Nun ein wenig Theorie, die ich Euch nicht vorenthalten will. Beim Stöbern nach Ameisenliteratur haben Dirk und ich in ihrgendeinem Antiqauriat ein richtiges Schmuckstück gefunden.
Gerhard H. Schmitdt (Hrsg.) (1987): Sozialpolymorphismus bei Insekten - Probleme der Kastenbildung im Tierreich. 2. Auflage, Studienausgabe, wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart.
Der Wälzer hat an die 1000 Seiten und berichtet neben Bienen und Wespen auch bei Ameisen hinsichtlich der Kastenbildung. Die Fotos und Grafiken sind alle schwarz-weiß, aber das Buch hat eine fachliche Tiefe, bei der ich ganz glasige Augen bekomme *freu*.
So nun aber zu den Fakten:
Wie bekannt ist Oecophylla polymorph, sodass auch hier von minor- und
major-Arbeiterinnen gesprochen wird.
major-Arbeiterinnen:Sie sind etwa 1 cm lang mit gelbbrauner bis tiefbrauner Färbung des Chitinpanzers. Die Hinterbeine sind so lang wie die Ameise selbst (1cm), wogegen die Mittel- und Vorderbeine 7 mm messen. Dadurch erhält die Arbeiterin ein sehr schlanken, elegantes Erscheinungsbild. Der Kopf ist ca. 1,5mm lang und 1,3mm am Apex ("Kopfspitze") breit. Im Vergleich erscheint der
Thorax mit seinen Maßen 0,5 x 3,5 (B x L) fast winzig. Der Petiolus misst 0,2mm Breite und 0,8mm Länge und verbindet
Thorax mit der
Gaster. Aufgrund seiner Beweglichkeit kann die
Gaster vertikal aufgerichtet werden.
minor-Arbeiterinnen:Sie sind nur halb so groß, aslo 5-6mm lang; die Proportionen sind jedoch verhälntnismäßig dieselben. In freier Natur gründet eine junge
Königin oftmals durch Soziotomie, indem sie einige Arbeiterinnen aus dem Mutterstaat mitnimmt. Muss die königliche Hoheit jedoch die Anstrengung der Koloniegründung allein bewältigen, findet man in solchen Nestern zu Beginn eine Mischgröße aus minor- und media-Arbeiterinnen von ca. 7-9mm.
Männchen:Sie verfügen über eine Körpergröße einer
major-Arbeiterin (1cm) und sind stets tiefbraun.
Königin:Im Gegensatz zu allenanderen Nestmitgliedern ist die königliche Hoheit nicht an ihrer Krone zu erkennen
, sondern unweigerlich an ihrer Größe. Sie erreicht hinsichtlich der Länge das doppelte ihrer großen Kinder, ist aber darüber hinaus wesentlich massiver gabaut. Dies zeigt sich besonders im Thoraxbereich, der infolge der Flugmuskulatur fast "doppeldeckerartig" erscheint.
Brut:Hinsichtlich der
Eier können laut Schmitd zwei verschiedene Größen festgestellt werden: 0,6 mm und 1,2 mm. Sofern mehrere Nester existieren, ist jede Eigröße auf verschiedene Nester verteilt.
Larven sind weißlich gefärbt und ihre Größe variiert von 1-4 mm. Die
Vorpuppen ähneln großen
Larven, können aber bei genauem Hinsehen durch Bewegungsunfähigkeit als solche Indentifiziert werden. Die
Puppen sind 4-7mm lang und besitzen keinen Kokon (Nacktpuppen).
Biologischer Zyklus:Die
Gattung Oecophylla betreibt in freier Natur
Nestbegattung. In Gefangenschaft ist mir ein solcher Fall nicht bekannt, dass die Kolonie bereits solche stattliche Ausmaße erreicht hat, in dem dann Geschlechtstiere gebildet werden.
Nach Schmidt (genauer André Ledoux) fliegt die begattete Jungkönigin fort. Muss sie ihren Staat allein aufziehen legt sie anfänglich 1,2mm große Eier, aus denen sich minor-Arbeiterinnen entwickeln. Sie helfen nach dem "schlüpfen" bei der Aufzucht weiterer
Larven. Dies scheint eine sehr kritische Phase zu sein, da von einer hohen Sterblichkeitsrate beiden jungen
Larven gesprochen wird. Ist eine geise Anzahl von minor-Areiterinnen vorhanden, entwickeln sich aus den Eiern
major-Arbeiterinnen.
UND JETZT WIRDS WIRKLICH INTERESSANT was für mich ebenso spektakulär wie absolut neu war:
minor- und
major-Arbeiterinnen eines Mutternests können "auswandern" und ein eigenes Nest errichten. Nach unbestimmter Zeit würden einzelen unter diesen Arbeiterinnen dann selbst Eier legen (0,6mm) aus dennen sich sowohl
minor- als auch major-Arbeiterinnen (!!!!) entwickeln können. Diese Aufzucht von Arbeiterinnen durch Arbeiterinnen kann über mehrere Generationen erfolgen. Und jetzt kommts noch besser: Denn aus weiteren morphologisch ähnlichen Eiern der Arbeiterinnen können in Abhängigkeit von bestimmten Auslösemechanismen
gelfügelte Weibchen entstehen. Zu bestimmten Zeiten erscheinen in reinen Arbeiterinnennestern, Eier von der Größe 1,1 mm aus denen Männchen hervorgehen. So wäre wieder eine Nestbegattung möglich.
Die Schlußfolgerung ist, dass bei der Entstehung von Menschen der biologische Sachverhalt der Parthenogenese aufgetreten sein muss. Da die Arbeiterinnen zwei verschiedene Eierarten legen können, muss hier noch etwas genauer unterschieden werden:
1) große Eier (1,1mm lang) entwickeln sich parthenogenetisch zu Männchen, die ja auch haploid sind und daher auch keine
Befruchtung des Ei´s erfolgen muss.
2) kleine Eier (0,6mm lang), die sich parthenogenetisch zu Arbeiterinnen und geflügelten Weibchen entwickeln können.