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Formica (Serviformica) fusca - Haltungserfahrungen

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Formica
berista
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#1 Formica (Serviformica) fusca - Haltungserfahrungen

Beitrag von berista » 3. September 2010, 14:00

Liebe Ameisenfreunde

an dieser Stelle entsteht der Haltungsbericht zu meiner Formica (Serviformica) fusca Gyne, welche ich am 14.Juli 2010 in meinem Garten gefunden hab. Bestimmt als solche wurde sie in diesem Thread: --->HIER<---

Zur Artenbeschreibung gehts: --->HIER<---

Haltungsbedingungen:

Formicarium: Marke Eigenbau
Nest: z.Z. Reagenzglas
Temperatur und Luftfeuchtigkeit: Zimmertemperatur, etwas feuchter als ein „normales“ Wohnzimmer, ich messe die genauen Parameter nicht.
Raucher (bei offenem Fenster)

Motivation:

Schon lange bin ich fasziniert von staatenbildenden Insekten, seit ein paar Jahren ĂĽberlege ich schon, mir ein Bienenvolk anzuschaffen. Durch das sehr gelungene Browserspiel http://www.eatenbyants.de bin ich dann auf die Ameise gekommen und habe mich intensiv in das Thema Haltung eingelesen.
Besonders ein Umstand veranlassten mich, den Versuch der Haltung zu wagen: die Winterruhe. Ich bin leidenschaftlicher Snowboarder und so kommen sich die zwei Hobbies jahreszeitlich nicht in die Quere, wirklich praktisch.
Auch war für mich klar, dass nur eine einheimische Art für mich als Anfänger in Frage kommt. Ich will die Haltung „low fi“ gestalten und mir den zusätzlichen Aufwand bei Exoten oder südeuropäischen Arten ersparen. Eingeschleppte Arten (Flora und Fauna) stellen für die Ökosysteme weltweit ein wirklich ernstes Problem dar!...Wenn ich die Haltung aus irgendwelchen Gründen nicht fortsetzen kann, landen die Kleinen schneller im Garten, als ihr „Schwarmflug“ sagen könnt. (kleiner Scherz)

Weiteres Vorgehen:

Nun da, die Gründungsphase des kleinen Volkes bereits abgeschlossen ist, werde ich in den nächsten Beiträgen das bisher Geschehene resümieren und zusammenfassen. Also noch etwas Geduld, liebe Leser, bis wir wieder in der Gegenwart angelangt sind. Den Ungeduldigen empfehle ich den Haltungsbericht im Forum von Eatebyants.

Ach ja hier noch der Link zur --->Diskussion<---

Vielen Dank fĂĽrs Lesen und bb

berista



berista
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#2 AW: Formica (Serviformica) fusca - Haltungserfahrungen

Beitrag von berista » 5. September 2010, 11:59

[SIZE="4"]...von den ersten Eiern[/SIZE]

Wie bereits erwähnt, konnte ich am Nachmittag des 14. 07. 2010 eine von mehreren Gynen fangen, die bei uns im Garten gelandet sind (Details hier). Nach einem kurzen Aufenthalt im Provisorium wird sie ins RG umgesiedelt, welches mit Alufolie vollständig verdunkelt wurde. Einen Tag später wird die Folie durch einen Rotfilter ausgetauscht (LEE Primary Red 106). Zusätzlichen Sichtschutz und Stabilität bietet eine kleine Kartonschachtel.

Die ersten Eier hat die Gyne nach rund 48 Stunden in Gefangenschaft gelegt.

Am Tag 4 werden Fotos zur späteren Bestimmung gemacht, das Eipaket ist deutlich gewachsen, vermutlich liegen 6 – 10 Eier im RG. Das Licht der LED Lampe missfällt jedoch der Königin, sie schnappt sich das Eipaket, trägt es ein kurzes StĂĽck und stellt sich schĂĽtzend darĂĽber.

Tag 7: Die Gyne verhält sich bei der heutigen Kontrolle ruhig. Oder anders formuliert, sie stellt sich in den ersten Minuten der Beobachtung „tot“, kein Zucken mit den FĂĽhlern, nix. Erst nach wenigen Minuten bewegt sie sich wieder, befĂĽhlt die Eier, putzt sich und läuft einmal im RG auf und ab.

Tag 14 – 17

Frühestens am 28., spätestens am 31. Juli kann ich die ersten Larven ausmachen(Der Anfänger tut sich mit der Bestimmung von Anzahl und genauem Brutstadium noch etwas schwer).Dies würde einer Entwicklungsdauer Ei zu Larve von 12 bis 14 Tagen entsprechen.

In der Regel erfolgten "Störungen des Betriebs" höchstens alle 48 Stunden.

Persönliches Fazit Phase 1:

Mehrere RG's parat zu haben, ist praktisch. So kann man an einem leeren Exemplar üben, bevor man sich am bewohnten zu schaffen macht. Auch kann man mit der eingefüllten Wassermenge experimentieren. Meine anfänglichen Befürchtungen, der Wattestopfen könnte zu dicht sein, haben sich nicht bestätigt.

Rote Folie bietet nur bedingten Lichtschutz, ein zusätzlicher Schutz aus Alufolie ist sehr zu empfehlen. (Wasserfest ist die rote Folie ĂĽbrigens auch nicht) Die Gyne reagiert trotz roter Folie auf jede neue Lichtquelle empfindlich. Hat sie sich ans LED „gewöhnt“, reagiert sie hektisch, als ich zum erstem Mal die Nachttischlampe anmache. Die gleiche Beobachtung konnte ich mit der Zimmerbeleuchtung machen.

Vielen Dank fĂĽr's Lesen und bb

PS: ---->Diskussion<----



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#3 AW: Formica (Serviformica) fusca - Haltungserfahrungen

Beitrag von berista » 5. September 2010, 14:49

[SIZE="4"]...von den Larven (31.07.2010 – 08.08.2010)[/SIZE]

RĂĽckblickend betrachtet scheint das Kapitel „Larven“ erstaunlich kurz. Bereits am 2. August sind fast alle Larven geschlĂĽpft, vermutlich mehr als acht. Die Gyne ist fleissig damit beschäftigt, die Larven zu fĂĽttern.

Am Tag 21 (04.08.) dann eine merkwürdige Beobachtung : Die Gyne hat einen Teil der Brut mit Wattefäden zugepackt. Deutlich zu erkennen sind drei Larven. Weiter zu erkennen sind drei wesentlich grössere Larven, die für mich aber schon eher nach Kokons aussehen. Von der restlichen Brut ist durch den Watteflaum nichts Eindeutiges zu erkennen. Die Gyne ist dabei aktiv wie nie zuvor.

Am 8. August (Tag 25) konnte ich mit Sicherheit die ersten Puppen identifizieren. Insgesamt sind es 8 Puppen oder Larven im letzten Stadium. Bis zu den ersten Puppen waren es also 21-25 Tage.

Persönliches Fazit Phase 2:

Erstaunlich ist fĂĽr mich die relativ kleine Brut, welche sich dafĂĽr relativ schnell entwickelt hat (nach allem was man liest). Neben suboptimalen Haltungsbedingungen (als Anfänger) gibt es vielleicht noch eine andere Erklärung: das bescheidene Wetter. In den ersten Wochen war es brĂĽtend heiss, die letzten eineinhalb Wochen Dauerregen und mindesten 10° kälter, inklusive Schnee in den Bergen. Möglicherweise hat die Gyne einen Teil ihrer Brut „wiederverwertet“, das Larvenwachstum voranzutreiben?

Die mit Watteflaum bedeckten Larven könnten meiner Meinung nach zwei Ursachen haben: 1. Schutz vor Licht und Austrocknung, ergo ist es im RG ein wenig zu trocken. 2. Die Watte beschleunigt die Verpuppung, diese Idee stammt wiederum aus einem einschlägigen Internetforum. Ersteres tönt natürlich plausibler.

Bevor ich von der Entwicklung der Puppen berichte, widme ich das nächste Kapitel meinem Formicarium.

Danke fĂĽrs Lesen und bb

---->Diskussion<----



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#4 AW: Formica (Serviformica) fusca - Haltungserfahrungen

Beitrag von berista » 6. September 2010, 13:59

[SIZE="4"]...vom Formicarium (60x32x34 cm)[/SIZE]

Nun denn, wie angedroht, die Bastelstunde. Ich hab mich entschieden, das Aquarium meiner Grosseltern zu restaurieren. Zu gebrauchen war nur noch der Holzrahmen, also hab ich ihn gereinigt und neue Scheiben mit Aquariumsilikon eingeklebt. Nicht ganz unfallfrei, einige Scheiben sind zersprungen und mussten neu geklebet werden. (An dieser Stelle nochmals danke fĂĽr die professionelle Hilfe).

Die Arena ist in drei Bereiche unterteilt, mit Styropor und Gips die einzelnen Segmente modelliert. Die Pyramide wurde mit Ocker eingefärbt (einfach dem Gips beigemischt). Als Basis für den Berg diente eine Bierdose. Dieser Arbeitsschritt dauerte mehrere Tage. Die einzelnen Elemente wurden schliesslich ins Formi eingepasst und nochmals mit reichlich Gips verputzt und verbleibende Hohlräume zu verschliessen. In den feuchten Gips hab ich gleich noch ein RG und den Wasserspender reingedrückt. So kann der Wasserspender nicht umfallen und das RG ist immer leicht geneigt.

Sand und Kies bilden den eigentlichen Bodengrund, ein echtes Sammelsurium: Sand und Kies aus der Thur (Fluss), Adriasand, dazu passend Muscheln, Vulkansand und Basalt sowie einige grössere Steine (Kreide vom Säntis inklusive Fossilien, Schiefer, etc.) An den Bergflanken entstehen so Geröllhalden, auch hat es überall kleine Verstecke.

Dem „Quöllfrischberg“ kommt eine spezielle Funktion zu. Ich hab zwei RG's im Gips versenkt, um später frische Pflanzen reinzustellen. Zwei, damit ich sie abwechselnd frisch „bepflanzen“ kann. Die Sukkulente neben der Pyramide fühlt sich sonst einsam...

Ausbruchschutz und Deckel nicht vergessen! Dazu verwende ich Talkum, gelöst in H2O dest. Vor dem Auftragen, etwa mit der Konsistenz von geschlagenem Eiweiss, klebe ich die Unterseite der Sperre mit Papierklebeband ab. Nach kurzem Trocknen das Band abgezogen, fertig.

Der Deckel besteht aus vier Holzleisten (13x13x1000 mm) sowie Fliegengitter. Leisten zuschneiden, Leim drauf und vernageln. Das Fliegengitter wird praktischerweise mit selbstklebender Klette geliefert, so dauert auch dieser Arbeitsschritt nur Minuten. Primär soll der Deckel Spinnen und anderes fernhalten (eine kleine Wespe hab ich schon entdeckt, sie fiel dann (vermutlich/ hoffentlich) den Spinnen zum Opfer, welche bei mir praktisch uneingeschränktes Gastrecht geniessen).

Fazit:

Basteln macht Spass und man lernt was dabei. Das einzig teure waren die neuen Glasscheiben, die restlichen Materialien gabs fĂĽr lau.

Natürlich lässt sich die Funktionalität der Arena noch nicht bewerten, aber soviel vorweg: es gibt einige Stellen, wo das Material zu fein ist (zerriebener Sandstein) auch am Berg gibt es einige tückische und rutschige Stellen. Es sollte den kleinen einige Abwechslung bieten. Bis jetzt funktioniert auch der Ausbruchsschutz(Holz anfassen), aber dazu später mehr...

Danke fĂĽrs Lesen und bb

PS: Bilder leider nur in Handyqualität.

Feedback wie immer in der ---->Diskussion<----
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#5 AW: Formica (Serviformica) fusca - Haltungserfahrungen

Beitrag von berista » 6. September 2010, 21:42

[SIZE="4"]...von den Puppen (09.08.2010-27.08.2010)[/SIZE]

Aus dieser Zeit gibt es eigentlich wenig zu berichten. Alle zwei Tage schau ich nach, was im RG los ist. Dabei mach ich stets die selbe Beobachtungen:
Anfangs sitzt die Gyne ganz ruhig da, bewegt nicht mal einen Fühler(stellt sich tot?). Nach wenigen Minuten beginnt sie, die Puppen umzuschichten, ein wenig weiter weg von der Wassertankwatte. Manchmal geht die Königin auch zum Watteverschluss, kehrt aber gleich wieder um.
Ich könnte mir denken, dass diese Reaktion durch Licht und Wärme der Energiesparlampe provoziert wird, das „Totstellen“ durch die leichte Erschütterung beim Abnehmen des Kartondeckels?

Ab dem 17.08. kontrolliere ich täglich die Entwicklung der Puppen. Einen Tag später erwische ich die Gyne, wie sie ihre Brut, an der Watte sitzend, von oben betrachtet. Bei einer Puppe ist ein Auge durch den Kokon zu erkennen.

Am 26.08.2010 erkennt man bei fast allen Puppen die Augen, ein Kokon ist deutlich dunkler und merklich zusammengeschrumpft. Nun sollte es jeden Tag soweit sein...

Und tatsächlich am 27.08.2010 ist es soweit, die ersten Arbeiterinnen schlüpfen, doch davon berichte ich erst im nächsten Post.

Fazit:
Mit 18-20 Tagen war dies die längste Phase der Entwicklung. Leider fand ich kaum Infos über die Entwicklungszeiten, auch Vergleichswerte aus anderen Haltungsberichten waren spärlich, da viele mit kleinen Kolonien aus dem Store im Frühjahr begonnen haben, und nicht im Sommer „ab ovo“.
Vielleicht lag es ja auch am miesen Wetter...

Hab ich euch schön neugierig gemacht, wie es weitergeht?

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#6 AW: Formica (Serviformica) fusca - Haltungserfahrungen

Beitrag von berista » 8. September 2010, 14:49

[SIZE="4"]...von den ersten Arbeiterinnen (27.08.2010)[/SIZE]

Wie Adolf Ogi sagen würde, FREUDE HERRSCHT! :clap: :bananadancer: :spin2: Die ersten drei Arbeiterinnen sind geschlüpft. Der Zeitpunkt ist nicht so gut gewählt, aber ich nehme die rote Folie vom RG ab um nochmals Bestimmungsfotos zu machen.
Die Aufregung im jungen Ameisenstaat hält sich einigermassen in Grenzen, zuerst sie sitzen alle ganz still da. Dann kommt wieder Leben in die Bude, ich kann beobachten, wie die Gyne Arbeiterin Nr. 4 aus dem Kokon befreit und wie sie ihre Kleinen füttert. Einige Arbeiterinnen krümmen sich ab und zu, mit dem Kopf zur Gaster, im Forum hab ich gelesen, diese Körperhaltung bedeutet „Aufforderung zum Wegtragen“. Ach ja, die Kleinen laufen offenbar schlecht auf Glas, ich konnte mehrmals beobachten, wie Arbeiterinnen von der „Decke“ des RG's gefallen sind.

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Am nächsten Tag lege ich das RG ins Formi und entferne den Wattestopfen. Ich biete Honig (direkt vom Imker), eine frischtote Mücke sowie frisches Wasser an.
Bei der Kontrolle des Nests dann dies, ich leuchte mit einer Halogenlampe ins Nest, was sofort zur Panik führt, die Gyne läuft Richtung Eingang und ich mach das Licht wieder aus. Zwei Tage später beobachte ich die selbe Reaktion auf die Halogenlampe (12 V, 20 W), allerdings fällt die Reaktion weniger heftig aus, als beim ersten Mal. Die Königin geht langsam Richtung Eingang und kehrt wieder um, danach wagen sich die Kleinen ebenfalls bis fast zum Eingang vor.

Am 31.08.2010 sind dann auch die letzten Arbeiterinnen geschlüpft, der unterschied zwischen den älteren und jüngeren Arbeiterinnen war auch durch die rote Folie gut zu erkennen. Aussenaktivität war noch keine zu beobachten. Das alte Futter hab ich entfernt und frischen Honig sowie eine Drosophila angeboten.

Fazit:

Volkszählung: 1 Königin, 8 Arbeiterinnen, 0 Brut.

Vom Fund bis zur ersten Arbeiterin: 44 Tage, ca. 42 Tage seit dem ersten Ei
Ei - Larve: 12-14 Tage
Larve - Puppe: ca. 12 Tage
Puppe – Arbeiterin: ca. 18 Tage

Halogenlicht mögen meine Ameisen nicht. Ausserdem frisst die kleine Kolonie noch nix, was jedoch normal ist, da die Gyne noch Reserven hat. Der Eingang des RG's ist vermutlich zu gross, sinnvoll wäre beispielsweise ein Strohalm und Watte gewesen. Bei Störungen reagiert die ganze Kolonie passiv, wie es schon in der Gründungsphase der Fall war (zumindest von mir so interpretiert)

Dann bin ich mal gespannt auf euer Feedback in der ---->Diskussion<----

Vielen Dank fĂĽrs Lesen und bb

PS: Die grossen Bilder hab ich aus dem Bestimmungthread kopiert, die im Anhang sind bisher "unveröffentlicht". Auf dem ersten ist die erwähnte Fütterung zu sehen
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#7 AW: Formica (Serviformica) fusca - Haltungserfahrungen

Beitrag von berista » 10. September 2010, 18:43

[SIZE="4"]Eine anstrengende Woche... (01.09.2010 – 07.09.2010)[/SIZE]

...vor allem fĂĽr meine Ameisen. Aber auch fĂĽr den Halter, ich konnte einige interessante Dinge beobachten, wenn auch nicht ganz freiwillig, denn mir sind einige Dummheiten unterlaufen. Nun denn...

Als ich am 1. September das Nest beobachte, komme ich auf die dümmste Idee meiner Halterkarriere. Ich will den Kleinen etwas zusätzlichen Sand anbieten und vors RG steuen. Dabei fallen einige Körner ins Glas, was natürlich eine Panikreaktion im Nest zur Folge hat.
:fluchen:
Zum Glück beruhigt sich die Szene nach einigen Minuten, hat aber offenbar Energie gekostet. Die Gyne verteilt Futter aus ihren Reserven, welches die Arbeiterinnen wiederum untereinander weiter verteilen. Die mutigsten Arbeiterinnen gehen immer wieder zum Nesteingang und prüfen, ob die Luft wieder rein ist. Auch die Königin nimmt einen persönlichen Augenschein. Einige Zeit nach der Störung traut sich die erste Arbeiterin kurz vors Nest.

Am folgenden Tag dann ein weiteres Missgeschick: ich will etwas Staub vom Holzrahmen des Formis wischen, beim BerĂĽhren der Scheibe von aussen hab ich wohl ne Vibration erzeugt, die sich ins RG fortgepflanzt hat...Resultat: es herrscht einmal mehr Auftregung im Nest... :nono:

Vom 3. September gibt es nichts zu vermerken, ausser dass ich das Futter gewechselt hab (eine Drosophila und frischen Honig). Tags darauf entdecke ich eine Arbeiterin auf Erkundungstrip. Sie läuft fast eine volle Platzrunde, hinten am Berg entlang zur Pyramide, dann zurück. Auf dem Weg sucht sie die grösseren Steine in der Arena auf und geht zurück ins Nest. :clap:

Der 5. September beginnt wieder mit einem Fehlschlag. Von meiner verfluchten Halogenlampe fällt das Abdeckglas in die Arena, eine Schraube war locker. Das Glas richtet zum Glück keinen Schaden an, doch wieder erschrickt sich das ganze Nest. :nono1:

Rund drei Stunden später schalte ich die mittlerweile reparierte Lampe wieder ein. Einige Minuten später zeigt sich die Späherin. (Ich kann natürlich nicht beweisen, das es immer die selbe ist, bin mir aber fast sicher.) Sie erkundet die nähere Umgebung des Nests, geht zum Berg und steigt schliesslich auf den Wasserspender.
Ihre nächste Aktion hat mich dann persönlich getroffen, sie geht die Scheibe hoch und versucht sich am Ausbruchsschutz. Die Freche schafft es auf die Talkumschicht, als ihr der Boden unter den Tarsen wegbricht, gelingt es ihr, sich aufs Glas zu retten. Im folgenden hat sie aber sichtlich Mühe mit Laufen und fällt doch noch runter...was sie aber nicht abhält, einige weitere Stellen zu erkunden...
Schliesslich entdeckt sie die Futterschale und tankt sich am Honig voll. Man kann zusehen, wie ihre Gaster anschwillt. Auf dem Rückweg bewegt sie sich noch vorsichtiger als sonst, man könnte fast meinen ungeschickt, und verschwindet im Nest. Ich würde wirklich gerne wissen, was da jetzt los ist, vergönne mir aber einen neugierigen Blick...

Später kommt sie nochmals zum Honigtropfen, dieses mal nimmt sie gleich noch die vertrocknete Drosophila mit. Den verbleibenden Honig entferne ich aus der Arena, ihren „Winterspeck“ können sie sich später noch anfressen...An diesem Abend kommt die Kleine noch ein paar Mal vor, entweder um Baumaterial einzutragen oder auf der vergeblichen Suche nach Honig.

Frisches Futter gibts am 6. wieder, einen kleineren Tropfen Honig und eine Fliege, welche ich kurz mit der Kaffeemaschine „dampfbehandelt“ hab. Diese lege ich ins Formi, nachdem sich Nr.1 bereits einmal am Honig bedient hat.

Mit dem 7. September beschliesse ich diesen Post. Heute hab ich eine frischtote Schnake angeboten, welche auch prompt eingetragen wird. Mit dem Gewicht der Beute hat Nr.1 kein Problem, allerdings muss die zwei drei mal nachfassen, bis der sperrige Brocken im RG ist.

Fazit:
Auch nach der GrĂĽndung ist des Halters Tugend Nr.1 Geduld.
Die Gyne im ganz jungen Staat ĂĽbernimmt scheinbar noch die Aufgaben der Arbeiterinnen, macht die Freund/ Feind Erkennung, zeigt, wie man MĂĽll entsorgt und schaut selber nach dem Rechten.

Formica fusca sind wirklich spannend, wenn auch etwas feige. Sie sind elegant, bewegen sich schnell und geschickt, sie zappen förmlich durch die Gegend. Auch ist ihre Neugier (zumindest bei Arbeiterin Nr.1) und eine gewisse Vorwitzigkeit zu erkennen. Futter wird erst ein paar Mal umkreist, um allfällige Gegner auszumachen, bevor genascht wird. Auf dem Rückweg sucht sie den Schutz des Geländes und nimmt auch mal einen Umweg zum Nest, um mögliche Verfolger loszuwerden.

Das ist jetzt vielleicht ein bisschen viel in das beobachtete Verhalten rein interprätiert, aber es wird noch besser im nächsten Post. :)

Danke fĂĽrs Lesen und bb

PS: Die Kleinen zu Fotografieren ist etwas schwierig, da sie wie gesagt verflixt schnell sind, ich kein ruhiges Händchen und kein Stativ hab. (Der dunkle Fleck auf dem Wasserspender ist übrigens Nr.1)
PPS: Bin gespannt auf eure Meinung im ---->Diskussionsthread<----
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#8 AW: Formica (Serviformica) fusca - Haltungserfahrungen

Beitrag von berista » 4. Oktober 2010, 17:28

[SIZE="4"]Wintervorbereitungen[/SIZE] 04.10.2010

...fast einen Monat hab ich nichts mehr über meinem Völkchen geschrieben, viel gibt es eigentlich auch nicht zu berichten. Alle zwei bis drei Tage kommt Arbeiterin Nr.1 raus, schlürft Honig und verschwindet wieder im Nest. Die angebotene Menge Honig halte ich so gering wie möglich, meistens reicht ein kleiner Tropfen für eine halbe Woche. Auch kleine Fliegen und Drosophilas werden immer schön eingetragen, allerdings halte ich die Proteinzufuhr gering.

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Die Beine der Schnake sind hängen geblieben...NR.1 (Pfeil) muss alles geben, bis die Beute ins Nest eingetragen ist. Sehr lustig zu beobachten :spin2:

Bild

Wenn kein Futter im Formi liegt, geht die Kleine stiften, vorzugsweise an der Scheibe.

Bild

Blumen für die Damen: hier sollen nächstes Jahr Blattläuse angesiedelt werden, die Blume bleibt ein paar Tage frisch.

Beim Honig hab ich zwei interessante Beobachtungen gemacht:

[INDENT]-Nachdem die Arbeiterin Honig aufgenommen hat, „würgt“ sie manchmal etwas aus, einen Zuckerkristall in der Grösse eines Staubkorns.[/INDENT]

[INDENT]-Da das Glas schon fast leer ist, beginnt der Honig langsam zu kristallisieren. So natürlich auch der Honigtropfen, welchen ich den Ameisen anbiete. Nachdem sich die Arbeiterin ein paar mal am Honig bedient hat, wird er so zähflüssig, dass sie ihn kurzerhand abtransportiert!!! Zuvor „kratzt“ sie den Honig von allen Seiten zusammen, bis sie ihn aus der Futterschale loslösen kann. [/INDENT]

Und ich dachte, Ameisen nehmen keinen Zucker in fester Form auf?!

[SIZE="2"]Nun zu den Wintervorbereitungen:[/SIZE]
Die Kolonie scheint gut genährt und bereit für den Winter. Morgen stelle ich das ganze Formi für ein paar Tage in den Keller (10 bis 15 Grad), Honig wird dabei noch angeboten. Nächstes Wochenende nehme ich dann das RG raus und verpacke es winterfest in einer Styroporbox...soweit der Plan.

Zu einem eigentliche Fazit komme ich in diesem Post nicht, ich hoffe nur, dass die Ein-/ Ăśberwinterung gut klappt.

Danke fĂĽrs Lesen & bb

PS: Fragen, Tipps & Tricks wie immer in der ---->Diskussion<----
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