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Lasius fuliginosus - Gründungsversuch

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#1 Lasius fuliginosus - Gründungsversuch

Beitrag von lollypop » 10. Juni 2012, 11:57

Diskussionsfaden zu diesem Beitrag

Nachdem Joejoe sein Projekt zu dieser wunderhübschen Art hier scheinbar nicht weiter kund tut, werde ich mal versuchen euch etwas zu meinem Gründungsversuch zu erzählen.
Da ich in diesem Forum ein echter Anfänger mit den Gestaltungsmöglichkeiten bin, würde ich mich sehr über administrative Unterstützung beim Aufhübschen des Beitrages von außen freuen.

Ich wohne hier im ameisenkargen Norden und habe daher nicht die Vielfalt an Ameisen im Garten, die ich gern dort beobachten würde, werde aber dafür entschädigt durch das Vorkommen von Lasius fuliginosus. Ich beobachte dese Art oft und gern an meinem Moorbeet, wo ihr Nest ist, aber auch überall im Garten, wo sie fouragiert. Besonders gern tut sie dies auch beim Komposthaufen.

Nun, wer diese Art selbst schon live und in Farbe beobachten konnte, wird sicher meine Zuneigung verstehen. Es keimte schon vor Jahren der Wunsch diese Art im Haus zu halten, weil man dort einfach mehr Beobachtungsmöglichkeiten hat. Als ich mich damit beschäftigte und las, daß sie sozialparasitisch gründet, hat mich das erst abgeschreckt, dann aber nach und nach immer mehr interessiert und fasziniert. Eine besondere Angst wegen dem Ruf als Schadameise habe ich nicht, da mein Millionenvolk im Garten sicher schon zu Problemen geführt hätte, wenn mein Haus aus Stein interessant für sie wär. Die relativ neuen Dachlatten sind scheinbar auch zu giftig durch die Mittel mit denen soetwas heute eingelegt wird, bevor sie verbaut werden.

Ich habe dieses Jahr versucht Männchen und Gynen aus meinem Garten in einem Aerarium (ein Gazeterrarium) verpaaren zu lassen, aber ohne Erfolg. Obwohl ich ihnen ein paar Arbeiterinnen zum Füttern dazu tat, starteten nur die Männchen immer wieder und die Königinnen hat das nicht interessiert. Sie ließen sich füttern, haben aber keinerlei Startversuche unternommen. Die Männechen machten es nicht lange und siechten dahin. Die Königinnen und Arbeiterinnen habe ich also dann enttäuscht wieder zu ihrem Nest gebracht.

Tag -1:
Daß ich noch nie eine Gyne von dieser Art nach dem Schwarmflug herumlaufen sah, hatte mich schon immer gewundert. Letzten Freitag ging ich, wie üblich an dem Lasius fuliginosus Nest in der Nähe meiner Arbeit vorbei um nachzusehen, wie es ihnen geht. Ja, dort sind sie auch :-).
Nach zufriedenstellender Inspektion machte ich mich auf den Rückweg und sah eine nur leicht anders geformte Lasius fuliginosus über den Weg laufen. Sie war schnell gefangen und ich brachte sie in der Hand zurück zur Firma, wo ich im Auto zum Glück immer Reagenzgläser und Watte dabei habe. Also schnell in das Reagenzglas, Watte drauf, Visitenkarte drum zum abdunkeln. Fertig. Ab zum Kunden. Da ich am Freitag Abend nicht dazu kam die weiteren Schritte einzuleiten, nenne ich Freitag Tag -1.


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#2 AW: Gründungsversuch Lasius fuliginosus

Beitrag von lollypop » 10. Juni 2012, 12:57

Tag 0: Samstag, 9.6.2012

Achso, im letzten Beitrag ganz vergessen. Ich hatte mich ja gewundert, daß ich nie eine Gyne gefunden hatte. Als ich nun diese, wie ich schon schrieb, leicht anders aussehende Lasius fuliginosus aufsammelte wurde mir einiges klar (So ähnlich, wie bei dem Film Fightclub zum Ende hin). Es war alles immer da. Ich war nur blind.
Die Gyne glänzt hübsch, wie es die Art nunmal an sich hat. Ihr Körper ist nur im Thoraxbereich ein wenig länger und der Hinterleib ist auch ein klein wenig gestreckter. Ansonsten ist sie wirklich nur ein ganz klein wenig größer, als eine normale Arbeiterin. Klar, das hätte mir schon bei meinen Gynen im Garten auffallen können, aber die Flügel haben mein Auge offenbar so abgelenkt, daß ich nicht ordentlich beobachtet hatte. Wie gesagt, ich war blind.

Aber weiter im eigentlichen Text:
Der große Moment war gekommen. Ich wollte der Königin ein paar Arbeiterinnen "schenken". In einigen Nachrichten und bei meinem Ausflug mit DermitderMeise hatten wir schon über dieses Thema gesprochen. DermitderMeise meinte, das Gründen sollte wunderbar mit Arbeiterinnen der eigenen Art funktionieren. Das klang gut also habe ich... Lasius cf. niger genommen.
Warum? Weil ich sehen möchte, wann die erste eigene Arbeiterin auftaucht. Klar, man kann auch zählen, aber so ist es einfacher.
Und warum noch? Naja, einfach weil ich es auch um längen spannender finde so. Und ein Mangel an Lasius niger, als Hofgefolge für meine Gyne gibt es auch nicht.
Also ging ich in den Garten und fing eine Arbeiterin und noch eine und... ja, als ich die dritte in das Reagenzglas tun wollte, kamen die anderen Beiden hoppladipop wieder herausgeflitzt. Einfach ist nichts so wirklich. Ein Plan mußte her. Elise! Mein Ameisensauger. Gesagt, getan.
Mit Elise ein paar Lasius niger eingesaugt, erstmal nur drei, und in ein Reagenzglas umgefüllt. Das Umfüllen war wieder nicht leicht, weil die Lasius niger echt schnell sein können, wenn sie nur wollen. Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatten, habe ich das Reagenzglas dann mit Hilfe der darum gerollten Visitenkarte, an das Reagenzglas mit der Gyne gekoppelt. Uii, das ging ab. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Die kleinen Arbeiterinnen flitzten durch die Gegend und attackierten alles, was ihnen vor die Mandibeln kam. Die Gyne verteidigte sich und ich fürchtete, sie würde ihre Abwehrsekrete einsetzen und alles wäre nach kurzem schon vorbei.
Aber die kleinen beruhigten sich und die Gyne versuchte sie zu belecken! Ha! Ein Durchbruch? Scheinbar ja. Zu Anfang zögerlich, aber nach und nach williger ließen sich die drei Lasius niger von der Königin belecken. Was findet dort statt? Werden die Deos ausgetauscht? "Mein Bac ist Dein Bac"? Es scheint zumindest deutlich förderlich zu sein, denn die Lage beruhigte sich innerhalb weniger Minuten, die mir wie Stunden vorkamen. Die kleinen Arbeiterinnen begannen nun auch vorsichtig die Tarsen der Königin zu belecken und arbeiteten sich hoch. Nicht übel, dachte ich. Schritt eins geschafft. Also wieder mit Elise in den Garten, zum selben Nest und noch ein paar Arbeitskolleginnen der ersten Fuhre holen. Nochmal 7 Lasius niger. Ich dachte, wenn da Agressionen auftreten, bekomme ich das bei sieben weiteren Arbeiterinnen vielleicht in den Griff.
Ich habe diese Sieben dann erstmal verköstigt mir ein wenig lecker Honig, was sie auch gleich beruhigt hat (Frauen sind mit Süßem leicht zu bestechen ;-) ). Jetzt war allerdings die Frage, wie bekomme ich sie alle in ein Reagenzglas. Also Honig in Reagenzglas und an Elise angeschlossen. Tja hmm... es war immer nur die Hälfte drin und der Rest war gerade am Herumspazieren.
OK, Plan B!
Die Startarena, wie ich sie schon öfter benutzt habe mußte her: Ein angebohrtes Gurkenglas, ein Schlauch, Tetrapackdeckel für Futter.
Schnell das Gurkenglas anbohren, smash! Zu viel Druck. Kaputt. OK... Geduld...
Langsam ein weiteres Gurkenglas anbohren, ja... gleich... warum wird das nicht fertig!? Splopp, Sprung im Glas... vorsichtig weiter bohren... Kaputt. OK... Normal habe ich immer ein fertig gebohrtes Glas zur Hand, weil ich genau weiß, daß ich in solchen Momenten einfach nicht die Geduld zum langsam bohren habe. Also, raus gehen, den Gartenweg entlanglaufen... schneller... einmal schreien. Wieder rein. Nein, keine Angst, die Nachbarn kennen mich schon. Ich bin hier aufgewachsen. Die beobachten das, wundern sich aber nur noch selten.
Siehe da, beim dritten Versuch mit einigen Zwangspausen, weil dann der Akku leer war, oder die Kinder Fragen hatten, hat es dann funktioniert. Ein schönes rundes Loch. Glasbohrer sind etwas tolles und irgendwann werde ich mal schauen, wo man qualitativ hochwertigere bekommt...
Bild
Das Glas oben mit Paraffinöl eingefettet, den Schlauch dran gestöpselt und das andere Ende mit Watte umwickelt, so daß ich es in das Reagenzglas mit der Gyne und den drei Arbeiterinnen stecken kann. Und los. Sauber, keine entwischt!
Jetzt noch die anderen sieben Arbeiterinnen aus Elise in das Glas schütteln, ein wenig mit Wasser und Honig versorgen, was beides gleich gern angenommen wird.
Doch huch, was ist das! Die Königin krabbelt mit den drei anderen durch den Schlauch ins Glas. Das war so nicht geplant!

Aber alles gut. Von Anfang an keinerlei Agressionen seitens der neu hinzugefügten Arbeiterinnen gegenüber der Königin. Das scheint meine Bac-Theorie zu bestätigen. Wer genaueres weiß, bitte im Diskussionsfaden berichten. Das würde mich interessieren!
Die Gyne ist also mit den Arbeiterinnen im Glas. Wird sie wieder zurück ins Reagenzglas gehen? Paßt ihr alles zum Gründen?

Die Gyne erbettelt von den Arbeiterinnen erfolgreich Honig. Das klappt ja, wie am Schnürchen! Doch damit nicht genug. Die Arbeiterinnen Pflegen nicht nur sich, sondern putzen auch die Königin. Das sieht sehr gut aus. Keine Agressionen. Es ist später Abend, alles scheint gut gelaufen. Ich gehe ins Bett.


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#3 AW: Gründungsversuch Lasius fuliginosus

Beitrag von lollypop » 10. Juni 2012, 13:02

Tag 1: Sonntag, 10.6.2012

Die Gyne ist nicht zu sehen der halbe Mehlwurm, den ich noch als Nachtmahl gereicht hatte, ist ein wenig gefleddert. Sieht also weiterhin gut aus. Ein vorsichtiges Beiseiteschieben der Visitenkarte zeigt, daß die Gyne mit dem Großteil der Arbeiterinnen im Reagenzglas sitzt und sich pflegen läßt. Zum Fototermin wird natürlich das Pflegen der Königin eingestellt, aber ich bin mir sicher, daß ich euch das demnächst auch nochmal zeigen kann.
BildDie Gyne sitzt unten rechts, auffällig auch hier wieder der Glanz.

Ein paar Arbeiterinnen fouragieren im Gurkenglas. Ein glücklicher Ameisenhalter sitzt davor und staunt.


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#4 AW: Gründungsversuch Lasius fuliginosus

Beitrag von lollypop » 10. Juni 2012, 16:45

Erwischt! Da die Königin so super entspannt ist, habe ich nochmal ganz vorsichtig geschaut. Et la voilà. Die feine Dame bekommt gerade ihren etwas verfrühten 5Uhr-Tee serviert.
Bild


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#5 AW: Gründungsversuch Lasius fuliginosus

Beitrag von lollypop » 10. Juni 2012, 17:49

Nur noch kurz ein Update:
Einen Versuch mußte ich heute noch machen. Mich interessierte die Frage, ob die gestern hinzugefügten Arbeiterinnen heute weitere Arbeiterinnen (aus dem gleichen Nest wie gestern) angreifen würden, oder ob sie ohne Probleme in die Gruppe integriert werden.
Letzteres war der Fall. Die neu hinzugefügten Arbeiterinnen wurden nicht angegriffen, sondern wie die Schwestern behandelt, die sie ja auch sind. Es scheint also eher die Königin sich dem Duft der Arbeiterinnen angepaßt zu haben.


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#6 AW: Gründungsversuch Lasius fuliginosus

Beitrag von lollypop » 14. Juni 2012, 16:04

Nachtrag: Dienstag, 12.6.2012

Ich wollte euch noch kurz berichten, was ich am Dienstag beobachtet habe. Leider habe ich kein Foto davon gemacht.

Also, am Dienstag waren alles Arbeiterinnen außrerhalb des Reagenzglases, als hätte die Gyne sie verbannt, oder wäre gestorben. Die Arbeiterinnen saßen einfach nur herum haben nicht fouragiert.
Ich habe vorsichtig nachgeschaut und konnte feststellen, daß die Gyne lebte.
Nach geraumer Zeit (ich habe nebenbei noch gearbeitet) sah ich dann die eine oder andere Arbeiterin mal wieder in das Reagenzglas krabbeln.
Ich werde frühestens am Sonntag weiter beobachten können. Habt geduld!
Gruß,
Lars


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#7 AW: Gründungsversuch Lasius fuliginosus

Beitrag von lollypop » 31. Juli 2012, 11:57

Entschuldigt bitte mein langes Schweigen, ich war jetzt gute 5 Wochen offline!

Ich muß euch leider sagen, daß der Gründungsversuch schief gelaufen ist. Die Arbeiterinnen haben sich scheinbar von ihrer Kuckucks-Königin befreit. Zwei Tage nach meinem letzten Post, fand ich morgens die Gyne tot im Futterglas.

Kurze Zeit später habe ich dann nochmal das Glück gehabt eine Jungkönigin zu finden und mit der selben Truppe an Arbeiterinnen (die hatte ich einfach weiter gepflegt) einen weiteren Start gewagt. Auch hieraus ist nichts geworden. Die Arbeiterinnen waren erst nicht agressiv gegenüber der Königin, aber morgens lag die Königin dann trotzdem beinlos im Futterglas.

Meine Lasius cf. niger aus dem Garten scheinen keine gute Grundlage für einen Start zu sein.

Sobald ich wieder eine Grundlage für einen Gründungsversuch habe (eine Gyne und veilleicht Lasius brunneus) , werde ich hier erneut berichten.

Lieben Gruß,
Lars


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