Beitrag
von Sahal » 5. MĂ€rz 2007, 23:34
Hi und Hallo,
die Nestbaueigenschaften der Oecophylla sind in der Tat sehr interessant, jedoch nur in der Theorie!
In der Praxis wirst Du kaum interessante Beobachtungen machen können, zumal ein neues Nest eher selten angelegt wird. Und wenn, dann selbstverstÀndlich zu Zeiten, in denen Du nicht hinschaust :-)
Will heissen: der Aufwand steht in keinerlei Relation zu den "Beobachtungen", und diese sollten somit bei der Anschaffung keine Rolle spielen!
Weiterer wichtiger Punkt in der Anschaffung, der scheinbar immer wieder ĂŒberrascht:
handelsĂŒbliche Oecophylla smaragdina-Imagines sind NICHT GrĂŒn, sondern rein Braun bis Schwarz !!!
Die grĂŒne Gaster der Imagines ist lediglich einem sehr kleinen Verbreitungsgebiet vorbehalten, und aus diesem befinden sich KEINE Gynen oder Kolonien im Handel!
Die Gynen sind jedoch immer GrĂŒn bis GrĂŒn-Braun, was jedoch absolut keine Auswirkung auf die Imagines hat, und sehen wirst Du die Gyne auch nur einmal... und dann ward sie verschollen.
Oecophylla zu pflegen heisst: enormer Platzbedarf durch den Baum, "spĂ€testens" im zweiten Jahr wird ein zweiter Baum fĂ€llig, bei guter Pflege auch schon nach wenigen Monaten! Beide mĂŒssen dann am Leben gehalten werden, was wiederum ein helles PlĂ€tzchen und noch mehr Platz erfordert.
Die Ameisen benötigen sehr viel WĂ€rme, notfalls durch einen WĂ€rmestrahler, der aber die BlĂ€tter nicht verbruzzeln darf. Dennoch sollte die Raumtemperatur tagsĂŒber nicht unter ~22°C sinken.
Eine 100 Frau starke Kolonie wird auf einer 1m hohen GlĂŒckskastanie (Pachira aquatica) bereits unruhig, ist jedoch noch zu halten. Dummerweise bleibt sie aber nicht lange bei 100 Imagines, denn die Königin scheint am Eierlegen einen HeidenspaĂ zu haben und nutzt det weidlich aus.
Womit wir bei der nÀchsten Frage wÀren: definitiv Nein, die Pachira wÀchst nicht schnell genug, um der Kolonie ausreichend Platz zu geben!
Oecophylla lÀsst sich im Allgemeinen nicht fallen, bildet aber Ketten! Ergo darf absolut nichts unterhalb oder in Reichweite der BlÀtter stehen.
Auch ist es bekannt, dass Oecophylla dann und wann einen Baum verlĂ€sst und auf Nahrungssuche geht bzw neue Territorien sucht. Somit ist eine zuverlĂ€ssige Ausbruchssicherung unablĂ€ssig, hier reichte bei mir ein sehr groĂer Untersetzer fĂŒr KĂŒbelpflanzen, etwa 5cm mit Wasser gefĂŒllt. PTFE, Talkum und SelbstschuĂanlagen kannst Du getröst vergessen, Oecophylla beherrscht die RĂ€uberleiter und kann babylonische TĂŒrmchen bauen, wenn sie sich etwas in den kleinen, störrischen Kopf gesetzt haben !
Zur Wand hin ist Oecophylla nicht sehr "geschickt", >10cm Abstand reichten immer. Zu Beachten: 10cm auch dann, wenn der Baum mal wankt oder neue BlÀtter treibt!
@WestDoor:
Oecophylla gehört nicht zur eigentlichen, klassischen Ameisenhaltung und unterscheidet sich erheblich von dieser. Entweder opfert man viel Platz, Arbeit und letztendlich Geld fĂŒr die Unterhaltskosten, oder man bleibt lieber bei der hochinteressanten Theorie. Wenn Du bei einer gröĂeren Kolonie mal "versehentlich" gegen das Nest klopfst, verwandelt sich Deine Hand in erstaunlich kurzer Zeit in eine dekorative Fleischwurst... die sind AUTSCH und fallen ohne zu facklen in Horden ĂŒber Dich her! Gleiches gilt, solltest Du es wagen die FutterbehĂ€lter auch nur anzutatschen, BlĂ€tter zu bewegen oder sonstige Regungen zu zeigen.
WENN man sich aber fĂŒr Oecophylla entscheidet und sich dieser Art widmet, hast Du eine, vom Nestbau abgesehen, interessante und lustige, aufgeweckte und aufmerksame Kolonie!
Wenn die Flinte ins Korn gefallen ist, nicht gleich das Kind in den Brunnen werfen, auch wenn das der Tropfen ist, der dem Fass die Krone ins Gesicht schlÀgt!