Denoch sollte man bei den mahnenden Worten nicht immer die Augen verschliessen , man sollte sich informieren um eventuelle Risiken vorzubeugen .
Ich denke mal es ist im Sinne des Verfassers wenn ich den Beitrag aus dem Antstore Forum auch hier zitiere , um sich der Sache anzunehmen . Denn nur ein Forum wo frei diskutiert wird (was man selbstverständlich auch sachlich tun kann , ohne gleich zu poltern sowie zu beleidigen ! ) ,ist es wert zu gelesen zu werden .
Ich denke auch, es ist wichtig das hier an dieser Stelle noch einmal gezeigt wird das dieses Forum kein Händlerforum ist , sondern ein freies von Ameisen Interessierten geführtes Forum.
Zitat Prof. Buschinger :
So, und nun raffe ich mich nochmals auf, nun um tatsächlich einen thread zu eröffnen, der sich – ganz sachlich, wie so oft gewünscht – mit den wesentlichen Punkten der hier u.a. unter „Diskussionen“ angesprochenen Probleme befassen soll.
Runder Tisch, Ameisen-Handel und Kunden-Information
1.) Das Thema „Treffen von Antstore/ Exotenhaltern/ Händlern/ Kritikern der Ameisenimporte“ ist nicht neu; die Argumente werden nur immer wieder vergessen.
Wer echte Argumente gegen die folgenden Feststellungen hat, möge sie äußern, bitte sine ira et studio, also sachlich!
a) Es ist nicht möglich, alle derzeitigen deutschen Händler, ob Shopbetreiber oder „private“, an einen Tisch zu bekommen, naturgemäß schon gar nicht diejenigen, die erst in der Zukunft sich auf diesem Feld betätigen werden, oder solche, die Ameisen verkaufen, ohne das in den Foren und Anzeigenmärkten öffentlich kund zu tun. Das Problem ist nicht „Antstore gegen Buschinger“, sondern „Mit dem Import ausländischer Ameisenarten verbundene Risiken und Möglichkeiten zu deren Einschränkung“.
b) Auch ausländische Händler wird man nicht hinzuziehen können. Dennoch verkaufen solche ihre Ameisen auch in Deutschland.
c) Mehrere Anläufe zu Treffen in den Foren sind gescheitert, obwohl durchaus vernünftige Diskussionsthemen angestrebt wurden: Ort, Zeit, Inhalte waren strittig und werden das auch künftig sein.
d) Die Frage nach der Finanzierung eines Treffens ist ungeklärt. Für manchen notwendigen (!) Teilnehmer wäre es ein erheblicher finanzieller Aufwand, zu einem solchen Treffen zu reisen (Fahrtkosten, Übernachtungskosten u.a.). (Das „Verursacherprinzip“ sei hier ausgeklammert, obwohl sich das Nachdenken darüber ebenfalls anbietet).
2.) Altersbegrenzung, Eignungsnachweise u.dgl. fĂĽr Halter werden immer wieder vorgeschlagen:
a) Wer die Risiken des Imports und der Haltung nicht-heimischer Arten verstanden hat, beschränkt sich von alleine auf heimische Arten. Einige dieser verantwortungsbewussten Halter melden sich gelegentlich in den Foren zu Wort.
b) Es gibt keine Institution und kann keine geben, die Alter, charakterliche Reife und Eignung von Haltern wie Verkäufern beurteilt. Ein „Ameisenhalter-TÜV“ oder „Ameisenhalter-Führerschein“ sind nicht möglich, weil nicht gesetzlich vorgeschrieben. Das wäre zudem mit erheblichen Kosten verbunden; man denke an die weit verstreuten Wohnorte der Halter und Händler.
c) Niemand wäre irgendwie daran gebunden, dazu verpflichtet, an einer solchen Überprüfung teilzunehmen. Selbst wenn einer der Händler seine Verkäufe an ein derartiges „Zeugnis“ binden würde, wären Käufe bei anderen Händlern oder Weiterverkäufe durch Kunden usw. nicht zu kontrollieren. Ein Händler, der einen solchen Nachweis von Käufern verlangen würde, wäre bald auskonkurriert.
d) Selbst nach „Bestehen“ einer solchen Prüfung besteht keine Möglichkeit, das weitere Verhalten der Halter oder Händler zu überwachen.
e) „Alter schützt vor Torheit nicht“ heißt es im Volksmund völlig zu Recht. Auch Jugendliche über 14, 16, oder Erwachsene erliegen den Verführungen durch die Anbieter „geiler“ Ameisen. Viele Foreneinträge zeigen, dass auch ältere Halter nicht unbedingt verantwortungsbewusst mit den Ausbruchssicherungen umgehen. Ich weiß, dass es auch verantwortungsbewusste Exotenhalter gibt.
3.) Risikoklassen, Gefährdungsklassen, Haltungsklassen wurden vom Antstore eingeführt und werden als „Schritt in die richtige Richtung“ angepriesen:
a) Es ist nicht ersichtlich, nach welchen Merkmalen die Arten eingestuft werden. Abgesehen von den bereits als Schadameisen bekannten Arten (Pharaoameise, Argentinische Ameise, Pheidole pallidula, …) gibt es kaum Anhaltspunkte dafür, ob eine Art in unseren Ökosystemen (oder Haushalten, Warmhäusern, …) gefährlich werden könnte oder nicht.
b) Von Privatleuten und Händlern (auch dem Antstore!) werden Arten eingeführt und unmittelbar in die Hände von Haltern abgegeben (ich darf an die „neuen Ameisen aus Australien“ im September 2005 erinnern). Es waren Arten darunter, die erstmals importiert worden waren, für die keine Haltungserfahrungen vorliegen konnten, keine Möglichkeit zur Einschätzung von deren Potenzial, sich bei uns anzusiedeln. Dennoch wurden sie in die diversen „Klassen“ eingestuft.
4) Parasitenfracht, ein unbeliebtes Thema, dennoch Realität:.
a) Über die Parasitenfracht („parasite load“) der wenigsten Ameisenarten ist etwas bekannt. Nicht wissen, dass eine Ameise belastet ist, heißt aber noch längst nicht, dass sie frei von Parasiten ist. Einige wenige, tatsächlich untersuchte Beispiele zeigen, dass Ameisen eine ganze Reihe von Parasiten haben können (Viren, Bakterien, Pilze, die auf der Cuticula oder auch im Körper wachsen, Einzeller (Gregarinen), Fadenwürmer, Bandwurmfinnen (die Bandwürmer befallen dann Vögel, wenn diese die Überträger-Ameisen fressen), Milben, …
b) Über die Möglichkeiten, dass solche Parasiten von ausländischen Arten auf andere (bei uns heimische) Arten überspringen, gibt es nur verschwindend geringe Kenntnisse: Anders als bei der Honigbiene (mit ca. 7-8 bekannten Parasiten bei dieser einen Art!) ist es bei Ameisen wirtschaftlich uninteressant, darüber zu forschen. Dennoch: Es sind Beispiele bekannt, dass etwa Gregarinen aus einem Mittelbreiten-Gebirge, 2300 m hoch und im Winter tief verschneit, problemlos in voll-tropischen Ameisen gedeihen und diese umbringen können.
c) Untersucht sind bisher insbesondere Fälle, wo die infizierten Tiere äußerlich erkennbare Auffälligkeiten zeigen: Besonders dicke Gaster (Fadenwürmer), abweichende Färbung (einige Arten mit Bandwurmfinnen; andere Arten sind befallen aber frei von äußeren Kennzeichen), abweichende Gestalt (Viren bei „Pseudogynen“ = Secretergaten), auffallendes Sterben von Puppen (Gregarinen), … Ein „Screening“ zahlreicher Arten wurde bisher nur mit Blick auf die Bakteriengattung Wolbachia durchgeführt. Sie schadet den infizierten Tieren nicht unbedingt oder auffällig, ist aber aus wissenschaftliche Gründen interessant, weil sie z.B. das Geschlechterverhältnis (Anzahl produzierter Männchen/ Jungköniginnen) beeinflussen kann.
d) Das Erkennen von Parasiten-Infektionen ist in den wenigsten Fällen ohne entsprechende Laborausrüstung möglich. Ektoparasitische Milben und Pilze (Aegeritella) kann man noch mit einer Lupe erkennen. Für endoparasitische Erreger wie einzellige Pilze, Gregarinen, Bandwurmfinnen sind bereits die Sektion der Tiere und der Gebrauch eines Mikroskops erforderlich. Bakterien und Viren lassen sich nur mit entsprechenden histologischen und Anfärbetechniken nachweisen. Was man von außen erkennen kann, ist allenfalls das „unerklärliche“ Sterben der Ameisen.
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Gewiss gäbe es weitere Diskussionspunkte, mit denen sich Ameisenhalter wie –händler auseinandersetzen sollten. Aber die Probleme werden, denke ich, schon in dieser Zusammenstellung deutlich. Es ist ein langer Text, doch die Breite des Themas lässt sich nicht noch knapper darstellen.
Ich meine, dass verantwortungsbewusste Händler genau diese Informationen ihren Kunden nicht vorenthalten dürfen, und dass Halter, die sich als verantwortungsbewusst darstellen, den Inhalt dieser Ausführungen kennen müssen, wirklich „kennen“, nicht nur mal eben überfliegen! Und dann die richtigen Schlüsse daraus ziehen.
A. Buschinger
PS: Eine allfällige Diskussion wird übersichtlicher, wenn die Argumente mit den Bezeichnungen der entsprechenden Abschnitte versehen werden, also etwa:
„Zu 4 c: In der Veröffentlichung von … 1998, Zeitschrift für Parasitologie Bd. X, S. y-z heißt es, dass freilebende Ameisen keine Parasiten haben“.
Nicht hilfreich sind „Meinungsäußerungen“ in der Art: „Ich denke, dass das Risiko … winzig klein ist“. Davon gab es schon zu viele. – Fakten und nachvollziehbare Untersuchungen sind gefragt.
Nochmals auch hier kann man sich Gedanken machen , bzw. dafĂĽr sorgen um eventuelle Risiken zu minimieren , zumindestens die jenigen die sich fĂĽr verantwortungsbewusst halten .
Grüße Michael Schön