Nanostopp bei Blutungen

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LilWyte
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#1 Nanostopp bei Blutungen

Beitrag von LilWyte » 10. Oktober 2006, 17:28

Selbstorganisierende Peptidlösung könnte Blutungskotrolle bei Operationen deutlich verbessern

Pflaster, Binden und Tupfer adé: Eine einfache, aus Proteinfragmenten bestehende Flüssigkeit kann Blutungen innerhalb von Sekunden vollständig stoppen. Und dies nicht etwa nur bei kleinen Kratzern, sondern auch bei Operationen, bei denen sonst ein Großteil der Zeit und der Arbeit der Ärzte darauf konzentriert ist, Blutungen zu stoppen. Das zeigten Versuche an Ratten und Hamstern, deren Ergebnisse jetzt in der Fachzeitschrift Nanomedicine veröffentlicht wurden.

In Operationen und bei Unfällen haben Ärzte zurzeit nur wenige effektive Methoden, um schwere Blutungen zu stoppen, ohne dass Gewebe beschädigt werden. Mehr als 50 Prozent der Operationszeit verbringen Chirurgen damit, mithilfe von Klammern, Druck, Verödung oder anderen Mitteln Blutungen unter Kontrolle zu halten. Jetzt zeigen Experimenten, durchgeführt von Forschern des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Hongkong Universität hier erstmals Nanotechnologie-basierte-Alternativen auf.

Selbstorganisation schafft Barriere
In ihren Versuchen applizierten die Forscher die klare Flüssigkeit aus Peptiden in offenen Wunden verschiedenster Gewebe – Gehirn, Leber, Haut, Rückenmark und Verdauungstrakt. „In nahezu jedem Fall konnten wir die Blutung unmittelbar stoppen“, erklärt Rutledge Ellis-Behnke, Neurowissenschaftler am MIT und Hauptautor der Studie. Wenn die Flüssigkeit, bestehend aus Peptiden, kleinen Proteinbruchstücken, auf offenen Wunden gegeben wird, ordnen sich die Moleküle selbstständig zu einer Art Schutzbarriere im Nanomaßstab an, die die Wunde versiegelt und die Blutung stoppt.

Der genaue Mechanismus dieser Wirkung ist noch unbekannt, die Forscher vermuten jedoch, dass die Peptide mit der extrazellulären Matrix interagieren, die die Zellen umgibt. „Es ist ein komplett neuer Weg, Blutungen zu stoppen, ob es eine rein physikalische Barriere ist, ist zu diese Zeitpunkt noch unklar“, erklärt Ellis-Behnke. Klar scheint, dass das Material offenbar nicht die Blutgerinnung fördert, da dieser Prozess mindestens 90 Sekunden braucht, um zu greifen, die Wirkung der Peptidlösung aber schon weitaus schneller einsetzt. Zudem fanden die Forscher keinerlei Anzeichen für eine Aggregation der Blutplättchen, der Hauptakteure bei der Blutgerinnung.

Effektiver Einsatz bei Operationen
Ist die Wunde verheilt, wird das ungiftige Gel zu Aminosäure-Molekülen abgebaut, die die Zellen als Bausteine für weitere Reparaturen einsetzen können. „Wir haben einen Weg gefunden, Blutungen zu stoppen, in weniger als 15 Sekunden, der die Kontrolle von Blutungen revolutionieren könnte“, so Ellis-Behnke. Nach Ansicht des Forschers könnte das Material gerade in der Chirurgie großen Nutzen bringen, da ein schnelleres und effektiveres Stoppen von Blutungen den Ärzten ein freieres Sichtfeld und besseren Zugang verschafft.

Zudem kann die Flüssigkeit, im Gegensatz zu den meisten anderen blutungshemmenden Mitteln, auch in nassen Umgebungen eingesetzt werden. Eine Immunreaktion scheint die neue nanomedizinische „Wunderlösung“ ebenfalls nicht auszulösen. Zu Beginn dieses Jahres hatten die Forscher bereits festgestellt, dass eine ähnliche, zu Selbstorganisation fähige Peptidlösung bei Hamstern teilweise eine zerstörte Sehfähigkeit wieder herstellen konnte. Den Tieren war zuvor der Sehnerv durchtrennt worden, doch die Peptide ordneten sich zu einer internen Matrix an, auf der Nervenzellen nachwachsen konnten.


Quelle -> [color="Blue"]geoscience-online.de[/color]

ps.: Ist doch ein Hammer, oder nicht? (zu NIPIAN schiel ;))


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#2 Blutung binnen 15 Sekunden gestoppt

Beitrag von LilWyte » 11. Oktober 2006, 09:28

Es dauert nur ein paar Sekunden, schon tropft aus der Wunde kein Blut mehr: Ein neues flüssiges Pflaster versiegelt Verletzungen im Rekordtempo. Die Entdecker sagen, es sei Klemmen und Druckverbänden überlegen - und eine Pflasterallergie sei auch nicht zu befürchten.

Mit den Küchenmesser in den Finger geschnitten? Gestürzt und das Knie aufgeschlagen? Die Blutung könnte in Sekundenschnelle gestoppt werden - mit einer Art flüssigem Pflaster, das Forscher neu entwickelt haben. Wissenschaftler vom Massachusetts Institute of Technology und der Hong Kong University berichten: Wenn es auf eine blutende Wunde aufgetragen wird, bildet sich in weniger als 15 Sekunden ein Gel, das die Verletzung versiegelt und so die Blutung zum Stillstand bringt.

Unblutig: Mit einem Skalpell wurde dieser Leberlappen einer Ratte eingeritzt - das in den Schnitt gespritzte flüssige Pflaster stoppte die Blutung

Die blutstillende Flüssigkeit besteht aus Eiweißfragmenten, sogenannten Peptiden, die sich bei Kontakt mit einer Wunde zusammenlagern und eine Schutzbarriere im Nanoformat bilden. Dieser ungewöhnlichen Eigenschaft sind die Forscher durch Zufall auf die Spur gekommen: Sie testeten gerade einige Substanzen darauf, ob sie Nervenschäden im Gehirn von Hamstern und Ratten reparieren. Dabei bemerkten die Forscher: Manche Peptide stoppten bei einigen Tiere fast augenblicklich die während der Testoperation aufgetretende Blutung. Es floss auch kein Blut nach.

Auch an Leber, Haut, Darm und Rückenmark funktionierte das - zumindest haben das nach Angaben der Forscher weitere Experimente an Ratten und Hamstern gezeigt. "Wir konnten die Blutung fast immer sofort stoppen", sagte Forschungsgruppenleiter Rutledge Ellis-Behnke.

Und dazu kämen noch weitere Vorteile: Die Flüssigkeit rufe im Gegensatz zu anderen biologischen Materialien keine Entzündung oder andere Reaktionen des Immunsystems hervor, schreiben die Forscher in einer Online-Vorabveröffentlichung des Fachmagazins "Nanomedicine". Die in dem Material enthaltenen Eiweißfragmente seien vom Körper der Nagetiere nicht als fremd erkannt worden. Auch kann der Flüssigverband auf nassen Oberflächen verwendet werden, was ihn optimal für den Einsatz während einer Operation oder auf größeren Wunden nach Unfällen macht.

Vision: Gel soll auf Schlachtfeld Verwundeten helfen

Außerdem muss man dieses Pflaster nicht wechseln wie herkömmliche, denn die Substanz baut sich automatisch ab: Sobald die Wunde zu heilen beginnt, zersetzt der Körper die Proteinfragmente nach und nach in ihre Bausteine - die dann zum Wiederaufbau des beschädigten Gewebes genutzt werden können.

Ellis-Behnke und seine Kollegen haben nun Vermarktungsideen: Das neue Material könne herkömmliche Methoden zur Blutstillung ersetzen, Klammern und Schwämme zum Beispiel oder auch Druckverbände und Verödungen. Die flüssigen Pflaster ließen sich auch in der Notfallmedizin einsetzen, etwa auf Schlachtfeldern. Und nach Ansicht der Wissenschaftler könnten Chirurgen unerwünschte Blutungen schneller stillen, besser in die Wunde hineinsehen und hantieren. "Eine Operation könnte nur noch halb so lange dauern wie normalerweise", sagte der Hirnforscher.

Allerdings: Wie der Flüssigverband genau funktioniert und wirkt, haben die Wissenschaftlern bisher nicht herausgefunden. "Ob die Flüssigkeit eine physikalische Barriere herstellt, ist noch unklar", sagte Ellis-Behnke. Sicher sei nur, dass das flüssige Pflaster nicht mittels Blutgerinnung wirke. Dieser natürliche Prozess beginnt frühestens 90 Sekunden nach der Verletzung - und damit deutlich später, als die Wirkung des Gels eintritt.


Quelle -> [color="Blue"]Spiegel-Online[/color]

ps.: Bin immer noch beeindruckt... :respekt

Gruß LilWyte


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NIPIAN
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#3

Beitrag von NIPIAN » 11. Oktober 2006, 10:26

*lol*, bevor du nen dauerhaften Strabismus entwickelst, senf' ich mal ab:

Zuerste einmal finde ich es tatsächlich wahnsinnig spitze, dass hier jemand an mich denkt Bild...

Mal im Ernst: geoscience-online? Gönn ich mir ab sofort!

Ich glaube auch eher, dass eine Art der Agglutination einsetzt. Dafür spricht die (speziell für Blutungen) wahnsinnig kurze Reaktionszeit. Wenn das tatsächlich ordentlich weitergeforscht wird, dann steht uns auf dem Gebiet der Chirurgie UND der Notfallmedizin eine unglaubliche Revolution bevor. Falls das leidliche Thema Thromben keine Probleme macht.
Ich muss mich in das Thema unbedingt einlesen.

Ich finde es schade, dass solch wissenschaftlichen Aspekte nicht konzentrierter preisgegeben werden können. Da wirkt leider die Wirtschaft kontraproduktiv.



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#4

Beitrag von LilWyte » 11. Oktober 2006, 11:11

*lol*, bevor du nen dauerhaften Strabismus entwickelst, senf' ich mal ab:
Du wieder mit Deinen Fremdwörtern...mhhh...google... :mecker: ...google...www.wortschatz.uni-leipzig.de...www.wikipedia.de...ahhh...ok! :D

Zuerste einmal finde ich es tatsächlich wahnsinnig spitze, dass hier jemand an mich denkt
Das ist für mich (und vielleicht für andere) ein interessantes Thema...deswegen wollt ich auch eine kompetente Meinung und Du bist vom Fach ;)

Falls Du bei Deiner Recherche auf pro/contras stösst, lass es uns wissen.

Gruß LilWyte


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#5

Beitrag von Wolfcrow » 11. Oktober 2006, 11:13

Mist, so ein Zeug hätte ich eben gebraucht, als ich meine Brötchen geschmiert habe :(.
Ich frage mich gerade, was in flüssigem normalen pflaster drin ist.


Zur Kenntnisname: Dieser Post ist die Meinung des Autors und spiegelt nicht die Meinung seines Arbeitgebers oder der kleinen grünen Männchen die ihm den ganzen Tag folgen wieder.

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#6

Beitrag von LilWyte » 11. Oktober 2006, 11:19

Meinst Du dieses Sprühpflaster? Da entsteht doch eher eine hauchdünne Schutzschicht auf der Wunde, oder? Keine Ahnung, ob hierbei auch "heilende" Substanzen beigemischt werden.

Gruß LilWyte


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#7

Beitrag von Wolfcrow » 11. Oktober 2006, 13:22

Ich kenne mich im Gesundheitswesen wenig aus, aber ich meine so komische Stäbe, du tröpfelst eine Flüssigkeit drauf, und schmierst es dann auf die Wunde.


Zur Kenntnisname: Dieser Post ist die Meinung des Autors und spiegelt nicht die Meinung seines Arbeitgebers oder der kleinen grünen Männchen die ihm den ganzen Tag folgen wieder.

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#8

Beitrag von NIPIAN » 11. Oktober 2006, 13:23

Nö, bei dem bisher bekannten flüssigen "Wundpflaster/Sprühpflaster" (die Sache mit den Stäbchen halt :) ) handelt es sich eigentlich eher um einen "Wundkleber". Ist allerdings nur bei kleinen Schnitten, die gerade (also nicht ausgefranst), glatt (betreffen des Schnittkanals) und nicht unter Spannung stehend sind. So zum Beispiel Wolfcrows Brötchen-Messer-Finger-Schnitt.
Wichtig bei der Handhabung: Auswaschen der Wunde ohne kräftiges reiben, etwas bluten lassen, abtrocknen, Wundränder adaptieren und kleber druff.

Tolle Sache, allerdings eben nur dann sicher hilfreich bei Wunden, die der "Primären Wundheilung" folgen. Hab ich ja eben beschrieben.

Und bevor ihr wieder googeln müsst: adaptieren (=Adaption) meint das "aneinanderlegen" der Wundränder. Problem: Wird schlecht adaptiert und ein Hohlraum mit Bakterien UNTER der Wunde gebildet, dann kann das böse Folgen haben. Wegen anaeroben Bakterien unso... unter Umständen fällt dann irgendwann der Finger ab *lol*.

Hab zu der Blutungsstillung noch nix interessantes gefunden... bin aber noch am Wühlen.
Interessant ist eben das Problem der Thrombenbildung...



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