Terrarium und Beobachtungsnest
Mein Terrarium, das von einer Myrmecia-Kolonie bewohnt wird, ist mittlerweile einige Jahre alt. Die feste Einrichtung, bestehend aus Beton, Gips und Pflanzen ist seit langem vorhanden und wird mittlerweile von weiteren Lebewesen wie Moosen, Algen, Springschwänzen und Milben besiedelt. Dies ist erwünscht, wie in einen natürlichen Lebensraum verwerten diese Lebewesen überschüssige Nahrungsabfälle und so muss ich nur bei grösseren nicht verwerteten Abfällen aufräumend eingreifen. Kleinere Ameisenarten, die in den die Auslauffläche vergrössernden Ästen siedeln, verwerten ebenfalls die Nahrungsreste der Myrmecia und verhindern so effektiv eine Massenvermehrung der eigentlich harmlosen Milben, indem sie mit diesen konkurrieren. Nicht zuletzt besorgen einige Asseln den Rest.
Das Terrarium hat ein Grundfläche von 80 mal 60 cm, seine Höhe beträgt 70 cm. Eine Seite des Beckens ist etwas feuchter, hier wächst ein Ficus seit Jahren, den ich regelmässig zurückschneiden muss. Mit dieser Seite steht das Becken an einem ständig gekippten Fenster, dadurch wird erreicht, das tatsächlich nur diese Seite etwas kühler und etwas feuchter ist.
Eine grosse Pflanze wie den Ficus in einem Terrarium, dass ja Ameisen beherbergen soll, zu kultivieren wirft Probleme auf. Pflanzen wir ihn einfach in geeignetes Substrat, werden die Ameisen bald genau dort beginnen, zu graben. So habe ich meinen Ficus mit den Wurzelballen und genügend Substrat auf den Terrarienboden gestellt und anschliessend die Wurzel und das Substrat mit einer dicken Schicht Gips überzogen. Vor dem Aushärten des Gipses habe ich die Schicht an einigen Stellen mit einer dünnen Nadel durchstochen, so dass hier ausreichend Wasser einsickern kann und auch die Wurzeln atmen können. Mittlerweile wächst der Ficus hier seit vier Jahren, immer mehr nimmt er, bedingt durch den regelmässigen Rückschnitt, bonsaiartige Form an.
Die Rückwand des Beckens ist bis auf halber Höhe mit einer Gipslandschaft versehen, infolge der stellenweise ständigen Feuchtigkeit beginnt sich dieser an einigen Stellen sehr langsam zu zersetzen und bietet so Siedlungsmöglichkeiten für verschiedene niedere Pflanzen. Zusätzlich befinden sich hier einige Äste, Zweige und Tillandsien, sie bieten verschiedenen Ameisen (Leptothorax, Plagiolepis, Crematogaster, Aphaenogaster, Dolichoderus, Colobopsis usw.) ein Zuhause.
Neben den Tageslicht wird das Terrarium durch zwei HQI-Lampen erhellt, die durch eine Zeitschaltuhr gesteuert werden. Gutes Licht ist wichtig, tagaktive Ameisenarten zeigen erst bei guten Licht ihre Fähigkeiten. Auch ist es wichtig, einen klar definierten Tagnachtrythmus zu gewährleisten und mit dem natürlichen Licht, dass durch ein Fenster strahlt, möglicherweise sogar einen jahreszeitlichen Zyklus zu erreichen. Subtropische Arten erleben auch in ihrer Heimat kühlere und dunklere Jahreszeiten und brauchen oft diese Phasen der Regeneration.
An der licht- und fensterabgewandten Seite des Terrariums wird das innenstehende Beobachtungsnest durch eine Rotlichtlampe erwärmt und ausgeleuchtet. Sie ist so montiert, dass ihr Licht schräg das Nest bescheint, dadurch werden unterschiedlich warme Nestbereiche erreicht. Tieferliegende Nestkammern sind relativ kühl mit Temperaturen um 20 Grad, höherliegende Kammern sind wärmer mit Temperaturen um 25 Grad.
Das Nest selbst besteht aus Ytong, der entsprechend bearbeitet wurde. In Ytong sind die Kammern und Gänge eingearbeitet, ausserdem habe ich versucht, ihn mit lösemittelfreier Wasserfarbe ein natürliches Aussehen zu geben. Die Kammern und Gänge des Nestes wurden mit rötlich-brauner Färbung versehen, die an der Glasscheibe anliegenden Flächen des Ytong zum Zwecke der Lichtabsorption wurden schwarz gefärbt. Auf rote Folien und ähnliche Mittel kann ich verzichten, es hat sich im Laufe der Jahre bei mir zumindest herausgestellt, dass bei behutsamen Umgang und vorsichtiger Annäherung an das Beobachtungsnest auch sehr gut sehende Ameisenarten nicht beunruhigt sind. Geht man vorsichtig und zurückhaltend vor, kann man sogar kurzzeitig das Nest mit einer "normalen" Lampe ausleuchten, um Details besser sehen zu können oder um fotografieren zu können. Sensibler reagieren die Ameisen naturgemäss auf Erschütterungen, sie unbedingt zu vermeiden ist sicher wichtiger als eine absolute Verdunklung des Nestinnenraumes, an fahles Halbdunkel gewöhnen sich die Tiere.
Die Grundfläche des Terrariums, die ja den Grossteil des Auslaufes darstellt, ist mit trockenen Sand überschüttet. Hier haben die Ameisen keine Möglichkeit, neue Nester anzulegen, sollten sie anfangen, zu graben, fällt der Sand sofort zusammen. Die Myrmecia in meinen Terrarium graben nie, ein Umstand, der vieleicht darauf hindeutet, dass sie das angebotene Nest akzeptieren und sich darin gut aufgehoben fühlen. Der Sandboden ist teilweise überstreut mit Waldstreu, Kiefern- und Fichtennadeln, kleinen Steinen u.ä., hier finden kleinere Tiere Schutz und Nahrung.
Das Terrarium ist ein Eigenbau und wurde damals in seinen Abmessungen entsprechend einfachen Möbeln, die als Unterschrank dienen, angefertigt. Es erfüllt noch heute gute Zwecke, obwohl gewisse Konstruktionsfehler von mir gemacht wurden. Heute bin ich mir aber gar nicht mehr so sicher, ob diese Fehler wirklich Fehler waren. So habe ich versäumt, die Luftzirkulation dadurch zu gewährleisten, indem ich an den gegenüberliegenden Seiten des Beckens Luftaustritte einplante. Ich habe nur an einer Seite einen solchen Austritt ausgeführt. Vieleicht gar nicht so verkehrt, so habe ich keinen Durchzug im Becken und aufgrund des Luftvolumens des Beckens und der ständigen Luftbewegen infolge der Erwärmung durch die HQI-Lampen kommt es trotzdem nicht zu Stocknässe oder Überhitzung. Trotzdem habe ich für die warme Jahreszeit einen kleinen Lüfter montiert.
Die Ameisen
Koloniegründung
Im Jahr 2003 erhielt ich eine junge Myrmecia-
Bei einigen Ameisenarten verlässt die junge
Nach einiger Zeit schlüpften die ersten drei Arbeiterinnen. Nun erst begann die junge
Bei grösseren und grossen Kolonien überlappen sich dies Zyklen und lösen sich schliesslich fast vollständig auf. So wird verhindert, das die anfänglich zahlenmässig schwache Arbeiterinnenschaft mit zu vielen hungrigen Nachkommen überfordert wird.
Die Kolonie wächst.
Die jungen Arbeiterinnen der Kolonie verliessen das Nest zum ersten Mal nach etwa einer Woche. Bis dahin blieben alle Besorgungsgänge der
Die zweite Generation schlüpfte Anfang des Jahres 2004, etwa elf Wochen nach Einzug der
Von Zeit zu Zeit erwies es sich als notwendig, der Kolonie ein grösseres Nest zu geben. Solche Eingriffe waren natürlich für die Ameisen sehr beunruhigend und entsprechend wütend reagierten sie auf solche Eingriffe. Mit wachsender Individuenzahl gestalteten sich diese Eingriffe immer heikler, nicht zuletzt, weil die Ameisen sehr schnell die Bedrohung optisch ausmachen, auf sie zulaufen und sehr schnell stechen. Mittlerweile wurde ich so mehrmals gestochen, ich empfand die Stiche jedoch als wenig schmerzhaft. Stiche staatenbildender Wespen oder Bienen sind um ein Vielfaches schmerzhafter. Diese Insekten haben ihre Waffen vornehmlich für die Abwehr räuberischer Wirbeltiere entwickelt, entsprechend einprägsam gestalten sich für uns Menschen die Begegnungen mit ihnen. Das Gift der Myrmecia scheint hingegen ein Tötungsgift für erbeutete Wirbellose zu sein, diese verenden meist sofort nach dem Stich. Ein weiterer Beleg ist, dass die Myrmecia ihren Stachel bei fast jeden Jagdgang einsetzt, soziale Faltenwepen, zumindest jene, die ich in Europa beobachtet habe, dagegen eher nie. Bei ihnen ist der Giftstachel ein Verteidigungsmittel, bei den Myrmecia ein Angriffsmittel bei der Beutejagd.
Sicher kann man Ameisen und Wespen nicht direkt vergleichen, aus Vergleichen der Giftwirkungen, des Einsatzes dieser Waffen und ihrer Wirkung auf uns im unfreiwilligen Selbstversuch können wir aber Rückschlüsse ziehen. So sollten aufgeklärte und vernünftige Menschen nicht von gefährlichen Stichen der Bulldoggenameisen sprechen, es wurden bereits genug andere lächerliche Mythen in die Welt gesetzt.
Ist die Kolonie nach einiger Zeit vollständig eingefangen (Ich fange die Arbeiterinnen mittels dünner Stöckchen, an denen sie emporlaufen und schnipse sie ganz vorsichtig in ein Fangglas, ich denke dann immer an die cleveren Schimpansen... Aber die haben es nicht mit Myrmecia zu tun!), kann man sich daran machen, das alte Beobachtungsnest mit der noch darin befindlichen
Ist das Völkchen erst mal wieder im Terrarium, entsteht ein ziemliches Durcheinander. Sehr schnell entdecken zwar erste Arbeiterinnen das neue Nest und tragen erste
Die ersten Tage nach Einzug ins neue Nest sind die wachhabenden und aussendiensttuenden Tiere damit beschäftigt, das Revier abzustecken. Überall werden in den durch meine Aktivitäten umgeschichteten Sand neue Marken gesetzt, besonders die unmittelbare Umgebung des Nesteingangs, leider auch die Glasscheibe werden dicht markiert.
Diese Markierungen, die sicher auch das Absetzen von Kot sind, treten immer gehäuft auf, wenn neues Gebiet besetzt wird. Natürlich setzen die Ameisen zu allen Zeiten Kot ab und verlassen manchmal dazu sogar das Nest, auffallend aber ist, dass die "wertvollen" Substanzen in neuen Gebiet vermehrt zur Markierung verwendet werden. Hat eine Arbeiterin eine solche Markierung abgesetzt, wird sie mitunter aufmerksam von anderen "gelesen", sie senken den Kopf und beriechen die Stelle aufmerksam mit den Fühlern.
Mittlerweile ist die Kolonie auf etwa 200 Arbeiterinnen angewachsen. Trotzdem ist das Terrarium nicht ständig von den grossen Ameisen überlaufen. Am Abend, gegen 20 Uhr gehen die HQI-Lampen aus und ein Halogenspot suggeriert die Dämmerung. Nun drängen viele Arbeiterinnen aus den Nesteingang und lungern in dessen Nähe herum. Sie putzen sich und sich gegenseitig, beobachten sich gegenseitig, Heimkommende werden mit Scheinatacken begrüsst und werden nach Erkennen ihrer Koloniezugehörigkeit beschwichtigt. Öffne ich nun das Terrarium, um den Zucker auszutauschen, kauern sich alle Tiere eng auf den Boden und beobachten mein Tun. Jede meiner Bewegungen wird mit vielköpfigen Fühler- und Kopfbewegungen kommentiert, jedoch, bei vorsichtigen und behutsamen Vorgehen ohne Drohungen wie Kiefernsperren usw. Bin ich mit den Zucker fertig, lösen sich die ersten Tiere aus der Gruppe am Nesteingang und schlendern, wie gelangweilt und als wollten sie mir zeigen, dass sie auf meine Spenden nicht unbedingt angewiesen sind, lässig zum Zuckernapf. Bald sind viele am Zucker und drängen sich um den Napf. Dieses Ritual wiederholt sich an fast jedem Abend, die Ameisen haben sich auf die allabendlichen Zuckergaben eingestellt. Mein Tun am Terrarium und die Regelmässigkeit der Zuckertracht haben die Tiere verknüpft, sie lernen.
An jeden zweiten oder dritten Tag öffne ich nachmittags das Terrarium, um einige Futtertiere zuzugeben. Die Aktivität der Kolonie ist zu dieser Tageszeit nicht übermässig gross, nur wenige Arbeiterinnen durchstreifen das Terrarium. Wenige Minuten nach Zugabe der Futtertiere erhöht sich jedoch die Aktivität, weitere Arbeiterinnen verlassen das Nest. Natürlich haben sie mein Tun am Terrarium bemerkt, fühlen sich jedoch nicht bedroht. Dies würden sie deutlich zeigen, sie würden wütend und alarmiert umherlaufen und den gefährlichen Feind suchen oder bei nicht unmittelbarer Gefahr sich zurückziehen und beobachten. Nein, die Arbeiterinnen, die nun das Nest verlassen, wollen jagen, sie kennen das Prozedere. Sie scheinen zu ahnen, dass nun Grillen zu erjagen sind und gehen zielstrebig vor.
Jagd und Kampf
Der Sehsinn der Myrmecia ist ein hervorragender. Unter den Ameisen sind diese Leistungen herausragend. Wozu braucht ein bodenbewohnendes kleines Wesen so hervorragende Augen? Die meisten Ameisen sind Raubtiere, viele jagen in Gruppen und überwältigen so in Zusammenarbeit relativ grosse Beutetiere. Einige überrennen in grossen Gruppen schnell grosse Territorien, umschliessen diese und fangen eingeschlossene Beutetiere. Viele Arten rekrutieren ihre Genossinnen mit Spurpheromonen oder Tandemlauf, führen so Verstärkung zur Beute. Manche Arten beuten auf diese Weise die Kolonien anderer sozialer Insekten aus, wieder andere verwerten auf diese Weise Samen und andere Pflanzenteile.
Die Myrmecia haben wie einige andere Ameisen weitere und andere ebenfalls erfolgreiche Strategien entwickelt. Diese Ameisen verlassen sich nicht auf das überraschende Moment eines Gruppenangriffs, sie gehen bei der Jagd einzeln vor. Den Nachteil, der dadurch entsteht, dass einzeln jagende Ameisen nicht viel grössere Beutetiere überwältigen können, machen die Myrmecia mit bestimmten Anpassungen wett. Da sind die guten Augen, mit denen die Arbeiterinnen jede Bewegung erkennen können, der bereits erwähnte Gifstachel, der jedes auch gleichgrosse Beutetier sofort ausser Gefecht setzt, die Gewandheit der Ameisen, mit der sie diese Waffe extrem schnell zur Anwendung bringen und die langen und trotzdem kräftigen Manddibeln, die alles, was sie einmal gepackt haben, festhalten können. Neben dieser Ausrüstung verfügen diese Ameisen über die verschiedensten Jagdmethoden. Diese werden problembezogen angewandt und es scheint auch hier, dass die Tiere lernen und einmal erfolgreiche Methoden wiederholen. Dabei werden sie jedoch nie als starres Schema angewandt, sondern immer werden Abweichungen "ausprobiert". In meinen kleinen Terrarium konnte ich so verschiedene Methoden beobachten, die immer wieder zeigten, dass die Tiere sich verschiedenen Beutetieren im Jagdverhalten anpassen konnten.
Grosse Beutetiere, ausgewachsene Heimchen oder grosse Zweifleckgrillen werden aktiv gejagt, die Myrmecia hetzen ihnen ausdauernd und hartnäckig hinterher. Wechseln die Grillen durch eine Sprung unvermittelt den Ort, erkennen die Ameisen manchmal sogar diesen plötzlichen Ortswechsel. Mittelgrosse Beutetiere werden oft aufgeschreckt und dann ebenfalls gehetzt, dabei verlieren die Myrmecia die Jagdobjekte natürlich oft aus den Augen. Nun wird in grösser werdenden Schleifen das Gelände abgesucht. Verlieren die Ameisen den Kontakt zur Beute auf dem Ficus, suchen sie oft gezielt den darunterliegenden Boden ab. Kleine dunkle Objekte, die unbeweglich im Streu liegen, werden dann oft für die Beute gehalten, anvisiert und schliesslich angegriffen. Über den Irrtum entäuscht lassen die Jägerinnen von den Steinchen oder Ästchen ab. Bei mittelgrossen und besonders bei kleinen Beutetieren wird eine weitere Strategie angewandt, hier ist die Lauerjagd am erfolgversprechendsten. Die Ameisen kauern oft minutenlang an einer Stelle, am Stamm des Ficus oder auf den Ästen, manchmal am Boden und warten so auf die unvorsichtigen Kleintiere, die ihnen vor die "Flinte" kommen. Kommt eine kleine Grille in die Nähe, bewegen die Myrmecia ruckhaft den Kopf in ihre Richtung und schnappen zu, sobald der Angriff sich zu lohnen scheint. Fehlgriffe werden manchmal mit wütenden Hinterherlaufen und verärgerten Fehlangriffen auf die ebenfalls in der Nähe jagenden Kameradinnen abreagiert, manchmal auch mit grösster Gelassenheit. Die erfolglose Jägerin beginnt sich nach den erfolglosen Angriff ausgiebig zu putzen, dabei aber immer die Umgebung im Auge behaltend. Kommt wieder ein Beutetier in Reichweite, ist sie sofort hochkonzentriert und angespannt und geht in Stellung. Die Grillen sind nach dem Aussetzen im Terrarium und nachdem sie gewahr werden, das sie gejagt werden, natürlich in ziemlicher Aufruhr. Besonders "schlaue" Ameisen haben gelernt, wenige Zentimeter über den Sandboden an der Glasscheibe hängend zu warten, bis eine der verängstigten Grillen unter ihnen vorbei kommt. Läuft eine unter ihnen entlang, stürzen sie sich auf sie. Fast jeder dieser Angriffe ist erfolgreich und es scheinen immer die gleichen Schlaumeier zu sein, die sich solcher unfairen Methoden bedienen. Die Äste und Zweige im Terrarium stammen von alten Weinstöcken, ihre Rinde ist sehr grob und bietet kleineren Beutetieren Verstecke. Hier habe ich eine weitere Methode beobachten können, die Ameisen schlichen geduckt und langsam, dabei die Hohl- und Zwischenräume und Spalten der Äste aufmerksam untersuchend. Oft stiessen sie manchmal natürlich auf andere Ameisen, die hier siedelten, diese wurden meist grosszügig ignoriert oder schlimmstenfalls ungeduldig weggebissen. Als Beute kamen sie offensichtlich nicht in Betracht. Bemerkten die Myrmecia in einem Versteck ein Beutetier, erstarrten sie, fixierten es ausgiebig, schlichen näher heran, um sich in eine vielversprechende Position zu bringen und schnappten schliesslich zu.
Mitunter, wenn ich mich in der Nähe des Terrariums aufhalte und unvermittelt und unwillkürlich zum Terrarium schaue, bemerke ich, wie mich einzelne Arbeiterinnen dicht an der Glasscheibe sitzend aufmerksam mustern und beobachten, fest haben sie mich fixiert und registrieren jede Bewegung. Es ist dann ein merkwürdiges Gefühl, auch selbst Gegenstand der Beobachtung zu sein.
Auseinandersetzungen mit den anderen im Terrarium lebenden Ameisen sind selten. Natürlich können diese durchweg kleinen Arten die Myrmecia auch kaum ärgern, zumal es Arten mit nur kleinen Kolonien sind. Manchmal kommt es vor, dass eine Myrmecia-Arbeiterin den Eingang eines Nestes der Mitbewohner findet und dort schlechtgelaunt Stress macht. Dabei werden die schwächeren Ameisen schon mal dezimiert und einige getötet. Meist jedoch zeigen sich die Myrmecia desinteressiert, lediglich am Zuckernapf zeigen sie sich unerbittlich und jagen futterneidisch alle anderen fort, wenn sie sich selbst versorgen.
Fortpflanzung
Trotz der langandauernden Entwicklung vom Ei bis zur schlüpfenden Arbeiterin hat sich die Kolonie in relativ kurzer Zeit zu einer beachtlichen Individuenzahl entwickelt. Die gesamte Entwicklung der Jugendstadien beträgt bei den o.g. Durchschnittstemperaturen im Beobachtungsnest etwa neun Wochen, nach drei Wochen schlüpfen die kleinen
Erstaunlicherweise scheinen die Arbeiterinnen die
Die
Die Arbeiterinnen sind langlebig, in einem Jahr sind lediglich zwei verstorben. Diese hatten sich sicher in irgendeiner Weise verletzt oder sind erkrankt, ihre natürliche Lebensuhr war gewiss noch nicht abgelaufen. Die Kolonie wächst weiter und die
Am 03. Februar diesen Jahres schlüpften erste Geschlechtstiere, nur dreizehn Monate nach Schlupf der ersten eigenen Arbeiterinnentöchter der
Nahrungsaustausch und Verständigung
Die Myrmecia tauschen Futter nicht wie die meisten anderen Ameisenarten von Mund zu Mund aus. Um ihre Nestgenossen zu füttern, legen diese Ameisen spezielle Futtereier, die sie dann der Bettelnden übergeben. Bilder hierzu gibt es im Fotothread. Mit speziellen Aufforderungssignalen wie Kiefernauflegen und boxen mit dem ersten Beinpaar gegen die Kiefer der Angebettelten bedeutet die Bettelnde der Spenderin, dass sie hungrig ist. Oft dreht sich die Angebettelte nun weg und zeigt damit, dass sie nicht bereit oder in der Lage ist, ein Futterei zu servieren. Ist sie bereit, krümmt sie nach dem Aufforderungssignal bald den Hinterleib nach vorn, presst und drückt offenbar angestrengt, dabei wie gebannt von der Bettlerin angestarrt und nimmt das hervorquellende Ei vorsichtig mit den Oberkiefern auf. Nun reicht sie es der Hungrigen, die bis dahin diszipliniert gewartet hat und die es nun gierig mit der Zunge annimmt. Alle Nestinsassen, die das Nest nicht oder kaum verlassen, werden so gefüttert. Erwachsene Arbeiterinnen fressen natürlich auch von den eingetragenen Futtertieren. Vor allem sind diese aber für die älteren
Immer ist die
Das Aufforderungsverhalten bei Nestumzügen habe ich oben schon beschrieben, ergänzend möchte ich noch sagen, dass die zum Sichtragenlassen Aufgeforderten das Zerr- und Schubsverhalten der Trägerinnen gut verstehen. Manche der aufgeforderten Tiere legen sich dann sogar auf die Seite und ziehen Beine und Fühler an, um so leichter getragen werden zu können.
Werden die stets den Eingang besetzenden Wächterinnen beunruhigt und erscheint ihnen die Situation wirklich bedrohlich, können sie die Kolonie schnell und wirkungsvoll alarmieren. Aber diese grossen Ameisen sind ähnlich gelassen wie die Hornissen, deren Nesteigang ja auch stets von Wächterinnen bewacht wird. Es muss schon einiges passieren, bevor die Wächterinnen tatsächlich alarmieren. Bevor sie sich einer Gefahr aussetzen, ziehen sie sich erstmal rckwärts gehend in den Nesteingang zurück und peilen von hier aus der Deckung vorsichtig und nervös die Lage. Sie haben kein Interesse an aussichtlosen und gefährlichen Kämpfen, solange die Kolonie nicht ernsthaft bedroht zu sein scheint.
Grüsse, Frank.