Hallo zusammen,

nachdem ich nun einige Haltungsberichte gelesen habe in denen immer wieder Männchen produziert werden (oft nach demTod der (funktionellen) Königin) und ebenso die AmeisenWiki-Informationen, nach denen jede spätere Arbeiterin als potentielle Gamergate schlüpft. Stellt sich mir die einfache und etwas naive Frage:

Was spricht dagegen einer Kolonie einige Puppen kurz vor dem Schlüpfen zu entnehmen um somit das Abbeißen der Gemmae zu verhindern und diese mit Männchen anderer Kolonien zu verpaaren?
Hat das hier schon einmal jemand probiert oder kann meine naive Frage aus anderen Gründen widerlegen/bestätigen?

Natürlich davon ausgegangen das beide Tiere der gleichen Art entstammen, z.B. Diacamma rugosum.


vG
Antfriend

Hi,
ich habe gelesen, das sie sich in der Natur so vermehren: Die Königin und einige Arbeiterinnen verlassen das alte Nest und lassen paar Arbeiterinnen mit Puppen zurück. Daraus schlüpfen dann Arbeiterinnen mit Gemmae. Die Arbeiterinnen beißen sich dann gegenseitig die Gammae ab. Am Ende hat dann nur noch eine Arbeiterin die Gammae, das ist meist die erst geschlüpfte. Diese geht dann aus dem Nest und lockt Männchen an und lässt sich begatten. So hat die Kolonie wieder eine Königin...in der Haltung kann man eventuell ein paar Arbeiterinnen mit Puppen von der Hauptkolonie entfernen und sie in ein anderes Becken setzen. Wenn die Arbeiterinnen dann schlüpfen, einfach im Becken Männchen setzen(von der Hauptkolonie oder von anderen Haltern), vieleicht wird dann die Arbeiterin mit den Gammae begattet. Da diese nicht fliegen, brauchen sie auch nicht so viel Platz in der Höhe.

Gruß Philipp(so werde ich es versuchen wenn meine Kolonie groß genug ist)

Ist zwar für mich ein bisschen unverständlich geschrieben aber Philipp022 hat da absolut recht.
Ist sicher machbar mit einer größeren Kolonie. Allerdings wird man selbst wenns klappt nicht allzuviel von haben. Man hat dann aus einer Kolonie zwei gemacht und muss die erst wieder auf eine geeignete Größe bringen bevor man das wieder machen kann.
Aufwand und Kosten stehen hier in keinem geeigneten Verhältnis. Als privates Forschungsprojekt aber sicherlich was feines.
Bei Arten ohne Gamergate bringt das mehr. Bei Gigantiops destructor z.B. lohnt sich das schon eher weil dann gleich mehrere begattete Gynen abfallen und die Kolonie nicht geschwächt wird.

Danke euch beiden schonmal.
So hatte ich das auch verstanden, wusste nur nicht ob ich irgendwo einen Denkfehler habe...

Naja, natürlich ist das eher ein privates Forschungsobjekt. Und um die Wildfänge etwas zu reduzieren, wo es halt geht.

Hallo

Bei Arten ohne Gamergate bringt das mehr.

Wieso? Zwar produzieren die Ameisen dann Jungköniginnen, aber wie willst du die Ameisen zu einem Schwarmflug bewegen? Selber produziert die "Kolonie" ja keine Männchen und einen Schwarmflug kannst du in Gefangenschaft bei den meisten Arten ja nicht machen.

Und:

und die Kolonie nicht geschwächt wird

Wenn du das gleiche Verfahren anwendest, dann doch wohl, oder? Man entnimmt Arbeiter und Brut und die fehlen dann im Nest......?

Und noch was: Kann die neue "Gyne" von dem "übriggelassenen" Nest auch selbst Männchen produzieren, mit denen sie sich dann paart (nicht aus der Brut der alten Königin, sondern selbst aus Eiern)?

Meine Fragen sind hoffendlich nicht zu dumm und leicht zu beantworten, sie kamen mir ein wenig zu offensichtlich vor...... also mich bitte nicht gleich hauen .

mfG

christian

Hallo Ameisenfreunde,
Derzeit habe ich die gleiche Idee wie sie damals Antfriend hatte.
Ob sie sinnvoll ist, möchte ich jetzt mal herausfinden.
Nun scheint Diacamma eine schon oftmals untersuchte/beobachtete Gatttung zu sein, wenn man "stumpf" bei Google Scholar (" Suchen Sie nach wissenschaftlichen Dokumenten") "Diacamma" eingibt. Es kommen zwar meistens nur Zusammenfassungen und der komplette Artikel ist kostenpflichtig, aber die Zahl ist schon mal nicht schlecht .
Zur echten Zucht finde ich allerdings nur wenig, auch wenn ich gerade mal die ersten zwei Seiten durchgeklickt habe und wenn ich eine interessante Überschrift lese (wie z.B. bei diesem Artikel: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022191000001372) so finde ich nichts dazu in der Zusammenfassung/Beschreibung, was mir helfen könnte.

Hat jemand zu dem Thema Diacamma-Vermehrung schon etwas gelesen/erfahren, bzw. kann mir Tipps geben wo ich konkret Informationen finden kann?

Denn ich denke, dass es mehr als wünschenswert ist Nachzuchten zu erzielen, seien sie auch nicht "günstiger" als Wildfänge (was es bei "normalen" Morphen von anderen Tieren fast nie ist, so nebenbei , ausser im großen Stil).

Grüße Nils

Hi
Ich habe gerade bei einer Suche für die Facharbeit in Biologie (ich habe heute erfahren, dass ich diese auch wirklich in Bio schreiben kann ) einen interessanten Link zum Thema Diacamma und Kopulation gefunden....
Vielleicht findet ja jeman für ihn interessante Dinge heraus:
http://psyche.entclub.org/29/29-203.html

Grüße Nils

Hallo n.i.l.s.,

Danke für den Link!
Der Beitrag ist zwar von 1922, also 90 Jahre alt und von daher sicher etwas überholt, dennoch enthält er für mich sehr interessante Daten!

Es ist ein großer Vorteil, dass die Zeitschrift Psyche jetzt online und gratis zugänglich ist. Früher war es sehr mühsam, an ältere Jahrgänge zu kommen.
Deshalb sind wohl viele Inhalte daraus (wie auch aus anderen Zeitschriften) zwischenzeitlich in Vergessenheit geraten.

So fiel mir auf, dass in der Arbeit tatsächlich Tiere seziert wurden, Ovarien und Receptacula identifiziert werden konnten, lange bevor die Bezeichnung „gamergates“ für die begatteten und fertilen Individuen erfunden wurde. Allerdings hatte man damals die (für mich eigentlich auffälligen!) Gemmae noch nicht gesehen.
Für die Praxis der Haltung oder gar Zucht von Diacamma spp. dürfte sich aus der Arbeit kaum etwas entnehmen lassen, aber die Beschreibung der intensiven und letztlich vergeblichen Suche nach ge-/entflügelten Gynen ist in jedem Fall interessant zu lesen.

Abb. 4 (Zeichnung) zeigt eine Verhängung, bei der die "Arbeiterin" den großen Stachel ausgestreckt hat, der durch einen Anhang der männlichen Gaster zur Seite gedrückt wird. – Dass bei der Paarung der Stachel u.a. auch bei Myrmicinen ausgestreckt wird und damit nicht „im Wege“ ist, wurde erst viel später wieder entdeckt!

Interessant ist für mich auch, dass in der Arbeit ausdrücklich steht, dass bei Diacamma die „fertilen Arbeiterinnen als Königinnen fungieren“, dass also die Kasten funktionell definiert werden, nicht nach der Morphologie.
Dazu steht im AWiki ein Artikel: http://www.ameisenwiki.de/index.php/Kastendetermination (Definition des Begriffs).
Zu Diacamma siehe auch hier: http://www.ameisenwiki.de/index.php/Diacamma (Bilder u.a. von Gemmae)

MfG,
Merkur