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Myrmica "micro"rubra Haltungsbericht

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#1 Myrmica "micro"rubra Haltungsbericht

Beitrag von Ameisenstarter » 4. Juni 2018, 21:52

Jetzt werden sich einige wohl denken: "Was soll das micro vor dem rubra?"

Ich habe eine sogenannte Mikrogyne der Art Myrmica rubra gefunden. (Der graue Teil dreht sich um wissenschaftliche Erkenntnisse etc., wer daran nicht interessiert ist, kann beim schwarzen Teil weiterlesen)
Doch nun ersteinmal zu diesem Phänomen der polymorphen Gynomorphe...
Welchen Grund es für die Entstehung solcher Mikrogynen gibt, ist noch weitestgehend unklar. Diese sind rein morphologisch sowie genetisch gleich mit den sog. Makrogynen. Der einzige Unterschied zwischen diesen beiden ist die Größe.
Während eine "normale" Myrmica rubra Gyne eine Größe von um die 7mm aufweisen, sind Mikrogynen deutlich kleiner (in meinem Fall ungefähr 4,7mm).
Wieso nun diese Themenname, wenn es tatsächlich die selbe Art ist? Myrmica microrubra wurde tatsächlich 1993 als Sozialparasit der Myrmica rubra in den Artstatus erhoben (B. Seifert, 1993). 2005 kam man über genetische Untersuchungen zu dem Schluss, dass diese "Art" keine eigenständige ist, sondern "nur" eine besondere Form der Myrmica rubra (F. M. Steiner, B. C. Schlick-Steiner, H. Konrad, K. Moder, E. Christian, B. Seifert, R. H. Crozier, C. Stauffer & A. Buschinger (2005) Kurzversion)

Man sieht schon, dass es einige Uneinigkeiten gibt, was dieses Phänomen betrifft. Die Entwicklung in den letzten Jahren geht dahin, dass Behauptungen auftreten, es handelt sich um eine eigenständige Art, während andere sie als "Art in der Entstehung" bezeichnen (Vepsäläinen K., Ebsen J.R., Savolainen R. and Boomsma J.J. 2009: Genetic differentiation between the ant Myrmica rubra and its microgynous social parasite. - Insectes Sociaux 56, 425-437 ;Link)
2014 erschien noch eine Arbeit, die Mikrogynen dieser Art als "intraspezifischen Sozialparasiten" bezeichnen (S. Schär, D. R. Nash 2014: Evidence that microgynes of Myrmica rubra ants are social parasites that attack old host colonies. Link)
Auf jeden Fall gibt es wohl noch einiges, was noch zu erforschen ist.

Aufgrund dieser Uneinigkeit habe ich das "micro" hinzugefügt, jedoch in Anführungszeichen.


Was erwarte ich mir von der Gründung/Haltung? Es gibt tatsächlich auch was Gründung und Entwicklung betrifft unterschiedliche Aussagen, wobei diese nicht von Myrmekologen sondern von Hobbyhaltern etc. stammen. Einerseits wird gesagt, dass die Entwicklung deutlich langsamer abläuft als bei einer Makrogyne und die Eierlegefähigkeit geringer ist. Außerdem sollen diese Mikrogynen angeblich keine Makrogynen hervorbringen können (ob diese Informationen korrekt sind kann ich nicht sicher sagen, da zum einen Langzeitbeobachtungen größtenteils fehlen und ich entsprechende Aussagen nicht offiziell von Wissenschaftlern gelesen habe, sondern in Foren, ob es dazu auch Aussagen von Myrmekologen gibt weiß ich nicht)
Sind auf jeden Fall zwei Punkte, die eine längere Haltung bestätigen könnte. Oder eben auch nicht. Aber es ist natürlich nicht gesagt, dass die Haltung bis zur Ausbildung von Geschlechtstieren klappt.


Die Gründung auf diese Weise ist eher unüblich, in der Natur werden solche Gynen adoptiert oder gründen in Pleometrose. Auch von einer Begattung im Nest sind einige Wissenschaftler überzeugt, weshalb die Gynen ja meist in der selben Kolonie bleiben müssten.




Nach einigen Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen komme ich jetzt endlich zu meiner Gyne.

Wie bereits gesagt, ist sie ungefähr 4,7mm groß.
DSC_8447.JPG
Gefunden habe ich sie 27.Mai 2018 im Eisenberger Mühltal in Thüringen.
DSC_8098.JPG

Die Gyne ist erstaunlich viel außerhalb des RGs unterwegs, kehrt jedoch immer wieder dahin zurück. Ob diese Gyne einfach so ist oder ob es einen Zusammenhang gibt...
DSC_8095.JPG

Sie lebt in einem RG mit provisorischer Arena.
DSC_8138.JPG


Ich glaube sie hat bereits ein Ei. Dadurch, dass sie sich so eingegraben hat in der Watte, ist das leider nicht so erkennbar.

Ich bin mal gespannt. Es gab wohl auch schon andere Haltungen von Mikrogynen, oftmals jedoch zusammen mit einer Makrogyne oder nicht dokumentiert. Wenn sich die Gyne gut entwickelt lässt sich eventuell dieser Bericht mit einer Makrogynenkolonie vergleichen und so mögliche Unterschiede beweisen.


Diskussion: myrmica-micro-rubra-diskussion-t58060.html

Liebe Grüße, ich werde wieder berichten :)
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#2 Re: Myrmica "micro"rubra Haltungsbericht

Beitrag von Ameisenstarter » 13. Juni 2018, 18:51

Update! :D

Bisher läuft es gut. Sie hat nun mindestens 3 Eier gelegt (eventuell habe ich eines übersehen, glaube aber nicht, dass die Gyne die Eier im RG verteilt hat). Trotzdem ist das vergleichsweise wenig Brut. Ob das wohl schon die Auswirkungen der Größe sind...? Möchte noch keine sichere Aussage treffen, aber möglich wäre es auf jeden Fall.
DSC_8679.JPG

Die Aktivität der Gyne hat sich verändert. Während sie zu Beginn schon mal bis zu 5 Stunden am Tag (ohne die Nacht) draußen war, ist sie nun als werdende Ameisenmama etwas mehr beschäftigt im RG. Die Aktivität konzentriert sich nun auf die Nacht, wobei sie dort auch eher nah beim Reagenzglas bleibt.
DSC_8674.JPG

Die Eier scheinen im Vergleich zur Gyne ziemlich groß.
Ansonsten gibt es keine weiteren Auffälligkeiten.


Ich werde weiter berichten.

Diskussion:
myrmica-micro-rubra-diskussion-t58060.html

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#3 Re: Myrmica "micro"rubra Haltungsbericht

Beitrag von Ameisenstarter » 30. Juli 2018, 20:12

Hallo...
Jetzt sind 2 Monate vergangen, die Gründung ohne Vorankommen.

Ich habe hin und wieder mal überprüft, mal war ein Ei da, in der nächsten Woche wieder nichts mehr.
DSC_0558.JPG


So lief es nun seit letztem Update dauerhaft. Ich befürchte, die Gründung komplett selbstständig wird nichts.

Mein nächster Gedanke: Pushen.

Ich weiß nicht, ob die Gyne selbständig gründen "möchte", immerhin hat sie die gesamte Zeit über im RG gelebt und ist, nach Ausflügen in die Arena, auch dorthin zurückgekehrt. Trotzdem scheint sie einfach nicht über den Berg zu kommen.

Also wären ein paar Puppen, die dann schlüpfen und sie unterstützen können, hilfreich.

Hier stellt sich das nächste Problem.
Ich habe bei mir keine Myrmica rubra. Man mag es kaum glauben, doch waren alle Nester, die ich bisher hier gesehen habe, von Myrmica cf. ruginodis oder einer anderen Art, auf jeden Fall keine Myrmica rubra.
Ich könnte den "Suchradius" auch vergrößern, doch bisher hatte ich wirklich nirgendwo Erfolg.

Am Donnerstag geht es in den Urlaub, ich werde mir überlegen, wie ich nun verfahre und mich dann nach dem Urlaub wieder melden.



Die Gyne ist nun in einem neuen RG mit Honig und etwas Fliegenpuppenmatsch (dass es einen solchen gab, war nicht gewollt, ich werde auch nicht weiter darauf eingehen, appetitlich war es nicht :irre:).
DSC_0555.JPG


Wieso im einem neuen RG?
Das ist eine interessante Frage...
Am 28.07., ist die Gyne ausgebrochen!
Der Deckel war nicht drauf, Paraffinöl großzügig aufgetragen. Noch nie hatte sie, in meiner Anwesenheit, versucht das Paraffin zu überqueren.
Ich kam zu meinen Ameisen, sehe plötzlich eine Ameise auf der Arena meiner Serviformica Kolonie. Zuerst dachte ich, es handelt sich um eine verirrte Myrmica Gyne von einem Schwarmflug. Jedoch sehr klein, es musste die Mikrogyne sein. Ins RG geschaut und tatsächlich...

Ganz schön Glück gehabt, dass ich sie noch gefunden habe. :clown:

Nun ist sie in einem neuen RG, das alte hatte etwas geschimmelt, und hat nun über den Urlaub Ruhe.

myrmica-micro-rubra-diskussion-t58060.html

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#4 Re: Myrmica "micro"rubra Haltungsbericht

Beitrag von Ameisenstarter » 23. September 2018, 14:07

Hallo alle zusammen.

Ich hatte versprochen mich nach dem Urlaub zu melden, ist leider nichts draus geworden, weshalb ich mich erst jetzt melde.


Vorangekommen ist sie nicht, lebt aber noch.
DSC_2153-4055x2281.JPG


Ich habe mich entschieden, sie nach der WR zu pushen, also fremde Brut einer Myrmica rubra Kolonien hinzuzugeben. Damit müsste sie dann den Punkt überwinden, um Brut aufzuziehen, da sie dadurch dann Arbeiterinnen hat, die sie und die Brut gut versorgen können.

Ende des Monats werde ich sie dann langsam an kühlere Temperaturen gewöhnen, im Oktober dann in den Kühlschrank kommen.




Nur ein kurzes Statement von mir, nach der Winterruhe gibt es hoffentlich mehr zu berichten.

Diskussion: myrmica-micro-rubra-diskussion-t58060.html

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#5 Re: Myrmica "micro"rubra Haltungsbericht

Beitrag von Ameisenstarter » 28. Mai 2019, 23:39

Hallo.

Die Winterruhe hat die Gyne gut überstanden. Ungefähr zwei-drei Wochen darauf, ist sie jedoch verstorben. Proteine und Honig waren vorhanden, der Reagenzglastank voll.

Somit endet dieser Bericht hier.



Die Gyne habe ich, nachdem ich sie, schon recht starr, aus dem Reagenzglas geholt hatte, erstmal in konzentriertes Ethanol gelegt, um sie wieder beweglich zu machen.
Heute habe ich die Gyne dann aufgeklebt. Nachdem sie jetzt noch etwas trocknet, versehe ich den Pin noch mit Fundortetikett und Artenetikett. So bleibt mir dieses doch etwas besondere Tier zumindest als Präparat erhalten.
IMG_20190528_233315.jpg




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