Tag 0: Samstag, 9.6.2012
Achso, im letzten Beitrag ganz vergessen. Ich hatte mich ja gewundert, daß ich nie eine
Gyne gefunden hatte. Als ich nun diese, wie ich schon schrieb, leicht anders aussehende Lasius fuliginosus aufsammelte wurde mir einiges klar (So ähnlich, wie bei dem Film Fightclub zum Ende hin). Es war alles immer da. Ich war nur blind.
Die
Gyne glänzt hübsch, wie es die Art nunmal an sich hat. Ihr Körper ist nur im Thoraxbereich ein wenig länger und der Hinterleib ist auch ein klein wenig gestreckter. Ansonsten ist sie wirklich nur ein ganz klein wenig größer, als eine normale Arbeiterin. Klar, das hätte mir schon bei meinen Gynen im Garten auffallen können, aber die Flügel haben mein Auge offenbar so abgelenkt, daß ich nicht ordentlich beobachtet hatte. Wie gesagt, ich war blind.
Aber weiter im eigentlichen Text:
Der große Moment war gekommen. Ich wollte der
Königin ein paar Arbeiterinnen "schenken". In einigen Nachrichten und bei meinem Ausflug mit DermitderMeise hatten wir schon über dieses Thema gesprochen. DermitderMeise meinte, das Gründen sollte wunderbar mit Arbeiterinnen der eigenen Art funktionieren. Das klang gut also habe ich... Lasius cf. niger genommen.
Warum? Weil ich sehen möchte, wann die erste eigene Arbeiterin auftaucht. Klar, man kann auch zählen, aber so ist es einfacher.
Und warum noch? Naja, einfach weil ich es auch um längen spannender finde so. Und ein Mangel an Lasius niger, als Hofgefolge für meine
Gyne gibt es auch nicht.
Also ging ich in den Garten und fing eine Arbeiterin und noch eine und... ja, als ich die dritte in das Reagenzglas tun wollte, kamen die anderen Beiden hoppladipop wieder herausgeflitzt. Einfach ist nichts so wirklich. Ein Plan mußte her.
Elise!
Mein Ameisensauger. Gesagt, getan.
Mit Elise ein paar Lasius niger eingesaugt, erstmal nur drei, und in ein Reagenzglas umgefüllt. Das Umfüllen war wieder nicht leicht, weil die Lasius niger echt schnell sein können, wenn sie nur wollen. Nachdem sie sich ein wenig beruhigt hatten, habe ich das Reagenzglas dann mit Hilfe der darum gerollten Visitenkarte, an das Reagenzglas mit der
Gyne gekoppelt. Uii, das ging ab. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Die kleinen Arbeiterinnen flitzten durch die Gegend und attackierten alles, was ihnen vor die
Mandibeln kam. Die
Gyne verteidigte sich und ich fürchtete, sie würde ihre Abwehrsekrete einsetzen und alles wäre nach kurzem schon vorbei.
Aber die kleinen beruhigten sich und die
Gyne versuchte sie zu belecken! Ha! Ein Durchbruch? Scheinbar ja. Zu Anfang zögerlich, aber nach und nach williger ließen sich die drei Lasius niger von der
Königin belecken. Was findet dort statt? Werden die Deos ausgetauscht? "Mein Bac ist Dein Bac"? Es scheint zumindest deutlich förderlich zu sein, denn die Lage beruhigte sich innerhalb weniger Minuten, die mir wie Stunden vorkamen. Die kleinen Arbeiterinnen begannen nun auch vorsichtig die
Tarsen der
Königin zu belecken und arbeiteten sich hoch. Nicht übel, dachte ich. Schritt eins geschafft. Also wieder mit Elise in den Garten, zum selben Nest und noch ein paar Arbeitskolleginnen der ersten Fuhre holen. Nochmal 7 Lasius niger. Ich dachte, wenn da Agressionen auftreten, bekomme ich das bei sieben weiteren Arbeiterinnen vielleicht in den Griff.
Ich habe diese Sieben dann erstmal verköstigt mir ein wenig lecker Honig, was sie auch gleich beruhigt hat (Frauen sind mit Süßem leicht zu bestechen ;-) ). Jetzt war allerdings die Frage, wie bekomme ich sie alle in ein Reagenzglas. Also Honig in Reagenzglas und an Elise angeschlossen. Tja hmm... es war immer nur die Hälfte drin und der Rest war gerade am Herumspazieren.
OK, Plan B!
Die Startarena, wie ich sie schon öfter benutzt habe mußte her: Ein angebohrtes Gurkenglas, ein Schlauch, Tetrapackdeckel für Futter.
Schnell das Gurkenglas anbohren, smash! Zu viel Druck. Kaputt. OK... Geduld...
Langsam ein weiteres Gurkenglas anbohren, ja... gleich... warum wird das nicht fertig!? Splopp, Sprung im Glas... vorsichtig weiter bohren... Kaputt. OK... Normal habe ich immer ein fertig gebohrtes Glas zur Hand, weil ich genau weiß, daß ich in solchen Momenten einfach nicht die Geduld zum langsam bohren habe. Also, raus gehen, den Gartenweg entlanglaufen... schneller... einmal schreien. Wieder rein. Nein, keine Angst, die Nachbarn kennen mich schon. Ich bin hier aufgewachsen. Die beobachten das, wundern sich aber nur noch selten.
Siehe da, beim dritten Versuch mit einigen Zwangspausen, weil dann der Akku leer war, oder die Kinder Fragen hatten, hat es dann funktioniert. Ein schönes rundes Loch. Glasbohrer sind etwas tolles und irgendwann werde ich mal schauen, wo man qualitativ hochwertigere bekommt...
Das Glas oben mit Paraffinöl eingefettet, den Schlauch dran gestöpselt und das andere Ende mit Watte umwickelt, so daß ich es in das Reagenzglas mit der
Gyne und den drei Arbeiterinnen stecken kann. Und los. Sauber, keine entwischt!
Jetzt noch die anderen sieben Arbeiterinnen aus Elise in das Glas schütteln, ein wenig mit Wasser und Honig versorgen, was beides gleich gern angenommen wird.
Doch huch, was ist das! Die
Königin krabbelt mit den drei anderen durch den Schlauch ins Glas. Das war so nicht geplant!
Aber alles gut. Von Anfang an keinerlei Agressionen seitens der neu hinzugefügten Arbeiterinnen gegenüber der
Königin. Das scheint meine Bac-Theorie zu bestätigen. Wer genaueres weiß, bitte im Diskussionsfaden berichten. Das würde mich interessieren!
Die
Gyne ist also mit den Arbeiterinnen im Glas. Wird sie wieder zurück ins Reagenzglas gehen? Paßt ihr alles zum Gründen?
Die
Gyne erbettelt von den Arbeiterinnen erfolgreich Honig. Das klappt ja, wie am Schnürchen! Doch damit nicht genug. Die Arbeiterinnen Pflegen nicht nur sich, sondern putzen auch die
Königin. Das sieht sehr gut aus. Keine Agressionen. Es ist später Abend, alles scheint gut gelaufen. Ich gehe ins Bett.