Myrmecia pavida - Haltungserfahrungen

Berichte, Erfahrungen, Tipps, Beobachtungen Gattung Myrmecia
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Joschi

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#1 Myrmecia pavida - Haltungserfahrungen

Beitrag von Joschi » 7. Juli 2005, 19:44

Nach über einem Monat hats nun endlich geklappt, die ersten Eier sind gelegt! Der Weg dahin war lang und ziemlich nervenaufreibend: Zwei Jungköniginnen aus Franks Nachwuchsstube ;) kamen unter meine Fittiche und wurden sogleich ins Gemeinschaftsbecken gesetzt. Die beiden blieben beisammen, bis sie das erste vorgebaute Nest aus Ytong gefunden hatten. Die anderen Ameisen in der Nachbarschaft stellten keine Gefahr für die beiden dar und machten auch nie Probleme, die beiden Mädels aber schon: Normalerweise verließ eine das Nest, um nach Futter zu suchen oder den Eingang zu bearbeiten, doch nach zwei-vier Tagen marschierten beide raus, ließen das Nest hinter sich und suchten sich einen offenen Platz zum campieren. Dieses Schauspiel wiederholte sich mit jeder Art von vorgebautem Nest, das ich ihnen anbot, auch von Eierlegen keine Spur. Eine Königin war sehr aktiv und reagierte sehr aggressiv auf Bewegungen oder Störungen, wärend sich die andere ziemlich träge verhielt und einen geschwächten Eindruck machte. Nach zwei Wochen hoben sie sich unter einem Ast eine Erdkammer aus und blieben da immerhin zwölf Tage, aber auch hier brachten sie keine Brut hervor. Der Stein kam letzte Nacht ins Rollen, als die schwächelnde Königin morgens tot neben dem Nest lag. Die Todesursache war nicht mehr festzustellen, da sich bereits einige Myrmica Kolonien um den Leichnam stritten, doch das war auch nicht mehr wichtig: Unmittelbar am morgen hatte die verbliebene Königin bereits ihr viertes Ei gelegt, bis zum Mittag wurden sechs daraus, zum ersten Mal erjagte sie sich nun auch Lebendfutter. Da sie die Eier regelmäßig putzt und auch keine Anstalten macht, selbige zu fressen, schließe ich aus, dass es sich um trophische Eier handelt.

Ich bin gespannt, wie es weitergeht! Würde mich interessieren, wie es bei den anderen Myrmecia Haltern mit der Koloniegründung aussieht!


vG Joschi

fab
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#2

Beitrag von fab » 8. Juli 2005, 14:42

hiho joachim, warum hast du die zwei königinnen nicht von anfang an getrennt? vielleicht liegt es daran, dass beide bis dahin keine eier legten und sich an kein festes nest klammern konnten. ich gehe mal davon aus, dass beide königinnen "schwestern" sind, eventuell war das alte koloniegefühl größer als das bedürfnis, neu zu gründen. das dahinscheiden einer der zwei königinnen mag nun anlass dafür sein, da die bisher vorherrschende situation aufgebrochen wurde, alles jedoch reine spekulation.
um jegliche komplikationen in der zukunft zu mindern, würde ich die jungkönigin mit einigen puppen/larven unterstützen, dies sollte doch kein problem sein, oder? falls frank angst hat sein nest zu öffnen, meld dich mal bei mir, ich bin da nich so zimperlich ;)

ps: is nur spass frank :P



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Frank Mattheis
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#3

Beitrag von Frank Mattheis » 8. Juli 2005, 17:09

X(...ick versteh keen Spass, böser Fabian... Aber Spass beiseite ;)
Es scheint ja bei den Myrmecia nicht ganz so einfach zu sein. Vieles hab ich noch nicht verstanden :o, aber es gab bei den ganz jungen Königinnen manchmal Probleme. Einer Jungkönigin, damals aus Australien und folglich nicht mehr ganz so jung, gab ich zB. Arbeiterinnenpuppen, diese schlüpften und die jungen Arbeiterinnen begannen nach wenigen Tagen, die Königin zu atackieren. Ich musste sie voneinander trennen. Bei einer anderen Australierin(?) gabs keine Probleme. Gabs bei Deiner Kolonie, Fabian, nicht anfangs auch kleine Streitereien?
Bei den jetzigen sehr jungen Jungköniginnen aus meiner Zucht reagieren manche auf die Zugabe von Brut der eigenen Art relativ indifferent, deutlich gesagt, sie lassen die Puppen vergammeln und kümmern sich nicht ausreichend um sie. Beginnen sie jedoch dann damit, Eier zu legen, versorgen sie diese eigene Brut gut.
Möglicherweise brauchen die Myrmecia eine Art Startschuss, ein Ereignis wie die Ablage eigener Eier, wodurch das Brutpflegeverhalten erst ausreichend, vieleicht sogar den Brutstadien entsprechend initiiert wird. Ich vermute sogar, aber das sind noch Mutmaßungen, dass die Jungköniginnen eine erste Brut wenigstens teilweise aufgezogen haben müssen, um in einen physiologischen Zustand versetzt zu werden, der sie erst zu vollwertigen Königinnen in den Augen der schlüpfenden Arbeiterinnen macht. Vieleicht beginnt erst nach einer ausreichend langen Brutphase in Einsamkeit die Produktion der Pheromone, die die Reproduktionsfähigkeit der Arbeiterinnen unterdrückt. Denn diese nutzen gerade bei den Myrmecia jede Chance und beginnen schnell mit der Produktion eigener Eier und es kommt zu Streit innerhalb der Arbeiterinnenschaft und Chaos in der Kolonie. Ich glaube, auch Udo konnte das ausreichend beobachten.
Deswegen ist es problematisch, den Jungköniginnen gleich Puppen mitzugeben. Manches scheint bei den Myrmeciinen schwieriger zu sein.
Ein Halter, der sich erstmals mit diesen Ameisen beschäftigt, bemerkt u.U. die Auseinandersetzungen in der Kolonie nicht, das kann zum Totalverlust der Königin führen. Ich würde den Leuten empfehlen, sich anfangs in Geduld zu üben und die Königin ihre erste Brut wenigsten bis zur Verpuppung allein pflegen zu lassen. Das dauert zwar einige Zeit, ist aber weniger riskant. Dann erst sollten sie sich um weitere Puppen kümmern, Fabian oder mich fragen.
Grüsse, Frank.



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Frank Mattheis
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#4

Beitrag von Frank Mattheis » 8. Juli 2005, 18:17

Achso, hab ich ja vergessen, ich war mir ziemlich sicher, dass eine der beiden nicht begattet war. Beide waren aber "Freundinnen", hatten gemeinsam schon bei mir ein Nest ausgehoben und eine Zeitlang bewohnt. Wir wollten sie nicht trennen, auch um zu sehen, ob die beiden u.U. gemeinsam in Pleometrose gründen würden. War also eigentlich ein Versuch.
Diese Freundschaften sind manchmal abrupt zu Ende, hab ich auch bei den Königinnen beobachtet, die ich hier halte. In der Begattungsanlage :o schliessen sich manchmal Jungköniginnen zusammen, ich bringe sie dann oft gemeinsam unter. Manchmal kommt es später zu Streitigkeiten, die ernsthaft enden können. Heute ist eine der Jungköniginnen von ihrer Mitbewohnerin im Terrarium herumgezerrt und verletzt worden.
Grüsse, Frank.



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#5

Beitrag von fab » 9. Juli 2005, 21:12

ok, vor allem letztere info ist doch recht hilfreich.
bei mir gab es damals keine probleme, sofort wurden alle puppen ins nest geschleppt und auch nach dem schlüpfen gab es keine komplikationen, bis auf eine puppe, die ausgesondert wurde, hierbei schätze ich jedoch dass sie den versand nicht überstanden hat. da es anscheinend auch andere erfahrungen gibt, ist es wirklich sicherer, sich in geduld zu üben. mein urteil folgte allein aus einzelerfahrungen meinerseits, die komplett positiv verliefen. der verlust einer begatteten königin dieser art ist doch recht schwer zu ertragen und sollte natürlich weitestgehend vermieden werden.



Stefan
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#6 5 mal Ei Bitte!

Beitrag von Stefan » 17. Juli 2005, 21:34

Und schwupps, endlich nach langem Warten hat meine Königin nun auch 5 Eier gelegt. Ganz plötzlich, ohne irgendwelchen Veränderungen oder äußeren Einflüsse. Sind jetzt bestimmt fast 2 Monate her seit der Begattung und nun legt sie erst Eier.

Aber im Moment gibts nichts Neues zu berichten!

Wie siehts mit deinen aus Joachim?



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#7

Beitrag von fab » 19. Juli 2005, 19:32

das ist gut zu hören stefan, scheint ja wunderbar zu klappen. meine königin hatte damals 3 unterschiedlich große larven und begann mit dem eierlegen erst nach dem schlupf aller drei arbeiterinnen, was mir anfangs auch sorgen machte.
sie nur zu, dass sie gut im futter steht, sprich zuckerwasser und sobald larven da sind natürlich eiweiß, aber das weisst du ja sicherlich ;)
und pass auf das keine "fremdlinge" sich heimlich an den eier vergehen, während die königliche auf wanderschaft ist.
ansonsten drück ich dir die daumen, wird schon klappen!



Stefan
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#8

Beitrag von Stefan » 30. August 2005, 15:15

Endlich ist es soweit. Die ersten 3 Larven sind geschlüpft. Immernoch leben beide Königinnen friedlich zusammen, obwohl jetzt schon erste Larven geschlüpft sind. Insgesamt hat die Kolonie jetzt noch 14 Eier, 3 neue Larven, 2 adoptierte Larven und eine adoptierte Puppe und 3 Arbeiterinnen.

Trotzdem ist es seltsam, dass noch immer beide Königinnen zusammenleben. Aber erst einmal abwarten, vielleicht ist auch eine von den beiden nicht begattet und wird in die Rolle einer Arbeiterin schlüpfen. Auf jeden Fall versucht keine von beiden zu entkommen. Nur noch Arbeiterinnen gehen auf Nahrungssuche, beide Königinnen bleiben im Nest seltsamerweise...

Grüsse
Stefan



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