Moderne Ameisenhaltung der heutigen Zeit, mit fachlichen und praxisnahen Informationen sowie Diskussionen, für jeden Interessierten den Umgang mit Ameisen zu erlernen
Moderne Ameisenhaltung der heutigen Zeit, mit fachlichen und praxisnahen Informationen sowie Diskussionen, für jeden Interessierten den Umgang mit Ameisen zu erlernen
Beim Durchstöbern meiner Bilddateien ist mir folgendes (noch nicht gezeigtes) Video aus dem Juli 2010 aufgefallen, das ich euch zum Ende der Winterruhe 2010/2011 und in Erwartung/Vorfreude auf die bald beginnende Saison 2011 zeigen möchte.
Ansonsten ist von der Kolonie nichts Neues zu berichten, außer dass seit dem milderen Wetter ab Mitte Januar verstärktes Fouragieren in der Arena zu beobachten ist.
Mit Beginn der milderen Witterung habe ich die Kolonie wieder an höhere Temperaturen gewöhnt. Vom 10.03.2011 bis heute haben die Ameisen in einem Raum mit 12°C in der Nacht bis 15°C am Tage gestanden. In dieser Zeit haben die Arbeiterinnen kein Interesse an Zuckerwasser und Proteinen (Heimchen) gezeigt, obwohl mehr Arbeiterinnen in der Arena zu sehen waren als zuvor in der Winterruhe. Heute hat die Kolonie wieder ihren Platz am Küchenfenster eingenommen. Zur Zeit habe ich hier eine Temperatur von ca 17°C. Wie in den nachfolgenden Bildern zu sehen, ist nach einigen Stunden die Aktivität der Kolonie sprunghaft angestiegen. Vor allem das Interesse der Arbeiterinnen an Zuckerwasser ist sehr hoch. Proteine finden dagegen weniger Beachtung (Larven befinden noch im Zustand der Winterruhe). Bei der vorhandenen großen Larvenanzahl ist aber ein deutlicher Anstieg des Proteinbedarfs in den nächsten Tagen zu erwarten. Die Kolonie hat die Winterruhe ohne größere Verluste an Imagines und Larven überstanden.
Zum Schluß noch einige Daten zur Winterruhe 2010/2011:
-Langsames Abkühlen der Kolonie von 16°C Anfang Oktober 2010 auf 10°C Ende Oktober 2010 -Während der Winterruhe (November 2010 bis Anfang März 2011) Temperaturen zwischen 12°C und 3°C, im Mittel 7°C. -Bewässerung des Nestytongs anfangs täglich später alle zwei Tage mit 25 ml.
Wenige Tage nach meinem letzten Bericht ist der Bedarf an Proteinen sprunghaft angestiegen. Zur Zeit werden alle 2 Tage 1 adultes Heimchen + 2 Mehlwurmpuppen verzehrt (Bilder 1-5). Das Resultat des hohen Proteineintrags, ist am Zustand der Larven deutlich zu erkennen. Sie sind prall und zum Teil sichtbar größer geworden (Bild 6). Dagegen scheint der Rest der Larven in der Größenentwicklung zu stagnieren (Bild 7). Diese Beobachtung konnte ich auch schon in der letzten Saison machen.
Bei einem Spaziergang ist mir ein bemoostes Stück Totholz aufgefallen. Ich habe es in die Arena gelegt (Blickfang + Oberflächenvergrößerung) und biete den Ameisen jetzt hier ihre Proteine an (Bilder 8+9). Neben 2 kleineren Regenwürmern, welche als Futter eingetragen worden sind, ist mit dem Holzstück auch ein Käfer eingetragen worden (Bild 10). Vielleicht kann der Käfer hier im Forum bestimmt werden? Der Käfer wird von den Ameisen ignoriert und zeigt bei Kontakten mit den Arbeiterinnen keinerlei Fluchtverhalten.
In der letzten Saison sind meine Versuche eine nesteigene begattete Königin zu adoptieren fehlgeschlagen. Nachdem ich auch in der neuen Saison keine Makrogyne in der Kolonie sichten konnte, habe ich noch einmal einen Adoptionsversuch unternommen. Nach dem Schwärmen im August 2010, konnte ich einige dealate (und begattete?) Königinnen aus der Arena entnehmen. Diese habe ich in Pleometrose gründen lassen (Bild 11). Eine dieser Königinnen habe ich nach der Winterruhe in die Arena gesetzt. Sie ist nach wenigen Sekunden, ohne daß sie bis dahin Arbeiterinnenkontakt hatte, unter dem Moos verschwunden. Nach einem Kontrollblick einige Minuten später musste ich die Königin wieder entfernen, da sie am Rand der Arena von mehreren Arbeiterinnen gestreckt worden ist. Ich habe sie wieder zu den anderen gründenden Königinnen gesetzt. Augenscheinlich hat sie die Aktion ohne Schäden überstanden. Leider ist aber auch dieser Versuch, eine Königin in die Kolonie einzubringen, fehlgeschlagen.
Vom 24.03.-26.03. bin ich unterwegs gewesen. Nach meiner Rückkehr habe ich im Nest die ersten Eier entdecken können (Bild 12). Die Entwicklung der Kolonie verläuft also auch in diesem Jahr ausgezeichnet. Ob sich aus der vorhandenen Brut (Eier + Larven) weibliche Imagines entwickeln werden oder nur Männchen entstehen werden, bleibt abzuwarten. Im September 2010 (#19) habe ich ja das Schlüpfen einer einzelnen Arbeiterin dokumentieren können. Das lässt mich dann doch hoffen, daß die Kolonie auch weiterhin wachsen und gedeihen wird.
Als Abschluß noch ein Kleines Video zum Leben und Treiben in einer Nestkammer:
Die Entwicklung der Brut in der Kolonie verläuft auch weiterhin optimal.
Deshalb heute von mir nicht viel Text, sondern einige Videos, welche
(a) die hohe Zahl der frisch gelegten Eier, [youtube]oR1MLxVqY5M&hd=1[/youtube]
(b) das Wachstum der Larven (einige erreichen schon bald das Vorpuppenstadium) seit Saisonbeginn, [youtube]mQCJNUvV3TQ&hd=1[/youtube]
(c) die kontinuierliche Nahrungsaufnahme in der Arena [youtube]hkg2dU-Gwn0&hd=1[/youtube]
und
(d) eine der gründenden Königinnen am Zuckerwasser zeigen. [youtube]7L5PvVZbaos&hd=1[/youtube]
Um die Filmchen bildschirmfüllend zu betrachten, jeweils auf YouTube klicken.
Gruß, Isi
Zum Diskussionsthread: [url]http://www.ameisenforum.de/meinungen-fragen-zu-den-haltungsberichten/39413-diskussion-zum-haltungsbericht-ber-myrmica-cf-rubra-von-isi.html[/url]
Edit: Hier noch zwei kleine Filmchen zur Brutpflege. Pflege der Eier:
Pflege der Larven:
Eigentlicher Anlaß für diesen Nachtrag ist jedoch, daß im Nest wieder Futtermilben zu beobachten sind. Im zweiten Film (Pflege der Larven) sind links unten im Bild zwei winzige Miben zu sehen.
Die Entwicklung der Kolonie verläuft weiterhin normal.
Ich habe einen zusätzliches Nest (Bild 1) angeschlossen, um dem zunehmenden Platzbedarf der sich entwickelnden Brut (Bild 2,3 und 4) zu entsprechen.
In der Kolonie habe ich heute die ersten Nacktpuppen (Bild 5) entdeckt. Im Vergleich zum Vorjahr scheint mir die Entwicklungszeit von Vorpuppe zu Nacktpuppe länger gedauert zu haben. Den Grund dafür sehe ich in der fehlenden künstlichen Erwärmung des Nests in diesem Jahr. Das hohe Wärmebedürfnis der Vorpuppen, kann ich derzeit immer am Nachmittag beobachten, wenn ein schmaler Teil des Nests von der Sonne bestrahlt wird. Die Arbeiterinnen stapeln die Vorpuppen dann sofort in mehreren Lagen (Bild 6) im erwärmten Teil der Nestkammer.
Dass die Kolonie floriert, kann ich auch am derzeitigen Nahrungsbedarf der Kolonie ablesen. Alle zwei Tage wird ein größerer Tropfen Honigwasser verbraucht (Bilder 7 und 8). In diesem Zusammenhang habe ich auch eine Gruppe von Arbeiterinnen bei der Trophallaxis ablichten können (Bild 9). Der Proteinbedarf ist nach Entwicklung der Larven zu Vorpuppen kurzfristig zurückgegangen gewesen, steigt derzeit aber bereits wieder (Bilder 10-14). Vielleicht spielt in diesem Zusammenhang auch das Angebot (ab 13.04.2011) an Fliegen eine Rolle. Diese werden gegenüber Heimchen und Mehlwurmpuppen frisch getötet angeboten und derzeit deutlich bevorzugt. Dazu noch ein kleines Video.
Neben einigen toten Arbeiterinnen (1-2 pro Tag), werden im Moment auch einige abgestorbene Larven (in allen Entwicklungsstadien) in die Arena entsorgt. Ursache dafür könnte meiner Meinung nach folgendes sein:
Es sind nicht genügend Arbeiterinnen für die Pflege der zahlreichen Larven aus dem Vorjahr vorhanden.
Die Luftfeuchtigkeit in den Nestkammern ist zu niedrig.
Die verendeten Larven sind Opfer der im Nest vorhandenen Futtermilben.
Als Gegenmaßnahmen werde ich Ytong 1 wieder zweimal täglich mit 25 ml bewässern und dem Wasser in der Vogeltränke Vita Biosa beimischen.
Zum Abschluss noch ein paar Worte zu den gründenden Königinnen aus dem Vorjahr. Zumindest eine davon hat Eier gelegt und drei der Königinnen sind regelmäßig am Furagieren (Bilder 15 und 16). Ob sich daraus auch Arbeiterinnen entwickeln werden, wird sich im Verlauf der Saison zeigen.
Seit meinem letzten Posting ist nunmehr 1 Monat vergangen. Der Grund für mein spätes Update ist die Entwicklung, welche die Kolonie nimmt. Die ersten Nacktpuppen haben sich nämlich alle, über verschiedene grau/braun-Stufen, schwarzbraun verfärbt. Daraus sind dann auch Männchen geschlüpft. Anfangs hatte ich noch die Hoffnung, daß sich andere Puppen zu Arbeiterinnen oder Königinnen entwickeln. Wie die Bilder 1-4 zeigen ist dem leider nicht so. Alle Puppen haben sich bisher zu Männchen entwickelt. Auch die folgenden Videos verdeutlichen, dass in den Puppenkammern keine orangefarbenen Puppen zu sehen sind.
03.05.2011:
10.05.2011:
17.05.2011:
Nachdem sich im September 2010 (#19) noch eine Arbeiterin aus 2010 gelegten Eiern entwickelt hatte und sich zumindest ein „intermorphes“ Weibchen in der Kolonie befindet, hatte ich für die Saison 2011 doch die Erwartung, dass auch befruchtete Eier gelegt werden, welche sich zu Weibchen entwickeln würden. Jetzt muss ich wohl definitiv registrieren, dass die Kolonie nur noch Männchen hervorbringen und somit nach und nach sterben wird. Trotzdem ist das Leben in der Kolonie nach wie vor im vollen Gang (Bild 5). Es werden weiterhin Eier gelegt (Bild 6) und auch die jungen Larven (aus 2011 gelegten Eiern) entwickeln sich gut (Bilder 7-9). Da zur Zeit aber pro Tag 1-3 Arbeiterinnen versterben, bleibt abzuwarten, wie lange die Kolonie noch funktionstüchtig bleibt. Es sind bereits ca. 200 Männchen geschlüpft und auch die Zahl der Eier wächst. Bei den vorhandenen Puppen wird sich das Verhältnis von Anzahl Arbeiterinnen zu Anzahl Männchen krass zu Gunsten der Männchen drehen. Wie lange die schwindenden Arbeiterinnen die Brut dann noch versorgen können und ob es zu Aggressionen gegenüber den Männchen kommen wird, erwarte ich mit Interesse.
Eine Überlegung wäre auch, die Kolonie zu pushen oder weitere Adoptionsversuche mit fremden Königinnen zu unternehmen. Es bleibt also auch weiterhin spannend, die Kolonie zu beobachten.
Kurz will ich noch von einem Versuch mit Blattläusen (Bild 10) berichten. Ich habe einen mit Holunderblattläusen (Aphis sambuci) befallenen Holundertrieb in eine gesteckt und in die Arena gestellt. Ziel war es die Trophobiose zwichen Läusen und Ameisen zu beobachten und zu dokumentieren. Diese Art scheint aber für Myrmica rubra nicht sehr interessant zu sein. Das Melken der Läuse habe ich jedenfalls nicht beobachten können.
Zum Abschluss noch das Bild (11) einer gründenden Königin.
2 Monate nach der letzten Aktualisierung, wird es höchste Zeit euch darüber zu berichten, wie sich die Kolonie seither entwickelt hat. Da es nach so einer langen Zeit einiges zu schreiben gibt, untergliedere ich das Update diesmal in 3 Teile.
Im ersten Teil schildere ich, wie sich die Kolonie seit Ende Mai verändert hat und welche Auffälligkeiten ich beobachten konnte. Der zweite Teil dokumentiert meine Versuche der Zusammenführung zweier Völker, um der weisellosen Kolonie Königinnen zuzuführen. Der dritte Teil zeigt drei Videos über junge Kolonien, welche aus gründenden Königinnen des Schwarmfluges 2010 hervorgegangen sind.
Teil 1: Entwicklung der weisellosen Kolonie
Ein Blick (Bilder 1 und 2) auf den Abfallhaufen in der Arena zeigt, dass in dieser Saison bisher sehr viele Arbeiterinnen gestorben sind.
Diesen Verlusten stehen aber keine neuen Arbeiterinnen gegenüber, sodass sich das Verhältnis von Arbeiterinnen zu Männchen (Bilder 3-6) stark zugunsten der Männchen verändert hat.
Trotzdem habe ich bisher keine erhöhte Aggressivität der Arbeiterinnen gegenüber den Männchen beobachten können. Die Männchen werden, obwohl sie die Arbeiterinnen häufig belästigen (Bilder 7 und 8), von den Arbeiterinnen fleißig mit Kohlenhydraten versorgt.
Wie im letzten Jahr, habe ich auch in diesem Jahr Gruppen von Männchen (Bilder 9 und 10) beobachten können, welche sich im Nest um frisch eingetragene Fliegen versammelt hatten. Die Fliegen sind von ihnen zumindest ausgiebig beleckt worden. Auch diesmal stellt sich mir die Frage, ob Männchen von Myrmica rubra zur selbstständigen Nahrungsaufnahme fähig sind oder nicht.
Am 28.06.2011 ist es zu einem kleinen Schwärmen in der Kolonie gekommen. Dieser Tag hat den Höhepunkt einer Hitzewelle mit Tagestemperaturen >30°C und Nachttemperaturen um die 20°C dargestellt. Solche Temperaturen sind eigentlich eher ab Ende Juli, der Hauptschwarmflugzeit von Myrmica rubra, zu erwarten. Wahrscheinlich durch die hohen Temperaturen zum Schwärmen animiert, habe ich am frühen Morgen 50-100 Männchen am Fenster (Film) vorgefunden.
Nach dem Filmen/Fotografieren, habe ich das Fenster geöffnet und die Tiere in die Freiheit entlassen. Außer diesem Schwärmen sind seit Mitte Mai auch immer wieder einzelne paarungsbereite/-willige Männchen in der Arena zu sehen, welche sich mit Fortschreiten des Tages aber wieder beruhigen und ins Nest zurückziehen.
In dieser Saison ist zumindest 1 Männchen ohne Flügel (Bild 11) geschlüpft. Es sind lediglich funktionsuntüchtige Flügelansätze ausgebildet worden. Wie im Film 2 zu sehen, ist das Männchen ansonsten fit und voll beweglich.
Im Übrigen geht das Leben in der Kolonie seinen gewohnten Gang. Weiterhin legen die Arbeiterinnen konstant Eier und ziehen Larven hoch, die sich zu Männchen entwickeln. Zur Zeit habe ich aber den Eindruck, dass sich die Zahl der Puppen verringert, oder anders gesagt, dass sich die jüngeren Larven nicht mehr zu Puppen weiterentwickeln, sondern bereits auf die Winterruhe vorbereiten.
Teil 2: Versuche der Zusammenführung zweier Völker von Myrmica rubra
Um der weisellosen Kolonie eine Zukunft zu bieten, - die Versuche der Adoption nesteigener, begatteter Königinnen waren in der letzten Saison (Beiträge #16 und #21 bis #23) auch fehlgeschlagen – habe ich die weisellose Kolonie mit Kolonien aus der Natur, welche einige Königinnen hatten, zusammengeführt. Näheres zu einer der Kolonien aus der Natur hier.
Am 03.06.2011 habe den ersten Versuch gestartet und die am 29.05.2011 gefundene Kolonie mittels Schlauch (4 mm Innendurchmesser) an die Arena der weisellosen Kolonie angeschlossen (Bild 1).
Wie die folgenden zwei Filme zeigen, ist es sofort zu Feindseligkeiten zwischen den Arbeiterinnen der beiden Kolonien gekommen, wobei die Arbeiterinnen der weisellosen Kolonie den anderen Arbeiterinnen überlegen, da zahlreicher und somit aggressiver, waren. Es haben sich in der Arena der Weisellosen „Streckgemeinschaften“ gebildet, in denen jeweils 1 Arbeiterin der „Neuen“ von mehreren Arbeiterinnen der weisellosen Kolonie fixiert worden ist. Ich habe dann in den folgenden Tagen leider immer mehr Arbeiterinnen ohne Gliedmaßen/Fühler oder mit fehlender Gaster entdeckt. Die Arbeiterinnen der Neuen sind also nicht im Lauf der Zeit akzeptiert, sondern letztendlich getötet worden.
Schließlich haben sich die Aggressionen auch über den Schlauch in den Ytong der neuen Kolonie erstreckt, wobei vorrangig ältere Arbeiterinnen der „Neuen“ in die Arena der weisellosen Kolonie gezogen und dort durch „Streckgemeinschaften“ getötet worden sind.
Die nicht endenden Aggressionen und die Angst, dass diese über kurz oder lang auch vor den Königinnen der „Neuen“ nicht haltmachen werden, hat mich dann doch dazu bewogen, den Versuch abzubrechen. Jetzt habe ich eine zweite größere Kolonie mit mehreren Königinnen von Myrmica rubra, welche die weisellose Kolonie nach deren Ableben ersetzen kann. Dazu noch die Bilder 2 und 3, welche das Koloniewachstum der „Neuen“ dokumentieren.
Zum Abschluss des ersten Versuches ist noch zu erwähnen, dass wahrscheinlich während des Zusammenschlusses beider Kolonien einige Puppen der „Neuen“ geraubt worden sind. Am 28.06.2011 (lange nach der Trennung beider Kolonien) sind mir in der weisellosen Kolonie drei, sich gelborange verfärbende Puppen (Bild 4) aufgefallen, aus denen am 03.07.2011 Arbeiterinnen (Bild 5) hervorgegangen sind.
Die jungen Arbeiterinnen werden von den Arbeiterinnen wie ihre eigenen umhegt/-sorgt und haben meine letzten Zweifel darüber, dass es sich bei den „Neuen“ um eine andere Art als Myrmica rubra handeln könnte, ausgeräumt. Außerdem zeigt es, dass ich die weisellose Kolonie mit Puppen erfolgreich pushen kann, um dem Nest „frische“ Arbeiterinnen zuzuführen.
Dieses Resultat hat mich zum zweiten Versuch geführt.
Am 09.07.2011 habe ich, im selben Waldstück aus dem auch die weisellose Kolonie stammt, viele Puppen von Myrmica rubra unter der Rinde eines liegenden Baumes gefunden und mit nach Hause genommen, um die weisellose Kolonie zu pushen. Zu Hause angekommen habe ich dann bemerkt, dass neben ca.50 Arbeiterinnen auch 6 Königinnen dabei waren, welche sich nach 2 Stunden mit den Puppen in einem 20 cm langen Schlauch (Innendurchmesser 8 mm) versammelt hatten. Da ich den ersten Versuch vor einem Ergebnis (Adoption der Königinnen ja oder nein) abgebrochen hatte, habe ich mit den frisch Gesammelten einen zweiten Versuch gestartet, den ich auch bis zu einem endgültigem Resultat durchziehen werde. Um die beiden Kolonien nicht so direkt miteinander zu konfrontieren wie im ersten Versuch, habe ich ein neues Loch in die Arena gebohrt und mittels 1m langem Schlauch (Innendurchmesser 4mm) mit einem ausbruchssicheren Gefäß verbunden. In das Gefäß habe ich dann den Schlauch mit der frisch gesammelten Kolonie gelegt und Nahrung/Wasser angeboten (Bild 6). Anfangs haben die Arbeiterinnen der weisellosen Kolonie ähnlich wie im ersten Versuch (Bilder 7-9) reagiert und die älteren Arbeiterinnen der „Frischen“ letztendlich durch Streckung eliminiert. http://www.ameisenforum.de/%5BURL=http://secretpicdump.com/de/view/12110_6b646_img3052.jpg/%5D%5BIMG%5Dhttp://img.secretpicdump.com/thumbnail_12110_6b646_img3052.jpg%5B/IMG%5D%5B/URL%5D Auch mindestens 3 Königinnen sind ihnen so zum Opfer gefallen (gestreckt/teilamputiert), wie das Bild 10 und der Film zeigen.
Auffällig ist diesmal jedoch, dass, von wenigen Ausnahmen abgesehen, frisch geschlüpfte Arbeiterinnen unbehelligt bleiben, sich mittlerweile auch in der kleinen Arena (Gefäß) frei bewegen und am Zuckerwasser zu beobachten sind. Beim Aufeinandertreffen mit Arbeiterinnen der weisellosen Kolonie, werden sie ausgiebig untersucht und manchmal für kurze Zeit fixiert. Einige unausgefärbte Arbeiterinnen habe ich sogar schon in der Arena der weisellosen Kolonie beobachten können. Bemerkenswert ist weiterhin, dass bisher keinerlei Brut der „Frischen“ geraubt worden ist. In den Ytongs der weisellosen Kolonie habe ich also noch keine Arbeiterinnenpuppen oder unausgefärbten Arbeiterinnen entdecken können, obwohl die Arbeiterinnen der weisellosen Kolonie sich die Brut im Schlauch ohne größere Schwierigkeiten abgreifen könnte. Auch die Königinnen bleiben im Schlauchinneren unangetastet. Die 4 getöteten Königinnen hatten sich alle ins Freie gewagt und waren dann dort fixiert/gestreckt worden. Aktuell kann ich noch 2 Königinnen im Schlauch beobachten. Ob diese von der weisellosen Kolonie doch noch adoptiert werden, steht in den Sternen. Die Chance auf deren Adoption schätze ich aber eher gering ein. Um darüber Gewissheit zu erlangen, werde ich diesen Versuch jedoch bis zum - eventuell auch bitteren – Ende durchziehen. Sollte auch dieser Versuch scheitern, werde ich meine Bemühungen zur Rettung der weisellosen Kolonie einstellen und beobachten, wie lange die Kolonie noch funktionstüchtig bleiben und überleben wird.
Abschließend möchte ich zu denVersuchen noch erwähnen, dass die Arbeiterinnen der weisellosen Kolonie im Durchschnitt größer und kräftiger sind als die dazugesetzten Arbeiterinnen. Diesbezüglich habe ich hier im Forum schon gelesen, dass dies in der Haltung wahrscheinlich aus dem im Vergleich zur Natur üppigeren Nahrungsangebot und optimalen Temperaturbedingungen resultiert.
Teil 3: Drei Filme zu Kolonien, die aus dem Schwarmflug im August 2010 hervorgegangen sind
In den Filmen werden drei Königinnen, welche in unterschiedlichen Nesttypen gegründet haben, gezeigt.
In die Winterruhe 2010/2011 gingen 6 Königinnen. Eine davon hat im Schlauchnest überwintert. Die anderen fünf Königinnen haben die Winterruhe im Erdteil der gemeinsamen Arena verbracht. Mitte Mai 2011 habe ich dann zusätzlich ein präpariertes RG in die Arena gelegt. Da ich nämlich kaum Nesteinsicht zu den Königinnen im Erdteil habe, habe ich mir durch den Umzug einer Königin in das RG, einen klaren Einblick in das Nestleben einer Gründerkolonie erhofft. Tatsächlich ist das RG dann auch nach wenigen Tagen von einer Königin bezogen worden. Allerdings war noch keine Brut vorhanden und sie hat erst im RG mit der Gründung begonnen. Unter den hier gezeigten Kolonien, ist diese Königin deshalb mit der Gründung noch nicht soweit fortgeschritten wie die beiden anderen Kolonien. Es sind hier noch keine Arbeiterinnen, sondern erst drei Puppen sowie wenige Larven und Eier vorhanden. Aus der Gestalt der Puppen ist aber auch in dieser Kolonie klar zu sehen, dass es sich um Arbeiterinnenpuppen handelt, die Königin also begattet worden ist.
Am weitesten hat sich die Kolonie im Schlauch entwickelt. Es sind mehr als 10 Arbeiterinnen vorhanden. Deutlich zu sehen ist der Größenunterschied zwischen Pygmäen und Arbeiterinnen der zweiten Generation. Auch einiges an Brut (alle Stadien) ist in diesem Nest vorhanden.
Nachdem es in der gemeinsamen Arena der Gründungskolonien im Juli zu Feindseligkeiten unter den Königinnen gekommen war, habe ich zusätzlich einen Ytong angeboten. Dieser ist auch noch am selben Tag von einer Königin mit Arbeiterinnen und Brut bezogen worden.