FrĂĽhling im Winter lockt...

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#1 FrĂĽhling im Winter lockt...

Beitrag von Gast » 8. Januar 2014, 21:11

[font=Times New Roman]Heute, 8. Januar 2014:[/font]

[font=Times New Roman][color=#0000ff]http://www.echo-online.de/region/darmstadt-dieburg/kreis/Fruehling-im-Winter-lockt-Maikaefer;art1303,4604904[/font][/color]

[font=Times New Roman]Tja, soll man das so schlucken? Weil es fĂĽr manche User auch so hinreichend interessant ist?[/font]
[font=Times New Roman]Es sind mindestens drei dicke Klopse *) drin, auch ĂĽber Ameisen(!).[/font]

[font=Times New Roman]Wer mag selbst denken und sich auf die Suche machen?[/font]
[font=Times New Roman](Ich beziehe mich ein wenig auf http://www.ameisenforum.de/358396-post4.html ;) )[/font]

[font=Times New Roman]MfG,[/font]
[font=Times New Roman]Merkur[/font]

[font=Times New Roman]Edit: *) Und ein paar dĂĽnnere!;)[/font]



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swagman
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#2 AW: FrĂĽhling im Winter lockt...

Beitrag von swagman » 8. Januar 2014, 21:27

Hallo.

Das Wetter bringt ja auch alle durcheinander.
Habe heute schon die ersten Honigbienen an den blĂĽhenden Helleborus niger beobachtet. :verrueckt:



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kkloete
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#3 AW: FrĂĽhling im Winter lockt...

Beitrag von kkloete » 8. Januar 2014, 22:33

Wilde Honigbienen..? :o



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Boro
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#4 AW: FrĂĽhling im Winter lockt...

Beitrag von Boro » 9. Januar 2014, 10:57

Betr. Ameisen ist mir aufgefallen:
"Ameisen ziehen sich hingegen ĂĽber Winter in den Boden zurĂĽck, nur ihre Larven bleiben im Nest." Diese Formulierung suggeriert, dass sich zwar die Ameisen in die Tiefe zurĂĽckziehen, die Larven aber (oben) "im Nest" zurĂĽckbleiben. Klar, die Ameisen nehmen ihre Brut mit in die "Tiefe".
Abgesehen davon gibt es aber z. B. die Gattung Formica, die ohne Brut ĂĽberwintert. Wird hier ein gewisser Schwellenwert d. Temperatur unterschritten, werden keine Eier mehr gelegt u. die restliche Brut in fortgeschritteneren Stadien wird bis Ende Oktober zu Imagines herangezogen.
"Eine Besonderheit sind, wie aus der Naturschutzbehörde zu hören ist, die Waldameisen, die ihre KörperflĂĽssigkeit verdicken und dank dieses „Frostschutzmittels“ nicht so leicht erfrieren".
Meines Wissens ist der Vorgang d. Darmentleerung u. des Wasserverlustes für alle heimischen Ameisen mehr od. weniger zutreffend. Das gehört sozusagen zur Vorbereitung auf die Winterruhe. Seien es nun exogene Faktoren, die diese Vorgänge auslösen od. endogene (ein gewisser jahreszeitl. Aktivitätsrhythmus wird abgeschlossen). Im obigen Zitat gefällt mir wieder die Formulierung bei den Waldameisen nicht; diese erweckt den Eindruck, als ob die Ameisen selbständig od. "bewusst" diese Vorgänge steuern könnten. Sie werden aber in diesen Fällen von außen gesteuert, durch Temperatur, Lichtverhältnisse, geringes Nahrungsangebot etc.
L.G.Boro



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Boro
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#5 AW: FrĂĽhling im Winter lockt...

Beitrag von Boro » 9. Januar 2014, 10:59

Hallo kkloete!
Ich vermute, dass swagman schon Zuchtbienen meint, die aus den Stöcken bereits ab 10° C ausfliegen. Um diese Jahreszeit eher zum Reinigungsflug, aber wenn es schon einige Blüten gibt, werden diese auch besucht.
L.G.Boro



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kkloete
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#6 AW: FrĂĽhling im Winter lockt...

Beitrag von kkloete » 9. Januar 2014, 12:26

Hallo Boro!

Etwas anderes wĂĽrde mich zwar sehr freuen, aber zu gleich auch ein wenig verwundern. Hier in NRW wo ich lebe, etwas genauer im Ruhrpott, habe ich leider noch nie (ich bin nun auch schon 26 Jahre alt..) ein wildes Bienennest gesehen.. wenn ich es mir so recht ĂĽberlege.. eigentlich habe ich generell noch nie ein solches Nest gefunden..
Wir haben hier lediglich im Botanischen Garten einige Stöcke die soweit ich weiß von unserer Uni gepflegt werden.

Greetz
Daniel



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#7 AW: FrĂĽhling im Winter lockt...

Beitrag von Gast » 9. Januar 2014, 15:25

[font=Times New Roman]Danke fĂĽr die RĂĽckmeldungen![/font]

[font=Times New Roman]„Wilde“ Honigbienen gibt es bei uns nicht, allenfalls mal verwilderte, die beim Schwärmen einen Nistplatz gefunden haben, an dem man sie nicht wieder einfangen kann. [/font]
[font=Times New Roman]Der Darmstädter Verein der Freunde des Bot. Gartens teilte heute mit, dass die dort gehaltenen Bienen fliegen und den bereits blühenden Winterling sowie einen exotischen Strauch befliegen. Auch Haselnuss-Pollen wird bereits eingetragen.[/font]
[font=Times New Roman]Man kann nur hoffen, dass Petrus ein Einsehen hat und bald das der Jahreszeit entsprechende Wetter schickt. Für die Honigbienen ist ein so früher Trachtbeginn problematisch: Sollten sie in Eilage kommen, werden die jungen Larven bei nachfolgend schlechtem Wetter evtl. verhungern. Außerdem ist zu befürchten, dass sich die Winterbienen vorzeitig „verbrauchen“ und dann im richtigen Frühling fehlen: Sommerbienen leben nur ca. 40 Tage, Winterbienen überstehen sechs Monate, im Normalfall.[/font]

[font=Times New Roman]Zu dem Echo-Artikel und zu Boro (Post # 4): [/font]
[font=Times New Roman]Dass „Ameisen“ ihre Brut oben im Nest belassen und sich in den Boden zurückziehen, ist einer der „dicken Klopse“. Woher der Unsinn stammt, weiß ich nicht. Die nahe der Bodenoberfläche oder in total exponierten Ästchen im Baum mit Brut überwinternden Arten kennt man nicht.[/font]

[font=Times New Roman]Das „Verdicken“ der Körperflüssigkeiten, Einlagerung von Frostschutzmitteln, ist eine wohl bei allen dem Frost ausgesetzten Arthropoden vorkommende Methode, das Gefrieren der Hämolymphe und des Zellplasmas zu verhindern (natürlich sind nicht alle Arten speziell daraufhin untersucht). Gerade bei den Ameisenlarven, so weit sie überwintern, ist das besonders auffällig: Sie schrumpfen buchstäblich ( [/font][font=Times New Roman]http://ameisenwiki.de/index.php/%C3%9Cberwinterung[/font][font=Times New Roman] ). Wird von Boro richtig angesprochen. – Dass das speziell nur für die adulten Waldameisen gelten soll, ist der zweite „dicke Klops“.[/font]

[font=Times New Roman]Der dritte Klops betrifft die Wespen: „Bei ihnen sterben die Arbeiterinnen …, nur die Königinnen überleben … und bauen im Frühjahr ein neues Nest und ein neues Volk auf.“ – Diese falsche oder zumindest arg missverständliche Formulierung wird für die einheimischen Faltenwespen und auch für die Hummeln immer und immer wieder nachgeplappert. Frage: „Wie oft kann eine solche Königin denn eine Winter überleben und ein neues Volk aufbauen?“ – Antwort: Selbstverständlich stirbt auch die Königin im Herbst, oft sogar vor den Arbeiterinnen. Was den Winter überlebt, sind die von dem Volk aufgezogenen Jungköniginnen. Sie werden im Herbst von gleichzeitig entstehenden Männchen begattet, speichern das Sperma, überwintern einzeln, und jede von ihnen zieht dann ein neues Volk auf (oder versucht es wenigstens). Es muss ja eine Vermehrung geben, wie sollten sonst die Verluste oft ganzer Völker durch Fressfeinde, Parasiten und Schädlingsbekämpfer ausgeglichen werden?[/font]

[font=Times New Roman]Eine weitere, auch immer wieder zu lesende falsche Vorstellung ist die, dass Insekten, und hier speziell Wespenköniginnen, einen warmen Winter besser überstehen als einen kalten. Im Gegenteil: Bei höheren Wintertemperaturen läuft der Stoffwechsel (Auf- und Abbau von Verbindungen, Atmung usw.) rascher, unter Verbrauch von Energie aus den Fettreserven. Das Fehlen von Nahrung in dieser Zeit führt zum Verhungern der Tiere. (Aus diesem Grund warne ich immer wieder vor zu warmer Überwinterung von Ameisenkolonien in der Haltung! – Fütterung ist in der Haltung möglich, ob nützlicher als niedrigere Temperaturen?)[/font]
[font=Times New Roman]Die größte Gefahr für Insekten im Winter ist die Austrocknung, besonders in langen Frostperioden. Deshalb gruppieren sich viele sonst solitäre Insekten zur gemeinsamen Überwinterung in einem +/- abgeschlossenen Versteck; das von allen Tieren abgegebene Stoffwechselwasser erhöht die Luftfeuchtigkeit und senkt den Wasserverlust der einzelnen Individuen. Ein bekanntes Beispiel sind die Ansammlungen von Feuerwanzen unter Baumrinde oder im Laub.[/font]

[font=Times New Roman]In dem Artikel wird ein „Wespenjahr“ prognostiziert: Gerade in unserer Gegend gab es in 2013 fast erschreckend wenige Wespen und Hornissen. Wenn dann deren ohnehin geringe Nachkommenschaft durch einen warmen Winter zusätzlich dezimiert wird …..??[/font]

[font=Times New Roman]Maikäfer: Es ist richtig, dass diese bereits im Herbst das Puppenstadium beenden und als adulte Käfer im Boden bis zum Mai „warten“ – in ziemlich frostfreier Tiefe und schön feucht![/font]
[font=Times New Roman]Einzelne, die sich durch zu warme Witterung verleiten lassen, bereits jetzt an die Oberfläche zu kommen, sind vielleicht genetisch falsch gestrickt. Jedenfalls lauert die Selektion: Nix zu fressen, wenn die Futterpflanzen sich auf ihren Taschenkalender oder auf die von der Witterung nicht modifizierbare Tageslänge verlassen. „Wer zu früh kommt, den bestraft das Leben“ möchte man das Gorbatschow zugeordnete Zitat abwandeln. [/font]
[font=Times New Roman]Und daran erinnern, dass auch bei vielen Ameisenarten innere Uhren ticken dĂĽrften, auch wenn das erst fĂĽr zwei Arten einigermaĂźen sicher nachgewiesen wurde.[/font]

[font=Times New Roman]So viel gibt es an diesem Artikel zu kritisieren. Kein Wunder, wenn sich so mancher lieber an die kurz gefassten, in vielfacher Wiederholung „bewährten“ Weisheiten halten mag. :mad:[/font]

[font=Times New Roman]MfG,[/font]
[font=Times New Roman]Merkur[/font]



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#8 AW: FrĂĽhling im Winter lockt...

Beitrag von Reber » 9. Januar 2014, 15:35

Danke fĂĽr die Infos!
Zu den wildlebenden Honigbienen-Populationen gibt es offenbar unterschiedliche Ansichten. Es wäre natürlich schon sehr schön, wenn es wilden Völkern auch in unseren Breitengraden gelänge, trotz der Varroa-Milbe - ohne Hilfe von Imkern - zu überleben. Aber wie realistisch ist das noch?

Edit: In der Schweiz ist es jedenfalls "amtlich", dass es keine wildlebenden Honigbienen mehr gibt...



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