt es "meist jemanden, der Zeit hat es zu tun"...

Und heute Nacht war ich es...:D

*Scheint mir fast ein geflügeltes Wort zu sein, aber passender kann ich es nicht ausdrücken.

EDIT: Habe gerade beim "Flanieren" durch das Web noch den alten Eintrag (2007) von Sahal zum gleichen Thema gelesen (und überrascht festgestellt, dass er den gleichen Beitrag von H/W zitiert), aber noch ein wenig Wissenswertes aus eigener Betrachtung und seinem reichhaltigen Wissen schreibt:



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christian
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#8 AW: Crematogaster species

Beitrag von christian » 11. Januar 2011, 18:39

Gemeint war : legt die Königin 100 Stck Eier, oder 1.000 oder 10.000 in einem 'Gelege-Schub' ... Ich bin überrascht, daß Ihr nur recht niedrige Zahlen genannt habt ...


Ich weiß jetzt nicht genau, was du mit "Gelege- Schub" meinst?
Wenn ich das mit der Spermienblase nicht missverstanden habe, werden die Spermien nicht in Schüben abgegeben, sondern einzeln (also nicht so wie bei Menschen). So gibt es zwar keine Selektierung, aber die riesige Menge an Spermien können alle genutzt werden.
Sonst könnte ich mir das nicht wirklich vorstellen?

Wie Ossein schon sagte, das ist von der Art abhängig. Die Tiere legen nicht in Schüben Eier, sondern später (wenn die Ovarien weiter ausgebildet sind) schon fast dauerhaft. Wie schon gesagt, manche Sozialparasiten mit dem Zwang zur schnellen Eiablage. Ein Beispiel wäre Anergates atratulus, in Mitteleuropa ein Sozialparasit bei Tetramorium impurum und T. caespitum.

was machen Ameisen nachts - schlafen sie ?
In welcher Körperhaltung schlafen sie ? Bilden sie eventuell Gruppen und schmiegen sich aneinander ?



Nein, schlafen tun sie in diesem Sinne nicht. Sie sitzen relativ ruhig im Nest, in ähnlicher Verteilung wie am Tag. Dabei tun sie nichts oder nicht sehr viel und verhalten sich eher ruhig.
Natürlich gilt das nicht für alle Arten, wie so ziemlich gar nichts. Arten wie z.B. Camponotus ligniperdus legen schon ein schlafähnliches Verhalten an den Tag, zumindest die Königin. Dabei liegt sie wie tot auf dem Rücken und rührt sich nicht von der Stelle, nur die Fühler bewegen tut sie dabei ein wenig.
Dieser Zustand ähnelt dem Tiefschlaf des Menschen, er ist aber nicht tageszeitlich abhängig.
Dann wieder gibt es Arten, wie Myrmica rubra oder Lasius fuliginosus, die Tag und Nacht fouragieren, und soetwas wie Nachtruhe nicht kennen.
Den eigendlichen Schlaf halten die Tiere im Winter ab, dort schmiegen sie sich aneinander.

Sicherlich gibt es in den Tropen andere Umstände.



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