Klein anfangen und groß rauskommen: Halterentwicklung!

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#1 Klein anfangen und groß rauskommen: Halterentwicklung!

Beitrag von Imago » 10. Januar 2010, 11:25

Hallo Ameisenfreunde!

Wer kennt das nicht: Man kommt mit der Haltung von Ameisen in Berührung, aus welchem Grund auch immer, und verfällt dieser faszinierenden Aufgabe. Man etwickelt sich weiter, taucht tiefer ein, setzt für sich selber Schwepunkte, spezialisiert sich evtl. und entdeckt immer wieder etwas Neues, was einen interessiert, reizt und ansteckt. Hier möchte ich einmal aus meiner Sicht im Schnelldurchlauf berichten, wie alles begann, warum ich mich so entschieden habe und meine Entwicklung als Ameisenhalter kommentieren.

Am 02. Juli 2008 begann meine Ameisenhaltung mit einer Camponotus ligniperda Gyne.

Zuvor habe ich hier im Forum viel gelesen, täglich mehrere Stunden. Schnell verstand ich, dass eine Erfolgreiche Haltung nicht nur von theoretischem Wissen abhängt, sondern auch von einer guten Planung und Vorbereitung. Wissen aus eigener Erfahrung, ist dass wichtigste Gut. Besser noch, man studiert vor ab die Tiere in der freien Natur, speziell die Art, die man als Neueinsteiger halten möchte. Eine heimische Art sollte für einen Neueinsteiger im Vordergrund stehen. Natürlich sollte die Haltung so naturnah wie möglich, ausgenommen der Gefahren, von statten gehen.

Wer seine erste Gyne selber fängt (das macht stolz:)), hat ein Erfolgserlebnis und wird diese Gyne wahrscheinlich nicht gleich nach der ersten Saison abgeben. Zumal das Miterleben einer Gründung für Anfänger auch wichtig (Vorfreude:yellowhopp:) und interessant ist. Das Bestellen einer kleinen Kolonie halte ich für weniger sinnvoll, auch wenn es einige Vorteile bietet.

Meine Entscheidung viel damals auf Camponotus ligniperda, da sie in Deutschland heimisch ist, wegen der Größe, der Kastenbildung und dem Charakter der Ameise, stand die Entscheidung zügig fest. Der endogene Rhythmus dieser Art, vereinfacht meiner Meinung auch für Anfänger die Winterruhe. Die Zeichen sind eindeutig und nicht missverständlich.

Ein Jahr später, nach dem alles gut verlief machte ich mir die ersten Gedanken über die Anschaffung einer weiteren Ameisenart. Es war nicht so das mir die Camponotus ligniperda zu langweilig waren, eher verschob sich mein Interesse, oder besser: Es weitete sich aus. Ich wollte nun gerne eine Art halten, die ich als Kontrast zu den Camponotus ligniperda halten kann. Wenn man Ameisen denkt, denkt man an Wuseln, ich hatte kein Wuseln.

Also wartete und freute ich mich auf den ersten bewusst miterlebten Schwarmflug. So ließ ich dann mehrere Gynen mehrerer Arten bei mir gründen. Ich konnte meinen Horizont somit erweitern. Ich denke die Haltung sollte mit einer der heimischen Arten beginnen.

Ich verbrachte viel Zeit draußen, beschäftigte mich mit den verschiedenen Habitaten, der verschiedenen Arten, deren Wirkungsbereich etc.

Ich finde Lasius niger super, aber auch Formica (Raptiformica) sanguinea, und Lasius flavus hat auch eine schöne Farbe, Myrmica rubra ist auch eine interessante Art, tja irgendwie hat jede Art ihren eigenen Charme :)

Die Reise eines Ameisenhalters kann lang werden, wer gleich mit anspruchsvollen Arten beginnt, kann schnell die Lust an der Haltung verlieren. Die Ameisenhaltung ist geprägt durch Problembewältigung und Herausforderungen, doch wenn man permanent überfordert ist, geht wohl schnell der Spaß an der Haltung verloren.

Seit dem ich Ameisen halte hat sich auch bei mir einiges geändert. Durch viele diverse Themen rund um die Ameise, deren Haltung und etc. ist man mit Themen in Berührung gekommen für die man vorher weder Interesse gezeigt hat, geschweige denn überhaupt etwas wusste.

Auch ist es immer wieder interessant mit zuverfolgen, wie viele verschiedene Ansichten die Ameisenhalter prägen. Wären alle einer Ansicht, würden z.T. wichtige Informationen verloren gehen. Hier möchte ich auch gern mal ein Lob an das gesamte Forum losweren. An die Moderatoren, sowie an die engagierten Schreiber. Hier in dem Forum ist eine Menge Wissen gespeichert. Für mich zumindest macht dieses Forum einen großen Teil der Haltung aus.

Interessant finde ich auch, wie man sich im laufe der Zeit weiterentwickelt, oder sich Interessen verschieben. Einige Halter hier im Forum sind ein gutes Beispiel. Es gibt bei vielen Lieblingsgattungen, oder die Vergesellschaftung von Ameisen in Gemeinschaftsbecken ist evtl. eine schöne Weiterentwicklung dieser Aufgabe. Nach knapp zwei Jahren Ameisenhaltung bin ich nun bei den Exoten angekommen. Auch ich möchte das Warten in der Winterruhe ausschalten. Was natürlich auch wieder einige Probleme in der Haltung aufwerfen kann. Auf eine Winterruhe, in der man die Anlage grundlegend verändern kann, muss ich nun verzichten, Probleme können nicht über die Winterruhe hinweg gelöst oder ausgemerzt werden. Jedoch habe ich die grundlegenden Fakten einer erfolgreichen Haltung verstanden, hoffe ich zumindest, die Praxis wird es zeigen;)

Ich weiß, ich werde mich noch lange weiter mit der Haltung von Ameisen beschäftigen und über eines bin ich mir auf alle Fälle im Klaren, ich stehe noch ganz am Anfang meiner Reise.

Gerne kann hier diskutiert, oder eigene Erfahrungen gepostet werden.

LG Imago



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ameisenheld4
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#2 AW: Klein anfangen groß rauskommen, Halterentwicklung!

Beitrag von ameisenheld4 » 10. Januar 2010, 13:29

Hallo Imago,
gute Idee einen solchen Thread zu eröffnen

Als ich vor etwa einem Jahr zum ersten Mal dieses Forum gesehen habe war ich zuerst erstaunt wie viele Leute auch Ameisen halten, oder halten wollen. Man sah so viel Wissen auf einem Ort das man schnell überfordert war. Ich versuchte alles aufzuschreiben was für mich wichtig war. Doch keine Chance, es gab einfach zu viel, als dass ich es auf ein paar A4 Blätter hätte schreiben können. Seit dem ersten Tag schaue ich nun jeden Nachmittag in das Forum rein um zu sehen was es neues gibt.
Bin schon ein wenig ein Freak geworden.:)

Auf einmal wurde mir vieles sichtbar, welches vorher unsichtbar für mich gewesen war. Das beste Beispiel war der Schwärmflug: Noch vor einanhalb Jahren wusste ich noch überhaupt nicht das es einen Schwärmflug bei Ameisen gab, geschweige denn, dass ich einen gesehen habe. Und plötzlich sah man auf jeder Strasse überall wo man hintrat Ameisen und Königinnen. Eine neue Welt hatte sich für mich geöffnet.

Bei der Ameisenauswahl war ich mir anfänglich nicht klar, doch dies erübrigte sich selber, als ich eines Nachmittages eine Könnigin fand und ich unglaublich nervös zu mir nach Hause nahm. Eine solche Gründung ist wohl das aufregendste was man sich vorstellen kann.

Fazit: Nur dank diesem Forum und den Ameisen kann ich sagen das ich die Natur besser verstehe und noch mehr respektiere!!!
DANKE!:spin2:

Mfg ameisenheld4



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KayRay
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#3

Beitrag von KayRay » 10. Januar 2010, 16:13

Hey,
Bei mir ist es ähnlich.
Ich kam im Sommer wieder zufällig auf den Gedanken, dass bald Schwarmflug sein müsse. ( Das hatte ich die Jahre über beobachtet.)
Schon als Kleinkind hab ich mich sehr für Ameisen interessiert. Oft aber eher zum Leid der kleinen.. :( Ich habe in meiner Grundschulzeit schon ein paar Versuche gestartet Ameisen zu halten, welche jedoch immer zum Scheitern verurteilt waren. Ich hab entweder einfach ein Nest ausgebuddelt und in Omas Marmeladenglas gesetzt oder eine (natührlich unbefruchtete) Gyne in ein solches getan.. Dass sowas langfristig keinen Erfolg hat brauch ich ja nicht weiter ausführen..
Jedenfalls kam mir nach einigen Ameisenfreien Jahren wieder der Gedanke es nochmal zu versuchen. Gesagt getan ab ins Internet und Informationen zusammen getragen. Unter anderem bin ich dann auch auf dieses Forum gestoßen, welches mir einige nützliche Tipps und Informationen lieferte.
Der Gründung meiner eigenen Kolonie durch vier selbstgefangene Gynen im Sommer stand dann nichts mehr im Weg. :)
Auch ich bin nun am Anfang einer bestimmt interessanten Halterkarriere..

Lg und tolle Idee Imago ;)


Mitdenken tut nicht weh.
Und hilft dem Mensch seid eh und je.
:)

donbilbo
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#4

Beitrag von donbilbo » 10. Januar 2010, 17:50

Hier mal ein paar Rückschläge die ich bisher nur kurz angeschnitten habe oder garnicht berichtet habe:

- Meine grosse Kolonie Polyrhachis dives hatte von einem auf den anderen Tag keine Brut mehr, später frassen die Ameisen dann auch nichts mehr, dieser Zustand hielt über Monate an bis ich sie überbrüht habe.
- Meine grosse Kolonie Pheidole pallidula ist durch einen minimalen Schlitz und Ölbarriere ausgebrochen, es kamen nur kleine Arbeiterinnen raus die innerhalb weniger Stunden sämtliche Krümel und Müll der sich unter Schränken und Sofa befunden hat zum Formicarium schleppten, diesen dann aber nicht hineinbekamen weil die Ausbruchsöffnung zu klein war.
- Zwei Königinnen Pheidole pallidula sind in der Gründungsphase in einem handelsüblichen RG gestorben und verschimmelt.
- Eine Königin Crematogaster scutellaris teilte das selbe Schicksal.
- Eine Königin Messor marocaneus wurde bei der Gründung im RG plötzlich von hunderten Milben bedeckt und "gefressen".
- Das Nest meiner Kolonie Crematogaster rogenhoferi sah von aussen ganz normal aus, innen war es mit einem blauen haarigen Schimmel überzogen, musste die Kolonie überbrühen, das wollte ich nicht einatmen müssen.
- Meine riesige Kolonie Solenopsis geminata verströmt seit Wochen einen Geruch nach Urin wie die schlimmste Bahnhofstoilette die ihr euch vorstellen könnt, seitdem halte ich sie im Keller.
- Zwei (angebliche) Kolonien Polyrhachis illaudata haben bei mir nicht ein einziges Ei gelegt, wer weiss ob da überhaupt eine Königin dabei war.

Das alles unter der Überschrift: Klein Angefangen, gross investiert und am Ende nichts ausser ein paar hunder Euro weniger auf dem Konto und ein paar schönen Erinnerungen.



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#5 AW: Klein anfangen und groß rauskommen: Halterentwicklung!

Beitrag von Imago » 20. Januar 2012, 16:25

Klein Anfangen und groß rauskommen...

...die Ameisenhaltung!?

Natürlich gibt es auch Rückschläge. Die Ameisenhaltung ist nun mal geprägt durch die Erfahrung die ein Halter sammeln konnte. Aber auch das ist nicht zwingend eine Erfolgsgarantie. Wer schon länger dabei ist, dieses "Hobby" ernst nimmt und auch schon einige Arten gehalten hat, kann mir wohl folgen wenn ich sage: Jede Art bringt eine neue Aufgabe mit sich.

Wer hier naiv an die Sache ran geht bekommt schnell eine Quittung.

Wer sich eine Art nach Hause in die eigenen vier Wände holt, sollte sich vorab über die Art im Freiland informieren. Wie ist ihr Verhalten geprägt, hat sich diese Art auf etwas spezialisiert, welches Klima gilt es zu erzeugen um diese Art erfolgreich halten zu können.

Das schöne an der Haltung ist, das Volk das man hält verändert sich zusehenst und der Halter muss sich auf die Veränderungen einstellen.

Klein anfangen und groß rauskommen ist aber auch einfacher gesagt als getan. Meine Haltung von Camponotus ligniperdus ist das beste Beispiel. Eine Haltung geprägt von Problemen und deren Behebung. Immer etwas Neues, keine Saison vergeht wo mal alles glatt läuft. Diese Haltung ist vom Pech verfolgt.

Ja, auch so kann es gehen.

Fakt ist, man entwickelt sich immer weiter. Nuzt diese Erfahrung für neue Projekte, begibt sich auf Neuland und lernt erneut dazu.

Es gibt mittlerweile so viele Arten die in Shops verkauft werden. Haltbare wie meiner Meinung nach auch Arten die für die Private Haltung in den meisten Fällen (bezogen auf die privaten Möglichkeiten) nicht haltbar sind.

Aber das ist ein anderes Thema.

Die Ameisenhaltung bietet schier unendliche Möglichkeiten bis hin zur Gemeinschaftshaltung. Und auch da ist Erfahrung des Halters und die Transparenz der jeweiligen Art unabdingbar für eine erfolgreiche Haltung.

LG Imago



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