Hallo Abaton23,
Ich war vor drei Jahren in derselben Situation wie du. Ich hatte ebenfalls zwei F. sanguinea-Gynen gefunden. Ich hatte ihnen die Wahl gelassen, ob sie zusammen gründen wollen.
Das kannst du alles hier im Detail nachlesen, ich hatte seinerzeit einen Bericht dazu verfasst:
http://www.ameisenportal.eu/viewtopic.php?f=57&t=1039Ich hoffe, mein Bericht hilft dir etwas weiter. Ich werde nun trotzdem noch deine Liste durchgehen:
Abaton23 hat geschrieben:A - F.sanguinea soll in der Gründungsphase auf die Brut anderer Formicaarten angewiesen sein. Wie kommt eine einzelne Königin aber ohne Arbeiterin in der Natur zu solch einer Brut? Das erscheint mir unlogisch - um diese Brut rauben zu können, braucht sie doch erst eine Stammannschaft eigener Arbeiterinnen. Hat sie aber eine solche Mannschaft, hat sie doch eh alleine gegründet. Welchem Zweck dient die fremde Art?
Es gibt verschiedene Strategien der Koloniegründung bei F. sanguinea.
Königinnen schließen sich Raubzügen ihres Nestes an, und versuchen dann im Durcheinander im überfallenen Nest entweder dieses Nest zu übernehmen, oder zumindest ein paar
Puppen zu stehlen und dann damit zu gründen.
Wichtig, ihre Wirtsarten sind ausschließlich aus der Untergattung
Serviformica. Das ist für dich insofern praktisch, da die Arten dieser Untergattung außerhalb von Naturschutzgebieten nicht geschützt sind, und du dort einige
Puppen sammeln kannst (10-20 reichen völlig). Solche
Puppen verstreust du dann in der Arena vor ihrem RG. Sie werden die
Puppen dann rasch einsammeln und sich im RG verbarrikadieren.
Eine zweite Variante der Gründung ist, das die
Königin einfach alleine in ein Nest einer Wirtsart eindringt und die dortige
Königin vertreibt oder tötet. So übernimmt sie dann die Kolonie.
Dritte Variante ist die Adoption in ein arteigenes Nest.
Zwingend brauchen Raptiformica die Wirtsarbeiterinnen dabei nur bei der Gründung. Sie haben einfach nicht genug Reserven, um davon ihre ersten Arbeiterinnen großzuziehen. Deshalb bezeichnet man F. sanguinea als
fakultative Duloten, d.h. sie sind nicht zwingend ihr ganzes Kolonieleben auf Sklaven angewiesen, greifen aber gerne darauf zurück falls möglich.
Abaton23 hat geschrieben:B - F.sanguinea soll sich langsamer entwickeln wie andere Formicaarten. Sie soll auch polygyn sein. Sollte man die beiden Gynen trotzdem einzeln gründen lassen oder ist das polygyne vergesellschaften vorzuziehen, um die Entwicklung anzutreiben?
Würd mich interessieren, wo du das her hast? Sie entwickeln sich ganz normal, wie andere Formica-Arten auch. Alle Formica gehen übrigens ohne jede
Brut in
Winterruhe.
Abaton23 hat geschrieben:C - Um die Tiere polygyn gründen zu lassen, sollten sie dann von Anfang an im selben Reagenzglas angezogen werden? Oder führt das dann zum Mord im Reagenzglas? Gibt es weitere Techniken wie mehrere Reagenzgläser nebeneinander legen, Schlauchverbinder oder ähnliches?
Ich würde ihnen die Wahl lassen, siehe meinen Bericht. Oder gleich zwei getrennte Arenen. Zusammen zwingen würde ich sie nicht, im schlimmsten Fall hast du dann zwei tote Könginnen.
Abaton23 hat geschrieben:D - Wenn die Gynen in getrennten Reagenzgläsern gründen sollten, kann man sie überhaupt noch später vergesellschaften, sowie sie erste Pygmäen haben? Oder werden sich die Gynen samt Nachwuchs erst recht bekämpfen, da sie sich später als Feinde ansehen werden?
Sie werden in diesem Fall einen unterschiedlichen Nestgeruch entwickeln, und ohne weiteres sich eher nicht vertragen. Da F. sanguinea aber auch zur Adoption und Teilnestbildung neigt, sehe ich schon Chancen, dass es klappen kann, zwei Kolonien zusammenzuführen. Ich würde es am ehesten mit einem gewissen Kälteeinfluss probieren, beide Kolonien z.B. ein paar Tage in den kühlen Keller stellen und dann aneinander gewöhnen.
Bleibt die Frage, ob sie überhaupt zusammen gründen sollen. Zwei Kolonien bieten einige Vorteile. So hast du eine Kolonie in der Hinterhand, falls etwas schief gehen sollte. Oder du verkaufst eine der Kolonien, bzw. gibst sie weiter.
Wie auch immer, ich wünsche dir gutes Gelingen!
LG Maddio