im Jahr 95 hielt ich auf dem Fensterbrett in einen Holzkasten mit Sichtscheibe ein Volk der Vespula germanica. Die Kolonie durchlebte hier ihren gesamten Zyklus, von der GrĂĽndung, ich hatte die
Durch die Glasscheibe beheizte ich das Nest mit einer Rotlichtlampe, die Wespen dankten es mir, indem sie ihre HĂĽlle zur Sichtscheibe wegliessen und die Waben samt der Zellen direkt an die Glasscheibe bauten. Ich konnte sogar den Aufwuchs der
Aber ich bemerkte bei meinen Deutschen Wespen, meist am Abend und in der Nacht ein schnarrendes Geräusch, als die Kolonie etwa aus 500 bis 1000 Tieren bestand. Der Nistkasten stand in meinem Falle in der Wohnung auf dem Fensterbrett, also Fensterinnenseite, das Ausflugloch war eine Bohrung durch das Fensterrahmenmaterial. So hörte ich jedes ungewöhnliche Geräusch, die Wespen teilten qasi mit mir mein Wohnzimmer.
Dieses schnarrende Geräusch konnte ich mir anfangs nicht erklären, ich sah keine Aktivitäten, die darauf hindeuteten.
Erst nach einiger Zeit erkannte ich die Urache. Es waren einzelne Arbeiterinnen, die auf der Nesthülle oder auf den Wabenoberseiten mit grosser Geschwindigkeit den Hinterleib auf die Unterlage schlugen, ähnlich, wie Rossameisen es tun, nur sehr viel schneller in schnellerer Abfolge, so dass die Tiere eher vibrierten.
Es schien aber nicht wie bei den Ameisen der Alarmierung zu dienen, die Kolonie und die klopfenden Wespen blieben dabei ruhig, abgesehen von der Klopfbewegung der Wespen.
Oft schienen einzelne Arbeiterinnen miteinander zu kommunizieren, eine schnarrte auf einer Nestseite, eine andere, scheinbar Ruhende antwortete dann von der anderen Nestseite.
Ich habe schon einmal hier im Af diese Phänomen geschildert, aber keine Antwort erhalten. Ist dieses Verhalten bekannt, kennen Sie dieses Phänomen? Ich habe es bisher bei keiner anderen Wespenart beobachten können. Könnte mir aber vorstellen, dass auch vulgaris dieses Verhalten zeigt.
Vieleicht habe ich mich ja auch geirrt, obwohl ich das nicht glauben kann. So will ich diese Frage auch lieber erst mal nicht im AF stellen, möchte erst mal hören, was Sie von diesen Beobachtungen halten. In der Literatur und im WEB fand ich bisher keine Erklärung.
Ich bin seither nicht mehr dazu gekommen, diese Wespen in solch unmittelbarer Nähe zu halten, werde es aber auf jeden Fall im nächsten Jahr noch einmal tun.
Viele GrĂĽsse, Frank Mattheis
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Hallo Herr Mattheis,
habe Ihre Nachricht leider gerade erst entdeckt, sorry.
Ich fragte mal "meine" Experten.
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Hier nun die Antwort des Experten auf die Anfrage durch Herrn Kosmeier, die Herr Kosmeier mir dann freundlicherweise per PN sandte.
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"Hallo Dieter,
dieses Phänomen ist in der Tat bekannt. Entsprechende Informationen finden sich in der - bereits älteren - Arbeit "Patterns in the sounds produced by Paravespula germanica wasps" von J. Ishay und M.B.Brown.
"In the nest of the social wasp P. germanica (
workers produce solid-borne tapping sounds by knocking with their bellies on
the walls of the comb cells. Analysis of these recorded sounds reveals that
they produce series of 20–60 beats, each containing 15–30 subbeats. The
patterns of beats and subbeats are shown to be arranged in series of typical
duration and spacing. Frequency analysis of the sounds reveals a peak at
about 500 Hz and a range of 50–3150 Hz."
Bei einem kurzen Studium meiner Literatur habe ich außerdem noch Vespa orientalis und V. tropica sowie Vespula vulgaris erwähnt gefunden. Diese Art der Geräuschproduktion durch Trommeln mit dem Hinterleib dürfte allerdings viel weiter verbreitet sein und bei den meisten - wenn nicht sogar bei allen- sozialen Faltenwespen vorkommen. Leider mangelt es bei den anderen Arten noch an entsprechenden Untersuchungen. Man darf mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass diese ganze "Trommelei" eine kommunikative Funktion erfüllt.
Die dabei ĂĽbermittelte Botschaft (oder Botschaften) sind allerdings bis dato noch nicht wirklich entschlĂĽsselt worden. Da gibt es in Zukunft also noch einiges zu tun.
Einen frohen Advent wĂĽnscht,
Thomas"
Vielen Dank an Herrn Kosmeier und an den Experten Thomas.
GrĂĽsse, Frank.