"Naturhaltung" in Arena + ohne Winterruhe

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stify
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#1 "Naturhaltung" in Arena + ohne Winterruhe

Beitrag von stify » 24. Mai 2012, 18:57

Hallo Ameisenfreunde,

als erstes danke an die Supporter, Gründer und fleißigen Poster dieses Forums. Die Qualität ist wirklich super!

Ich habe mich schon viel durch dieses Forum gelesen und habe aber noch ein paar spezifische Fragen, auf die ich keine Antwort gefunden habe.

Ich spiele seit langem mit dem Gedanken Ameisen zu halten. Aber anders als die meisten hier würde ich sie gerne "naturgemäß" halten sofern es artgerecht und ohne Verluste möglich ist. Ich würde sie gerne komplett in einem größeren Aquarium halten. Natürlich pass ich auf, dass keine Pilze oder ähnliches zur Bedrohung werden. Außerdem würde ich gerne eine Spezies halten die keine Winterruhe hält. Nun habe ich schon gelesen welche Ameisen keine Winterruhe halten, auch welche davon für Anfänger sind. Aber ich wüsste gerne welche Art sich gut in "naturgemäß" halten lässt und keine Winterruhe hält.

Als Ameisenfreund bin ich mir natürlich über die aufwendige und zeitintensive Haltung bewusst.

Gibt es Erfahrung bzgl. Naturhaltung + keine Winterruhe?

Vielen Dank



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Streaker87
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#2 AW: "Naturhaltung" in Arena + ohne Winterruhe

Beitrag von Streaker87 » 24. Mai 2012, 21:50

Hi und Willkommen im Forum! :)

Bei "Naturhaltung" fällt mir sofort der User Stiko ein. Seine Haltung finde ich sehr naturgemäß, weil er die Ameisen graben lässt.
Schau Dir am besten mal seine Haltungsberichte an.
Von den Arten würde ich aber nur die Camponotus und evtl. die Cataglyphis empfehlen. Die anderen sind etwa zu klein und ausbruchfreudig (Pheidole) oder zu teuer (Myrmecia).

Camponotus nigriceps - Haltungserfahrungen
Cataglyphis velox - Haltungserfahrungen
Pheidole noda - Haltungserfahrungen
Stikos Myrmecia pavida Formicarium und Haltungsbericht

Von einer natürlichen Haltung halte ich persönlich aber nicht so viel, weil die Nesteinsicht entweder fehlt oder stark behindert wird. Wenn es denn sein muss, würde ich eher zu einer Farm tendieren. Aber bestimmt wird sich Stiko auch nochmal zu Wort melden ;)

/edit:

Nur als Hinweis, weil die Definition nicht klar abgegrenzt wurde. Es gibt auch Arten, die in Elektrogeräten nisten. Das könnte man also auch als "Naturhaltung" bezeichnen.




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Stiko
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#3 AW: "Naturhaltung" in Arena + ohne Winterruhe

Beitrag von Stiko » 25. Mai 2012, 01:44

Willkommen hier im Forum,
Danke @Streaker für die Blumen. ;-)

Ich liebe Naturhaltung, da ich die Ameisen gerne in ihrem natürlichen Verhalten sehe.

Wenn man die richtige Art hat, ist die Ameisenhaltung weder zeitintensiv, anspruchsvoll, noch aufwendig.
Man muss sich nur die beste Art heraus picken.
Tatsächlich kümmer ich mich nur zwischen 1 bis maximal 5 Minuten täglich um meine Ameisen.
Wenn eine Kolonie einmal äuft, dann läuft die. Bis das aber erst mal soweit ist, braucht es eine kleine Einstiegs-/Bastel-/Testphase.

Bei den Cataglyphis gibts nur wenige Arten, welche keine Winterruhe halten.
Viele halten eine Ruhepause von 2-5 Monaten, in denen mal garnix geht.
Da fragste am besten mal bei World of Ants persönlich nach.
Der weiß genau, welche Arten in den letzten 2 Jahren eine Pause eingelegt haben.
Es haben sich dank der Erfahrungswerte nur sehr wenige Arten ohne Winterruhe ergeben.

Optisch und vom Verhalten her fand ich Cataglyphis einfach genial.
Meine Glasplatten im Boden zeigten mir einen kleinen Nesteinblick, die Ameisen gruben wie Hunde und Majore trugen ihre Arbeiter zu den Aufgabengebieten. Die Gänge waren riesig mit 2-3cm Durchmesser und das
ganze Becken war innerhalb kürzester Zeit komplett durchgegraben.
Die Tiere schaffen es anfangs nur Mühsam ein Heimchen durch die Gegend zu ziehen, sind Einelgänger und arbeiten selten in der Gruppe.
Bis zu dem Langneseproblem ist die Kolonie nahezu explodiert.
Im nachhinein allerdings sollte man ein viel größeres Becken für diese Arten nehmen.

Camponotus sind Camponotus.
Ich finde es gibt kaum eine Gattung die so stetig wie eine Camponotus ist.
Mittlerweile haben/hatten wir 5 Arten von Camponotus.
Nimm ein Glas voll Erde, mach diese Handfeucht und setze eine Kolonie oben drauf. Die Kolonie ist nach einer Weile weg und irgendwann überrennen dich je nach Entwicklungsdauer die Ameisen.
Camponotus verzeihen Anfängerfehler, stören sich weder bei Licht, Schwingungen oder Krach.
Für Anfänger gibts nichts besseres als eine Camponotus.
Aber nicht immer ist größer besser.
Je größer die Camponotus ist, desto langsamer entwickelt die sich und je Nachtaktiver kamen mir die Ameisen vor.
Die größte Action gabs bei Camponotus albosparsus.

Nicht empfehlen kann ich Arten wie Myrmecia pavida, welche leicht zu halten war, Dämmerungsaktiv ist und stechen kann.
Auf Dauer war mir das Risiko zu groß, das diese Tiere mir und meiner Familie Schaden zufügen können. Eine extrem kurze Lebensdauer von 3-5 Jahren bringen hier die letzte Freude im Preis/Leistungsverhältnis zum kippen.

Das schwierigste Problem in der natürlichen Beckenhaltung ergab sich bei mir in der Futtermilbenbildung. Im Forum hieß/heißt es immer, "milben = Kolonietot"
Cataglyphis und Myrmecia waren da recht gut dran. Dort konnte man das Becken einfach mal 4 Wochen austrocknen lassen und nur stellenweise befeuchten.
Ameisen, die ein feuchtes Nest brauchen (Camponotus/Pheidole), habe ich immer in ihren Nestbaumöglichkeiten eingegrenzt. Ein kleiner Bereich, welcher beim Befeuchten das Wasser nicht nach aussen trägt wurde geschaffen. Das geht entweder mit meiner Plastikhöhle , oder ganz einfach mit einer Eingeklebten Trennglasplatte auf den Terrariumboden.

Futtermilben vermeiden kann man nicht, auch wenn viele etwas anderes behaupten, gibts diese ab einer gewissen Feuchtigkeit immer und in jedem Langzeitbecken. Meine Becken, Becken von Freunden und viele Privatmails sind mein Beweis. Unter der Lupe haben irgendwann alle Naturbecken und selbst viele Arenen mit Ytong ihre Futtermilben.
Man kann nur versuchen die Ausbreitung zu vermindern, zu stoppen oder durch Trocknung zu dezimieren.
In Maßen sind Futtermilben nützlich und nötig.
Oftmals lese ich wie Kolonien an den Folgen von eifrigen Futtermilbenbekämfungen sterben, wärend die Kolonien mit Sicherheit heute noch mit den Milben leben würden.


Deswegen gibt man Heimchen nur in getrennten Flächen (Stein, Futternapf) und nur bei Bedarf.
Erst wenn eine gewisse Aussenaktivität zu verzeichnen ist, gibts bei mir Futter. Es gibt auch mal Zeiten, da gibts 5 Tage nur Wasser, Honig und Jelly. Ein normaler Mensch ist ja auch nix, wenn er nix braucht.
Bei Camponotus sieht man den Unterschied zwischen Hunger und Sättigung am extremsten. Das ist auch ein toller Grund für eine Anfängerart.

Gereinigt wird bei mir nur mit Staubsauger.
Sind Milben am Futter, waren die mal da. Erwischts es ein paar Ameisen,
sind es halt ein paar weniger. Klingt krass, aber die Natur ist unerbitlich.

Als Ausbruchschutz schwöre ich auf trockenes Talkum.
PTFE und Paraffinöl ist nicht zu 100% sicher.
Selbst die Tollpatschcataglyphis haben sich Mühsam einen Weg darüber gesucht und meinen Deckel erkundet.
Bei Talkum ist mir NOCH NIE eine Pheidole entkommen.

Ich halte Pheidole noda. Die Arbeiter sind meiner Meinung nach die größten bei den Pheidole. Soldaten gibt es hier und die Kommunikation bei dieser Art ist enorm. Hier entwickelt sich in kürzester Zeit eine Gruppendynamik vom feinsten. Mit Talkum lassen diese sich gut bändigen, könnten aber bei einem Anfänger für große Probleme sorgen.
Da ich nun schon einige Superkolonien gesehen habe, ist mir klar geworden, das ich für große Arten nicht genügend Platz habe.
Ich habe leider keine Rechte erhalten diese Kolonien im Forum zu veröffentlichen.

Ich bin auch kein Freund von Ameisensammlern.
Man sollte versuchen seine Sammlung so weit zu begrenzen, wie man Platz für die ausgewachsenen Kolonien bieten kann.
Haltungsberichte ausgewachsener Kolonien gibts hier im Forum einige.
Das sollte auch mit ein Auswahlkriterium sein.
Ein schönes Formicarium und die herumtollende Ameise ist für mich die größte Freude an der Ameisenhaltung.



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rumpelstielzchen
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#4 AW: "Naturhaltung" in Arena + ohne Winterruhe

Beitrag von rumpelstielzchen » 25. Mai 2012, 08:23

Hallo Stify

Einzeiler sind natürlich nicht gerne gesehen und nach Stikos Beitrag sieht meine Antwort noch ein wenig kürzer aus als sie eigentlich ist.... :)

Meine Idee zu deiner Frage:

Ich hab mal Bienen und Hornissen Nester gesehen die sich in einem Haus befanden, von außen ganznormal anfliegbar waren doch auf der Innenseite mit einer Glasplatte verdeckt waren sodass man, wenn man wollte, den Sichtschutz abnehmen und wunderbar ins Nest blicken konnte.
Ich spiele schon seit längerem mit dem Gedanken meiner Kolonie "Freigang" zu gewähren sobald sie ein wenig größer und unempfindlicher gegen Einbruch ist.

Für einen Anfänger in der Haltung ist das zwar nicht zu empfehlen und ich bin mir nicht sicher ob das überhaupt zu empfehlen ist doch die Idee geistert schon länger in meinen Gedanken herum sodass ich sie wenn alles gut läuft nächstes Jahr verwirklichen werde.

Auch wenn es viele Fragen,Probleme usw.. aufwirft ist das mein Ansatz zur naturnahen Haltung. :)

lg Rumpel


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Lord Helmchen
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#5 AW: "Naturhaltung" in Arena + ohne Winterruhe

Beitrag von Lord Helmchen » 25. Mai 2012, 17:01

Hallo Stify

Also ich würde dir grundsätzlich eher zu Arten aus trockenen Gebieten raten. Arten aus Tropischen Gebieten brauchen ein recht stabiles und feuchtwarmes Klima, dies ist nicht so einfach zu realisieren und deswegen eher nix für den Anfänger (meine Meinung)

Cataglyphis sp. (ausser den bombycinus ) halte ich für ein recht gute, nicht einheimische, Einsteiger Art. Du solltest aber auch bei ihnen einen Jahreszeiten Zyklus einhalten. Hier ist es am besten die Klimakarten des natürlichen Verbreitungsgebietes zu betrachten.

Cataglyphis sp. bieten recht viele Vorteile für den Halter.

-Recht einfach zu pflegen, wenn man den natürlichen Jahreszyklus beachtet.
- Grosse Ameisen d.h. gut zu beobachten.
-Sehr aktive Art und auch oft draussen unterwegs
-Sind nicht wirklich begabte Kletterer d.h. kommen Glasscheiben nur schwer hoch.
-Sind für Ameisen sehr lernfähig und man kann ihnen ruhig mal ein paar "Herausforderungen" bieten.
-Jagen aktiv und nehmen Futter sehr willig an.
-Kommen aus eher trockenen Gebieten (je nach Art unterschiedlich) d.h. das Klima ist nicht so schwer zu regulieren. Trotzdem das Becken am besten erst Probelaufen lassen.
-Ihre starke optische Orientierung lässt sich gut beobachten und ist echt faszinierend.

Achtung! Wenn du dich für Cataglyphis entscheidest, rechne eine grosse Arena ein, da sie sehr bewegungsfreudig sind ;)

Wie gesagt, sie sind sehr zu empfehlen, aber schau welche Arten einfacher sind und beschränk dich auf diese, es gibt auch bei den Cataglyphis sp. einige eher heikle Arten. Sorry, wenn ich jetzt etwas "Werbung" für diese Art mache, aber ich finde sie einfach super und hoch interessant.

LG Lord Helmchen


Stop poaching, hunt a poacher!!!

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