Kolonie in der Natur aussetzen - Fragen

Wo braucht Ihr Hilfe, was an Fragen Eurer Ameisenhaltung möchtet Ihr diskutieren?
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#1 Kolonie in der Natur aussetzen - Fragen

Beitrag von Gast » 30. Mai 2009, 10:36

Hallo,

ich halte seit etwas über einem Jahr eine Formica sanguinea Kolonie. Nun habe ich mich nach reichlicher Überlegung entschlossen, dass ich die Tiere gern in der Natur aussetzen würde.

Hat damit evtl jemand Erfahrung und könnte mir einen Tipp geben wie / wann / wo ich die Kolonie am besten freilasse, damit ihre Überlebenschance so groß wie möglich ist?

Wie groß sollte z.B. der Abstand zu anderen in der Gegend vorhandenen Formica Nestern sein? Ich kenne einen schönen, sonnigen Waldrand, wo die Bedingungen offenbar gut sind, da es dort mehrere Waldameisen Nester gibt. Wäre das Risiko, von den anderen Kolonien überrannt zu werden zu groß? Sollte ich besser einen Ort suchen, an dem die Bedingungen evtl nicht ganz so ideal sind, aber dafür weniger Konkurrenz vorhanden?

Und... ist es noch früh genug im Jahr, um sicherzustellen, dass sich meinen Kleinen ordentlich auf den Winter vorbereiten können, wenn ich sie nun aussetze?

Die Kolonie ist ca 70-80 Tiere stark und lebt in einem Holznest. Ich würde dann das Holznest mit den Tieren drin in den Wald bringen. Sollte man das Nest ein wenig einbuddeln oder sonstwie "tarnen"?

Und.. zur Zeit hat die Kolonie viele Eier und Larven, keine Puppen. Sollte ich warten, bis sich ein Teil der Larven verpuppt hat, damit die Ameisen nicht soviele Mäuler zu stopfen haben für den Anfang?

Ich wäre dankbar für Tips und Hinweise jeglicher Art.

Gruß
Stefanie



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Schildkroet
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#2 AW: Kolonie in der Natur aussetzen - Fragen

Beitrag von Schildkroet » 30. Mai 2009, 11:39

Hallo,

Darf ich dir vorerst eine Frage stellen, deren Beantwortung dann mit Glück einige Tipps nach sich zieht:

Hast du die Kolonie gekauft oder selbst aus deiner Umgebung entnommen?

Denn hast du sie gekauft, fällt das Aussetzen in meinen Augen aus.
Stichwort "intraspezifische Homogenisierung".


___Schildkroet


<Eine eigene Meinung ist gut, sie weiter entwickeln zu können, ist besser>
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#3 AW: Kolonie in der Natur aussetzen - Fragen

Beitrag von Gast » 30. Mai 2009, 12:17

Hallo Schildkroet,

zunächst einmal danke für deine Antwort.

Die Kolonie ist gekauft, die Problematik mit dem Aussetzen gekaufter Kolonien ist mir auch durchaus bekannt. Ursprünglich wollte ich aus diesem Grund auch nicht im einem Forum nachfragen, da ich mir dachte, daraus würden ohnehin nur negative Antworten bis hin zu Flames wegen meines Vorhabens resultieren.

Mein Entschluss, die Tiere in die Natur zu entlassen, steht allerdings fest, ob mit Tipps oder ohne. Mit wäre mir natürlich lieber, da ich den Tieren gern die besten Überlebenschancen einräumen möchte (was der Grund ist, weshalb ich mich dazu durchgerungen habe, doch im Forum zu posten).

Gruß
Stefanie



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jkiefer
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#4 AW: Kolonie in der Natur aussetzen - Fragen

Beitrag von jkiefer » 30. Mai 2009, 12:58

Hallo,

ich kann dein Vorhaben leider in keinster Weise unterstützen, werde dir deshalb auch keine Tipps geben (auch weil ich damit sogut wie keine Erfahrung habe). Auf der anderen Seite kann ich dich aber durchaus verstehen, den Tieren die Freiheit zurückzugeben zu wollen.

Allerdings kann das schlimme Folgen für unsere Umwelt haben und ich wage zu bezweifeln das das in deinem Interesse wäre, klingst du doch vernünftig!
Wenn du Beispiele brauchst was für Folgen das haben kann solltest du einmal nach unserer einheimischen Europäischen Sumpfschildkröte googlen, welche nach und nach durch ihre Vettern aus dem südlichen Europa verdrängt werden und mittlerweile vom Aussterben bedroht ist (Es ist zwar die selbe Art, hat aber Anpassungstechnisch nichts in Mitteleuropa zu suchen). Durch die mangelnde Anpassung dieser Südeuropäer an unser Klima und unsere Umgebung ist tatsächlich die gesamte europäische Sumpfschildkröten Population in Mitteleuropa bedroht.
Dies wurde verursacht durch Menschen wie dich, die ihrem Tier die Freiheit zurückgeben wollten ohne die ökologischen Folgen zu beachten bzw. diese Folgen gar nicht kennen.
Dies nur einmal als Beispiel.

Ich hoffe du überdenkst nocheinmal deine Entscheidung, Ameisenhalter die dir mit Freude deine kleine Kolonie abnehmen würden gibt es genug, wohl mit Sicherheit auch einige die sie persönlich bei dir abholen würden.
Ausserdem hätten sie dann eine weitaus höhere Überlebenschance wie in der freien Natur und ich denke auch das ist in deinem Interesse.

MFG



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Karl144
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#5 AW: Kolonie in der Natur aussetzen - Fragen

Beitrag von Karl144 » 30. Mai 2009, 13:14

Ich denke, im Forum lassen sich einige Leute finden, welche die Kolonie annehmen würden (vorrausgesetzt du verlangst nicht noch Geld dafür:verrueckt:) mach einfach nen Thread im Flohmarkt. Denn dann, wären die Überlebenschancen viel höher:clap:. Es wäre wirklich nicht sehr vorbildlich die Kolonie auszusetzen:nono:. Wieso und warum, kannst du hier im Forum in vielen Threads nachlesen.

Hoffe ich konnte helfen.

Mfg, Karl144:evil:


"Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier".
Mahatma Gandhi.

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#6 AW: Kolonie in der Natur aussetzen - Fragen

Beitrag von Gast » 30. Mai 2009, 14:05

Nunja, die Sache mit dem Vermischen des Genpools bei Aussetzen von "gekauften" Ameisen habe ich ehrlichgesagt immer ein wenig skeptisch betrachtet. Immerhin ist es keine exotische Art, die ich aussetzen möchte, sondern eine, die es hier auch durchaus bereits in der freien Wildbahn gibt. Die Tiere könnten theoretisch auch auf "natürlichem" Wege hierhergelangen. Ich halte es für schlichtweg unmöglich, dass ich mit meinem Vorhaben in irgendeiner Weise das Gleichgewicht hier im Wald durcheinander bringen könnte.

Ich hatte mich mit einem anderen Ameisenhalter (der um einiges mehr an Erfahrung hat als ich) mit diesem Thema auseinandergesetzt, da ich unsicher war. Er sagte mir folgendes:

"Das ganze Gerede, das Ameisen nur ausgesetzt werden dürfen, wenn sie aus der Gegend gefangen wurden ist für mich nur Wichtigmacherei.
Sicherlich da ist was dran, denke nur die Zeiten sind längst überholt.
Eine Ameisenkönigin in die Thermik gekommen fliegt sonst wo hin und das gibt es schon immer, der Genpool ist aus meiner Sicht längst schon durchmischt.
Ameisen, zum gleichen Thema, wie sieht es aus, wenn uns eine Fliege aus Süddeutschland entwischt?"

Zu der Idee, die Kolonie an einen anderen Halter abzugeben: Natürlich habe ich auch das in Erwägung gezogen, allerdings sei dazu gesagt, dass ich meine Ameisen nicht primär aussetzen möchte, weil ich sie loswerden will. Es geht mir tatsächlich speziell darum, dass ich einfach denke, diese Tiere gehören in die Natur, nicht in ein Regal. Als ich sie mir letztes Jahr gekauft habe, sah ich das anders, ich habe meine Meinung geändert.

So oder so, überlegen werde ich es mir nicht noch einmal. Ich hatte gehofft, dass trotz der erwarteten negativen Grundhaltung evtl. jemand bereit wäre, Tipps zu geben. Wenn ihr das mit eurem Gewissen nicht vereinbaren könnt, dann bin ich eben auf mich allein gestellt, das ist dann auch in Ordnung.

Dennoch danke für eure Antworten

Gruß
Stefanie



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The_Paranoid
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#7 AW: Kolonie in der Natur aussetzen - Fragen

Beitrag von The_Paranoid » 30. Mai 2009, 14:13

Also Tipps zur Freilassung kann ich dir eigentlich nicht wirklich geben. Würd mir ein schönes Plätzchen aussuchen, wo du öfters mal vorbeischauen kannst um nach dem rechten zu sehen ;)

jkiefer hat geschrieben:Durch die mangelnde Anpassung dieser Südeuropäer an unser Klima und unsere Umgebung ist tatsächlich die gesamte europäische Sumpfschildkröten Population in Mitteleuropa bedroht.

Mmmh, klingt jetzt so, als ob nicht die Zerstörung der Lebensräume dran schuld ist, dass die Schildkröten vom Aussterben bedroht sind, sondern allein das Einwandern der Südeuropäer ... Tatsache ist, dass es auch komplett einheimische Bestände gibt, die trotzdem vom Aussterben bedroht sind ...

Auch wenn intraspezifische Homogenisierung bei den Schildkröten eine Rolle spielen mag lässt sich das nicht so einfach auf Formica sanguinea übertragen. Schließlich ist dies eine sehr weit verbreitete Art, die beim Schwarmflug auch weitere Strecken zurücklegen kann. Für Lasius niger wurde gezeigt, dass für ein sehr großes Gebiet die Population schon homogen/komplett durchmischt ist, also auch ein Aussetzen 1000km weiter weg egal wäre.
Ist anzunehmen, dass dies bei Formica sanguinea ähnlich ist. Und selbst wenn nicht, würde das Aussetzen keine negativen Folgen haben, da die Art einfach zu häufig vorkommt, als dass sich mangelnde Anpassung durchsetzen könnte.

Ansonsten empfehle ich mal in diesem Thread Post 6 und 7.

Von daher teile ich die Meinung mit Scyzas Ameisenhalter-Freund, dass ein Aussetzen kein Problem ist ;)



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jkiefer
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#8 AW: Kolonie in der Natur aussetzen - Fragen

Beitrag von jkiefer » 30. Mai 2009, 15:01

Hallo,
du hast natürlich recht The_Paranoid, allerdings bin ich der Meinung das wenn man von solchen möglichen Folgen weiß es nicht auch noch absichtlich machen sollte.
Und natürlich ist es so das die Europäische Sumpfschildkröte nicht nur durch diese Mischpopulationen bedroht ist, sondern wie du schon sagtest vorallem durch die Zerstörung ihrer Lebensräume. Allerdings, und das ist tatsächlich nachgewiesen, begünstigt die Mischpopulation deren Aussterben noch.

Und leider werden die Erkenntnisse von Lasius niger oft auf alle Ameisenarten verallgemeinert, wodurch dann auch das Aussetzen von Arten die nur inselartige Populationen ausbilden (z.b. Messor structor, Manica rubida) ("schein-")legitimiert wird, wo du selbst geschrieben hast das dort durchaus eine Gefahr liegen könnte.
Oft werden diese Aussagen auch missbraucht um "Ansiedelungsaktionen" zu legitimieren. In der Art: Intraspezifische Homogenisierung ist alles quatsch, siehe Beispiel mit Lasius niger! Ich tu doch immerhin der Natur einen gefallen wenn ich seltene Arten von wo anders hier ansiedele!
So wie hier:
So lange das mit "interspezifischer Homogenisierung" eine Theorie ist und kein gesetzliches Verbot, seh ich keinen Grund, Geschlechtstiere heimischer Arten zu töten, statt sie in Freiheit ihre Art erhalten zu lassen. Falls jemand streiten mag, nicht mit mir.

Eine sinnvolle Verwendung indes war wohl noch unbeachtet geblieben:
Biete die Tiere einem Zoohändler als Lebendfutter an.

Besonders unsinnig ist eine Verhinderung des Schwärmens bei bedrohten Speciae- etwa Manica rubra und Formica truncatus.
Und gerade Manica rubida und Camponotus truncatus(lol nicht Manica rubra und auch nicht Formica truncatus, sagt eigentlich schon alles über den Verfasser aus ^^) sind Arten die durch intraspezifische Homogenisierung durchaus betroffen sind. Bei Manica rubida wird auch schon des längeren eine Aufspaltung der Art in verschiedene Unterarten diskutiert.

Bei Formica sanguinea hast du aber recht, Auswirkungen sind sicher nicht zu erwarten, trotzdem nicht verallgemeinern und am besten trotzdem sein lassen, ansonsten wird diese Thematik nur unnötig verharmlost.

Und wie gesagt ich habe nichts gegen Scyza, nur verstehe ich die Beweggründe nicht unbedingt, auf der einen Seite will sie ihren Schützlingen etwas gutes tun und möglichst viele Tipps zu ihrem Vorhaben bekommen, auf der anderen Seite setzt sie ihre Schützlinge einem sehr großen Risiko durch das Aussetzen aus, wo sich doch sicher ein erfahrener Halter finden sollte.

In diesem Sinne...
MFG :spin2:



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